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  BERLIN IM FILM

 

BERLIN IM FILM

Keine andere deutsche Stadt dominiert die kinematographische Spielart des Städtefilms so sehr wie Berlin. Keine andere Stadt provoziert ein vergleichbar breites Spektrum filmischer Ansichten, Phantasien und Deutungen: verspottet und glorifiziert; verdammt und verbrämt; Ort des dämonischen Schreckens wie der phantastischen Zukunft; Schauplatz des Lasters, der Kriminalität und des Elends; Prunkstätte der Reichen und Plattform der Politik. Die Reihe BERLIN IM FILM stellt eine Geschichte dieser Berlin-Inszenierungen im Spielfilm vor. Selbstredend keine geschlossene, vollständige oder zielgerichtete Geschichte. Vielmehr eine subjektive Auswahl, geleitet von dem Wunsch, die filmischen Ansichten Berlins in ihrer großen Spannbreite vorzustellen und dabei die deutsche Filmgeschichte und den Berliner Städtefilm engzuführen.

 

BERLIN IM FILM
He, Du!
DDR 1970, R/B: Rolf Römer, D: Annekathrin Bürger, Frank Obermann, Petra Hinze, Rolf Römer, 98’

Die Lehrerin Ellen widmet sich mit Elan dem Einsatz für ihre Schüler und geht ganz in ihrem Beruf auf. Bei ihren Kollegen und den Eltern ihrer Sorgenkinder stößt sie immer wieder auf Gegenwehr, denn der Idealismus der emanzipierten jungen Frau trifft hier auf Trägheit, Phrasen und eingefahrene Routine. Ellens Lebensgefährte Horst ist ihr keine Hilfe: Er ist zwar auch Lehrer, doch von der eingebildeten, lahmen, bürokratischen Sorte. Von anderem Kaliber ist der charmante Brigadier Frank, ein Mann, der zupackt. Ellen verliebt sich Knall auf Fall. Die alte Geschichte einer Frau zwischen zwei Männern inszeniert der populäre Schauspieler Rolf Römer in seinem Regiedebüt mit Sinn für Humor, unterstützt vom vorzüglichen Spiel Annekathrin Bürgers. Aus SED-Sicht gebührt dem Film Lob dafür, „die Gedanken- und Gefühlswelt der Menschen im Sinne sozialistischer Lebenshaltungen zu fördern“ und den persönlichen und gesellschaftlichen Konflikt zu verknüpfen, schreibt Horst Knietzsch. Vorbildlich ist He, Du! für ihn aber nicht nur deshalb: „Der Film ist leicht und mit flotter Hand gemacht. Ein gelungener Erstling. (...) Hier war einer mit seinem Kollektiv bemüht, einen Stoff auch optisch umzusetzen, filmisch im besten Sinne zu bleiben. Und siehe, das Gewichtige wird dadurch nicht weniger gewichtig. Nur überzeugender.“ (Neues Deutschland, 30.1.1970)

am 2.6.2009 um 20.00 Uhr

 

 

 

BERLIN IM FILM
REDUPERS - Die allseitig reduzierte Persönlichkeit
BRD 1977, R/B: Helke Sander, D: Helke Sander, Joachim Baumann, 98’

Das Doppelporträt einer berufstätigen Frau und des geteilten Berlin. Im Alltag der alleinerziehenden Mutter und Fotojournalistin Edda verschlingen sich private, berufliche und politische Sphären. Souverän mischt Helke Sanders Essay ästhetische Ausdrucksformen. Der Film arbeitet mit Spiel- und Dokumentarfilmsequenzen und experimentellen Ton-Bild-Montagen. Aus feministischer Perspektive fordert er zur Reflexion heraus und zum Fragenstellen – selbstkritisch, offen, utopisch und humorvoll. Lange und ruhig fährt die Kamera an der Mauer entlang, beobachtet und bildet ab mit geradezu phänomenologischer Genauigkeit, kontrastiert durch eine ost-westliche Kakophonie auf der Tonspur, die das Absurde der Verhältnisse ebenso polemisch wie hintersinnig verdeutlicht. „Wie Helke Sander es in diesem Film durchhält, Berlin gegen den Strich zu sehen, so wie die Figur ihrer Fotografin trotz aller gelegentlichen Anpassungsbemühungen gezwungen ist, gegen den Strich zu leben, das ist originell und prägt sich ein. Und daß in die Tristesse der in horizontalen Kamerafahrten sich wiederholenden Bilder noch eine Spur Witz und Selbstironie gemischt ist, gibt den Pfiff, der REDUPERS über das Getto von ‚Frauenfilmen’ hinaushebt.“ (Brigitte Jeremias, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.4.1978)

am 9.6.2009 um 20.00 Uhr

 

