Kino im Zeughaus

 

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  Filminhalte

 

Filminhalte April 2006

 

SOME LIKE IT WILDER
Buddy, Buddy
USA 1981, R: Billy Wilder, D: Walter Matthau, Jack Lemmon, Paula Prentiss, Klaus Kinski, 96' OF

Bei Buddy, Buddy handelt es sich um ein Remake des auf einem Bühnenstück basierenden französischen Films L'emmerdeur (Die Filzlaus, 1973) von Eduard Molinaro, in dem Lino Ventura damals einen Killer und Jacques Brel einen verlassenen Ehemann spielte.

Buddy, Buddy war der letzte Film unter der Regie Billy Wilders und wahrscheinlich auch sein erfolglosester. In den USA spielte er nicht mal seine Produktionskosten ein, und in Europa kennen ihn nur die Wenigsten. Billy Wilder sagte selbst hinterher über seinen Film: "Es war wohl falsch, zwei Komiker zu nehmen. Nach zwei Wochen Drehen habe ich gemerkt, dass man den Killer mit einem Hitman statt mit einem Komiker hätte besetzen müssen. Mit Clint Eastwood statt mit Walter Matthau." Aber Walter Matthau (fünf Mal) stand neben Jack Lemmon (sieben Mal) immer ganz oben auf Wilders Besetzungsliste. Über die Zusammenarbeit mit Matthau sagte Wilder: "Trotz all der Scherereien, die er mir macht, wünschte ich mir, ich könnte ihn für meine nächsten fünfzig Filme haben."

am 01.04.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

SOME LIKE IT WILDER
The Lost Weekend -
Das verlorene Wochenende
USA 1945, R: Billy Wilder, D: Ray Milland, Jane Wyman, Phillip Terry, Howard Da Silva, 100' OF

Der alkoholkranke Schriftsteller Don Birnam (Ray Milland) teilt sein Appartement in New York mit seinem Bruder, der alle Hände voll damit zu tun hat, das Alkoholproblem von Don in den Griff zu bekommen. Als dieser eines Nachts einmal nicht unter Beobachtung steht, kauft er sich ein paar Flaschen Alkohol in einer Bar und betrinkt sich zu Hause. Als Don am nächsten Morgen erneut dort auftaucht, behauptet der Besitzer, Don habe dessen Freundin misshandelt und bedroht ihn. Ohne Erinnerung, und von Selbstzweifeln geplagt, flüchtet Don in die nächste Bar.
"Mit vier Academy Awards ausgezeichnet - Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch, Bester Schauspieler -, kommt The Lost Weekend dem typischen Oscar-Film ziemlich nahe, da er ein wichtiges soziales Thema aufgreift und sich gleichzeitig an ein Massenpublikum wendet. Als der Film herauskam, wurde er wegen seiner erbarmungslosen Beobachtung eines Alkoholikers, der ein Wochenende damit zubringt, sich etwas zum Trinken zu besorgen, als bedeutender Durchbruch begrüßt. Sicher nicht zu Unrecht, denn von der eskapistischen und propagandistischen Kost der Kriegsjahre setzte er sich scharf ab." (Neil Sinyard, Adrian Turner)
Laut wikipeda bot die Alkoholindustrie Paramount fünf Millionen Dollar an, damit der Film nicht herauskommt. Billy Wilder soll später angedeutet haben, dass er akzeptiert hätte, wenn man ihm diese Summe angeboten hätte. ( http://de.wikipedia.org )

am 01.04.2006 um 21.00 Uhr

 

 



METROPOLIS UND DIE FOLGEN
Dark City
USA 1998, R: Alex Proyas, D: Rufus Sewell, Kiefer Sutherland, William Hurt, Jennifer Connelly, 100' OF

Dark City ist der vollkommene Triumph des Production Designs über die Geschichte. Die an den deutschen Expressionismus angelehnten Kulissen sind die größten Kulissen, die jemals in Australien (der Heimat von Regisseur Proyas und Produzent Andrew Mason) gebaut wurden. Allein durch das grandiose Set bekommt der Film seine unheimliche Ausstrahlung.
Fast alles ist bei Dark City aus zweiter Hand: "Offen wird aus expressionistischen Filmen der 20er Jahre zitiert, allen voran aus Fritz Langs Metropolis , das den gesamten Bezugsrahmen von Design, Technik und Architektur liefert. Vor allem der Film Noir gibt das Vorbild ab, jene schwarzen amerikanischen Filme aus den 30er bis 50er Jahren. Spätestens vor 30 Jahren schienen deren Themen ausgereizt: (.) In der Gestalt des Science-Fiction kehrte der Film Noir aber bald zurück. Schon Blade Runner barst nur so von entsprechenden Anspielungen, und galt bald als >Neo-Noir<. Und Dark City ist lange nichts anderes. Ähnlich wie bei Blade Runner geht es auch hier um Infragestellungen von Identitäten: Denn die Außerirdischen manipulieren die Erinnerung und greifen willkürlich in das Leben der Stadtbewohner ein. Deren Identität wird flüssig, ein aktuelles Thema unserer Zeit, in der die Medizin dabei ist, die letzten Reste menschlicher Individualität technisch reproduzierbar und verfügbar zu machen." (Rüdiger Suchsland)

am 02.04.2006 um 19.00 Uhr

 

 




METROPOLIS UND DIE FOLGEN
The Fifth Element
USA/F 1997, R: Luc Besson, D: Bruce Willis, Gary Oldman, Milla Jovovich, Ian Holm, Chris Tucker, 126' OF
"Die in einem Frauenkörper wiedergeborene Inkarnation des Lebens (das fünfte Element) trifft im 23. Jahrhundert auf einen New Yorker Lufttaxi-Fahrer, dem es mit ihrer Hilfe gelingt, die Vernichtung der Erde durch das Böse abzuwenden. Ein virtuos mit Filmzitaten gespickter Film, in dem New York als eine in die Vierte Dimension übersteigerte Metropole erscheint." (Petra Maier-Schoen)
The Fifth Element ist voll von Zitaten und Parodien berühmter filmischer Vorgänger. Hier wird die Huldigung an das Genre Science-Fiction-Film zum Prinzip erhoben.
Die Straßen der Riesenstadt erinnern an Metropolis , so wie Millas "Rekonstruktion" in der Glasröhre an Brigitte Helm erinnert, die in ihrer Rolle als Roboterkopie von Maria ebenfalls kein normaler Mensch war, sondern nur so aussah. Und immer wieder Blade Runner : "Es stimmt zwar, dass ganze Szenenkompositionen aus The Fifth Element neben Metropolis , Stargate , Total Recall und 2001 auch Ridley Scotts Klassiker ( Blade Runner ) zitieren", sagt Roland Huschke, "tatsächlich aber verhalten sich die beiden Werke zueinander wie Philip Marlowe zu Monty Python."

am 02.04.2006 um 21.00 Uhr

 

 



DIE KUNST DES DOKUMENTS - QUERSCHNITTE
Berlin. Die Sinfonie der Großstadt
D 1927, R: Walter Ruttmann, 69'
Der Film Berlin. Die Sinfonie der Großstadt ist einer der ersten Dokumentarfilme, rhythmisch komponierte Avantgarde, Poesie des Alltags, soziographischer Querschnitt durch den Tag der modernen Großstadt.
"Zum einen sind die Bilder subjektiv geschaute, aufgefasste Stadt, eine innere Vision, die in eine harmonisierende Form gebracht ist. Andererseits sind diese Bilder Produkt einer neuen, einer technisierten Wahrnehmung, eine Hervorbringung der Kamera und der Apparatur. Ruttmann [...] sei es vor allem darum gegangen, bei den Zuschauern einen "Rausch der Bewegung" zu erzeugen, sie in die innere Vision hineinzuziehen. [...] Die Stadt ist alles und alles kann zum Bild werden. Weder Erzählmuster noch Darstellungszwänge schränken den Arrangeur dabei ein, der souveräne Autor kann über die Stadt frei verfügen." (Karl Prümm)
Die Idee zu dem Film ging von dem österreichischen Drehbuchautor Carl Mayer aus. Inspiriert durch Sergej Eisensteins Film Panzerkreuzer Potemkin planten Mayer und Ruttmann gemeinsam einen Dokumentarfilm. Doch während es Mayer um soziale Konflikte ging, interessierte sich Ruttmann nur für die Montage. Als die Zusammenarbeit scheiterte, verbot Mayer die Nennung seines Namens im Abspann.

Klavierbegleitung: Peter Gotthardt

am 06.04.2006 um 19.00 Uhr


 

 

KLASSENIDEALE/KLASSENFEINDE
Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?
D 1932, R: Slatan Dudow, D: Hertha Thiele, Ernst Busch, Martha Wolter, Adolf Fischer, Lilli Schoenborn, 72'
Zwischen der Erfindung des Tonfilms und seinem Einsatz als Mittel der Propaganda und der Machtergreifung durch Hitler war nicht viel Zeit für eine filmische Produktion gegen die Nazis. Die KPD hatte Slatan Dudow gewonnen, um mit Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt? einen zugleich auch anspruchsvollen Spielfilm zu drehen, der allerdings weniger gegen die Nazis als vielmehr massiv gegen die Sozialdemokraten gerichtet war. Mit kleinem Budget gedreht, ist Kuhle Wampe ein beeindruckendes Dokument der großen Wirtschaftskrise und der Massenarbeitslosigkeit zu Beginn der 1930er Jahre. Der Film, der zunächst verboten und dann unter Schnittauflagen freigegeben wurde, kritisiert die gesellschaftlichen Verhältnisse der Zeit am Beispiel einer Berliner Arbeiterfamilie:
"Der Film weist nicht Ursachen auf, sondern schildert die Sorgen der Hungernden und Wohnungslosen, die Hässlichkeit eines Biergelages und die gesunde Schönheit der kämpferischen Proletarierjugend. Im Zuschauer sollen durch bloßen Augenschein Sympathien für die Verfechter des Fortschritts geweckt werden." (Rudolf Arnheim, Die Weltbühne, 29.03.1932)

am 06.04.2006 um 21.00 Uhr

 

 


WIEDERENTDECKT
Der König der Mittelstürmer
D 1927, R: Fritz Freisler, D: Paul Richter, Aud Egede Nissen, Fritz Alberti, 20' (Fragment)
Als Vorfilm ist das einzige überlieferte Fragment von Der König der Mittelstürmer zu sehen, dem zweiten Fußballfilm des Jahres 1927. Es zeigt u.a. Bilder des Endspiels um die deutsche Fußballmeisterschaft zwischen dem 1. FC Nürnberg und Hertha BSC, in dem die Berliner am 12.6.1927 im Grunewald-Stadion vor 50.000 Zuschauern 2:0 unterlagen.

