Margarete Jarchow
HOFGESCHENKE ALS AUSDRUCK DER DEUTSCH-BRITISCHEN BEZIEHUNGEN 1837-1914
Hofgeschenke, Diplomatie und Kunst
"Es ist gewiss sehr schwer, für einen Souverän passende Geschenke zu finden ..."1 - so der Stoßseufzer des kaiserlich-deutschen Flügeladjutanten, der am russischen Hof Geschenkmöglichkeiten für den Zaren auskundschaften sollte und dann, nach langen diplomatischen Erkundigungen, ein Zigarettenetui mit den Worten empfahl: "Gewiss, der Zar hat unzählige solche Etuis. Aber das ist ein Gegenstand, den man in Rußland wechselt wie die Kravatte."2
Doch nicht nur die Wahl des rechten Geschenkes fiel schwer - auch die Übergabe war gelegentlich von Pannen begleitet, wie im folgenden Fall: An Edward VII. verschenkte Kaiser Wilhelm II. 1906 sein Ölportrait3 in englischer Feldmarschallsuniform - fünf Jahre, nachdem ihm sein damals frisch zum englischen König gekrönter Onkel diesen militärischen Ehrenrang verliehen hatte. Verwirrung war die Folge, und der kaiserliche Oberhofmarschall erhielt in dieser Angelegenheit einige ratlose Schreiben seines englischen Amtskollegen: "niemand scheint über dieses Bild irgend etwas gehört zu haben"4, "der König ... meint, es müsse sich um einen Irrtum handeln"5.
Auch die Geschichte früherer kaiserlicher Portraits war nicht immer glückhaft - 1894 machte Queen Victoria den Kaiser zum Colonel der 1. Royal Dragoons, ein Jahr später präsentierte dieser seiner Großmutter zu ihrem Geburtstag sein Portrait in der entsprechenden Uniform.6 Als sich das Verhältnis zwischen Deutschland und England auf Grund der Krüger-Depesche drastisch verschlechterte, war der deutsche Kaiser bei "seinem" englischen Regiment, in dessen Offiziersmesse das Portrait aufgehängt worden war, schlecht angeschrieben, und der Zorn entlud sich am kaiserlichen Konterfei. Balfour schreibt in seiner Biographie Wilhelms II.: "Die 1. Royal Dragoons ... schnitten sein Portrait in Stücke und warfen es ins Feuer."7 Da das besprochene Portrait jedoch heute noch existiert, ist die Darstellung in anderen Quellen, wonach das Portrait zur Wand gedreht worden sein soll, wohl zutreffender.
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