 

 

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Stroszek
BRD 1977, R/B/P: Werner Herzog, D: Bruno S., Eva Mattes, Clemens Scheitz, 108’

Eine Ballade, die aus der Enge der Kreuzberger Hinterhöfe in die unendliche Weite des amerikanischen Westens führt. Oder eher ein Blues? Der Straßenmusiker Bruno nimmt die junge Prostituierte Eva auf, die genug hat von ihren Zuhältern, die erst sie und dann Bruno zusammenschlagen. Gemeinsam mit ihrem alten, wunderlichen Wohnungsnachbarn Herrn Scheitz, der einen Neffen in Wisconsin hat, beschließen Bruno und Eva, in Amerika neu anzufangen: drei Außenseiter, drei Verlorene, die von der Welt verlassen sind, aber stets ihre störrische Würde bewahren. Voller Zuversicht kommen sie nach Amerika, doch sie haben kein Glück. Eva geht mit ein paar Männern davon, Herr Scheitz wird nach einem dilettantischen Überfall verhaftet, nur Bruno kann den Kreislauf der Ereignisse durchbrechen. Vom Aufbruch und Scheitern erzählt Stroszek ganz aus der Perspektive seiner Helden, deren Träume und Fantasien nur scheinbar weltfremd sind: Verrückt sind nicht die Sonderlinge aus Berlin-Kreuzberg, sondern die anderen, die herzlos, brutal und unaufrichtig sind. Die Laienschauspieler Bruno S. und Clemens Scheitz spielen sich selbst. Sie geben dem Film Unmittelbarkeit, Kraft und Witz; sie rühren, faszinieren, überraschen. „Werner Herzog hat vielleicht makellosere Filme gedreht als Stroszek, aber keinen schöneren als diese einfache Geschichte. (...) Stroszek – eine optimistische Tragödie, komisch und traurig, ein Abenteuer, wie man es selten im Kino erleben kann.“ (Hans C. Blumenberg, Die Zeit, 10.6.1977)

am 12.6.2009 um 21.00 Uhr

 

 

 

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Solo Sunny
DDR 1980, R: Konrad Wolf, B: Wolfgang Kohlhaase, D: Renate Krößner, Alexander Lang, Dieter Montag, 104’

Prenzlauer Berg in den 70er Jahren. Hier lebt die Sängerin Sunny, wenn sie nicht gerade mit ihrer Band durch die tristen Kultursäle der Provinz tingelt. Sie legt sich mit den Nachbarn an, ist kompromisslos und impulsiv, sie scheut keinen Streit, schläft, mit wem sie will, und sucht doch nur sich selbst. Als Sunny den Philosophen Ralph kennenlernt, glaubt sie, ihre große Liebe gefunden zu haben: die ehemalige Fabrikarbeiterin und der Intellektuelle, der ihr ein wunderschönes Lied schreibt. Wieder wird Sunny enttäuscht, und wieder rappelt sie sich hoch. Wolfgang Kohlhaase und Konrad Wolf liefern ein ungeschöntes Bild, realistisch und ohne Romantik. In beinahe dokumentarischer Manier beschreiben sie einen Teil Berlins, von dessen Hausfassaden der Putz bröckelt, in dem sich Nachbarn gegenseitig bei der Polizei anschwärzen und fahrende Züge und Flugzeuge am Himmel Chiffren des Freiheitsdrangs sind. Die Heldin dieses mutigen, ungeheuer fesselnden Films macht es niemandem leicht, auch nicht sich selbst; sie steckt voller Widersprüche und ungestillter Sehnsucht. „Mit Sunny liefert die DEFA nicht das erste, aber radikalste Porträt unangepaßter junger Menschen; sie steht auch in einer Reihe mit manch anderen emanzipierten Frauengestalten des DDR-Films, unter denen sie wiederum die emanzipatorischste ist: zu unbequem, um ohne weiteres Identifikationsfigur zu sein, eher eine Herausforderung auch an das Publikum.“ (Heinz Kersten, Der Tagesspiegel, 3.2.1980)

am 16.6.2009 um 20.00 Uhr

 