Die elf Teufel
D 1927, R: Zoltan Korda, D: Gustav Fröhlich, Evelyn Holt, Lissi Arna, Fritz Alberti, Willi Forst, 108'
Schon in den 1920er Jahren grassierte in Deutschland das Fußballfieber, zu dem auch das Kino seinen Beitrag leistete. Im Herbst 1927 erschien Die elf Teufel , beworben als "der erste Fußball-Großfilm". Die melodramatisch zugespitzte Geschichte, die sich um Kameradschaft und Verrat, Liebe und Geld dreht, ist heute aktueller als damals, als Fußball noch kein Profisport war: Ein reicher Klub versucht einem kleinen Berliner Arbeiterverein, dessen "elf Teufel" allein dem Sportsgeist verpflichtet sind, den besten Stürmer, Tommy (Gustav Fröhlich), auszuspannen. Eine Frau aus der feinen Gesellschaft, die ihn verführt, und ein großer Vertrag sollen Tommy gefügig machen. "Aber schließlich bleibt der Held doch beim seinem Klub und seiner blonden Verlobten, und der kleine Vorstadtverein schlägt mit seiner Hilfe den großen Klub. Das große Wettspiel bildet den Schluss. Es gibt Aufnahmen voller Tempo und Schmiss, wütendes Kämpfen um den Ball, Bravourleistungen erstklassiger Spieler. (...) Gustav Fröhlich in der Hauptrolle ist stark, liebenswürdig und mannhaft, ein echter Sportsheld, der nicht nur das Ideal der kleinen Mädchen, sondern auch das der Sportler darstellt. Wenn er mit windzerzausten Haaren im Spielfeld steht und wütend sich ins Gedränge stürzt, gleicht er einem jungen Kriegsgott." (Georg Herzberg, Film-Kurier, 21.10.1927). Das Finale wurde im Berliner Poststadion gedreht, und als Lokalmatadoren waren mehrere Spieler von Tennis Borussia mit von der Partie.

Klavierbegleitung: Peter Gotthardt
Einführung: Philipp Stiasny

Eine Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit CineGraph Babelsberg und dem Bundesarchiv-Filmarchiv

am 07.04.2006 um 18.30 Uhr


 


SOME LIKE IT WILDER
Five Graves to Cairo - Fünf Gräber bis Kairo
USA 1943, R: Billy Wilder, D: Franchot Tone, Anne Baxter, Akim Tamiroff, Erich von Stroheim, 96' OF
1942/43 dreht Billy Wilder die im Zweiten Weltkrieg während des Afrikafeldzugs spielende Spionagegeschichte Five Graves to Cairo . Dieser Film ist die einzige Beteiligung Wilders an antinationalsozialistischer Propaganda. Ansonsten bleibt er zu den Vorgängen in Deutschland stumm, obwohl während des NS-Regimes ein großer Teil seiner Familie verfolgt und schließlich in Auschwitz umgebracht wird.
Five Graves to Cairo ist eine Mischung aus Kriegs- und Abenteuerfilm. In Nordafrika tobt der Wüstenkrieg zwischen deutsch-italienischen und britischen Truppen. Der deutsche Generalfeldmarschall Erwin Rommel (Erich von Stroheim) scheint des Sieges sicher zu sein. Zufällig entdecken die englischen Soldaten aber das zentrale Nachschublager Rommels und vernichten es durch ein gewagtes Kommandounternehmen. Die Niederlage der Deutschen ist damit besiegelt.
"Neben der ausgezeichneten Dramaturgie und spannenden Effekten überzeugt Wilders Film durch bissige Seitenhiebe auf den deutschen Militarismus, die auch seine weiteren Arbeiten auszeichnen." (Die Chronik des Films)

am 07.04.2006 um 21.00 Uhr, am 08.04.2006 um 19.00 Uhr


 


SOME LIKE IT WILDER
The Front Page - Extrablatt
USA 1974, R: Billy Wilder, D: Jack Lemmon, Walter Matthau, Carol Burnett, Susan Sarandon, 105' OF
Billy Wilders The Front Page ist nach Lewis Milestones The Front Page (1931) und Howard Hawks His Girl Friday (1940) die dritte Verfilmung eines Bühnenstückes von Ben Hecht und Charles MacArthur.
Jack Lemmon spielt den Starreporter Hildy Johnson, der seinen turbulenten Beruf aufgeben will, um endlich zu heiraten und ein ruhigeres Leben zu führen. Sein Chefreporter (Walter Matthau) will seinen besten Mann aber nicht gehen lassen, zumal da noch eine Sensationsstory über einen zum Tode Verurteilten wartet.
"Komödien-Altmeister Billy Wilder schuf hier eine slapstick-geladene, bitterböse Satire auf Journalismus und Justiz und deren Verhältnis zu Geld, Ruhm und Macht. Obwohl Wilder die Handlung in die späten 20er Jahre verlegte, ist die Atmosphäre von den Erfahrungen der 70er geprägt: Watergate, Vietnam, Studentenrevolten. Das eingespielte Schauspielerduo Lemmon/Matthau lieferte mit seinen köstlichen Wortgefechten ein echtes Bravourstück, das auch heute noch nichts von seiner Spritzigkeit eingebüßt hat." ( www.prisma-online.de )

am 08.04.2006 um 21.00 Uhr, am 15.04.2006 um 19.00 Uhr


 


KLASSENIDEALE/KLASSENFEINDE
Ernst Thälmann - Sohn seiner Klasse
DDR 1953/54, R: Kurt Maetzig, D: Günther Simon, Hans-Peter Minetti, Erich Franz, 126'
Das große DDR-Epos über die Geschichte der Arbeiterbewegung. Mehr als 10 Millionen Mark ließ sich die DDR den filmischen Personenkult kosten. Aus dem Menschen Thälmann hatte die DDR längst eine marmorne Denkmalsfigur gemacht. Der erste Teil behandelt Thälmanns Weg in den 1920er Jahren, er beginnt in den ersten Novembertagen 1918 an der Westfront und endet beim Hamburger Aufstand im Oktober 1923. Als engagierter und agitativer Kämpfer setzt Thälmann sich für die Rechte der Arbeiter in den Fabriken und Werften ein. Nach dem Tod von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht übernimmt Thälmann die Führung der kommunistischen Bewegung.
Als Grundlage für den Film diente Willi Bredels 1949 edierte Thälmann-Biografie, die mit einem Vorwort von Wilhelm Pieck und einer Gedenkrede von Walter Ulbricht ausgestattet war. "Von Anfang an gilt dem Projekt allerhöchste Aufmerksamkeit: die Führung der SED betrachtet den Stoff, für den Ende 1949 bereits Kurt Maetzig als Regisseur im Gespräch ist, als >vordringliche Parteiaufgabe<; Walter Ulbricht, der die Arbeitsergebnisse begutachtet, streicht gelegentlich >einige Formulierungen, die zu eng sind<, mit roter Tinte an." (Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg, Red. Ralf Schenk)

am 09.04.2006 um 18.30 Uhr

Ernst Thälmann - Führer seiner Klasse
DDR 1954/55, R: Kurt Maetzig, D: Günther Simon, Hans-Peter Minetti, Karla Runkehl, Paul R. Henker, 140'
Der zweite Teil des DEFA-Thälmann-Films umfasst den Zeitraum von 1930 bis zur Ermordung Thälmanns 1944, er zeigt die Zeit der Weltwirtschaftskrise und die erbitterten Grabenkämpfe zwischen Kommunisten und Nazis. "Im epischen Stil eines historischen Bilderbogens, durchwirkt von manchem entbehrlichen Beiwerk, entwickelt sich Geschichte, und es ist Geschichte aus der Sicht der Arbeiter. Bei aller Parteilichkeit ist das ein eindringliches Spektrum jener Zeitabläufe an der Schwelle zum Nazi-Faschismus." (Heiko R. Blum)

am 09.04.2006 um 21.00 Uhr


 


DIE KUNST DES DOKUMENTS - QUERSCHNITTE
Der Mann mit der Kamera - Celovek s kinoapparatom
UdSSR 1929, R: Dziga Wertow, 80'
In seinem Dokumentarfilm setzt Dziga Wertow seine Theorie vom "Kamera-Auge" um: Held des Films ist nicht ein Mensch, sondern die Kamera selbst. Der Zuschauer ist dabei, wenn der Kameramann in Autos durch die Stadt rast, auf Schornsteine klettert oder an der Außenseite eines fahrenden Zuges hängt. Die Szenenfolge wird unterbrochen von Sequenzen aus Labor und Schneideraum, so dass der Zuschauer die Entstehung des Films miterleben kann.
"Nichts Geringeres will Der Mann mit der Kamera darstellen als das Leben. Das Kollektivleben einer Stadt. Zur Stunde der Vordämmerung durchstreift er die Stadt und belauscht den Schlaf der Menschen und das fragmentarische Sein, das sich stumm rührt. Die Stadt erwacht, räkelt sich. Zähne werden geputzt und Läden in die Höhe gezogen. Trambahnen und Fuhrwerke kündigen den Tag an. Es ist eine einzige mächtige Bewegung, die das bisher Zerstückelte ergreift und alle Elemente - Pleuelstangen, Straßenvolk, die Wehen einer Gebärenden - so zusammen führt, dass sie in der Rhythmik des Ganzen eingetan sind. Nach Arbeitsschluss hört der Strom nicht auf, sondern verändert seine Richtung. Di e Werktätigen baden und probieren sämtliche Sportarten durch. Dann folgt der Abend mit seinen Schießbuden, chinesischen Zauberkünstlern, Bierstuben und Kinos. Ein Tag ist zu Ende. Morgen geht es so weiter; jahraus, jahrein." (Siegfried Kracauer, Frankfurter Zeitung, 19.5.1929)

Klavierbegleitung: Peter Gotthardt

am 13.04.2006 um 19.00 Uhr

 


KLASSENIDEALE/KLASSENFEINDE
Die Rote Front marschiert
D 1927, R: Phil Jutzi, 30'
Der Film wurde anlässlich des 3. Reichstreffens des Roten Frontkämpferbundes in Berlin (5./6. Juni 1927) gedreht. "Zuerst wurde der Film von der ersten Prüfstelle sogar für Jugendliche freigegeben. Auf Einspruch des Auswärtigen Amtes wurde er dann später von der Reichsfilmprüfstelle um fast die Hälfte gekürzt. [...] Jedes Massenbild ist herausgeschnitten. Die Begrüßungen auf den Bahnhöfen, der disziplinierte Aufmarsch, überhaupt alles, was die wirkungsvolle Heerschau der Roten Frontkämpfer zum Ausdruck bringt, ist der Schere der Zensoren zum Opfer gefallen. [...] Die Arbeiterschaft muss überall den schärfsten Protest erheben gegen derartige Maßnahmen der reaktionären Behörden gegen die Arbeiterschaft Diesen Scharfmachern muss die Arbeiterschaft zeigen, dass man den Marsch der Roten Front nicht mit der Schere in der Hand aufhalten kann." (Die Rote Fahne, 24. Juli 1927)

Zeitprobleme. Wie der Arbeiter wohnt/Wie der Berliner Arbeiter wohnt
D 1930, R: Slatan Dudow, K: W. Hrich, 13'
In der "Arbeiterbühne und Film" vom August 1930 begrüßte Heinz Lüdecke den proletarischen Reportagefilm des Regisseurs Slatan Dudow zur geplanten Serie "Wie lebt der Berliner Arbeiter?" weil er aufrüttle und "dem Proleten sein elendes Dasein ungeschminkt" zeige: "Finstere Wohnhöhlen im Südosten und Norden Berlins. Sechs, sieben, acht Menschen in einem engen Zimmer. Zerlumpte und kranke Kinder, sterbende Greise, Arbeitslosigkeit, Hunger und Zwangsexmittierung. Der Arbeitsnachweis in der Gormannstraße. Stempelkarten häufen sich zu einem riesigen Berg. Proleten lesen den ,Erwerbslosen'. Gegen Verzweiflungsausbrüche hilft der Gummiknüppel. Die Nutznießer dieser ,Ordnung' wohnen im Grunewald. In den Parks ihrer schloßähnlichen Villen spielen gesunde Kinder. Ihre Hunde werden sorgfältiger behandelt und besser gepflegt als Millionen arbeitender Menschen. Mit den Mitteln der Montage hämmert uns dieser Film diese Kontraste ins Gedächtnis."

