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Ausstellungsplakat - Für immer Jung. 50 Jahre Deutscher Jugendfotopreis

Perspektive – Ausschnitte – Umdeutung

 

Fotografieren schärft den Blick für scheinbar Nebensächliches. Die eingereichten Aufnahmen der letzten fünfzig Jahre verdeutlichen, dass junge Fotografinnen und Fotografen während ihrer Streifzüge mit der Kamera immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Perspektiven waren. Auch bei vorrangig gegenständlichen Motiven liegt der Reiz in der Entdeckung neuer Formen und der Umdeutung alltäglicher Dinge.

 

Besonders die Aufnahmen aus der Anfangsphase des Wettbewerbes bestechen durch eine sachliche Betonung der Architektur und Raumstruktur. Der Rhythmus aus Licht und Schatten lässt in Schwarz-Weiß-Aufnahmen einen starken Kontrast entstehen. Von formalem Denken und minimalistischer Motivabstraktion geprägt, arbeiten sie den linearen und geometrischen Charakter zeitgenössischer Architektur heraus.

 

In späteren Jahren gehören vielfach Innenaufnahmen zu den prämierten Fotografien, die Räume wie Gesichter porträtieren: menschenleer, selbst wenn sie per se Versammlungsorte sind. Der Hörsaal, das Schwimmbad, der Clubraum oder das Theater werden durch die Gebrauchsspuren ihrer Nutzung gekennzeichnet.

 

Ein weiteres Mittel, um Gegenständliches umzudeuten, ist die Wahl des Ausschnittes und das Herauslösen eines Objektes aus seiner Umgebung: Ein Blatt verwandelt sich in ein filigranes Kunstwerk, der Mauerputz zu einer Landkarte. Die Aufnahmen schaffen so neue Realitäten und verdeutlichen, dass Fotografien eine Interpretation der Wirklichkeit sind.

 

Besonders die seit den 1980er Jahren vermehrt teilnehmenden Mädchen und Jungen aus der jüngsten Altersgruppe zeigen ihre Experimentierfreude mit dem Medium Fotografie. Die Verkehrung des gewohnten Blickwinkels, die Aufhebung fester Größenrelationen, das Arrangieren von Gegenständen und die Schaffung visueller Analogien zweier eigentlich nicht zusammenpassender Motive stellen unsere Wahrnehmungsgewohnheiten infrage. Sie verleihen dem alltäglich Gesehenen nicht ohne Humor eine neue Dimension: Ein Teddybär starrt verträumt auf Whiskyflaschen, ein Haushaltsgerät wird zum Sternenhimmel und Nagetiere erscheinen plötzlich überlebensgroß.

 

Durch ihre bewusste Manipulation verdeutlichen sie uns, dass Fotografien einen fragmentarischen Charakter haben können. Gleichzeitig fordern sie uns auf, immer noch ein zweites Mal hinzusehen.

Klaus Kuhnigk, Spuren im Schnee, 1964, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
Rolf Sachsse, ohne Titel, 1970, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
Jennifer Schäfer, aus der Serie bright on!, 2010, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
Julia Sonntag, Mohn, aus der Serie Tausendschön, 2010, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
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