Wir wollen Blumen und Märchen bauen
Wir wollen Blumen und Märchen bauen
BRD 1970, R: Thomas Hartwig, Jean-François Le Moign, 108’ · Blu-ray
SO 18.08. um 17 Uhr + FR 23.08. um 18.30 Uhr · Einführung: Jeanpaul Goergen
Jugendliche im Märkischen Viertel in West-Berlin. Sie treffen sich im evangelischen Jugendzentrum „Die Brücke“, dem einzigen im Quartier – ein „Wartesaal für Leute auf der Flucht vor den bedrückenden Verhältnissen, ihren Familien, dem Knast und vor sich selbst.“ Dabei hatte Herbert Stranz, einer der Architekten des Märkischen Viertels, versprochen: „Wir wollen Blumen und Märchen bauen.“
Das Experiment eines selbstorganisierten und selbstverwalteten Treffpunkts für die jungen Arbeiter im Märkischen Viertel scheitert. Es fließt zu viel Alkohol. Es gibt Schlägereien, schließlich Resignation und Abdriften in rechte Milieus. Pädagogikstudenten wollen helfen. Es gelingt ihnen aber nicht, die Distanz zu den Jugendlichen aus sozial schwachen Familien zu überbrücken.
Wir wollen Blumen und Märchen bauen ist auch ein Film über die Fehler und Versäumnisse moderner Stadtplanung: „Selten hat man sich Jugendliche so spontan und unverkrampft vor der Kamera äußern sehen wie in diesem Film, der nicht denkbar wäre ohne die Fülle ähnlicher Dokumentationen junger Filmmacher in den letzten Jahren, der aber dadurch gewinnt, dass er technische Mittel wie Musik, Zwischentitel, einfrierende Bilder oder reine Stimmungsszenen geschickt und unaffektiert einsetzt und dass der Kommentar angenehm nüchtern gehalten ist.“ (Wolf Donner, Die Zeit, Nr. 50/1970) (jg)