 

Blutmai 1929/Berlin am 1. Mai 1929/Der 1. Mai 1929 in Berlin/Kampfmai 1929
D 1929, R: Phil Jutzi, 9'
Titelliste zu "Der 1. Mai 1929 in Berlin": "1) Diese Aufnahmen sind von den Dächern und aus den Fenstern der Häuser mit der Handkamera gemacht 2) Das Karl-Liebknecht-Haus - Sitz des Zentralkomitees der KPD 3) Marschkolonnen der Arbeiter 4) Polizeiflugzeuge überfliegen die Stadt 5) Polizei wird zusammengezogen, um gegen die Demonstranten vorzugehen 6) Die Polizei schlägt nicht nur auf Demonstranten ein, sondern auch auf zufällig Vorbeigehende 7) Protestierende Arbeiter werden verhaftet 8) Tote und Verwundete werden abtransportiert 9) Barrikaden 10) Trotz Polizeiterrors wehen rote Fahnen in den Arbeitervierteln 11) Geschoßeinschläge an den Häuserwänden 12) 2. Mai - die Polizei beobachtet 13) Barrikaden werden weggeräumt 14) Spontan bilden sich neue Arbeiterdemonstrationen 15) Beisetzung der gefallenen Arbeiter 16) Wilhelm Pieck an den Gräbern der ermordeten Arbeiter 19) Ernst Thälmann spricht."

 

Blutendes Deutschland
D 1933, R: Joachim Häußler, 18'
"Ein Vorläufer der im Auftrag der NSDAP produzierten Filme zur Machtergreifung war Johannes Häußlers Blutendes Deutschland (1932). Häußler war ein ehemaliger Freikorpskämpfer, der am Kapp-Putsch teilgenommen und eigenen Angaben zufolge 1924/25 zum Kampf gegen undeutsche und bolschewistische Tendenzen die rechtsradikale ,Vereinigung der Freunde des deutschen Films' gegründet hatte." (Peter Zimmermann in: Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland, Bd. 3, Stuttgart 2005 ).
In dem Kompilationsfilm wurden u.a. Aufnahmen der Arbeiterdemonstrationen vom 1. Mai 1929 in Berlin verwendet und im Sinne der nationalsozialistischen Propaganda umgedeutet - Hitler und die NSDAP erscheinen als Retter von Arbeitslosigkeit und "kommunistischer Gefahr". Der Film wurde 1932 zunächst in einer deutsch-national geprägten halbstündigen Kurzfassung produziert und im März 1933 in einer um Teile über die nationalsozialistische Bewegung und die Machtergreifung erweiterten Fassung lanciert.

Einführung: Anna Bohn
am 13.04.2006 um 21.00 Uhr

 


GPU
D 1942, R: Karl Ritter, D: Laura Solari, Andrews Engelmann, Marina von Ditmar, Will Quadflieg, 99'
G.P.U. ist die Abkürzung der russischen Bezeichnung für "Staatliche Politische Verwaltung". Dabei handelte es sich um die gefürchtete sowjetische Geheimpolizei, die mehrfach umbenannt wurde und später unter den Abkürzungen NKWD bzw. MWD und KGB firmierte.
Die Uraufführung des antisowjetischen Propagandafilms GPU fand am 14.8.1942 in Berlin im Capitol am Zoo statt. Die Werbebroschüre der Ufa annoncierte: "Mitte 1939. Wie Fäden eines Spinnennetzes überspannt die G.P.U. auch viele Länder außerhalb des Sowjet-Paradieses. Einer ihrer zahlreichen Kreaturen ist Nikolai Bokscha, Leiter der Sektion Europa, der unter dem Deckmantel eines Sowjetdiplomaten und unter stets wechselnden Namen seine Wühlarbeit betreibt und Attentate und Terrorakte anzettelt. Seine neuesten Opfer sind Irina, die Sekretärin eines ermordeten unbequemen Armeniers Aramian, und der als Nachttaxichauffeur sein Studium bestreitende Student Paul Aßmus..."
"Die Bilder, die der Film findet, entsprechen jedem Klischee. Die Führer der Bolschewisten sind Juden (das wurde, anlässlich des Neustarts des in seiner Tendenz in den 50er Jahren offenbar wieder opportunen Films, entfernt, um die Freigabe einer >gereinigten Fassung< zu erreichen). Versäumnisse und Fehler von Untergebenen werden mit der Drohung eines Berichtes nach Moskau geahndet - man weiß schon, was passiert, wenn der Bericht wirklich abginge. (.) Die Roten, und vor allem der Kommissar, sind nicht nur gemein, sie sind auch dekadent." (Rainer Rother)


Einführung: Anna Bohn

am 14.04.2006 um 19.00 Uhr


 


SOME LIKE IT WILDER
Love in the Afternoon ( Ariane - Liebe am Nachmittag )
USA 1957, R: Billy Wilder, D: Gary Cooper, Audrey Hepburn, Maurice Chevalier, John McGiver, 126' OF
Love in the Afternoon ist die Liebesgeschichte zwischen einer blutjungen Studentin und einem alternden Playboy, leichthändig inszeniert nach dem frivolen Roman von Claude Anet.
Ariane, die Tochter des Privatdetektivs Chavasse, verliebt sich in den Playboy Flannagan, obwohl sie ihn nur aus den Akten ihres Vaters kennt. Sie rettet ihm dann bei einem Anschlag eines gehörnten Ehemanns sogar das Leben. Flannagan hofft, in Arianein weiteres Opfer seiner Verführungskünste gefunden zu haben, doch sie gibt sich geheimnisvoll .
Der Roman von Anet wurde 1930 schon einmal von Paul Czinner verfilmt. Seine "Ariane" war damals seine Ehefrau Elisabeth Bergner, die als koboldhafte Kindfrau mit großen unergründlichen Augen die Weimarer Republik verzaubert hatte. Nur eine Hepburn konnte mit dieser "Ariane" konkurrieren. "Eine Frau von einem anderen Stern, ein Wesen aus einem anderen Stoff, vielleicht ein Schmetterling: Audrey Hepburns Schönheit war nicht von dieser Welt, ihre Erscheinung besaß jene Erdenferne, die nur das Kino kennt." (Michael Althen)

am 14.04.2006 und 15.04.2006 jeweils um 21.00 Uhr

 


KLASSENIDEALE/KLASSENFEINDE
Menschen im Netz
BRD 1959,R: Franz Peter Wirth, Hansjörg Felmy, Johanna von Koczian, Hannes Messemer, Ingeborg Schöner, 98'
Menschen im Netz ist einer der Filme, die in den 1950er Jahren in der BRD die Teilung des Landes thematisierten und die DDR als großes Gefängnis darstellten. Klaus Mertens wird in der DDR unschuldig verurteilt, seine Frau Gitta gerät in die Fänge eines östlichen Geheimdienstes.
"Schmunzeln läßt sich aber auch über einige Passagen im westdeutschen Film Menschen im Netz (1959) von Franz Peter Wirth, die mangelndem Talent zuzuschreiben sind: Die hemmungslos öde Story über östliche Agenten im westlichen Deutschland, die dort ihr Unwesen und arglose Menschen ins Unglück treiben, ist mitunter in einer derart stümperhaften Weise inszeniert, daß es Montagefehler geradezu hagelt und Verfolgungsjagden bzw. Zweikämpfe (mit einem an sich gebräuchlichen, hier aber durchaus unpassenden Wort: Action) sich ausnehmen wie Stellproben für eine Modenschau. Dieser spröde Charme des Billigen, der nicht aussieht wie bewußt herbeigeführt, ist allerdings heute - vielleicht mehr noch als 1959 - das Eintrittsgeld wert."(Rolf Aurich)

am 16.04.2006 um 19.00 Uhr

 


Seine Hoheit - Genosse Prinz
DDR 1969, R: Werner W. Wallroth, D: Rolf Ludwig, Regina Beyer, Jutta Wachowiak, Ilse Vogt, 89'
Neben den beiden bekannteren Filmen Die Russen kommen (R: Heiner Carow, 1968) und Ich war neunzehn (R: Konrad Wolf, 1968) hatte vor allem noch ein dritter Film Ende der 60er Jahre mit dem Staatsapparat der DDR und deren Zensur zu kämpfen: Seine Hoheit - Genosse Prinz. Es ist ein Lustspiel mit einem "assoziationsträchtigen und politisch relevanten Einfall. Der Drehbuchautor Rudi Strahl versetzt einen harmlosen Genossen in die Ge- und Verlegenheit, als DDR-Bürger sehr feinem Adel im Süddeutschen entsprossen und also zugehörig zu sein. Aus der >was wäre, wenn.<-Situation entwickeln sich Pointen, Spitzen, klamottige und nachdenkliche Szenen. Strahl und sein Regisseur Wallroth werden mehrfach, bis zum Minister hinauf, mit Listen zu streichender Wörter und Sätze versehen, der fertige Film ist fast nur noch lustig, ohne Biss und soziale Schärfe. Autor Rudi Strahl versichert, sich nunmehr vom heiteren Film zurückziehen zu wollen." (Klaus Wischnewski)

am 16.04.2006 um 21.00 Uhr


 

 

 

DIE KUNST DES DOKUMENTS - QUERSCHNITTE
Sunless - Sans Soleil
F 1982, R: Chris Marker, 100' engl. Fass.
Chris Marker ist Reisender, Schriftsteller, Essayist, Fotograf, Zeitzeuge, Erzähler, Filmemacher. Er versucht, möglichst viele verschiedene Medien miteinander in Beziehung zu setzen. In Sans Soleil sind dies Film, Video, Fotografie und Computer, mit denen er Wort und Bild auf eine Weise zusammenbringt, die Gedankenräume eröffnet und Bruchstellen markiert. Er montiert Filmmaterial aus Japan und Afrika, aus Island und Frankreich sowie einen wunderbaren Kurzessay über Hitchcocks Vertigo zu einem dichten Bezugssystem, das durch einen komplexen Kommentar erschlossen wird.
Edgar Reitz schwärmte von Sans Soleil als dem bedeutendsten Film der Berlinale 1983: "Endlich eine filmische Sprache, die ihre Themen nicht verwaltet, sondern zum Schweben bringt. Die Sprache ist hier nicht Kommentar wie im Dokumentarfilm oder Fernsehfilm. Die Bilder sind keine >Beweisstücke< für Aussagen oder >Handlung<, sondern immer wieder absolute Bildsprache. Bei diesem Verfahren entsteht ein ganz unerwarteter Eindruck: Der Film ist etwas Drittes, ist nicht die Summe von Bild und Sprache, sondern er entsteht zwischen diesen von den Sinnen wahrnehmbaren Ereignissen. Film ist etwas Unsichtbares, Unhörbares, ein Phänomen der Interferenz von Bildern und Sätzen, wie ich das in dieser reinen Form nie gesehen habe." (siehe: Filmkanon, Hg. Alfred Holighaus)

am 20.04.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

GHETTO THERESIENSTADT
Theresienstadt sieht aus wie ein Curort
A 1997, R: Nadja Seelich, 51'
Josefa Stibitzova wurde im Juni 1942 im Alter von 68 jahren aus ihrer Heimatgemeinde Kolin (Böhmen) in das KZ Theresienstadt (Terezin) deportiert. Drei Jahre nach der Befreiung hat sie ihre Erinnerungen auf ein Tonband gesprochen - für sie selbst als ein Weg zur Verarbeitung und für andere als Dokument einer Überlebenden.
"Die Tonaufnahme aus dem Jahr 1948 ist der einzige Kommentar unseres Films und bestimmt sowohl seinen Inhalt wie auch die Dramaturgie, den Rhythmus und die Machart. Wir haben vorwiegend mit privatem Bildmaterial gearbeitet. Dieses Material wurde durch einige Korrespondenzkarten, die Josefa Stibitzova aus Theresienstadt schickte, durch Film- und Fotomaterial aus den öffentlichen Archiven und sehr sparsam durch assoziative Bilder ergänzt." (Nadja Seelich)
Im NS-Propagandafilm Der Führer schenkt den Juden eine Stadt ist in einem erhalten gebliebenen Fragment Josefa Stibitzova vor einer Holzbaracke auf einer Gartenbank sitzend zu sehen. Davon berichtet Frau Stibitzova auf einer Postkarte, die sie aus Theresienstadt schrieb: " Theresienstadt sieht aus wie ein Curort wurde gefilmt von der >Aktualität< auch unser Häuschen bin gerade auf der Gartenbank." (Filmladen Wien)

