Zeughauskino

 

Kino im Zeughaus | Programm | Programmarchiv

 

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  CALVINISMUS

 

CALVINISMUS

Anlässlich des 500. Geburtstags des Genfer Reformators Johannes Calvin präsentieren das Deutsche Historische Museum und die Johannes a Lasco Bibliothek ab dem 3. April am DHM eine Ausstellung, die Anfänge, Verbreitung und Auswirkungen des Calvinismus in Deutschland und Europa darstellt. Die Filmreihe CALVINISMUS begleitet diese Ausstellung und versammelt Spielfilme, die in erster Linie populäre Anverwandlungen der Lehre Calvins darstellen. In den ausgewählten Filmen erfahren zentrale Motive reformierten Glaubens eine mitunter drastische Zuspitzung: protestantische Askese, strenge Kirchenzucht, bedingungslose Erwählung und unwiderstehliche Gnade, Fleiß, Arbeitseifer und Wohlstand als Zeichen der Erwählung. Die Lehre Clavins hat dem Spielfilm ein reichhaltiges Angebot zu einer dramatischen Ausgestaltung seiner Charaktere und Konflikte gemacht.

 

CALVINISMUS
Een vlucht regenwulpen
Der Flug der Regenvögel

NL 1980, R: Ate de Jong, D: Jeroen Krabbé, Marijke Merckens, Huib Rooymans, 82’ OmeU

Der von einem streng-calvinistischen Vater erzogene Biologe Maarten (Jeroen Krabbé) stellt sein Leben voll in den Dienst der Wissenschaft; die ganze Liebe gilt seinem Spezialgebiet Klonen. Der 33jährige Forscher lebt zurückgezogen mit seiner behinderten Mutter einen geregelten puritanischen Alltag. Bindungsunfähig und scheu, hatte er noch nie eine sexuelle Beziehung zu einer Frau. Eines Nachts hört Maarten im Traum eine göttliche Stimme: Binnen sieben Tagen muss er mit einer Frau geschlafen haben, andernfalls wird er den achten Tag nicht mehr erleben. Dann stirbt seine Mutter; in Maartens Trauer mischt sich aber auch Erleichterung. Als sich sein cooler „Klon“ aus dem Unbewussten (ebenfalls von Jeroen Krabbé gespielt) einmischt, lernt Maarten tatsächlich eine Frau kennen... Wird er in der Lage sein, seine repressive Lebensführung hinter sich zu lassen und sein Ziel zu erreichen – oder wird ihn Gottes Strafe ereilen? – Eine dramatische Komödie über Liebe, Sex und Religion. 1981 der größte niederländische Publikumserfolg.

am 5.4.2009 um 19.00 Uhr

 

 

CALVINISMUS
Silent Hill

USA/J/F 2006, R: Christophe Gans, D: Radha Mitchell, Sean Bean, Laurie Holden, Deborah Kara Unger, 127’ OF

Die Mutter ist hilflos, denn ihre Tochter leidet an einer rätselhaften Krankheit. Im Schlaf murmelt sie den Namen einer mysteriösen Stadt namens „Silent Hill“. Diese längst verlassene Siedlung in Virginia ist in dichte, furchteinflößende Nebelschwaden gehüllt, während in den Schächten des aufgegebenen Kohlebergbaus noch unterirdische Feuer glimmen... Leitmotive der verschachtelten Handlung sind Mutterschaft, Glaube und Verfolgung: „Die Geschichte spielt in verschiedenen Dimensionen, die durch die Tatsache verbunden sind, dass alle Personen, egal in welcher Dimension sie sich befinden, leiden müssen. Das Ergebnis ist ein sehr interessanter Mix aus romantischem Melodram und surrealistischer Science Fiction. Mir gefällt besonders gut, dass Silent Hill auf den ersten Blick ein normaler Ort zu sein scheint. Aber er birgt ein düsteres Geheimnis: Alle, die ihren Fuß in diese Stadt setzten, sind dazu verflucht, ewig dort herumzuirren. Es ist keine normale Geschichte, sondern etwas sehr Mythologisches.“ (Christophe Gans). Ein feiner Ascheregen liegt über Silent Hill, Abgründe tun sich auf, in den Ruinen hausen feindliche, alptraumartige Gestalten, die hier zu beschreiben verboten ist, und eine Gruppe fundamentalistisch eingestellter religiöser Sektierer treibt ihr Unwesen: Die einst streng puritanische Stadt ist mit einem grausamen Fluch belegt... – Nach dem gleichnamigen japanischen Videospiel-Klassiker von Konami. „Ein von Hieronymus Bosch inspirierter Trip ins Fegefeuer.“ (Sascha Westphal, Die Welt, 11.5.2006)

