Eine Gemeinschaftsproduktion des Deutschen Historischen Museums, Berlin, und der Stiftung Industriekultur, Völklingen
im Weltkulturerbe Alte
Völklinger Hütte, Völklingen
6. September bis 8. November 1998
Verlängert bis 31.1.99
Prometheus ist den antiken Mythen zufolge der Schöpfer der Menschen. Er brachte ihnen das Feuer und lehrte sie Kunst und Wissenschaft. Prometheus ist ein "Macher". Von ihm heißt es in Goethes gleichnamigem Gedicht: "Hier sitz ich, forme Menschen / Nach meinem Bilde, / Ein Geschlecht, das mir gleich sey, / Zu leiden, zu weinen, / Zu genießen und zu freuen sich (...) wie ich".
Längst hat die Menschheit Prometheus die Sache aus der Hand genommen. Sie schafft sich selbst, nach ihrem eigenen Bilde. Mit eigener Kraft, aus sich selbst heraus entwerfen die Menschen immer wieder neue Vorstellungen von Genuß und Freude, von Schönheit und Anmut, vom guten Menschen und von Tapferkeit, von Gemeinschaft und Gleichheit.
Kein Ort scheint besser geeignet, das Prometheische am Menschen zur Darstellung zu bringen, als die Völklinger Hütte nahe Saarbrücken. Selbst ein prometheischer Ort, an dem die Metalle im Feuer schmolzen, ist das ehemalige Industriewerk eine ideale Bühne für die kulturhistorische Schau "Prometheus. Menschen. Bilder. Visionen". Die alte Völklinger Hütte wurde 1994 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Die fulminante Gebläsehalle bietet mit ihren riesigen Maschinen und Turbinen eine einzigartige Kulisse für eine ungewöhnliche Inszenierung.
Die Ausstellung verbindet den prometheischen Ort und den Wandel der Vorstellungen des Menschen von sich selbst zu einem eindrucksvollen Gesamtkunstwerk. Gezeigt wird im weit gespannten Bogen, wie die Ideale im Laufe der Jahrhunderte aufblühen und untergehen, wie sie umkämpft, verachtet und verteidigt wurden. Der Wandel der großen Selbstbilder, aber auch ihre Konstanz, ist das Thema der Ausstellung. Angefangen bei den Fragen, was schön sei, wie man ein guter, christlicher Mensch werde, was ein Held sei, über die Idealbilder von Liebe und Glück bis hin zu den Versuchen, den Tod zu überlisten, einen "künstlichen Menschen" zu schaffen, reicht das Spektrum dessen, was in der Ausstellung PROMETHEUS gezeigt wird.
Nehmen wir den Wandel der Schönheitsideale: Maria, die Muttergottes, war über Jahrhunderte das Sinnbild für Schönheit. Und heute? Kaum auf dem Zenit, sind die Schönheiten schon wieder verblaßt. Die Models auf den Laufstegen und auf den Photoseiten der Illustrierten sind nur für kurze Zeit gefeierte Stars. Ein anderes Beispiel: War der Held über Jahrhunderte der tapfere Kämpfer, der kühne Streiter, so ist dieses Ideal vor dem Hintergrund des Ideals einer gewaltfreien Gesellschaft längst suspekt geworden. Gleichzeitig hat sich das Bild des Helden vervielfacht und reicht von den Revolverhelden der Kinoleinwand über die Sporthelden bis hin zu den anonymen "Helden des Alltags".
Die Ideale der Menschen wandeln sich, sie widersprechen einander, sie werden vergessen oder mit Wehmut erinnert. Wir bewegen uns in einer Welt voller prometheischer Projekte, voll von "Macherwillen und -wünschen". Täglich werden wir mit neuen Bildern überflutet, die zur Neugestaltung des eigenen Alltags auffordern, die verlangen, neue Wege zu beschreiten, die den Gestaltungswillen herausfordern. Die Ausstellung will dabei eine offene Vision dieser vielen prometheischen Bilder und Stimmen liefern, mit denen sich die Menschen auseinandersetzen müssen und wollen.
Für die Gestaltung dieser ungewöhnlichen Schau konnte der renommierte Ausstellungsarchitekt und Künstler Hans Dieter Schaal gewonnen werden. Seine beeindruckende Umsetzung des Ausstellungsthemas in eine Welt von Bühnenbildern wird das Industriedenkmal Alte Völklinger Hütte zu einem neuen, aufregenden Kunstwerk machen. Schaal arbeitet seit 1970 als freier Künstler, Bühnenbildner, Ausstellungsgestalter und Landschaftsarchitekt, der die Grenzen zwischen den Disziplinen bewußt überschreitet. Bekannt wurde er vor allem als Bühnenbildner, u.a. mit seinen Bühnenentwürfen für Opernhäuser in Wien, Berlin, Hamburg, Leipzig und Paris. Wichtige Ausstellungsarchitekturen entwickelte er für "Berlin Berlin", die Jubiläumsausstellung zur 750-Jahr-Feier der Stadt 1987, für das Kunstgebäude in Stuttgart ("Otto Dix") sowie für die "100 Jahre Kino" Ausstellung im Martin-Gropius-Bau Berlin 1995.
Weitere Informationen zur Ausstellung:
Deutsches Historisches Museum, Berlin, Pressestelle (Frau Wachs - Tel. 030/20 30 4-410) oder Dr. Rosmarie Beier, Ausstellungsleitung (Tel. 030/20 30 4-270)