Theresienstadt - Der Führer schenkt den Juden eine Stadt
D 1944, R: Kurt Gerron, Karel Pecený, 17' (Fragment)

am 20.04.2006 um 21.00 Uhr

 

 

 

 

GHETTO THERESIENSTADT
Multimediavortrag von Karel Margry

Theresienstadt
Der Führer schenkt den Juden eine Stadt
D 1944, R: Kurt Gerron, Karel Pecený, 28' (Videorekonstruktion)
"Zwischen 1944 und 1945 produzierten die Nazis einen Propagandafilm über Theresienstadt, das Konzentrationslager für Juden in der besetzten Tschechoslowakei. Zweck dieses Films war es, ein falsches Bild von Theresienstadt zu geben und die Außenwelt darüber zu täuschen, was wirklich mit den europäischen Juden geschah. Der Film wurde im August und September 1944 gedreht; seine Darsteller waren die jüdischen Häftlinge des Lagers selbst: Hunderte wurden als Statisten eingesetzt oder mussten eine spezielle Rolle übernehmen. Die SS-Lagerkommandantur machte den Berliner Kabarettisten, Schauspieler und Regisseur Kurt Gerron, selbst Häftling in Theresienstadt, zum Leiter eines jüdischen Produktionsstabes. Ein Kamerateam der Prager Wochenschau-Gesellschaft >Aktualita< kam nach Theresienstadt, um die eigentlichen Dreharbeiten im Lager durchzuführen. Der Film wurde in Prag geschnitten und im März 1945 fertig gestellt. Bei Kriegsende jedoch war der Nazifilm über Theresienstadt verschwunden, und obwohl seither einzelne Szenen und Fragmente wieder aufgetaucht sind, gibt es bis heute keine vollständige Kopie." (Karel Margry)

Eintritt frei.

am 21.04.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

 

 

SOME LIKE IT WILDER
The Spirit of St. Louis - Lindbergh: Mein Flug über den Ozean
USA 1957, R: Billy Wilder, D: James Stewart, Murray Hamilton, Patricia Smith, Bartlett Robinson, 135' OF
Regisseur Billy Wilder, der auch das Drehbuch mitbestimmte, hat das historische Ereignis in einem Jubiläumsfilm nachgezeichnet, der sich eng an Lindberghs mit dem Pulitzer-Preis prämierten Tatsachenbericht hält und dabei völlig auf gefühlvolle Liebesepisoden und Heldenpathetik verzichtet.
"Billy Wilder löste das dramaturgische Zentralproblem seines Vorhabens, indem er den Hauptteil des Films, die Ozeanüberquerung mit dem wenig abwechslungsreichen Anblick des immer gleichen Piloten am Steuerknüppel, durch ein Puzzle von Rückblenden und Anekdoten aus den fliegerischen Anfängen Lindberghs unterbricht." ( www.wdr.de )
Obwohl der Film ein finanzieller Misserfolg war, waren die Kritiken durchweg positiv bis begeistert, und tatsächlich enthält der Film eine beeindruckende Fülle aufregender Cinemascope-Effekte und profitiert ungemein von dem sehr populären Hollywoodstar James Stewart, der selbst einmal Brigadegeneral der US-Luftwaffe war.

am 21.04.2006 um 21.00 Uhr, am 22.04.2006 um 18.30 Uhr

 

 

 


SOME LIKE IT WILDER
The Private Life of Sherlock Holmes
USA/GB 1970, R: Billy Wilder, D: Robert Stephens, Colin Blakely, Irene Handl, Stanley Holloway, 125' OF
neue restaurierte Kopie
Fünfzig Jahre nach dem Tod von Sherlock Holmes' engstem Mitarbeiter und Chronisten Dr. Watson kommen Manuskripte über einige Fälle an die Öffentlichkeit, die etliche pikante Details aus dem Leben des legendären Meisterdetektivs preisgeben. Sie kratzen nicht nur am Mythos der Unfehlbarkeit von Holmes, sie zeigen auch, dass die Zusammenarbeit von Holmes und Watson alles andere als reibungslos verlief. Vor allem aber enthüllen sie Holmes' Verwundbarkeit, wenn es um Frauen ging.
"Wilders Sherlock ist auch eine tragische Gestalt. Er ist vermutlich zu klug für die normale Welt. Er hat sich deshalb sein eigenes intellektuelles Reich geschaffen, wo die Logik regiert, wo Denken alles bedeutet und Fühlen nichts - ein Reich, das längst zum Gefängnis geworden ist. Der einzige Fluchtweg ist der Kokainrausch." (Claudius Seidl)
Für Wilder war "Holmes neben Tarzan und Robinson Crusoe die größte Kinofigur". Dreieinhalb Stunden lang war die ursprüngliche Fassung seiner Sherlock-Holmes-Version. Wilder musste sie aber auf Wunsch von United Artists auf zwei Stunden kürzen, obwohl der Film sein "personal valentine", sein liebstes Kind, war.

Mit freundlicher Unterstützung von Sony Pictures Repertory, USA

am 22.04., am 28.04.2006 und am 29.04.2006 jeweils um 21.00 Uhr


 

 

 

GHETTO THERESIENSTADT
Daleká cesta - Der weite Weg
CSR 1949, R: Alfréd Radok, D: Blanka Waleska, Otomar Krejca, Zdenka Baldová, Viktor Ocasek, 108' OmeU
Nur vier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges drehte Alfréd Radok seinen Film, der vom Schicksal einer jüdischen Ärztin und ihres tschechischen Manns während der Nazi-Okkupation erzählt. Im Stil des Expressionismus verwandelt "Der weite Weg" den Alptraum des Lagers in einen Danse macabre, dessen metaphorische Bilder aus dem Theresienstädter Ghetto auch nach vielen Jahren ihre suggestive Kraft nicht verloren haben. Da dem Film der damals in der CSSR erwünschte "Klassenstandpunkt" fehlte und "nur" humanistische Positionen vertrat, wurde er von wachsamen Ideologen in den Tresor verbannt.

am 23.04.2006 um 19.00 Uhr

GHETTO THERESIENSTADT
Kurt Gerrons Karussell
BRD/NL/CZ 1999, R: Ilona Ziok, 70'
Als erster Interpret des Meckie-Messer-Songs, als Regisseur beliebter Ufa-Komödien und als Schauspieler in über 70 Filmen feierte der Berliner Kurt Gerron Erfolge. Die Regisseurin Ilona Ziok zeichnet den Lebensweg dieses jüdischen Künstlers in Spielfilmsequenzen und durch Berichte von Zeitzeugen nach.
Der aus einer gut bürgerlichen Familie stammende Kurt Gerron kämpfte für Deutschland im Ersten Weltkrieg, wandte sich nach seinem Medizinstudium der Schauspielerei zu, spielte unter Max Reinhardt und Erich Engel. Nach der Machtübernahme Hitlers emigrierte er nach Holland, wurde aber beim Einmarsch der deutschen Besatzer in ein KZ deportiert.
Im KZ Theresienstadt gründete Gerron das Kabarett "Karussell" und konnte sich dadurch ein Stück "Normalität" vorspielen. Von den Nazis gezwungen, übernahm er die Regie bei der Produktion des Propagandafilm Theresienstadt/Der Führer schenkt den Juden eine Stadt . Er verriet seine Prinzipien, in der falschen Hoffnung, sein Leben zu retten. Gerron wurde 1944 in Auschwitz ermordet.

am 23.04.2006 um 21.00 Uhr

 

 

 

DIE KUNST DES DOKUMENTS - QUERSCHNITTE
Nomaden der Lüfte - Le peuple migrateur
F/D 2001, R: Jacques Perrin, D: Rothalsgänse, Weißstörche, Limnikoler, Singschwäne, Hyazinth-Aras, Mönchsgrasmücken, 98' dt. Fass.
Nomaden der Lüfte ist ein "Roadmovie" in luftigen Höhen und ein dokumentarisches Natur-Epos: Irgendwo an einem Bach in der französischen Provinz beginnt ein Abenteuer. Ein Entenpaar macht sich auf, um weit entfernt auf einem anderen Kontinent zu nisten. Ein Jahr lang begleitet der Film die Wanderbewegungen der Vögel rund um den Erdball, der Zuschauer wird Zeuge ihrer beschwerlichen und zuweilen auch gefährlichen Reisen. Drei Jahre drehten die Filmemacher unter der Leitung von Jacques Perrin mit fünf Kamerateams in 25 Ländern, um 44 Vogelarten in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Sie wurden dabei begleitet und unterstützt von renommierten Ornithologen, die ihrerseits das erarbeitete Material aus den Dreharbeiten nutzen durften.
Jacques Perrin gehört zu den schillerndsten Figuren des europäischen Kinos. Seit Ende der 1950er Jahre als Schauspieler im italienischen und französischen Film präsent, stieg er mit den Filmen von Jacques Demy ( Les Demoiselles de Rochefort , Peau d'âne ) zum Mädchenschwarm auf, etablierte sich aber schon früh auch als Charakterdarsteller, besonders in den Filmen von Costa-Gavras. Mit Das Volk der Affen entdeckte er 1989 seine Liebe zum Dokumentarfilm, dem er 1996 Mikrokosmos - Das Volk der Gräser folgen ließ.

am 27.04.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

GHETTO THERESIENSTADT
Transport z ráje - Transport aus dem Paradies
CSR 1962, R: Zbynek Brynych, D: Zdenek Stepánek, Ilja Prachar, Ladislav Pesek, Vlastimil Brodský, 93' OmeU
SS General Josef Knecht kommt zu einer Inspektion in das Ghetto Theresienstadt. Das Ghetto ist in ein ungewöhnliches Gewand gehüllt - ein Filmteam der deutschen Wochenschau ist anwesend, um Szenen aus der Stadt zu drehen, die der Führer den Juden "geschenkt" hat. Die geschminkten Gefangenen rezitieren auswendig gelernte Sätze, wie gut es ihnen in ihrer Stadt gefällt. Alles scheint zu gelingen, bis der General ein Plakat mit der Aufschrift "Tod dem Faschismus" entdeckt. Seine gute Laune ist sofort dahin, und er gibt den Befehl, schnellstmöglich den nächsten Transport in das Vernichtungslager Birkenau zusammenzustellen. Der Vorsitzende der jüdischen Selbstverwaltung muss das Deportationsverzeichnis mit seiner Unterschrift beglaubigen, lehnt dies aber ab.
Der Film nach einem Buch von Arnost Lustig erzählt weniger eine zusammenhängende Geschichte, vielmehr fängt er die Atmosphäre im Internierungslager ein und zeigt, wie die Gefangenen ihre Würde bewahren und auch im Ghetto gegen Willkür und Unrecht kämpfen.

am 27.04.2006 um 21.00 Uhr, am 30.04.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

 

 

Von der Hölle ins Paradies oder Chopin hat mich gerettet
D 2005, R: Michael Teutsch, 73'
Die Pianistin Aliza Sommer-Herz ist 102 Jahre alt und lebt in London. Sie erlebte beide Weltkriege, die Inflation, den Holocaust, den Kommunismus, Emigration und den Aufbau Israels - Lebensstationen einer Jahrhundertzeugin und Kosmopolitin. Die Musik half ihr, das KZ Theresienstadt zu überleben, und den Verlust ihres Mannes, ihrer Mutter und fast ihrer ganzen Familie zu ertragen.
Die Dokumentation zeigt auf, was das Besondere ist an dieser kleinen, alten Dame, die in den 1930er Jahren eine gefeierte Pianistin war und zahlreiche Konzerte in den Großstädten Europas gab, bis die "Judengesetze" ihren Auftritten ein Ende setzten.
"Nie bin ich so glücklich gewesen wie jetzt", sagt Frau Sommer heute, "das Alter ist herrlich, weil es friedlich stimmt, weil man anspruchslos ist, reiche Erfahrungen hat, Ruhe, Zeit und, über allem, die Musik."