am 5.4.2009 um 21.00 Uhr
am 11.4.2009 um 21.00 Uhr

 

 

CALVINISMUS
Hawaii

USA 1965, R: George Roy Hill, D: Julie Andrews, Max von Sydow, Richard Harris, Gene Hackman, 186' OF

1820: Der puritanische Missionar Abner Hale aus Boston reist mit seiner Frau Jerusha nach Hawaii, um die Insulaner zu bekehren. Es gelingt ihm, Geschwisterehen zu verhindern und ein Neugeborenes zu retten, das wegen eines Muttermals getötet werden soll. Eine Kirche wird gebaut. Abner kann auch die freie Liebe der naiven Hula-Mädchen eindämmen, was ihm die Feindschaft der Walfänger-Mannschaften einbringt. Ein Walfänger-Kapitän verliebt sich in seine Frau Jerusha; sie aber bleibt bei ihrem Mann, bringt drei Kinder zur Welt. Während Jerusha sich mit den Insulanern anfreundet, kämpft der strenge Abner unnachgiebig gegen alle Eingeborenen, die an ihren alten Bräuchen festhalten wollen. Dann stirbt seine Frau, die Kinder reisen zur Familie nach Neuengland, und Abner wird in seinem Amt abgelöst. Allein und einsam bleibt der gealterte Missionar auf Hawaii zurück... – Ein Leinwandepos mit Starbesetzung in Panavision und Technicolor!

am 8.4.2009 um 20.00 Uhr

 

 

CALVINISMUS
Babettes Gæstebud
Babettes Fest

DK 1987, R: Gabriel Axel, D: Stéphane Audran, Birgitte Federspiel, Bodil Kjer, Jarl Kulle, 102’ OmeU

Nord-Dänemark, 1854. Am Ufer eines Fjords schart sich eine kleine Dorfgemeinschaft um einen hochangesehenen pietistischen Propheten. Jedes Heiratsgesuch für seine schönen Töchter lehnt er ab. Jahre vergehen, und die beiden Schwestern widmen sich ganz der Nächstenliebe. In einer Juni-Nacht des Jahres 1871 bittet die nach der Niederschlagung der Pariser Commune geflüchtete Köchin Babette um Aufnahme und Asyl. Die älteren Pfarrerstöchter nehmen die Katholikin trotz ihrer revolutionären Vergangenheit auf. Babette entwickelt sich bald zum guten Geist ihres Haushalts und wird auch von der Dorfgemeinschaft geschätzt. Aber hinter den Gebetsrunden im Hause des verstorbenen Kirchenvorstehers tut sich ein Abgrund an Sünden auf. Als sich herausstellt, dass ein aus Frankreich mitgenommenes Lotterielos ihr ein kleines Vermögen einbringt, beginnt Babette mit den Vorbereitungen für ein Festmahl, wie es die Puritaner noch nie gegessen haben... – Nach der gleichnamigen Geschichte von Tania Blixen. „Man hat mich vor kurzem gefragt, ob ich gläubig sei, ob ich glaube, die Kirche sei wichtig. Alles, was ich dazu sagen kann, ist, daß ein Pfarrer in Babettes Fest vorkommt, aber es ist kein Film über Religion. (...) Es ist ein Märchen, und wenn man versucht, es überzuinterpretieren, zerstört man es. Wenn Sie so wollen, ist es ein Film über die Launen des Schicksals und ein Film über Kunst, denn Babette ist eine Künstlerin. Sie schafft das größte Meisterwerk ihres Lebens und sie schenkt es zwei alten Jungfern.“ (Gabriel Axel) Babettes Gæstebud erhielt 1988 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Die Kostüme für Stéphane Audran schuf Karl Lagerfeld.

