Sie nannten ihn Amigo
Sie nannten ihn Amigo
DDR 1958, R: Heiner Carow, B: Wera und Claus Küchenmeister, Heiner Carow, K: Helmut Bergmann, M: Kurt Schwaen, D: Ernst-Georg Schwill, Erich Franz, Fred Düren, Angelika Hurwicz, Wilhelm Koch-Hooge, 63' · 35 mm
SA 09.04. um 19 Uhr
Deutschland 1939. „Friedliches Land“, sagt eine warme Frauenstimme über den Luftaufnahmen von Städten und Landschaften. Doch die vermeintliche Idylle wird durch Bilder aus einem Konzentrationslager unterbrochen. Und der 17jährige Rainer, ein KZ-Häftling, erzählt seine Geschichte… Sie führt ein paar Monate zurück, in die Hinterhöfe eines Berliner Arbeiterbezirks. Ein entsprungener KZ-Insasse hat sich in einen der Keller geflüchtet: ein „Politischer“, ein „Illegaler“. Ein paar Jungen, darunter Rainer, entdecken ihn. Als Sohn eines Kommunisten leistet er uneigennützig Hilfe, von der freilich niemand etwas erfahren darf. Doch ein Nachbar kommt dem Geheimnis auf die Spur und wird zum Denunzianten…
Sie nannten ihn Amigo zeichnet sich, wie bereits Sheriff Teddy, durch atmosphärische Dichte, soziale Genauigkeit und ein Primat des Bildes aus: Wenn Amigos Vater, schweigend, am Küchentisch eine angeschlagene Schüssel wieder zusammenklebt, weiß der Zuschauer sofort um die wirtschaftliche Lage der kleinen Familie. Solche Details, die unaufdringlich, fast nebenher erzählt sind, besitzen gleichsam Brecht‘sches Format.
Vordergründig dagegen wirkt das Finale: Der Film blendet in die DDR-Gegenwart der 1950er-Jahre und zeigt den erwachsenen Rainer während einer Parade der Nationalen Volksarmee als stolzen Panzerfahrer. Später nutzte Heiner Carow jede Gelegenheit, die sich ihm bot, um diesen Schluss eigenhändig aus den Kopien zu tilgen. (rs)