Prinz Albert ist bereits im Alter von 41 Jahren gestorben. Es gab kaum eine Sphäre der britischen, europäischen und überseeischen Politik, in der er nicht als Experte gelten durfte. Die zahllosen Briefe und Memoranden des Prinzen, die, soweit sie erhalten blieben, zum größten Teil in den Royal Archives auf Schloß Windsor verwahrt werden, sind ein beeindruckendes Zeugnis seines unermüdlichen Fleißes.

Aus der Sicht britischer Zeitgenossen besaß Albert typisch deutsche Charaktereigenschaften, die nicht selten mit einer Mischung aus Spott und Bewunderung zur Kenntnis genommen wurden. Albert war Praktiker und Intellektueller zugleich. Seine Einstellung unterschied sich grundlegend von den Idealen der "leisured society", die noch immer für das Leben der aristokratischen Plutokratie Großbritanniens kennzeichnend waren. Er hatte gelernt, diszipliniert und methodisch zu arbeiten. Ernsthaftigkeit und Anstrengung standen ihm ins Gesicht geschrieben. Sie waren nicht nur Ausdruck moralischer Strenge, sondern auch die unverkennbare Folge früh erzwungener Reife. Der Coburger Prinz war erst 20 Jahre alt, als er durch die Heirat mit seiner Cousine im Jahre 1840 aus der biedermeierlichen Enge des Coburger Herzogtums an die Seite der Thronerbin eines Weltreichs rückte.

Die Viktorianer neigten dazu, Ausländern eher zu mißtrauen. Ein deutscher Prinz jedoch, der einem eher unbedeutenden Kleinfürstentum entstammte, bedeutete keine Bedrohung britischer Interessen, wenn auch der "Coburger Heiratsmarkt", den der belgische König Leopold I., der Onkel Alberts und Victorias, mit großem Erfolg inszenierte, nicht ohne Skepsis betrachtet wurde. Noch gab es keine wesentlichen Konflikte zwischen den beiden Nationen. Diese sollten erst Jahrzehnte später, längst nach dem Tode des Prinzgemahls, entstehen und das internationale Klima vergiften. Erst als sich seit der Gründung des deutschen Nationalstaates die Konstellation der europäischen Mächte grundlegend veränderte und das junge Reich den von Bismarck verordneten Kurs der Saturiertheit zugunsten der Wilhelminischen Welt- und Flottenpolitik aufgab, entstand jener verhängnisvolle deutsch-britische Antagonismus, der in die Katastrophe des Ersten Weltkriegs mündete.