Tim Barringer
DIE GRÜNDUNG VON "ALBERTOPOLIS": PRINZ ALBERT UND DIE FRÜHEN JAHRE DES SOUTH KENSINGTON MUSEUM
Am 17. Mai 1899, fast vier Jahrzehnte nach Prinz Alberts Tod, legte Königin Victoria bei ihrem letzten öffentlichen Auftritt den Grundstein zu einem prachtvollen Erweiterungsbau des South Kensington Museum. In ihrer schriftlichen Antwort auf die Festreden bekräftigte sie: "Mein Interesse an dieser großen Institution, das ich in den Anfängen und ersten Jahren mit meinem lieben Gatten teilte, ist mit ihrem Fortschritt und ihrer Entwicklung stetig gewachsen."
Die Königin stimmte dem Vorschlag zu, diese Institution in "Victoria and Albert Museum" umzubenennen, welchen Namen sie noch heute trägt. Den meisten Besuchern entgeht die außerordentlich idealisierte Statue der Königin von Alfred Drury, die sich hoch über dem Haupteingang des neuen Gebäudes erhebt, das 1909 fertiggestellt wurde: Darunter, innerhalb des eigentlichen Portalbogens, sieht man eine ebenfalls von Drury geschaffene Statue Prinz Alberts (Abb. 1), die von allegorischen Darstellungen der Wahrheit, Schönheit, Erkenntnis und Inspiration flankiert wird. Albert, der in seiner Gelehrsamkeit und Güte gleichsam unmittelbar über den Häuptern der Museumsbesucher präsent ist, ging als Begründer des Victoria & Albert Museum in die Volksmythologie ein. Doch das grandiose Museum der Schönen und Dekorativen Künste, das von Edward VII. 1909 eröffnet wurde, unterschied sich erheblich von jener Institution für die "breiten Bedürfnisse des industriellen Gewerbes", die Prinz Albert im Jahre 1851 im Sinn gehabt hatte. Die wahre Bedeutung von Alberts Engagement in South Kensington liegt nicht in der Geschichte einer einzelnen Institution - des "V & A" -, sondern vielmehr in seiner umfassenden Vision einer Förderung der Künste und Wissenschaften im viktorianischen Großbritannien, einer Vision, die durch die Vielfalt der in South Kensington versammelten Institutionen am Ende doch noch, wenn auch unvollständig, Wirklichkeit wurde.
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