Die Kronprinzessin hat das Londoner South Kensington Museum immer als Vorbild für alle späteren derartigen Sammlungen angesehen. Auf Anregung des Kronprinzenpaares fuhren 1873 der Architekt Martin Gropius und 1879 noch einmal die beiden Direktoren Lessing und Ewald nach London, um den Fortgang an Ausbau und Einrichtung des South Kensington Museum zu studieren.9 Die Londoner Sammlung war als "Museum of Ornamental Art" aus den Einkünften der ersten Weltausstellung zusammen mit einer Schule aufgebaut und 1852 eröffnet worden. Leiter der Sammlung, die zunächst einige Räume in Marlborough House bezog, war Henry Cole, der neben Prinzgemahl Albert ganz wesentlich zum Gelingen der Weltausstellung des Jahres 1851 beigetragen hatte. 1857 zog die Sammlung in neu errichtete Gebäude in South Kensington. Seit den 1870er Jahren setzte sich zunehmend der Name Victoria & Albert Museum durch, den die Sammlung offiziell seit 1899 trägt. Kronprinzessin Victoria, die als Elfjährige an der Hand ihres Vaters der Eröffnung der Weltausstellung 1851 beigewohnt hatte10, verfolgte bei ihren Englandbesuchen aufmerksam die Entwicklung des Museums, dieses bedeutenden Erbes ihres Vaters. Bestrebungen zur Gr¨ndung von Mustersammlungen für die Kunstindustrie hatte es in Preußen schon früher gegeben. Zwischen 1840 und 1875 zeigte ein preußischer Beamter zur Gewerbeförderung in Schlesien eine kunstgewerbliche Vorbildersammlung im Liegnitzer Schloß.11 Diese Sammlung war auch in England auf Beachtung gestoßen.12 Daneben hatte es 1865 in Berlin den Plan zur Gründung eines "Museums für deutsche Kunst und Kunst-Industrie" unter vaterländischen Gesichtspunkten gegeben, der von der preußischen Regierung jedoch abgelehnt worden war.13 1867 dann wurde von einem Kreis von Privatleuten - Künstlern, Fabrikanten und Gewerbetreibenden - das "Deutsche Gewerbemuseum zu Berlin" gegründet.14 Zuvor, heißt es, habe Kronprinzessin Victoria "völlig übereinstimmend mit den Wünschen des Gatten, ihre Vertrauensmänner für das Komitee zur Gründung eines deutschen Gewerbemuseums" bestimmt.15 Die Denkschrift Schwabes hatte offenbar den Anstoß gegeben, die Einsendungen für die bevorstehende Weltausstellung in Paris ließen für das preußische Kunstgewerbe auf keine großen Erfolge hoffen.