Sonntag, 26. Februar 2023, 16.30 Uhr
Von schweren Anfängen und einem Alltag der Rekorde
Die DDR-Stahlindustrie im Film
Eher agrarisch strukturiert und massiv von sowjetischen Reparationen betroffen herrschte in der jungen DDR ein Mangel an Eisen und Stahl. Dem Aufbau dieser Schwerindustrie galt somit die höchste staatliche Priorität, was auch in politisierten und mit Filmen untersetzten Kampagnen zum Ausdruck kam. Sie nährten das Bild des kräftigen Schmelzers vor kochendem Stahl oder erklärten das Schrottsammeln zur Gemeinschaftsaufgabe (Martin, warum weinest Du?). Versachlichte Technologiebeschreibungen blieben selten (Elektronenstrahl-Mehrkammerofen). Gefragt waren hingegen breit angelegte Jubiläumsepen, die DDR-Fortschrittsgeschichten erzählten und symbolisch überhöhten: Nach schwerem Anfang seien alle Probleme gelöst worden und „wir gerieten in einen Alltag der Rekorde“ – so der Sprecher in Heute fängt Morgen an... Die Existenz des Brandenburger Standortes vor 1945 wurde verschwiegen. Demgegenüber entkleidete Andreas Höntsch in seinem HFF-Hauptprüfungsfilm Alle Jahre wieder diesen Stahl-Mythos. Durch das Fachsimpeln über Foto und Film näherte sich das Drehteam den Arbeitern als Menschen an, ohne auf ästhetische Muster der Stahlwerksdarstellung zu verzichten. (rf)
Stahlwerker Schulze in der Produktionsberatung
R: Richard Groschopp, D: Aribert Grimmer, 3’
Martin, warum weinest Du?
R: Ernst Uchrin, 4’
Elektronenstrahl-Mehrkammerofen
R: Gerhard Scheunert, 8’
Heute fängt Morgen an… 30 Jahre Stahl- und Walzwerk Brandenburg
R: Peter Zenthöfer, K: Dietrich Schwartz, 48’
Alle Jahre wieder
B/R: Andreas Höntsch, K: Peter Moschall, Tony Loeser, 27’