Ausstellungsrundgang


Deutsche Väter: deutsch-afrikanische Familien

Im 19. Jahrhundert, zu Beginn der deutsch-namibischen Beziehungen, waren Ehen zwischen den meist allein ins Land gekommenen deutschen Männern und Afrikanerinnen durchaus üblich. Einzelne frühe Missionare heirateten einheimische Frauen aus ihren Missionsgemeinden, und die Töchter lokaler Herrscher bildeten mittels einer ausgeklügelten Heiratspolitik die Bindeglieder zwischen ihren Vätern und einflussreichen europäischen Händlern. Dies änderte sich 1905 durch eine Verfügung des deutschen Gouvernements, die eine Heirat europäischer Männer mit Frauen aus der kolonisierten Bevölkerung Namibias untersagte. Man befürchtete, dass die Kinder aus diesen Beziehungen die deutsche Staatsangehörigkeit einfordern könnten.
Die meisten Herero-, aber auch zahlreiche Nama-Familien, haben heute einen oder mehrere deutsche Vorfahren. Dies ist begründet in zahlreichen unehelichen Verbindungen zwischen deutschen Soldaten und afrikanischen Angestellten oder Prostituierten, in Vergewaltigungen während der Kolonialzeit sowie in Beziehungen zwischen Farmbesitzern und weiblichen Farmangestellten in späterer Zeit. Allen diesen Verbindungen gemeinsam ist das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern.
Seit der Unabhängigkeit wird vor allem von Seiten der Herero das Interesse an einer Familienzusammenführung geäußert und die Verantwortung deutscher Väter für ihre "gemischten" Sprösslinge eingefordert. Von deutsch-namibischer Seite werden diese verwandtschaftlichen Beziehungen nur sehr selten gepflegt.

Amalie Olivier, Tochter einer Rehobother Baster und eines Deutschen.
Amalie Olivier, Tochter einer Rehobother Baster
und eines Deutschen.
© Clara Himmelheber, Köln.



 

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