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Zlatye gory / Berge aus Gold

Zlatye gory Berge aus Gold UdSSR (Sojuzkino, Leningrad) 1931, R: Sergej Jutkevic, B: Andrej Michajlovskij, Leo Arnštam, Vladimir Nedobrovo, S. Jutkevic, Aleksej Capygin, K: Žosef Martov, Vladimir Rapoport, M: Dmitrij Šostakovic, D: Boris Poslavskij, Jurij Korvin-Krukovskij, Boris Feodos’ev, Ivan Strauch, Boris Tenin, Nikolaj Micurin, 95‘ · 35mm, OmU MI 29.11. um 20 Uhr · Einführung: Stephan Ahrens Vielleicht war Sergej Jutkevic der exzentrischste unter den intellektuellen Sov-Avantgardisten (mit Theatererfahrung an der Bürgerkriegsfront), jedenfalls aber dem Experiment zugeneigt, fast ein Jahrhundert lang. Nachdem er mit Kruževa (Spitzen, 1928) ein ideologisch wie ästhetisch zentrales Stummfilmwerk geschaffen hatte und bevor er viel später seinen legendären Lenin-Hattrick inszenierte – Rasskazy o Lenine (1957), Lenin v Pol’še (1965), Lenin v Pariže (1981) – setzte der Theorieprofessor mit Zlatye gory ein Ausrufezeichen des Tonfilms, im selben Jahr wie Ekks Sound-Erstling Der Weg ins Leben und in kongenialer Zusammenarbeit mit Freund Šostakovic. Erstaunlich ist hier nicht nur, wie Volkslied und Revolutionspathos, Gstanzl (castuška) und Ukrainisch-Russische Sprachnuancierung sowie Instrumentationslust und bewusstes Aussetzen des Tons zusammenspielen, sondern vor allem auch die Komplexität der Narration. Denn die Realparabel der Verführung des einfachen Bauern Petr, der sich, nur weil er von einem Pferd träumt, vom Werksboss-Sohn bestechen und zum Anschlag auf den Arbeiter Vasilij verführen lässt, führt Jutkevic mit dem legendären Streik der Bakuer Erdölarbeiter parallel. Metallurgie-Bergwerk-Griffithiana anno 1914 – gewidmet dem „Kollektiv-Koautor der Putilovwerke“! (bw)