Zum Ersatz boten sich ihm die kaiserlichen Geschenke als neues künstlerisches Betätigungsfeld an. Wenn der Kaiser Geschenke nicht selbst entwarf, nahm er doch stets großen persönlichen Einfluß auf die Auswahl und die Art der Ausführung. Besonders die Hofkunstverwaltung, eine Unterabteilung des Oberhofmarschallamtes, half dann bei der Auswahl von Kunstgegenständen, beauftragte und überwachte Künstler - während die administrative Abteilung den Transport und die Übergabe von Geschenken organisierte und entschied, aus welchen Fonds die Rechnungen zu begleichen seien.Für die Finanzierung kaiserlicher Geschenke standen drei Möglichkeiten offen: Mittel des Deutschen Reiches, Mittel des Königreiches Preußen und schließlich Privatmittel des Kaisers selbst. Die Kenntnis der damals gewählten Finanzierung verrät somit viel über die kaiserliche Schenkabsicht. Reichsmittel wurden am seltensten verwendet - das Deutsche Reich war noch jung und die Vorstellung einer gemeinsamen deutschen Identität noch frisch. Nur Geschenke an außereuropäische Potentaten, etwa an den Kaiser von China oder den amerikanischen Präsidenten, wurden aus Reichsmitteln finanziert.
Offizielle Geschenke des Kaisers innerhalb Europas wurden aus preußischen Kronmitteln bezahlt - dazu gehören immer sämtliche Porzellangeschenke aus der Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM), da dem Kaiser für diese ein eigener Kronetat von immerhin 27.000 Goldmark jährlich zur Verfügung stand. Krongeschenke bilden das Gros der kaiserlichen Schenkungen; auch Geschenke an Verwandte waren Krongeschenke, wenn es sich um einen offiziellen Anlaß handelte, wie etwa eine Krönung oder ein Krönungsjubiläum. Schließlich gibt es noch die kaiserlichen Familiengeschenke mit privatem Charakter, zu Geburtstagen und zu Weihnachten oder als Besuchsgeschenke. Diese letzteren wurden (soweit es sich nicht um KPM-Porzellane handelte) aus der kaiserlichen Privatschatulle beglichen.
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