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Tobby

BRD 1961, R: Hansjürgen Pohland, K: Wolf Wirth, M: Manfred Burzlaff, D: Tobias „Tobby“ Fichelscher, Eva Häussler, Manfred Burzlaff, Francis Conrad Charles, 81’ · 35 mm Der Jazzmusiker Tobias „Tobby“ Fichelscher (1927-1992) wohnte seinerzeit wie Pohland in der Forbacher Straße in Berlin-Zehlendorf. Aber wohl nicht nur deshalb stellte letzterer einen Musiker in den Mittelpunkt seiner ersten abendfüllenden Produktion: Pohland war selbst am Konservatorium gewesen und hatte als Jugendlicher eine Band gehabt. Zudem erkannte er in der Geschichte vom Kreativen, der sich zwischen seiner Kunst und einer kommerziellen Karriere entscheiden muss, seine eigene damalige Situation. Die experimentelle Mischung aus Spiel- und Dokumentarfilm fand auf Festivals Anerkennung, jedoch keinen Verleih. Die Kritiker monierten gern (wie seinerzeit üblich), dass das Experiment nicht sofort und vollständig gelungen war, statt sich über den mutigen Versuch eines jungen Filmemachers zu freuen, neue Wege zu beschreiten – und das auch noch auf volles eigenes Risiko. Teils waren die Reaktionen polemisch: „Auf eine Bettszene, frei nach ‚Hiroshima mon amour’, nur wesentlich indezenter, folgt die Nacht mit einer jungen Schauspielerin im Atelier: von oben herab in wechselnden Einstellungen mit ständig veränderten Positionen der beiden aufgenommen, ein zunächst ganz netter optischer Einfall, der sofort wieder bis zum Überdruß einer Manier ausgewalzt wird. Daß die karg bekleidete Frau auch noch äußerst unappetitlich aufgemacht ist, gehört wohl auch wieder zum erstrebten ‚Realismus’.“ (USE., Film-Dienst 13/1962) Tobby hatte in der spießigen Adenauer-Gesellschaft wohl einen Nerv getroffen, wie auch sein Titelheld, dessen relativ braver, im internationalen Vergleich eher angestaubter Jazz und dessen etwas nonkonformistisches Auftreten die Damen bereits in Wallung versetzten. Erst in den letzten Jahren erlebte der lange weitgehend vergessene Streifen eine gewisse Wiederentdeckung: Nicht nur als das wohl allererste Werk des „Jungen Deutschen Films“, sondern auch als inzwischen natürlich nostalgisch umflortes Zeugnis des damaligen Berlin, samt rarer Aufnahmen aus der winzigen (aber Aufsehen erregenden) Kreuzberger Kunstszene jener Jahre rund um Kurt Mühlenhaupt, Robert Wolfgang Schnell und Günter Bruno Fuchs, die in Tobby auch auftreten. (gym) MI 03.12. um 20 Uhr · Einführung: Jan Gympel