Vorstadtvarieté. Die Amsel von Lichtental
A 1935, R: Werner Hochbaum, B: Werner Hochbaum, Ernst Neubach, K: Eduard Hoesch, D: Mathias Wieman, Luise Ullrich, Frida Richard, Hans Moser, Oskar Sima, 96’ · 35 mm
Für die erste von vier österreichischen (Ko-)Produktionen nimmt sich Hochbaum eines genuin wienerischen Stoffs an, des Bühnenstücks Der Gemeine von Felix Salten aus dem Jahr 1899. Hochbaum verschiebt die Handlung von dieser Umbruchszeit in jene kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Die bildsprachliche Geläufigkeit und Präzision früherer Arbeiten überträgt sich ungeschmälert in Hochbaums erste solid budgetierte Produktion, das prominente Volksschauspielerensemble wird mit sezierender Schärfe eingesetzt.
Die junge Mizzi will als Volkssängerin im Varieté ihrer Familie auftreten und gerät in die Zwickmühlen der Doppelmoral. Ihr halsstarriger Verlobter, eben eingezogen zur k.u.k.-Armee, kann eine Schaustellerin als Zukünftige nicht dulden, ihr Bruder beherrscht das Geschäft mit der Gemütlichkeit, dessen Einsatz junge Frauen sind. Die Kamera registriert Unterschiede und Überkreuzungen zwischen Stadt und Land, Gehorchen und Genießen, Soldatenuniform und Bühnenmontur. Die ständestaatliche Zensur Österreichs erzwang ein nachgedrehtes Happy End, der Fremdkörper tut der präzis argumentierten Entrüstung des Films keinen Abbruch. (jsch)
MI 11.03. um 20 Uhr + SA 14.03. um 20.30 Uhr