Schnabeliger Schutz gegen die Pest

Menschen in weißen Schutzanzügen, die sich vorsichtig durch eine abgesperrte Zone bewegen, in der ein tödlicher Virus wütet – nein, dies ist nicht der Anfang eines postapokalyptischen Horrorszenarios oder einer Dystopie. Solche Bilder sind uns spätestens seit der Ebola-Epidemie bekannt. Doch auch bereits vor einigen hundert Jahren waren solche Anzüge im Einsatz – zum Schutz gegen die damals wütende Pest und anderen Krankheiten. In unserer Rubrik Wozu das denn? stellen wir Ihnen vor, welche Funktion die Pesthaube im Kampf gegen verheerende Krankheiten hatte.

Lange wussten die Menschen nicht, wie sich die Pest verbreitete. Als Ursachen wurden eine ungünstige Konstellation von Mars, Jupiter und Saturn oder verseuchtes Wasser ausgemacht. Es wurde vermutet, dass „schlechte Winde“ und verdorbene Luft, das sogenannte „Miasma“, die Krankheit übertrugen. Daher sollten ausschließlich die nach Norden gerichteten Fenster zum Lüften genutzt werden. Ätherische Öle und andere duftende Essenzen wurden zur Abwehr der verdorbenen „Pestluft“ eingesetzt.

Um sich selbst vor hochansteckenden Krankheiten zu schützen, trugen Ärzte Schutzhauben wie die Pesthaube aus unserer Dauerausstellung. Das Gesicht war vollends mit einem Gewebe aus Baumwollsamt bedeckt, so dass das Atmen nur noch über kleine Atemlöcher am „Schnabel“ möglich war. In das hervorstehende Nasenstück wurden Kräuter oder Essigschwämme gefüllt, die die Luft filtern und die Krankheit abwehren sollten. Die Augen waren mit brillenartigen Linsen geschützt, um auch den Blick des Kranken abzuwehren, sollte dieser die Krankheit übertragen. Die von innen gewachste Pesthaube samt Ledergewand bildete einen Ganzkörper-Schutzanzug, wie wir ihn heute aus Quarantänestationen in Krankenhäusern kennen.

Im Mittelalter wurde versucht, die Pest mit Aderlass oder Brechmitteln aus dem Körper zu vertreiben, was die Erkrankten meist noch schwächte. Viele Menschen flüchteten, wodurch sich die Seuche umso schneller verbreitete. Erst Mitte des 15. Jahrhunderts, nachdem die Seuche ihren Höhepunkt erreicht hatte, wurde eine erste Quarantänestation auf der venezianischen Insel Lazzaretto Nuovo errichtet. Hier standen Reisende zunächst 40 Tage unter Beobachtung, bevor sie weiter reisen durften.

Unklar ist, wie viele Menschen der Pest zum Opfer fielen, die Schätzungen schwanken zwischen 20 und 50 Millionen Toten. Erst 1894 entdeckte der Arzt und Bakteriologe Alexandre Yersin den später nach ihm benannten Pesterreger Yersinia pestis, der von Ratten auf Flöhe und von diesen auf Menschen übertragen wird.