 

 

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Berlin Chamissoplatz
BRD 1980, R: Rudolf Thome, D: Sabine Bach, Hanns Zischler, Wolfgang Kinder, 112’

Der Chamissoplatz in Kreuzberg ist in den 70er Jahren wegen seiner gefährdeten Altbausubstanz Gegenstand heftiger Diskussionen über Sanierung und Verdrängung, Kiezkultur und Spekulation. An diesem Brennpunkt entspinnt sich die Liebesgeschichte zwischen der Studentin Anna, die sich für eine Mieterinitiative engagiert, und dem Architekten Martin, der den Zustand der Häuser begutachten soll. Zwei ganz verschiedene Typen prallen da aufeinander, müssen sich vertrauen lernen und die Standpunkte des anderen begreifen. Berlin erscheint dabei als Testgebiet für urbane Lebensentwürfe und Stile, für Gegenöffentlichkeit und alternative Milieus. Es ist dem Regisseur Rudolf Thome zu verdanken, der sich für die Liebenden interessiert und nicht Typen abbildet, dass dies weder in sozialromantische Augenwischerei noch ins Verfilmen politischer Phrasen abdriftet. Sein heiterer und sommerlicher Film liefert keine Lösungen, sondern lässt Fragen offen. „Berlin Chamissoplatz ist ein Film von zarter Radikalität. Er wendet sich ab von den Konventionen des Bedeutsamen. Er erzählt eine Geschichte, die man unzumutbar banal finden kann, aber er bewahrt in seinen Formen eine allseitige Sehnsucht, über die nur lächeln kann, wer sich schon aufgegeben hat.“ (Hans C. Blumenberg, Die Zeit, 19.12.1980)

am 19.6.2009 um 21.00 Uhr

 

 

 

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Zeit der Stille
BRD 1986, R/P/B: Thorsten Näter, D: Irina Hoppe, Pavel Sacher, 82’

Zwei in einer großen Stadt. Johanna ist Altenpflegerin, Stefan arbeitet in einer Großküche. An ihrem freien Tag streifen sie in der Vorweihnachtszeit durch den Wedding, durch Kaufhäuser, Fußgängerzonen und Parks, sie sitzen in der U-Bahn, in Kneipen, am Kiosk. Sie kennen sich nicht und begegnen sich auch nicht: zwei Einsame, die menschliche Nähe suchen und das Ende der Stille, des Schweigens ersehnen. Johanna und Stefan erleben eine Stadt, die keine Dialoge kennt, sondern nur stumme Menschen, ein Durcheinander von Geräuschen und immer wieder Blicke: abwesend, gereizt, neugierig, fordernd. Am Ende des Tages greift Johanna zum Telefonhörer und Stefan nimmt ab. Diese Parallelexistenz schildert Thorsten Näter im steten Wechsel der Perspektiven, mal mit der subjektiv-erlebenden Kamera eines Spielfilms, dann beobachtend und distanziert wie in einem Dokumentarfilm. Die Gespräche der Menschen werden ersetzt durch ausgefeilte Tonmontagen, die die offene Dramaturgie und den Reiz des Fragmentarischen noch subtil unterstreichen. „Näter und sein Team halten die Kamera einfach auf die Wirklichkeit, inszenieren in ihr, nehmen Reaktionen auf, provozieren sie aber auch manchmal. (...) Ein ruhiger, getragener, sehr schöner Film, der sich ganz auf die Wirkung seiner Schwarzweiß-Bilder verläßt und der seine Größe aus dem Mut zur Kleinheit der Geschichte und Einfachheit der Form bezieht.“ (Jan Gympel, die tageszeitung, 23.6.1987)

am 23.6.2009 um 20.00 Uhr

 

