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Ausstellungsplakat - Für immer Jung. 50 Jahre Deutscher Jugendfotopreis

Kritik – Protest – Anklage

 

Gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Fehlentwicklungen, aber auch die Bedrohung der natürlichen Lebensgrundlagen sind seit Bestehen des Deutschen Jugendfotopreises Themen, die Jugendliche bewegen. Die Kamera wird dazu genutzt, diese Missstände festzuhalten und publik zu machen. Die Fotografinnen und Fotografen nehmen keinen neutralen Standpunkt ein, sondern wählen bewusst plakative und provokante Motive aus, die keinen Zweifel an ihrer Parteinahme aufkommen lassen. Viele Arbeiten gehen über einen rein dokumentarischen Ansatz hinaus und nutzen, um ihre Aussagen zu verstärken und den Betrachter wachzurütteln, zusätzlich die Möglichkeiten von Bildunterschriften, Inszenierungen sowie von konzeptionellen Herangehensweisen.

 

Ein wiederkehrendes Motiv schon seit den 1960er Jahren ist die Kritik an überzogener Industrialisierung und die zunehmende Umweltzverschmutzung. 1979 greift der Deutsche Jugendfotopreis diesen Trend auf und schreibt das Sonderthema »Umweltschutz – Umweltzerstörung« aus. Zahlreiche Fotografien leben vom Kontrast zwischen Industrieanlagen auf der einen und bedrohter Natur und dörflicher Idylle auf der anderen Seite. Der Umgang mit den Folgen der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl ruft eine apokalyptische Stimmung hervor und macht exemplarisch die eigene Ohnmacht bewusst.

 

Die Jugendlichen hinterfragen außerdem die täglichen Verheißungen des Massenkonsumes und machen zugleich auf die negativen Begleiterscheinungen wie Überdruss und Überforderung des Einzelnen aufmerksam. Mit erschreckenden Bildern vergegenwärtigen sie den verantwortungslosen Umgang mit Nutztieren in der hochtechnologisierten Landwirtschaft. Ein häufiges Thema ist darüber hinaus die Auseinandersetzung mit Ausländerfeindlichkeit und Intoleranz. Die ersten kritischen Arbeiten datieren aus den 1980er Jahren. Rechtsradikale Anschläge und die anschließenden intensiven öffentlichen Debatten zu Beginn der 1990er Jahre verstärken diese Tendenz.

 

Die jungen Fotografinnen und Fotografen konstatieren nicht nur die gesellschaftliche und umweltpolitische Misere, sondern auch die Möglichkeiten, die in einer Mobilisierung der Jugend liegen. Wer gegen Missstände demonstriert, zeigt seinen Willen zur Veränderung und glaubt an die Gestaltung der eigenen Zukunft. Statt die Passivität und Resignation vieler Erwachsener zu teilen, verdeutlichen sie die Einflussmöglichkeiten, welche ein gemeinsamer Protest bietet. Jede neue Generation sieht sich mit gesellschaftlichen Problemen und Entwicklungen konfrontiert, gegen die sie Position beziehen möchte. Vielen Jugendlichen ist ihr ausgeprägtes Bewusstsein für Gerechtigkeit und Umwelt gemein sowie die Überzeugung, dass es sich lohnt, für eine lebenswerte Welt zu kämpfen.

Wilfried Bauer, Kirche mit Schornsteinen, 1965, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
Thomas Klingler, ohne Titel, 1979, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
Dirk Reinartz, Demonstranten mit Karl-Marx-Bild, 1968, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
Bernd Schrader, ohne Titel, 1982, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
Julian Röder, Aktionstag, 20. Juli 01, aus der Serie Protest gegen den G8-Gipfel in Genua, Italien 19.-21. Juli 2001, 2001, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
Volker Krämer, Demonstranten in Prag, 1968, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
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