Wir Wunderkinder
Es war einmal – Eine wahre Geschichte von höherer Vogelwarte aus gesehen
BRD 1957, R: Gerhard Fieber, B: Boris von Borresholm, K: Gerhard Huttula, 11‘ · 35 mm
Wir Wunderkinder
BRD 1958, R: Kurt Hoffmann, B: Heinz Pauck, Günter Neumann, K: Richard Angst, D: Hansjörg Felmy, Robert Graf, Johanna von Koczian, 107‘ · 35 mm
SA 25.02. um 21 Uhr + SO 26.02. um 18 Uhr
Wir Wunderkinder war so etwas wie der Vorzeigefilm des westdeutschen Spätfünfzigerjahre-Kinos: der selbstkritische Blick auf die Landesgeschichte und das allseitige Mitläufertum, in dem immer nur so viel gesagt und gezeigt wird, dass es den entsprechenden Herrschaften etwas mulmig, nie aber Angst und Bange um ihre Ehre und ihr Berufsleben wird. Es ist ein Blick auf die Jahre 1913 bis 1957, in dem der ehrbare kleine Mann als ein den Strömungen der Zeit ausgelieferter Mensch dargestellt wird, während für die Niederträchtigen und Verschlagenen sich immer ein Plätzchen findet. Wobei man sich, wie das Ende zeigt, auf die Macht des Schicksals verlassen kann – auf jeden Ungustl wartet irgendwo ein Aufzugsschacht.
Raffiniert ist das Ganze als eine Art Kino-Revue strukturiert, in der die Kabarettisten Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller als Filmerzähler und Pianist die Bilder aus den gar nicht so guten alten Zeiten süffig bis ätzend einordnen. Damit konnte sich Hollywood (Golden Globe 1959, ex aequo unter anderem mit Bernhard Wickis Die Brücke) ebenso anfreunden wie das Filmkulturestablishment des staatskommunistischen Mittel- und Osteuropas (Goldmedaille beim 1. Internationalen Filmfestival Moskau, ex aequo mit Akhtar Kardars Jago Hua Savera und Ji?í Sequens’ Útek ze stínu). Die Bundesrepublik war angekommen – bei sich selbst wie in der Welt. (om)