 

 

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Insel der Schwäne
DDR 1982, R: Herrmann Zschoche, B: Ulrich Plenzdorf, M: Peter Gotthardt, D: Axel Bunke, Mathias Müller, Sven Martinek, 85’

Die Neubausiedlung als Ort der Entfremdung. Vom ländlichen Dorf zieht Stefan nach Marzahn, wo ab 1975 Plattenbauwohnungen für weit über hunderttausend Menschen gebaut werden. Seine Eltern freuen sich über Heizung, Fahrstuhl, Badezimmer, während Stefan wehmütig an seinen besten Freund und die Traum-Insel mit den Schwänen denkt. Das neue Leben zwischen Wohnblöcken, Großbaustellen und wüstem Brachgelände ist rau. Zwar findet Stefan Anschluss an eine Gruppe von Jugendlichen, die sich ihre eigenen Freiräume erobert und eigene Formen des Widerstands erprobt, aber es kommt zum Streit mit dem Hausmeister und den Bauleitern. Die Mischung aus genauer und wenig optimistischer Sozialstudie und poetischem Ausbruchsversuch war den DDR-Oberen nicht genehm: Nach Drehende wurde der Film für ein gutes Jahr auf Eis gelegt und konnte nur nach Zugeständnissen und Abmilderungen ins Kino kommen. „Noch nie ist die Unwirtlichkeit der neuentstandenen Vorstädte in einem DDR-Streifen so unbeschönigt gezeigt worden wie in Insel der Schwäne. Diese Insel ist das Kindheitsparadies des etwa vierzehnjährigen Stefan, der zu seinen Eltern in ein Wohnsilo in Berlin-Marzahn zieht; sie wird zu einem Erinnerungs- und Traumbild. (...) Die Kinder der Siedlung verlangen einen Spielplatz mit grüner Wiese und einem Tunnel; als die Fläche dennoch zubetoniert wird, protestieren sie auf ihre Weise, sie zertrampeln den noch weichen Beton.“ (Wilhelm Roth, Süddeutsche Zeitung, 20.5.1983)

am 26.6.2009 um 19.00 Uhr

 

 

 

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Die Architekten
DDR 1990, R: Peter Kahane, D: Kurt Naumann, Rita Feldmeier, Uta Eisold, Jörg Schüttauf, 97’

Der junge Architekt Daniel bekommt den Auftrag, für eine Hochhaussiedlung in Marzahn ein Gemeinschaftszentrum zu entwerfen. Voller Enthusiasmus plant er mit seinem Team einen unkonventionellen Ort mit Kino, Restaurant, Eisdiele und begrünten Dächern. Bei der Umsetzung aber werden den Architekten von offizieller Seite aus immer mehr Zugeständnisse abverlangt, die innovativen Ideen fallen weg, die Bürokratie und der Sparzwang regieren. Darüber zerbricht Daniels Familie, und die Stimmung im Planungsteam wird immer schlechter. Am Ende ist niemand glücklich mit dem Ergebnis. Peter Kahane dreht diese Geschichte über den Wunsch, etwas zu verändern und mitzugestalten, und über die schleichende Auflösung dieses Wunsches mitten in der Zeit der Wende zwischen Oktober 1989 und Januar 1990. Was angelegt war als mutiger Beitrag zum Widerspruch von Möglichkeit und Utopie, wird so von den historischen Ereignissen eingeholt und zum Abgesang auf einen untergehenden Staat. „Die Architekten – das ist eine aufrichtige und erregende Abrechnung mit jüngster DDR-Vergangenheit, die politisch und sozial zwar genau auf den Punkt trifft, ästhetisch jedoch manchen Cineasten nicht befriedigt haben mag. Die Architekten ist ein Spielfilm; doch ist er für die Menschen, die in der DDR unter ähnlichen Zwängen gelebt und gearbeitet haben, die geduckt und deren Träume zerstört wurden, ein Dokument.“ (Constanze Pollatschek, Der Tagesspiegel, 17.6.1990)

am 30.6.2009 um 20.00 Uhr

 