In Anwesenheit des Regisseurs Michael Teutsch

am 28.04.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 


SOME LIKE IT WILDER
Irma La Douce
USA 1963, R: Billy Wilder, D: Jack Lemmon, Shirley McLaine, Lou Jacobi, Bruce Yarnell, 144' OF
Wilder hat mit Irma La Douce ein Bühnenmusical adaptiert, indem er einfach alle Musiknummern weg gelassen und sich ausschließlich auf die grundlegende dramatische Situation konzentriert hat: die Beziehung zwischen der Prostituierten Irma und ihrem bis über beide Ohren in sie verliebten Zuhälter wider Willen Nestor. Der wird so eifersüchtig auf Irmas berufliche Rührigkeit, dass er sich als alter reicher englischer Lord ausgibt, damit er ihre Zeit für sich in Anspruch nehmen und sie von ihren anderen Freiern abhalten kann.
" Irma La Douce ist einer jener Filme, die Wilder selbst für einen Misserfolg hielt. Das Publikum war da ganz anderer Meinung. Wilder meinte im Gespräch mit Cameron Crowe, einige Szenen in diesem >Mezzo-Musical< seien >ein bisschen dick aufgetragen<. Außerdem sei es ein Problem, dass Leute nicht die Sprache des Landes sprechen, in dem gespielt wird. Jack Lemmon und Shirley MacLaine spielen Franzosen. Lemmon sei als Franzose viel zu amerikanisch. >Das ganze Ding war viel zu amerikanisch, um glaubwürdig zu sein. Ich glaubte es nicht. und sie auch nicht. Der Film war ein Flop in Paris, in Frankreich. Aber er war ein großer Hit hier: In Deutschland mochten sie ihn, weil sie glaubten, die Franzosen besser zu verstehen. [Wir lachen.]<" (Ulrich Behrens)

Mit freundlicher Unterstützung von Sony Pictures Repertory, USA

am 29.04.2006 und 06.05.2006 um 18.30 Uhr, am 05.05.2006 um 21.00 Uhr

 

 

 

 

GHETTO THERESIENSTADT
Poslední motyl - Der letzte Schmetterling
CSSR, F, GB 1990, R: Karel Kachyna, D: Tom Courtenay, Brigitte Fossey , Ingrid Held, Milan Knažko, Josef Kemr, Jozef Laufer, 109' OF dt. eingesprochen
Der Film entstand nach der Buchvorlage "Die Kinder von Theresienstadt" des französischen Autors Michael Jacot: in Paris wird der Mime Antoine Moreau von der Gestapo verhaftet. Seine Geliebte war in der Widerstandbewegung aktiv, und so wollen die Deutschen Moreau erpressen, sich an einer grausamen Komödie im Ghetto Theresienstadt zu beteiligen. Der Mime erhält die Aufgabe, dort eine Aufführung des Kindertheaters vorzubereiten, die die Delegation des Internationalen Roten Kreuzes davon überzeugen soll, wie zufrieden die Internierten im Ghetto sind. Als Moreau die Wahrheit über das Ghetto und die regelmäßigen Transporte zu begreifen beginnt, fasst er einen Entschluss. Zusammen mit den Kindern und hervorragenden internierten Musikern inszeniert er das Märchen von Hänsel und Gretel als ein Gleichnis auf die wirklichen Zustände im Lager.

am 30.04.2006 um 21.00 Uhr

 

 

Filminhalte Mai 2006

 

DIE KUNST DES DOKUMENTS - ARBEITSPROZESSE
DEFA- KURZ FILM-PROGRAMM
Turbine I
DDR 1953, R: Joop Huisken, Karl Gass, 25'
Der Kurzfilm ist eine Reportage über die Schnellreparatur der Turbine I des Elektrokraftwerkes Zschornewitz.
"Gegenstand dieses Films war der Mensch. Wir haben uns hier - in einer Weise wie vorher und nachher nicht immer so konsequent - in die Nähe unseres arbeitenden Menschen begeben und versucht, sein Handeln, seine Aktivität, sein Fühlen und Denken, soweit es im Dokumentarfilm möglich ist oder es uns damals möglich war, unmittelbar widerzuspiegeln. Und der zweite wichtige Punkt ist, dass wir uns auf ein bestimmtes Sujet, auf eine thematisch begrenzte Problematik konzentriert und dabei tiefer zu schürfen versucht haben. Es ging dabei, wie Sie wissen, um die Schnellreparatur einer Turbine". (Karl Gass, 1982, Quelle: www.filmportal.de ).

Stahl
DDR 1949/50, R: Joop Huisken und andere, 13'
Einen erheblichen Teil des Kino- und Fernsehalltags der frühen DDR bestimmten vor allem abendfüllende Spielfilme zu den Kampf- und Feiertagen der DDR, zur Geschichte der Sowjetunion und der Auseinandersetzung mit dem Zweiten Weltkrieg. Ausnahmen, die sich mit der DDR-Wirklichkeit beschäftigten, waren vor allem dokumentarische Filme über den Arbeitsalltag in der DDR. Dazu zählt neben Turbine I auch der Film über die Schwerindustrie Stahl.

Ofenbauer
DDR 1962, R: Jürgen Böttcher, 15'
Nachdem Böttchers erster DEFA-Film Drei von vielen verboten worden war, demonstrierte er, dass er auch anders könne. In Ofenbauer zeigt Böttcher Arbeiter so, wie man sie damals zeigen sollte: bei der Arbeit, möglichst bei einer Bestleistung, einer Planübererfüllung.
"Im Eisenhüttenkombinat Ost an der Oder wird ein neuer Hochofen an die Stelle eines ausgebrannten bewegt. 2000 Tonnen müssen 18 Meter weit verschoben werden: Dreimal hören wir's im Kommentar. >Das Kommando hat jetzt Meister Klaus. Seinen Befehlen ist unbedingt Folge zu leisten!< Männer bei der Arbeit: angespannte Gesichter, prüfende Hände, das Geräusch kreischender Winden und bis zum Zerreißen gespannter Stahlseile. Alles geht gut, und eine neue Bestleistung ist's auch: Die Stillstandszeit der Anlage sei von 80 auf 40 Tage reduziert worden, tönt es im Kommentar. Prompt wird Böttcher dafür ausgezeichnet: 1962, auf dem Dokumentarfilm-Festival in Leipzig, erhält Ofenbauer gemeinsam mit drei weiteren DDR-Filmen die Silberne Taube . (Kraft Wetzel)

Wieder in Wittstock
DDR 1976, R: Volker Koepp, 22'
1974 entstand der erste Film der Wittstock-Reihe über die drei Frauen Stupsi/Elsbeth, Renate und Edith aus dem Oberbekleidungswerk in Wittstock. ( Mädchen in Wittstock ) Ihm folgten bis 1997 sechs weitere. Das Zeughauskino zeigt den zweiten Film dieser Langzeitbeobachtung Wieder in Wittstock.
">Autorenhaltung und Standpunkt, das muss im Material stecken. Das kann nicht irgendwie hinterher draufgesetzt werden. Und wenn man das nicht im Material hat und man benötigt einen Kommentar, um das alles zu erklären, dann hat man, glaub ich, seine Arbeit nicht richtig gemacht.< So hat Koepp 1980 seinen eigenen Stil umrissen, so sehen die Wittstock-Filme auch aus: Entdeckungsreisen, in denen die Bilder nicht Illustration von Thesen sind, sondern Dokumente der Suche nach dem wahrhaftigen Augenblick: dem Moment, in dem ein Gesicht, eine Situation sprechend wird." (Stefan Reinecke)

Rangierer
DDR 1984, R: Jürgen Böttcher, 22'
Böttcher interessieren vor allem arbeitende Menschen, weniger die "Helden der Arbeit".
In Rangierer gibt er Einblicke in die anstrengende und gefährliche Präzisionsarbeit auf dem größten Rangierbahnhof der DDR: Dresden-Friedrichstadt. Er erforscht die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter und kommt dabei ohne Dialog und Kommentar aus.

am 04.05.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

DER DISKRETE CHARME - BÜRGERTUM IM FILM
La règle du jeu - Die Spielregel
F 1939, R: Jean Renoir, D: Nora Gregor, Paulette Dubost, Jean Renoir, Roland Toutain, Marcel Dalio, 113' OmeU
André Bazin nennt diesen Film, der im Sommer 1939, wenige Wochen vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in die französischen Kinos kam, den am weitesten gespannten und klarsten Ausdruck einer zum Untergang geweihten Epoche.
Auf einem Schloss in der französischen Sologne kommt es während einer Jagdpartie zu einem Reigen persönlicher und gesellschaftlicher Katastrophen: Der Pilot André Jurieu, ein Freund von Octave, hat sich in die Hausherrin Christine, die Frau von Robert LaChesnaye, verliebt. Die feine Gesellschaft weiß um die Affäre, verschweigt sie jedoch dezent. Ein zweites Eifersuchtsdrama spielt sich zwischen dem Jagdhüter Schumacher und dem Wilddieb Marceau ab, der Schumachers Frau, der Zofe Christines, den Hof macht. Während eines Kostümfestes auf dem Schloss erzwingt Jurieu von Christine eine Liebeserklärung und schlägt sich mit deren Mann Robert, während Schumacher seinen Widersacher Marceau durch das ganze Schloss verfolgt. Nach Ende des Festes, durch einen doppelten Austausch der Kostüme genarrt, erschießt Schumacher Jurieu, aber jeder glaubt (und akzeptiert), dass Robert sich an seinem Rivalen gerächt hat.
Ein heiter-sarkastischer Reigen, in dem sich die gesellschaftlichen Spielregeln jener Zeit als selbstzerstörerische Konventionen entpuppen. Skeptische Blicke auf die Bereitschaft, Kollateralschäden in Kauf zu nehmen, wenn es darum geht, die empfindliche Balance fortzuschreiben, die bürgerliches Wohlleben auch bedeutet. Späte Echos dieses Films, ohne sich je in der Art eines Remakes darauf zu beziehen, sind in Robert Altmans Gosford Park und Woody Allens Match Point zu finden.