am 10.4.2009 um 21.00 Uhr

 

 

CALVINISMUS
Karakter

NL/B 1997, R: Mike van Diem, D: Fedja van Huêt, Jan Decleir, Tamar van den Dop, 125’ OmeU

Die lebenslange Auseinandersetzung eines jungen Mannes mit seinem tyrannischen Vater, angesiedelt in den Niederlanden der frühen zwanziger Jahre. Rotterdam: Hier hat der gefürchtete Gerichtsvollzieher und Bankier Dreverhaven seine Praxis, hier wird er ermordet. Sein Sohn Katadreuffe, ein junger aufstrebender Anwalt, wird als Hauptverdächtiger verhaftet, beharrt aber auf seiner Unschuld. Während des Polizeiverhörs lernen wir in Rückblenden seine Geschichte kennen. Seine Mutter war Haushälterin bei Dreverhaven. Als sie von ihm schwanger wurde, verließ sie ihn – obschon Dreverhaven alles daran setzte, sie durch Heirat oder Geld an sich zu binden. In Armut und Not aufgewachsen, gelang ihrem Sohn der soziale Aufstieg vom Gelegenheitsarbeiter zum Anwalt. Ahnungslos finanzierte er sein Studium mit einem Kredit seines Vaters. Dem Kampf um und gegen seinen Vater opfert er auch die Liebe seines Lebens... – Ein Psychodrama um drei stolze Charaktere. „Ein irritierend fremder und an der Oberfläche kalter Film, der gar nicht erst versucht, seine Helden dem Zuschauer nahe zu bringen. Die Distanz, die sich einstellt, liegt weniger an der Zeit, in der die Geschichte spielt, in den zwanziger und dreißiger Jahren, als an der Welt, die er skizziert: Sie ist geprägt von calvinistischer Kälte und merkantilem Pragmatismus.“ (H. G. Pflaum, Süddeutsche Zeitung, 8.1.2000) Nach dem 1938 (dt. 2007) erschienenen spätexpressionistischen Roman Karakter des niederländischen Autors Ferdinand Bordewijk. 1998 ausgezeichnet mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film.

am 11.4.2009 um 18.30 Uhr

 

 

CALVINISMUS
Breaking the Waves

DK/S/FIN/D/NL/N/IS 1996, R: Lars von Trier, K: Robby Müller, D: Emily Watson, Stellan Skarsgård, Katrin Cartlidge, Jean-Marc Barr, Udo Kier, 159’ OmU

Zweieinhalb Stunden Handkamera und Reißschwenks im Cinemascope-Format; ein Film, in dem alle nur „das Gute“ wollen; eine Heilige, die mit Gott Zwiesprache hält und sich aus Gottesfurcht prostituiert; dazu Pop-Songs der siebziger Jahre: Lars von Trier macht es möglich. Eine rigide calvinistische Gemeinde im Norden Schottlands – eine Welt wie aus einem anderen Jahrhundert. Bevor Bess den auf einer Bohrinsel im Atlantischen Ozean arbeitenden Jan – einen Fremden – heiraten darf, muss sie erst die sinnesfeindlichen Kirchenältesten überzeugen. Als Jan verunglückt und querschnittsgelähmt ans Bett gefesselt ist, wird ihre amour fou zu einem Opfergang: Er verlangt, sie solle mit anderen Männern schlafen und ihm ihre Erlebnisse berichten. Bess willigt ein – in der gegen die calvinistische Lehre von der Vorbestimmung gerichteten, katholischen Hoffnung, dass Jan durch dieses Opfer gesunden werde... – Ein Melodram, so Pia Horlacher in der Neuen Zürcher Zeitung (4.10.1996), das „zweifellos zu den wirklichen Originalen, den ganz und gar originären Leinwandschöpfungen der neueren Filmgeschichte gezählt werden wird.“

am 12.4.2009 um 18.00 Uhr
am 15.4.2009 um 20.30 Uhr

 

 

 
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