Poster Bibliography Eine Datenbank der Plakatkünstler und der Plakatliteratur
Trotz einem seit etwa dreißig Jahren stetig wachsendem Interesse an Plakaten fristet dieses Gebiet immer noch in mancher Beziehung das Dasein eines Waisenkindes. Abgesehen von einigen hoffnungsvollen lokalen Anstrengungen gibt es keine Nachfolger, die etwa die Rolle des von Hans Sachs gegründeten Vereins der Plakatfreunde oder seiner Zeitschrift »Das Plakat« übernommen hätten. In den Kunstliteratur-Zusammenfassungen oder den Handbüchern der Auktionspreise werden Plakate bestenfalls knapp am Rande gestreift, in den Künstlerverzeichnissen erscheinen Plakat-Designer nur, wenn sie auch gleichzeitig noch Maler und Bildhauer sind, andererseits verschwinden sie mehr und mehr in den anonymen Teams der Werbebranche. Die an sich reiche Literatur über Plakate ist dadurch weit verstreut und schwer zu finden. Für eine große Plakatausstellung ein einigermaßen vollständiges Literaturverzeichnis zusammenzustellen, war bis dahin unter diesen Umständen mit großem Aufwand verbunden. Hans Sachs hatte die bereits zu seiner Zeit vorhandene Informations-Lücke erkannt und deshalb regelmäßig Listen der ihm zugegangenen Veröffentlichungen zum Thema Plakat publiziert. Rund siebzig Jahre später wurde diese Arbeit nun von einem auf privater Initiative entstandenen Projekt wieder aufgegriffen. Das POSTER BIBLIOGRAPHY PROJECT hat sich zum Ziel gesetzt, sämtliche publizierten Werke über Plakate zu erfassen und die darin erwähnten Plakatkünstler in eine Datenbank aufzunehmen, zusammen mit Lebensdaten und Wirkungsort. Die POSTER BIBLIOGRAPHY umfaßt Bücher, Zeitschriftenartikel, Ausstellungskataloge, Auktions- und Verkaufskataloge und Dissertationen aller Länder seit Beginn der Plakatkunst um ca. 1850 bis heute. Die Daten können mit den gängigen computerisierten Methoden sortiert, ausgedruckt und nach verschiedenen Begriffen abgefragt werden. Als Informationsquellen dienten vorerst die Bibliotheken der bekanntesten öffentlichen Plakatsammlungen in Basel, Brno, Krakau, Essen, Paris, Poznan, Prag, Treviso und Zürich. Hinzu kommen Kunstbibliotheken, Nationalbibliotheken und große öffentliche Bibliotheken in gegenwärtig rund 15 Städten zwischen Los Angeles und Moskau, deren Bestände an Plakatliteratur systematisch durchgearbeitet und nach Namen von Plakatkünstlern abgesucht werden. Als unerwartet reichhaltig erwies sich schließlich das Material in den Handbibliotheken von mehreren führenden Plakat-Experten, -Sammlern und -Händler, das diese ausnahmslos und uneingeschränkt für die POSTER BIBLIOGRAPHY zugänglich gemacht haben und die zudem das Projekt in beratender Funktion tatkräftig unterstützen. Die POSTER BIBLIOGRAPHY enthält gegenwärtig nur publizierte Literatur, also keine Karteien oder Inventare von noch wachsenden Sammlungen. Auch auf Beschreibungen oder Abbildungen von einzelnen Plakaten wurde vorerst verzichtet. Unter den Zeitschriften, die Nummer für Nummer nach Plakatartikeln und Plakatkünstlern durchkämmt werden, befinden sich »Das Plakat«, »Gebrauchsgraphik«, »Graphis«, »Idea« und »Neue Werbung« auch die Kataloge der Plakatbiennalen oder Triennalen in Brno, Essen, Fort Collins, Katowice, Lahti, Mexico City, Mon Toyama, Warschau und Zagreb sind berücksichtigt, neben vielen anderen Gruppen- und Einzel-Ausstellungen. Bis jetzt wurden rund 40.000 Plakatkünstler aus über 90 Ländern identifiziert und deren Werk im Durchschnitt mit je etwa vier Literaturstellen belegt. Im Laufe der mehrjährigen Arbeit wurden etwa 4000 Ausstellungskataloge. 2000 Bücher und 300 Auktions- und Verkaufskataloge gesichtet. Bedingt durch die nun einsetzende Öffnung der Archive Mittel- und Osteuropas und einer in jeder Hinsicht lebendigen internationalen Plakatszene ist mit einem weiteren kräftigen Zuwachs an Daten zu rechnen.
René Wanner
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