Für Albert gab es noch keinen deutsch-britischen Gegensatz. Der englische Prinzgemahl sah keine Unvereinbarkeit darin, seine ganze Kraft in den Dienst des neuen Heimatlandes zu stellen, sich völlig mit ihm zu identifizieren und gleichzeitig als deutscher Patriot zu denken und zu handeln. Kurz vor seiner Hochzeit hatte er der Großmutter in jugendlichem Überschwang versprochen, daß ihm "die teuere Heimat, das teuere Vaterland" immer wertvoll sein werden. "Für das Wohl meines zukünftigen neuen Vaterlandes zu leben, sich aufzuopfern", so beteuerte er, "schließt ja nicht aus, dem Lande wohlzutun, von dem man selbst so viele Wohltaten empfangen hat. Ich werde neben unermüdlichem Streben und Arbeiten für das Land, dem ich in Zukunft angehören soll und wo ich zu einer hohen Stellung berufen bin, nicht aufhören, ein treuer Deutscher, Coburger, Gothaner zu sein."

Alberts deutscher Patriotismus war frühzeitig angelegt. Vater und Onkel hatten an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teilgenommen, wenn sie auch später aus unterschiedlichen Gründen der deutschen Einigungsbewegung gegenüber skeptisch blieben. Florschütz, der nach der tragischen Scheidung der Eltern früh die Rolle des Erziehers übernahm, vertrat liberales Gedankengut. Der spätere Tutor und Berater, Freiherr von Stockmar, der sich liberal-konstitutionellen Ideen verschrieben hatte, wie sie der von ihm inspirierte Leopold I. bereits als König der Belgier praktizierte, beeinflußte die politische Vorstellungswelt des jungen Prinzen nachhaltig. Stockmar sah in der englischen Verfassungsentwicklung ein Modell für die notwendigen Reformen des eigenen Vaterlandes. Er wünschte die Einigung Deutschlands im Rahmen einer konstitutionellen Monarchie westlicher Prägung.

Während seiner Studienzeit an der Universität Bonn, einer Hochburg des vormärzlichen Liberalismus, wurde der Coburger Prinz vom Enthusiasmus der national gestimmten Studentenbewegung ergriffen. Er trat dem Corps Borussia bei. Dort traf der junge Aristokrat auf Bürgerliche, deren Bestrebungen und Werte er zu verstehen begann. In Bonn erhielt sein aufkeimendes Nationalgefühl auch jene antikatholische Färbung, die im coburgisch-lutherischen Erbe wurzelte und die sich jetzt bei ihm mit dem Gedanken an die Führungsrolle Preußens in Deutschland verbinden konnte. Der folgenschwere Konflikt zwischen dem Kölner Erzbischof und der preußischen Regierung in der Frage gemischtkonfessioneller Ehen, der die öffentliche Meinung Deutschlands in zwei Lager teilte und den er 1837/38 aus unmittelbarer Nähe miterlebte, machte ihn zum glühenden Parteigänger der protestantisch-borussischen Sache.