am 04.05.2006 um 21.00 Uhr, am 07.05.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

WIEDERENTDECKT
Herrenpartie
BRD/Jugoslawien 1963/64, R: Wolfgang Staudte, D: Hans Nielsen, Götz George, Gerlach Fiedler, Friedrich Maurer, 92'
Jugoslawien 1964: Eine Gruppe von acht westdeutschen Urlaubern, Mitglieder eines Männergesangsvereins, strandet auf dem Rückweg in einem dalmatinischen Bergdorf. Zu ihrer Verwunderung treffen sie dort ausschließlich auf schwarz gekleidete Frauen - Witwen, die ihre im Krieg als Geiseln erschossenen Männer nicht vergessen können und nun den Deutschen jede Hilfe verweigern. Unbeholfene Kontaktversuche und improvisierte Entschuldigungsgesten der Deutschen schlagen fehl. In schwieriger Lage verwandeln sich die deutschen Sangesbrüder schließlich wieder in die tüchtigen Herrenmenschen aus dem Krieg, blasen zum Appell und beginnen zu requirieren. Doch nicht nur sie haben ihre Lektion nicht gelernt (Das ironische Schlusswort: "Schwamm drüber. Wir Deutschen sind immer bereit, zu vergessen."), auch die Frauen des Dorfes verfallen zunehmend wieder in alte Verhaltensweisen, hier die einer Partisanengruppe.
Auch dieser Film Wolfgang Staudtes mit dem für seine Zeit progressiven Anliegen, nach dem sowohl Täter als auch Opfer eine Vergangenheit zu bewältigen haben, stieß im Nachkriegs-Westdeutschland auf wenig Verständnis. Eine gewisse Unausgewogenheit im Stil zwischen bitterer Satire auf westdeutsche Altnazis und Spießer und ernsthafter Auseinandersetzung mit deutsch-jugoslawischer Vergangenheit sowie in Teilen stark typisierte Figuren führten zur Ablehnung des Films durch die eher linke Filmkritik. Und die große Mehrheit all derjenigen, die sich an der politischen Botschaft des Films stießen, konnten dies wahlweise offen praktizieren oder sich hinter formaler Kritik zurückziehen. So verschwand der Film sehr schnell aus den westdeutschen Kinos, während er im Osten politisch instrumentalisiert wurde und so den Ruf Staudtes als "Nestbeschmutzer" und "Protegé der Roten" zementierte. Höchste Zeit, diese frühe deutsch-jugoslawische Koproduktion und deutlichste aller Provokationen des großen Provokateurs des deutschen Nachkriegsfilms wiederzuentdecken. Das Zeughauskino zeigt eine Cinemascope-Fassung.

Einführung: Jan Kindler

Eine Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit CineGraph Babelsberg und dem Bundesarchiv-Filmarchiv

am 05.05.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

SOME LIKE IT WILDER
Irma la Douce

Cast, Credits und Synopsis siehe 29.04.06

am 05.05.2006 um 21.00 Uhr, am 06.05.2006 um 18.30 Uhr

 

 

 

SOME LIKE IT WILDER
Kiss Me, Stupid
USA 1964, R: Billy Wilder, D: Dean Martin, Kim Novak, Ray Walston, Felicia Farr, Skip Ward, 126' OF neue restaurierte Kopie
Die amerikanische Presse bezeichnete Kiss Me, Stupid 1964 als "schlüpfrigsten Film des Jahres", als "gemein und schmutzig". Musiklehrer Orville und Tankwart Barney schreiben in ihrer Freizeit erfolglos Schlager. Sie wollen endlich berühmt werden. Als ein bekannter Sänger zufällig in ihrem Nest hält, sabotieren sie sein Auto und halten ihn damit auf. Anschließend jubeln sie ihm eine ansässige Prostituierte als Ehefrau unter und unternehmen alles, damit es zwischen den beiden funkt.
"Die Moral des Films ist kurz, verletzend wie ein Stachel, wortwörtlich gemeint und durch und durch unmoralisch. Dass solch ein Film sich nicht bezahlt macht, dafür tragen Legion of Decency und Frauenvereine 1964 Sorge. US-Stadt für US-Stadt vermeldet mit Stolz, vom Kiss Me, Stupid befreit zu sein." (Österreichisches Filmmuseum)

Mit freundlicher Unterstützung von Sony Pictures Repertory, USA

am 06.05.2006 und 12.05.2006 um 21.00 Uhr, am 13.05.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

DER DISKRETE CHARME - BÜRGERTUM IM FILM
Le charme discrèt de la bourgeoisie - Der diskrete Charme der Bourgeoisie
F 1972, R: Luis Buñuel, D: Fernando Rey, Delphine Seyrig, Stéphane Audran, Bulle Ogier, Jean-Pierre Cassel, 101' OmU
"Mehrere Angehörige der bürgerlichen Führungsschicht eines fiktiven lateinamerikanischen Landes
verbringen ihre Zeit mit einer Folge gegenseitiger Einladungen, doch werden sie immer wieder um den kulinarischen Genuss betrogen. Mit diesem Film, der sein Spätwerk einläutete, knüpfte Buñuel an früheste surrealistische Muster an und führt die Denunziation des als verrottet angeprangerten Bürgertums zu einem Höhepunkt, indem er die >schlüssige bürgerliche Dramaturgie< lustvoll zerschlägt und deren Bruchstücke als Traumelemente um ein operettenhaftes Personeninventar drapiert." (Lexikon d. intern. Films)
Als Der diskrete Charme der Bourgeoisie 1973 für den OSCAR nominiert worden war, erklärte Buñuel, er hätte gar keinen Zweifel den OSCAR auch zu gewinnen, er habe schließlich schon die 25.000 $ eingezahlt, die man dafür bezahlen müsse. Als das in der internationalen Presse zu lesen war, gab es einen Aufschrei der Entrüstung in Amerika, und der Produzent Serge Silberman hatte alle Hände voll zu tun, die Wogen zu glätten. Als dann Buñuels Film tatsächlich den OSCAR erhielt, hatte der Regisseur nichts eiligeres zu tun, als zu erklären: "Die Amerikaner mögen alle möglichen Fehler haben, aber ihr Wort halten sie."

am 07.05.2006 und 11.05.2006 um 21.00 Uhr

 

DIE KUNST DES DOKUMENTS - ARBEITSPROZESSE
Louisiana Story
SA 1948, R: Robert Flaherty, 82' OF
"Flaherty konnte 1948 wieder einen Film in seiner amerikanischen Heimat drehen. Louisiana Story wurde von der Standard-Oil-Gesellschaft finanziert. Der Auftrag ließ eine Behandlung der wahren Probleme rund um das Erdöl nicht zu. Doch die kristallene Anmut der urweltlichen Sumpflandschaft, das Dunkel der fast jungfräulichen Wälder, die industrielle Symphonie eines Bohrturms, die Frische eines zwölfjährigen Jägers vereinigen sich zu einer fesselnden arkadischen Idylle, wenn diese auch in einer zerrissenen Welt anachronistisch scheint. Nachdem dann der große Künstler einige Zeit auf vergebliche Suche nach einem neuen Film in Europa umhergeirrt war, fühlte er, dass seine Stunde gekommen sei, und kehrte zurück, um zu sterben." (Georges Sadoul, Geschichte der Filmkunst)

am 11.05.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

DER DISKRETE CHARME - BÜRGERTUM IM FILM
Der Herrscher
D 1937, R: Veit Harlan, D: Emil Jannings, Marianne Hoppe, Harald Paulsen, Hilde Körber, 103'
Der Herrscher wurde am 17. Juli 1935 im Filmkurier angekündigt als: "Ein spannender, kontrastreicher Stoff aus dem Leben eines Großindustriellen." Auf zwei Theater-Vorlagen beruhend - Gerhard Hauptmanns "Vor Sonnenuntergang" und "Der Herrscher" von Harald Bratt - ist dies Harlans erster offen politischer Film. Der Herrscher entstand unter der künstlerischen Oberleitung von Emil Jannings, der das Projekt bei Propagandaminister Goebbels durchgesetzt hatte und später für die Gestaltung der Titelrolle des verwitweten Großindustriellen Clausen bei den Filmfestspielen von Venedig 1937 einen Darstellerpreis erhielt.
Harlan erzählt von einem alternden Fabrikbesitzer, den seine erbberechtigten Kinder nach dem Tod der Mutter entmündigen lassen wollen, weil er sich mit seiner jungen Sekretärin verlobt, und seine Stahlwerke dem Staat vermacht.
Der damals meinungsbildende Kritiker Hans Spielhofer erkannte in der Deutschen Filmzeitung (28.3.1937) die bürgerliche Familie des Films als eine Art parlamentarischer Staat im kleinen, "wobei jeder die Verantwortung auf den anderen abwälzt; dem gegenüber steht der Gründer als der eigenwillige Diktator (.) die Gemeinschaft des Volkes, die höhere Gemeinschaft also, steht über der engeren, der Familie, (.) Alles in allem ein Film, der seine hohen Auszeichnungen verdient und der deutschen Gegenwart würdig ist."

Einführung: Frank Noack

am 12.05.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

SOME LIKE IT WILDER
The Fortune Cookie - Der Glückspilz
USA 1966, R: Billy Wilder, D: Jack Lemmon, Walter Matthau, Ron Rich, Cliff Osmond, Judy West, 125' OF
"Hinter diesem Film spürt man Wilders Lehrer Lubitsch. Es geht um Schwindel, Lügerei, Fiktion, um die Realität und das Bild von ihr. Nur im Milieu bei Wilder ein paar Etagen tiefer als bei Lubitsch. Ein zu ehrlicher Fernsehkameramann wird von seinem Anwalt-Schwager für einen Versicherungsschwindel präpariert. Ein
Paar, das an Dick-und-Doof-Qualitäten heranreicht: Jack Lemmon und Walther Matthau." (Frieda Grafe)
Der Kameramann Harry Hinkle hat sich beim Football-Match zwischen Cleveland und Minnesota mit seiner Kamera an der Seitenlinie postiert. Leider wird er dort im Eifer des Gefechts von >Bum Bum< umgerannt. Als Hinkle im Krankenhaus aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, steht sein Schwager und Rechtsanwalt Willie am Bett und hat einen perfiden Plan: Harry soll den Schwerverletzten spielen, um bei der Versicherung der gegnerischen Partei richtig abzukassieren. Zuerst sträubt sich der grundanständige Harry. Doch als Willie mit der Aussicht lockt, nach dem Geldsegen würde Harrys durchgebrannte Ehefrau wieder zurückkehren, lässt sich der Kameramann auf den Deal ein.

