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Tobby

Tobby BRD 1961, R/B: Hansjürgen Pohland, K: Wolf Wirth, M: Manfred Burzlaff, D: Tobias „Tobby“ Fichelscher, Eva Häussler, Manfred Burzlaff, Francis Conrad Charles, Anik Fichelscher, Danny Fichelscher, Ed Fichelscher, 78’ · DCP DI 30.10. um 20 Uhr · Einführung: Jan Gympel Wie Hansjürgen Pohland – in der ersten Hälfte der sechziger Jahre als Regisseur und vor allem als Produzent eine der wichtigsten Figuren des Jungen Deutschen  Films – wohnte der Jazzmusiker Tobias „Tobby“ Fichelscher (1927-1992) damals in der Forbacher Straße in Berlin-Zehlendorf. Aber wohl nicht nur deshalb stellte Pohland einen Musiker in den Mittelpunkt seiner ersten abendfüllenden Produktion: Er war selbst am Konservatorium gewesen und hatte als Jugendlicher eine Band gehabt. Zudem erkannte er in der Geschichte von dem Kreativen, der sich zwischen seiner Kunst und einer kommerziellen Karriere entscheiden muss, seine eigene damalige Situation. Die experimentelle Mischung aus Spiel- und Dokumentarfilm fand auf Festivals Anerkennung, jedoch keinen Verleih. Außerdem hatte Tobby, wie manche harschen Kritiken zeigen, in der spießigen Adenauer-Gesellschaft ebenso einen Nerv getroffen wie sein Titelheld, dessen nun nicht gerade avantgardistischer Jazz und etwas nonkonformistisches Auftreten die Damen bereits in Wallung versetzten. Erst in den letzten Jahren wurde der lange weit­gehend vergessene Streifen wiederentdeckt: Nicht nur als eines der allerersten Werke des Jungen Deutschen Films, sondern auch als inzwischen natürlich nostalgisch umflortes Zeugnis des damaligen Berlin, samt rarer Aufnahmen aus der winzigen (aber bereits Aufsehen erregenden) Kreuzberger Kunstszene jener Jahre rund um Kurt Mühlenhaupt, Robert Wolfgang Schnell und Günter Bruno Fuchs, die in Tobby auch auftraten. Wolf Wirth hielt all dies bei seinem ersten abendfüllenden Film mit den für ihn typischen Stilmitteln fest, stets changierend zwischen dem Einfangen der Wirklichkeit und deren ästhetischer Überhöhung. (gym)