Tramp
BRD 1968, R: Peter Lilienthal, B: Barry Bermange, K: Gérard Vandenberg, D: Franciszek Pieczka, Vadim Glowna, Aca Stojkovic, Relja Bašic, Jelena Leskovar, Ingo Thouret, Rolf Zacher, 74’ · DigiBeta
„Der 39jährige Lilienthal war stets ein eigenwilliger Außenseiter unter den jungen Filmemachern. Von der Wiedergabe platter Realität hat er nie etwas gehalten, doch sind für ihn die seltsamen, merkwürdigen Leute, die in seinen gern ‚absurd’ oder ‚kafkaesk’ titulierten Filmen erscheinen, durchaus real“, erklärte Kurt Habernoll in der West-Berliner Mittagszeitung Der Abend vom 10.12.1968. Bevor er Kinofilme realisieren konnte, hatte sich Peter Lilienthal einen Ruf als Schöpfer avantgardistischer TV-Produktionen erworben. Mit Tramp bestätigte er diesen nachdrücklich: Der im damaligen Jugoslawien gedrehte Film schildert fragmentarisch die Geschichte des Reisenden oder auch Flüchtlings Josef (der wohl nicht zufällig den Vornamen mit dem Protagonisten aus Kafkas Der Prozess teilt), welcher einen Verwundeten und einen Toten findet. Einige Männer, die in die Tat verwickelt scheinen, reden ihm ein, er dürfe nicht zur Polizei gehen, und er schließt sich ihnen an. Ponkie stellte in der Abendzeitung vom 12.12.1968 fest: „die ‚Handlung’, die Fluchtreise eines Außenseiters mit einer Gruppe Fremder, wird nur als Gerüst für Irrationales benutzt“ und „Lilienthals ohnehin gefährlicher Hang zur Manier hat hier die Grenze des Originalen überschritten“. Die Parabel sei „eine fast groteske Fehlleistung“. Habernoll fand hingegen: „Übrigens kann man den von Gerard Vandenberg fast zu brillant und kunstvoll fotografierten Film auch als schwarzen Krimi, als böse, tödliche Intrige genießen.“ (gym)
DO 18.06. um 20 Uhr + SO 21.06. um 19 Uhr · Einführung: Jan Gympel