 

 

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Ostkreuz
D 1991, R/P/B: Michael Klier, M: Fred Frith, D: Laura Tonke, Mirosław Baka, Susanne von Borsody, 94’

Berlin, Potsdamer Platz, 1990. Mitten im leeren Zentrum der wiedervereinigten Stadt stehen Wohncontainer für Flüchtlinge, Asylbewerber und Übersiedler. Nachdem sie über Prag in den Westen geflohen sind, haben hier die vierzehnjährige Elfi und ihre Mutter Unterschlupf gefunden: Ein unwirtlicher Ort, kalt und hoffnungslos. Elfi boxt sich durch, trotzig und aggressiv. An ihrer Einsamkeit lässt sie niemanden teilhaben, auch nicht den Polen Darius, mit dem sie illegale Geschäfte macht. Dann trifft sie Edmund, der genauso alleine ist wie sie, und zum ersten Mal sehen wir Elfi lachen. Der Regisseur Michael Klier beschreibt Sprachlosigkeit, Kälte und Hässlichkeit; er verzichtet auf Erklärungen. „Man könnte sagen, Michael Klier hat einen neorealistischen Film gemacht. Das wiedervereinigte Deutschland im Jahre Null, ein Rossellini-Remake. Aber der Neorealismus rang der Armut noch Poesie ab, begriff den Überlebenswillen als eine Leidenschaft. Die Helden der neorealistischen Filme klammerten sich an eine Hoffnung, sie wurden betrogen, verzweifelten und hofften von neuem. Und die Menschen im Kino teilten ihren Wunsch nach dem kleinen Glück und wärmten sich daran. In Ostkreuz dagegen fängt man selber an zu frieren. Selbst wenn die Sonne scheint, fällt nur ein fahles Licht. Und die Schauplätze in Ostkreuz hat nicht der Krieg zerstört; die leerstehenden Häuser sind Neubauruinen.“ (Christiane Peitz, Die Zeit, 28.2.1992)

am 3.7.2009 um 21.00 Uhr

 

 

 

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Das Leben ist eine Baustelle
D 1996, R: Wolfgang Becker, B: Wolfgang Becker, Tom Tykwer, M: Jürgen Knieper, D: Jürgen Vogel, Christiane Paul, Armin Rohde, Martina Gedeck, 116’

Bevor das Leben zur Baustelle wird, erinnert es an eine öffentliche Toilette: ein dauerndes Kommen und Gehen und wenig Grund zum Jubeln. Jan gerät mit Polizisten aneinander, lernt Vera kennen, die wieder verschwindet, wird verhaftet, verliert seine Arbeit im Fleischhof, findet seinen Vater tot in der Wohnung, muss seltsame Jobs übernehmen und erfährt, dass er sich vielleicht mit Aids infiziert hat. Ziemlich viele Nackenschläge auf einmal, aber Jan hält durch, trifft Vera wieder, und am Ende sehen wir die beiden beim Schlittschuhlaufen. Ganz unaufgeregt und lakonisch beschreibt Wolfgang Becker Berlin im ständigen Wandel, eine Stadt, deren Einwohner aus vielen Ländern kommen und sich mit wirtschaftlichen Nöten herumplagen. Genauso bunt und zersplittert wirkt auch dieser ungewöhnliche Liebesfilm, gedreht an Orten, die vergessen und übersehen sind, dabei zusammengehalten von einem großartigen Schauspielerensemble. Für Tobias Kniebe bedeutet Das Leben ist eine Baustelle „einen Wendepunkt, einen Aufbruch in die richtige Richtung. (...) Wenn man mitreden will, muß man ihn gesehen haben – und davon, wie die Zuschauer ihn annehmen, wird viel abhängen. Auch der neue deutsche Film ist schließlich eine Baustelle – und auf die Grundsteine, die Wolfgang Becker jetzt legt, ließe sich einiges aufbauen.“ (Süddeutsche Zeitung, 19.3.1997)

am 7.7.2009 um 20.00 Uhr

 

 

 

