Swastika
GB 1974, R: Philippe Mora, B: Lutz Becker, Philippe Mora, 100’ · 35 mm, OF
Einst höchst umstritten, heute frei verfügbar – Swastika versammelt vielfältige Archivmaterialien mit dem Ziel, das Leben in Deutschland während des Nationalsozialismus sowie das Privatleben Adolf Hitlers darzustellen. Ursprünglich als ein Film gedacht, der Albert Speers Erinnerungen zur Grundlage gehabt hätte, nahm das Vorhaben eine Wende, nachdem der Researcher Lutz Becker, gebürtiger Erfurter des Jahrgangs 1941, in Archiven ein Foto von Eva Braun entdeckte, auf dem sie eine 16mm-Kamera in Händen hält. Nach zwei Jahren der Suche spürte Becker im Frühjahr 1972 die dabei entstandenen Agfacolor-Filme von insgesamt etwa vier Stunden Material in den USA auf.
Heute haben Clips daraus sogar in den neuesten Film mit Gerhard Polt Eingang gefunden. Im Mai 1973 fand die Premiere von Swastika in Cannes vor heulendem Publikum statt. Für die einen eine Zumutung, war der Film für andere ein Augenöffner über das Deutschland der Hitlerzeit. Swastika kompiliert Privataufnahmen vom Obersalzberg, stumm gefilmt zumeist von Eva Braun, und andere Archivmaterialien – ohne gesprochenen Kommentar, aber mit aufwändig nachsynchronisiertem Ton, für den ein Lippenleser engagiert wurde – eine heikle Entscheidung. Je persönlicher Hitler gezeigt wird, desto entrückter wirkt er. Sämtliche Archive, denen Material zu verdanken war, werden ausgewiesen, was damals keine Selbstverständlichkeit darstellte. (ra)
DI 03.02. um 20 Uhr · Einführung: Simone Erpel