Mit freundlicher Unterstützung von Sony Pictures Repertory, USA

am 13.05.2006 um 21.15 Uhr, am 19.05.2006 um 21.00 Uhr und am 20.05.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

DER DISKRETE CHARME - BÜRGERTUM IM FILM
Der Untertan
DDR 1951, R: Wolfgang Staudte, D: Werner Peters, Renate Fischer, Sabine Thalbach, Paul Esser, 108'
Diederich Heßling ist ein verweichlichtes, autoritätshöriges Kind, das sich vor allem fürchtet. Doch bald schon erkennt er, dass man der Macht dienen muss, wenn man selbst Macht ausüben will. Nach oben buckeln und nach unten treten, wird von nun an seine Lebensmaxime. So macht er seinen Weg als Student in Berlin und später als Geschäftsmann in seiner Papierfabrik in Netzig. Dem Regierungspräsidenten von Wulkow untertänig, weiß er sich dessen Beistand sicher. So denunziert er seinen Konkurrenten und schmiedet ein betrügerisches Komplott mit den korrumpierten Sozialdemokraten im Stadtrat. Auf seiner Hochzeitsreise mit der reichen Guste nach Italien bekommt er endlich Gelegenheit, seinem Kaiser einen Dienst zu erweisen. Und schließlich geht sein größter Wunsch in Erfüllung: die Einweihung eines Kaiserdenkmals, bei der er die Festansprache hält - ordengeschmückt.
"Wolfgang Staudte gelingt mit seiner bissigen Heinrich-Mann-Verfilmung eine brillante Satire auf Untertanengeist und Doppelmoral des wilhelminischen Zeitalters. Die international anerkannte und ausgezeichnete DEFA-Produktion bleibt in der Bundesrepublik sechs Jahre lang verboten, ehe sie 1957 zugelassen wird - in einer gekürzten Fassung und mit einem relativierenden Vorspann versehen." (Die Chronik des Films)

am 14.05.2006 um 19.00 Uhr

 

 

DER DISKRETE CHARME - BÜRGERTUM IM FILM
The Magnificent Ambersons - Der Glanz des Hauses Amberson

USA 1942, R: Orson Welles, D: Joseph Cotton, Dolores Costello, Anne Baxter, Agnes Moorehead, 88' OF
Der zweite Film des Regie-Giganten: "In seiner romanhaften Ruhe, seiner Intimität und im wunderbar ruhigen Fließen funkelnder, lyrisch dunkler Bilder das scheinbar vehemente Gegenstück zur barocken Erfindungswut von Citizen Kane . Ein Hauch von Zärtlichkeit und Abschied wie Novemberglanz. Mit unübersehbaren Anteilen von Wehmut wird der Untergang einer großbürgerlichen Familie und das Verlöschen einer Ära im Amerika der letzten Gaslichter und ersten Automobile beschrieben." (Harry Tomicek)
Der Regisseur Robert Wise, damals noch Cutter in den Diensten von RKO, wurde vom Studio nach katastrophalen ersten Aufführungen beauftragt, den Film von ursprünglich 138 Minuten rigoros zu kürzen und ihm ein vergleichsweise hoffnungsvolles Ende aufzupfropfen. In dem umfassenden Interviewbuch "Hier spricht Orson Welles" von Peter Bogdanovich erzählt der Regisseur: "Ursprünglich sollte eine heile Welt gezeigt werden - und was aus ihr wird. Zuerst den Traum einer Stadt aus den guten alten Zeiten porträtieren - dann zeigen, wie das Auto das alles zunichte macht. Nicht nur die Familie, sondern die ganze Stadt. Davon ist nichts mehr vorhanden. Geblieben sind nur die ersten sechs Filmrollen. Gefolgt von einer Reihe plumper, hastiger Wendungen, die es zu einem Ende bringen sollen. Die böse schwarze Welt hätte angeblich die Leute überfordert."

am 14.05.2006 um 21.00 Uhr, am 19.05.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

DIE KUNST DES DOKUMENTS - ARBEITSPROZESSE
In der Fremde
BRD 1967, R: Klaus Wildenhahn, 77' Hier wird der Bau eines Futtersilos im flachen Oldenburgischen Land gezeigt. Die Gegend ist nicht bewohnt, die Arbeiter, die hier arbeiten, haben nur ein Ziel: sie wollen möglichst viel Geld verdienen. Es sind Betonarbeiter, Zimmerleute, Eisenflechter und Hilfsarbeiter, die rund um die Uhr in zwei Schichten arbeiten, weit weg von Heim und Familie.
" Dieser Film Wildenhahns, sicher einer seiner besten und ein seltener Höhepunkt des deutschen Dokumentarfilms nach 1945, ist aussagekräftiger als hundert Industriefilme, ist eine intensive soziologische Studie, ein Dokument über eine Lebens- und Denkweise, die über andere Quellen kaum rekonstruierbar ist." (www.freiburger-medienforum.de)

am 18.05.2006 um 19.00 Uhr

 

Stillegung
Oberhausen Mai - Juli ´87

BRD 1987, R: Klaus Wildenhahn, 83'
Im Sommer 1987 berichtet Wildenhahn über die Folgen der Stillegung der Thyssen-Hüttenwerke in Oberhausen.
"Der Dokumentarist fasst diese Endzeit-Chronik teils in elegisch lange Einstellungen, dann einfach nur in lakonisch pointierte Momentaufnahmen, die nie eine bloße Draufsicht sind; mehr als in früheren Filmen stößt er freilich an die Grenzen des rein Dokumentarischen, wo es abstrakter anmutende Dinge, etwa die Mitbestimmungsstrukturen bei Thyssen, im Text zu erklären gibt, ohne sie in konkreten Situationen auch zeigen zu können. Da ist dem Film anzumerken, dass auch ein erfahrener Dokumentarist wie Wildenhahn sich offenbar schinden musste, um in all den Verästelungen und Vertracktheiten erfahrbar zu machen, was für viele in der Konsequenz nicht mehr fassbar scheint." (R. Timm, Süddeutsche Zeitung, 30.12.1987).

am 18.05.2006 um 21.00 Uhr

 

 

 

SOME LIKE IT WILDER
Avanti, Avanti!
USA/I 1972, R: Billy Wilder, D: Jack Lemmon, Juliet Mills, Clive Revill, Gianfranco Plenizio, 143' OF
Wendell Armbruster jr. (Jack Lemmon) erhält die Nachricht, dass sein Vater im Urlaub im fernen Italien gestorben ist. Sofort nimmt er ein Flugzeug nach Europa, um seinen Vater sobald wie möglich ins heimische Amerika zu überführen. Auf Ischia angekommen, muss Wendell empört erfahren, dass sein Vater zusammen mit einer Frau starb, mit der er seit Jahren ein heimliches Urlaubsverhältnis hatte. Als er aber auf der Beerdigung Pamela Pigott, die Tochter der Verstorbenen, kennen lernt, beginnt er langsam zu begreifen, dass sein Vater längst gelernt hatte, diese zauberhafte Insel und ihre Menschen zu lieben und dort im Urlaub jedes Jahr Dinge angestellt hat, von denen seine Familie in Amerika keinen Schimmer hatte. Wendell verabredet sich mit Pamela für nächstes Jahr am selben Ort.
"In sanften, an seinem Vorbild Lubitsch geschulten Volten erzählt Wilder diese Boulevardkomödie als Parodie auf die stereotypen Bilder, die Länder voneinander haben ebenso wie als entspanntes Lehrstück über die Macht der Gefühle. Seinen Biss habe er verloren, warf man Wilder damals vor, tatsächlich verrät jedoch jede Einstellung dieses Filmes einen Meister, der mit sich ins Reine gekommen ist. Ein abgeklärter, schöner Spaß." (Christoph Huber)

Mit freundlicher Unterstützung von Sony Pictures Repertory, USA

am 20.05., am 27.05.2006 und am 03.06.2006 um 21.00 Uhr

 

 

 

DER LANGE FILMSONNTAG - Die 3-Groschen-Oper

Eine Veranstaltung des Zeughauskinos des DHM in Zusammenarbeit mit CineGraph Babelsberg, dem Bundesarchiv-Filmarchiv und dem Filmmuseum Berlin - Deutsche Kinemathek.

Der Lange Filmsonntag im Zeughauskino bietet die seltene Gelegenheit, drei Film-Adaptionen der "Dreigroschenoper" von Bertold Brecht und Kurt Weill zu sehen und zu vergleichen.
Am 19. Februar 1931 wurde Die 3-Groschen-Oper von G. W. Pabst im Berliner Kino Atrium feierlich uraufgeführt. 75 Jahre später liegt dieser Filmklassiker in einer vom Kameranegativ gezogenen neuen Kopie vor, die auch das fast quadratische Bildformat (1:1.19) des frühen Tonfilms berücksichtigt. Neben der deutschen Fassung zeigen wir auch die von Pabst in den gleichen Dekorationen gedrehte französischsprachige Version. Ferner ist die Ende 1930 bei Telefunken auf Schallplatte erschienene Kurzfassung der Brechtschen Inszenierung zu hören. Für diesen auf knapp 30 Minuten kondensierten "Querschnitt" hatte Brecht eigens verbindende Worte geschrieben.
Der Filmsonntag endet mit der Dreigroschenoper von Wolfgang Staudte 1963 in Farbe und Cinemascope gedreht. "Ganz im Geiste Brechts" verstand Staudte seinen Film - die Kritik aber ließ kein gutes Haar an seiner Inszenierung: "Verwandlung in ein Musical von mittlerer Qualität", "kommerzielle Spekulation", "ent-brechtet" lauteten die harschen Urteile. Gelobt wurden dagegen die darstellerischen Leistungen von Gerd Fröbe und insbesondere von Hildegard Knef als Spelunken-Jenny.
"Die Dreigroschenoper", "so der Filmkritiker Willy Haas 1963, "steht heute über allem politischen Parteigezänk: sie ist ein Zeitdokument und ein Zeitklassiker hohen Ranges, der noch lange über seine und unsere Zeit hinaus leben wird." Heute sind die filmischen Adaptationen dieser Bettleroper selbst Zeitdokumente und Zeitklassiker geworden.

15:00

L'opéra de quat' sous /Die 3-Groschen-Oper
französische Version
F 1931, R: G. W. Pabst, D: Odette Florelle, Albert Préjean, Gaston Modot, Margo Lion, 107'
Die Kopie wurde von den Archives Françaises du Film im Rahmen der Maßnahmen des französischen Kulturministeriums zum Erhalt alter Filme restauriert.

