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Ausstellungsplakat - Für immer Jung. 50 Jahre Deutscher Jugendfotopreis

Visionen – Verfremdung – Erfindung

 

Die Fotografie bestimmt in besonderem Maße unsere Wahrnehmung. Ihr wird immer wieder der Anspruch von authentischer Abbildung des Gesehenen unterstellt. Zugleich wird uns durch die digitalen Möglichkeiten bewusst, dass Fotografien häufig retuschiert, verfremdet, nachbearbeitet oder gänzlich am Computer entstanden sind.

 

Bereits früh wurden beim Deutschen Jugendfotopreis Aufnahmen eingereicht, die mittels Mehrfachbelichtung oder verlängerter Belichtungszeit das Motiv verfremdet zeigen. Auch begegnen uns in diesen Jahren schon Bilder, deren Abzüge nachträglich manipuliert wurden, etwa durch ergänzende Zeichnungen auf dem Fotopapier. Am Computer bearbeitete Fotografien finden sich erstmals in den 1990er Jahren. Durch die Einrichtung des neuen Wettbewerbsbereiches »Imaging« ruft der Deutsche Jugendfotopreis seit 2006 gezielt zum Einsenden digitaler Bilder auf, die sich häufig an den medialen Grenzen zum Fotodesign und zur Fotografik bewegen.

 

Die digitale (Nach-)Bearbeitung und die analoge Verfremdung aufgenommener Bilder bieten den Jugendlichen die Möglichkeit, zu experimentieren. Die Montage erlaubt beispielsweise das Zusammenfügen unterschiedlicher Fotografien – oder Versatzstücke dieser – zu einer neuen Komposition. Der Einsatz von Bildbearbeitungsprogrammen ermöglicht es darüber hinaus, Bildmotive und Szenerien gänzlich am Computer entstehen zu lassen. Außergewöhnliche Ansichten, neue Perspektiven und gesteigerte Farbigkeit sind das Ergebnis.

 

Gerade der Einsatz computergestützter Bildbearbeitungsprogramme sowie digitaler Kameras ermöglicht es, neue Aussagen zu treffen, die über bereits Bekanntes hinausgehen. Durch die aufgenommene und im Nachhinein bearbeitete Fotografie kommt das Dargestellte der Vorstellung näher, welche die Fotografin oder der Fotograf zum Zeitpunkt der Entstehung im Kopf hatte. Nicht selten sind diese Aufnahmen durch Symmetrien oder kaleidoskopartige Kompositionen des Motivs geprägt. Am Computermonitor materialisieren sich imaginäre Bilder, die den jungen Fotografierenden zu einem Mediengestalter werden lassen.

 

Die so entstandenen, digitalen Welten spielen im Besonderen mit der Wahrnehmung des Mediums Fotografie. Wird das Foto häufig immer noch als Abbild der Wirklichkeit gesehen, karikieren jene Aufnahmen den Anspruch der Fotografie auf eine Realität des Abgebildeten. Zugleich erzeugen sie durch Vermischung von realer und fiktionaler Welt eine neue Wirklichkeit, die sich zumeist erst auf den zweiten (oder dritten) Blick als konstruiert entlarvt.

Bernhard Goschin, Bäume, 1968, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
Alexander Bräumer, Der Kinderspielplatz der Zukunft, 1982, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
Bernhard Goschin, Bäume, 1968, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
Jens Becker, diabolos de la noche, 2010, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
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