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Der Himmel über Berlin
BRD/F 1987, R: Wim Wenders, B: Wim Wenders, Peter Handke, M: Jürgen Knieper, D: Bruno Ganz, Otto Sander, Solveig Dommartin, Curt Bois, Peter Falk, 127’

Seit Jahrhunderten blicken die Engel Cassiel und Damiel hinunter auf Berlin, lauschen den Gedanken der Menschen, fühlen mit ihnen und registrieren Geschichten, die nicht ihre eigenen sind. Eingreifen können sie nicht. Als Damiel die Artistin Marion bei ihren Kunststücken beobachtet, verliebt er sich in sie. Er will die ewige Existenz des Engels aufgeben und ein Mensch werden, der schmecken und riechen, anfassen und lieben kann. Die Begegnung von Mann und Frau, mythisch beladen, märchenhaft, utopisch. Diese Geschichte von der Liebe ist in Wenders’ Himmel über Berlin das Signal der Hoffnung für eine Stadt, der ihre Geschichte abhanden gekommen ist: eine Stadt der Wunden und Fragmente, in der Mitte zerteilt. Unversöhnt, unerzählbar stehen Vergangenheit und Gegenwart zueinander. Und trotzdem ist dies ein Film von einer Zärtlichkeit, von einem Mitgefühl und einer Wärme, deren Grundlosigkeit den Atem verschlägt. Wenders glückt hier ein „cinematographisches Wunder“, schreibt Wolfram Schütte: „ein Film von verschwenderischem Reichtum in vollendeter Anmut, ein Stück epischer Erzählphantasie zusammen mit dem Filigran ineinander verwobener Stimmen, sich überlagernder Geräusche.“ (Frankfurter Rundschau, 29.10.1987) „Es war einmal ein Märchen. Von einem, der auszog und das Fürchten lernte. Wim Wenders war nach Los Angeles gegangen, um die Stadt der Engel zu suchen, die Stadt, wo das Kino zu Hause ist. Jahre später ist er heimgekehrt und hat sie endlich gefunden, die Stadt der Engel. Und im Himmel über Berlin hat er auch das Kino neu entdeckt.“ (Michael Althen, Süddeutsche Zeitung, 30.10.1987)

am 10.7.2009 um 21.00 Uhr

 

 

 

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Schwarze Schafe
D/CH 2006, R/P: Oliver Rihs, D: Jule Böwe, Tom Schilling, Robert Stadlober, Oktay Özdemir, 99’

Berliner Underground heißt: fünfmal entdecken wir die Stadt in ihrer geographischen und sozialen Ausdehnung in Geschichten über schmierige Geschäftemacher, Hochstapler, Aufschneider, über glücklose Satanisten, ausfallende Trinker und junge Türken auf der Suche nach der schnellen Nummer. Sie alle sind schwarze Schafe ohne einen Anflug von schlechtem Gewissen, sie sind schlagfertig und rücksichtslos und reden so schnoddrig, dass es schmerzt. Berlin ist arm, aber sexy, hat Klaus Wowereit einmal behauptet, und das ist auch das Programm dieser ungebügelten, temporeichen Low-Budget-Komödie, für die der in Berlin lebende schweizer Regisseur Oliver Rihs einige der besten Nachwuchsschauspieler zusammengetrommelt hat. Sie alle vereint die Neugier und die Lust an der Demontage. „Schwarze Schafe zeigt ein Berlin-Bild jenseits der rosaroten Sommermärchenbrille. Schmutzig. Schräg. Provokant. Politisch krass unkorrekt. Garantiert geschmacklos. Abseits des gelackten Mainstreamkinos, aber auch der angestrengt ambitionierten Berliner Schule. (...) Man muss schon eine gehörige Portion schwarzen Humors mitbringen und wird trotzdem oft schlucken. Aber Schwarze Schafe beweist, dass echte Underground-Filme nicht nur aus New York oder London kommen müssen. Dass man sich auch im förderverwöhnten Deutschen Film noch selbst verschulden kann, um etwas radikal Eigenes zu kreieren.“ (Peter Zander, Die Welt, 2.8.2007)

am 14.7.2009 um 20.00 Uhr

 

 

 
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