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1. Qingdao (Tsingtau) heute

Die Stadt Qingdao an der Jiaozhou-(Kiautschou-) Bucht, die die Deutschen Tsingtau nannten, verzeichnet heute - infolge der seit zwei Jahrzehnten von der chinesischen Regierung betriebenen Öffnungspolitik des Landes - eine rasante wirtschaftliche Entwicklung. Nicht nur der Lebensstandard der 2,3 Millionen Einwohner Qingdaos - im Einzugsgebiet leben 7 Millionen Menschen - wächst gegenwärtig rapide; auch die Stadtentwicklung spiegelt den schnell verlaufenden Wandlungsprozeß der Küstenregionen des gesamten Landes wider: An den Rändern des durch deutsche Architektur aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg geprägten urbanen Zentrums sind in den vergangenen Jahren moderne Hochhäuser entstanden. Diese und die neuen Stadterweiterungen bestimmen die Silhouette des heutigen Qingdao.
Qingdao ist sich dennoch der deutschen Bautradition seiner Geschichte bewußt und pflegt das deutsch geprägte Bild der einstigen Kolonialstadt, das sich deutlich vom Aufriß anderer chinesischer Städte unterscheidet. Künstler aus Qingdao setzen sich mit der deutschen Vergangenheit ihrer Stadt auseinander.
Seit Jahren ist eine intensive Kontaktverbesserung zwischen Qingdao und Deutschland in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur festzustellen. Zwar sind die asiatischen Nachbarstaaten die wichtigsten internationalen Handelspartner Qingdaos, doch steht Deutschland unter den europäischen Investoren an erster Stelle. Der Besuch von Bundeskanzler Dr. Kohl und einer hochrangigen deutschen Wirtschaftsdelegation in Qingdao im Herbst des Jahres 1995 unterstreicht die Bedeutung der gegenwärtigen Beziehungen.
Vor einhundert Jahren bestimmten die Deutschen noch einseitig die Entwicklungen an der Kiautschou-Bucht. Die damalige ungleiche Situation fand am 6. März 1898 einen vorläufigen Höhepunkt, als in Peking der deutsch-chinesische Staatsvertrag über die auf 99 Jahre befristete Abtretung der Bucht von Kiautschou und die Sicherung deutscher Interessen in der Provinz Shandong (Schantung) unterschrieben wurde. Diese vertraglich abgesicherte Durchsetzung deutscher Interessen war durch die militärische Besetzung der Bucht durch deutsche Marineeinheiten zur Mitte des Monats November 1897 möglich geworden.


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