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Septemberweizen

BRD 1980, R/B/K: Peter Krieg, 96’ · DVD Industrialisierte, Menschen wie Natur schädigende Landwirtschaft, Lebensmittel als Spekulationsobjekt, Hunger trotz Überproduktion, die zugleich die Farmer in den Ruin treibt – Peter Kriegs anspruchsvoll gestaltete Dokumentation, vom Kleinen Fernsehspiel des ZDF koproduziert und mit einem Deutschen Filmpreis sowie zwei Adolf-Grimme-Preisen ausgezeichnet, sorgte vor über dreißig Jahren für viel Aufsehen und Zuspruch in kapitalismuskritischen Kreisen. In sieben Kapiteln schildert er, wie Getreide in den USA produziert, gehandelt und zum Mittel einer Politik wird, die Entwicklungsländer in den Ruin und in neuerliche Abhängigkeit treibt. Letztlich erscheint der gesamte Kapitalismus als ein einziger Skandal. Eine Antwort auf die Frage nach einer Alternative zu diesem System bleibt der Film allerdings schuldig. Und weshalb ist der massenhafte Export von US-Getreide in die Sowjetunion für beide Seiten ein willkommenes Geschäft, werden die einen doch ihre gewaltigen Überschüsse los, derweil die anderen – einst selbst ein großer Getreideexporteur – auf diese Einfuhren dringend angewiesen sind? Am Ende wird als Kronzeuge für die Niedertracht der Marktwirtschaft ein Ex-Unternehmer in New York aufgeboten, der durch die Krankheit seiner Frau in die Armut abgerutscht ist. Man könnte fragen, was mangelhafte private Vorsorge oder ein unzulängliches Sozialsystem mit der Wirtschaftsordnung zu tun haben und ob sich für deren Defizite und Ungerechtigkeiten nicht sehr viel bessere Beispiele hätten finden lassen. Doch womöglich stellt solche Fragen nur, wer seinen kritischen Blick auch für diesen kritischen Film bewahrt. (gym) SA 21.02. um 21 Uhr + SA 28.02. um 21 Uhr