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Nach dem Zerfall Jugoslawiens brechen in Kroatien, Bosnien und Herzegowina und im Kosovo in den frühen 1990er Jahren Kriege von einem Vernichtungswillen und einer Zerstörungswut auf, wie es sie in Europa seit 1945 nicht mehr gegeben hat. Ins Zentrum der internationalen Nachrichten rückt dabei Sarajevo. Von 1992 bis 1996 wird die Hauptstadt des neu gegründeten Staates Bosnien und Herzegowina von der Armee der bosnischen Serben und Einheiten der jugoslawischen Bundesarmee belagert und steht unter dauerndem Beschuss durch Granaten und Heckenschützen. In dieser Situation reisen Didi Danquart und Johann Feindt im August 1993 dorthin und sprechen mit ganz unterschiedlichen Menschen über den Krieg und wie er ihr Leben verändert. Damir, der 15-jährige Soldat mit steinaltem Blick; Wanja, der versehentlich eine Frau erschossen hat und nicht darüber hinwegkommt; eine Frau, die auch in bitterer Not auf ein gepflegtes Aussehen achtgibt; Dado, der auf dem Dach eines Hochhauses Gemüse anbaut; Borislaw, der acht Frauen vergewaltigt und ermordet hat. Im Katalog des Münchner Dokumentarfilmfestivals schreiben Didi Danquart und Johann Feindt 1994: „Wir sind eingeflogen und konnten wieder ausfliegen. Ein fremder Blick auf Fremdes. Ein Blick, der uns nach Deutschland nur als Fremde zurückkommen läßt. Eine Materialsammlung, auf Hi-8 gedreht, auf Filmmaterial kopiert. Ein erschreckendes Bild von der Banalität des Krieges. Wunden im Kopf, die nicht heilen wollen. Von der Seele wissen wir noch weniger. (…) Leben in Sarajevo. Leben?“ (ps)

Wundbrand Sarajevo, 17 Tage im August