17:00

Die 3-Groschen-Oper auf Schallplatte (Telefunken, 1930)
Mit Lotte Lenja, Willi Trenk-Trebitsch, Erika Helmke, Erich Ponto, Kurt Gerron (verbindende Worte), Lewis Ruth Band und Theo Mackeben (Dirigent), 27'

In Kooperation mit dem Deutschen Rundfunkarchiv, Wiesbaden

Eintritt frei

19:00

Die 3-Groschen-Oper
D 1931, R: G. W. Pabst, D: Rudolf Forster, Carola Neher, Reinhold Schünzel, Fritz Rasp, Valeska Gert, Lotte Lenja, Ernst Busch, 112' restaurierte Kopie

21:00

Die Dreigroschenoper
BRD/F 1963, R: Wolfgang Staudte, D: Curd Jürgens, Hildegard Knef, Gert Fröbe, Hilde Hildebrand, Lino Ventura, Walter Giller, 124'

Durch den langen Filmsonntag führt Jeanpaul Goergen

Tagesticket: € 8,--; Einzelticket: € 5,--

am 21.05.2006 ab 15.00 Uhr

 

DIE KUNST DES DOKUMENTS - ARBEITSPROZESSE
Der VW-Komplex
BRD/F 1989, R: Hartmut Bitomsky, 93'
"Man sagt: Geht es VW schlecht, geht es der BRD schlecht. Die Autoindustrie ist eine Schlüsselindustrie. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Industrieproduktion und Autofahren. Er ist schwierig zu ermitteln. Früher ging man zu Fuß zur Arbeit, heute muss man fahren. Der gleiche Weg ist länger geworden." (Hartmut Bitomsky)
Bitomsky begibt sich in jene Produktionsstätte, die von Hitler gegründet wurde und seine Vision des mobilen Volkes im Namen trägt: Volkswagen.
Das VW-Werk ist ein Museum der Industrie-Technologie und zugleich schon deren Utopie. Die alten Werkhallen wirken beinahe wie Kathedralen ... Beim Gang durch die Hallen verfolgt man die Entstehung eines Automobils und nimmt zugleich Abschied vom industriellen Zeitalter.
"Bitomsky verbindet Analyse mit freier Assoziation, kontrastiert die vollmundige Firmen-Philosophie der >Verbindung von Vergangenheit und Zukunft< mit Archivbildern, die das offiziell gern ausgesparte einklagen. Aber ebenso irritiert wie fasziniert folgt er auch der Straße, auf der heutzutage Autos hergestellt werden, bevor sie auf anderen als Schrotthaufen enden können: der gespenstische Prozess der vollautomatischen Produktion." ( www.deutsches-filmhaus.de )

am 25.05.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

DER DISKRETE CHARME - BÜRGERTUM IM FILM
The Age of Innocence - Zeit der Unschuld
USA 1993, R: Martin Scorsese, D: Daniel Day-Lewis, Michelle Pfeiffer, Winona Ryder, Geraldine Chaplin, 130' OmU
The Age of Innocence beruht auf dem gleichnamigen Roman von Edith Warton, eine Chronik der geschlossenen Welt der New Yorker Oberschicht von 1870, in der sie selbst aufgewachsen war. Es war die Welt der großen amerikanischen Familien wie der Roosevelts, der Vanderbilts oder der Astors: eine Gesellschaft, die auf sorgsam organisiertem Müßiggang basierte, in der Manieren und Konventionen alles waren.
Kurz vor seiner Hochzeit mit May Welland (Winona Ryder), einem Mädchen aus vornehmer Familie, verliebt sich der junge Anwalt Newland Archer (Daniel Day-Lewis) in deren unkonventionelle Cousine Ellen Olenska (Michelle Pfeiffer). Die unerfüllte Liebe überschattet seine Ehe über Jahre hinweg und stürzt ihn selbst immer wieder in Konflikte.
Mit anthropologischer Neugier ist Scorsese vorgegangen. Dabei hat er der Buchvorlage äußerste Treue gehalten, hat vor allem ihren ironischen Blickwinkel bewahrt. So ist ihm ein Film geglückt, der an der Tradition von William Wylers The Heiress , Luchino Viscontis Il Gattopardo oder Orson Welles' The Magnificent Ambersons anknüpft und sie fortführt. Wie Wyler, Visconti und Welles zeigt Scorsese die Grandezza einer Klasse auf dem Höhepunkt, der aber schon von der ihm folgenden Dekadenz beleuchtet wird.

am 25.05.2006 um 21.00 Uhr, am 26.05.2006 um 18.30 Uhr

 

SOME LIKE IT WILDER
Double Indemnity - Frau ohne Gewissen
USA 1944, R: Billy Wilder, D: Barbara Stanwyck, Fred MacMurray, Edward G. Robinson, Tom Powers,106' OF neue restaurierte Kopie
Double Indemnity fasst bereits zu einem frühen Zeitpunkt alle Merkmale des Film noir zusammen: In einer Welt des Verrats und des Misstrauens folgen die Protagonisten ihrer Triebhaftigkeit und ihrer materiellen Gier, bis jeglicher Ausweg für immer verbaut ist. "Vom Augenblick ihres Kennenlernens an ging es um Mord", lautete der Werbeslogan des Films.
Unter allen Exkursionen über Eros und Verbrechen, die der Film noir unternimmt, ist Double Indemnity die auswegloseste Reise hinab zu den Abgründen.
"Murder can sometimes smell like honeysuckle", sagt illusionslos müde die Stimme des Erzählers. " Double Indemnity führt diesen Geruch von Begehren und Ruchlosigkeit, Verwirrung und Verhängnis furios in die Schatten-, Licht- und Zeichensprache des Film noir über. Wie in einem Alptraum, in dem alles vergeblich sein wird, leitet der Weg von Falle zu Falle aus dem Gefilde des Alltags in die Todeszelle." (Harry Tomicek)
"Billy Wilders Double Indemnity gilt als nahezu perfekter Film. Da wird ihm auch die Szene nachgesehen, in der eine Wohnungstür nach Außen aufgeht, nur damit sich die "Frau ohne Gewissen" dahinter verstecken kann. Vielleicht ist es aber auch gerade die Beinahe-Perfektion, die diesen Film so gelungen macht. Kameramann John Seitz soll, nachdem eine Szene makellos ausgeleuchtet war, noch einmal mit dem Fuß gegen die Lampen getreten haben, damit das Licht nicht zu sehr nach Kino aussah." (Dirk Schneider)

am 26.05.2006 um 21.00 Uhr, am 27.05.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

DER DISKRETE CHARME - BÜRGERTUM IM FILM
The Damned - La caduta degli dei /Die Verdammten
I/ CH/ BRD 1969, R: Luchino Visconti, D: Dirk Bogarde, Ingrid Thulin, Helmut Griem, Helmut Berger, Charlotte Rampling, 160' engl. OF
Es geht um den Verfall der Industriellendynastie von Essenbeck, die Visconti mit Zügen der Familien Krupp und Thyssen ausgestattet hat. Die von Essenbecks wollen sich durch die Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten sanieren, beschleunigen damit jedoch ihren Abstieg.
Die Verdammten - ursprünglich sollte der Film Die Götterdämmerung heißen - ist der erste Teil von Viscontis Deutscher Trilogie, zu dem sich später Der Tod in Venedig und Ludwig II gesellten. "Visconti bereitet ein >Fest der Schönheit<, eines jedoch von der Art eines morbiden und tief perversen Melodrams. Helmut Berger tanzt eingangs mit Strapsen im Blauen-Engel -Kostüm, der Schluss zeigt ihn als tödlichen Cherub im Schwarz der SS-Uniform. Der Beginn erscheint wie ein aus dem Gleichgewicht kippendes Kapitel der Buddenbrooks, dann Shakespeare-Blutrausch, danach Sophokles-Schrecken samt Wagner-Schwulst und Brosamen von Dostojewski." (Harry Tomicek)
Je grauenhafter sich Narzissmus, Neurose, Todessehnsucht, Schöngeistigkeit und Opportunismus in diesem Werk ausbreiten, desto irrlichtiger wird die Farbpalette des Regisseurs. "Visconti taucht seine Verfallsstudie - der gewiss auch ein (.) Dekadenz-Genuss nicht fremd ist und die ihn auskostet - immer tiefer ins Giftgrüne, Sepiabraune, Blauschwarze, in Verwesungsfarben." (Wolfram Schütte)

am 28.05.2006 um 20.00 Uhr

 

 

Filminhalte Juni 2006

 

DIE KUNST DES DOKUMENTS - SCHAFFENDE HÄNDE
Le Mystère Picasso
F 1956, R: Henri-Georges Clouzot, 78' OmU
Le Mystère Picasso ist der filmische Versuch, Picassos Malkunst möglichst unmittelbar darzustellen. Picasso, der meist unsichtbare Hauptakteur des Films, kommentiert dabei seine Ideen höchst eigenwillig und amüsant zugleich.
"Picasso pur: Der geniale und dank einer Spezialtinte auch praktikable Einfall bestand darin, dass die Kamera nicht über die Schulter des Malers gucken sollte, sondern unabgelenkt auf das Arbeitsresultat: Sie wurde hinter der Staffelei installiert und auf das ausgespannte dünne Blatt gerichtet, auf dem dann, wie von Geisterhand geführt, die durchdringende Tintenschrift bald in virtuosen Kaskaden erschien. Die radikale Ausschaltung alles Überflüssigen macht die unvergleichliche Spannung aus. Das leuchtend weiße, randlose Rechteck des Papiers füllt das Kinobild aus, verringert die physische Distanz aufs Minimale." (Verleihmitteilung)

am 01.06.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

DER DISKRETE CHARME - BÜRGERTUM IM FILM
Death in Venice - Morte a Venezia/Tod in Venedig
I/F 1971, R: Luchino Visconti, D: Dirk Bogarde, Björn Andresen, Silvana Mangano, Mark Burns, 135' engl.OF
Luchino Viscontis Tod in Venedig ist eine individuelle Krankengeschichte als zivilisationsgeschichtliche Metapher. Der schwerkranke Komponist Gustav von Aschenbach verbringt eine Erholungskur in einem Luxushotel auf dem Lido von Venedig. Jede Begegnung mit der Wirklichkeit der untergehenden Lagunenstadt quält den gebrechlichen Mann. Nur die Blicke auf den polnischen Jungen Tadzio, einem Kind von rätselhafter Schönheit, erfreuen sein Herz, seine Seele. Dieser Schönheit verfällt er rest- und rettungslos. Aschenbach beobachtet, verfolgt, belauert Tadzio. Uneins mit sich selbst, sieht Aschenbach sich in eine erotische Trance schlittern. Er stirbt in einem Liegestuhl am Strand, während er wieder einmal Tadzio beobachtet, der träge ins flache Meer hinauswatet und den Arm erhebt, als zeige er auf einen fernen Horizont: erstarrt in der Pose eines griechischen Götterboten.
Subtil und suggestiv, grundiert von der insistierenden Trauer der Adagios von Gustav Mahler, erzählt Visconti in Anlehnung an Thomas Manns gleichnamige Novelle die Geschichte des physischen, psychischen und moralischen Verfalls, der sich an einem großbürgerlichen Künstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts vollzieht - "abgeschnitten vom Volk, das ihn verachtet, und unbeachtet von der Bourgeoisie, in deren Lebenssphäre er sich aufhält." (Wolfram Schütte)

am 01.06.2006 um 21.00 Uhr

 

 

 

WIEDERENTDECKT
zur Erinnerung an die Schauspielerin Franziska Gaál
Franziska Gaál gilt als der vielleicht bedeutendste weibliche Komödienstar des deutschsprachigen Films der 1930er Jahre. Sie stammte aus einer bürgerlichen jüdischen Familie in Budapest. In ihrer Heimat reüssierte sie in der Rolle der Naiven in Lustspiel- und Operettenproduktionen. Mit Paprika (1932) und Gruß und Kuss - Veronika! (1933) wurde sie über Nacht zum neuen Filmliebling. Nachdem ihre Filme im nationalsozialistischen Deutschland nicht mehr gezeigt werden durften, feierte sie in Österreich weiterhin Triumphe. 1937 emigrierte Franziska Gaál nach Hollywood, wo sie ihre Karriere aber nicht weiterführen konnte. Kurzzeitig nach Ungarn zurückgekehrt, stirbt sie 1972, vergessen und verarmt, in New York.

Paprika
D 1932, R: Carl Boese, D: Franziska Gaál, Paul Heidemann, Liselott Schaak, Paul Hörbiger, Hugo Fischer-Köppe, 82'
"Die ungarische Soubrette Franziska Gaál wird sich mit ihrem ersten Film alle Herzen erobern, weil sie nicht nur von guter Laune und Übermut sprüht, sondern auch ein vortreffliches Minenspiel besitzt. Ihr herziges Ungarischdeutsch, die nette Stimme, ihr leidenschaftlicher Tanz sind weitere Anziehungspunkte der kleinen, rassigen Person mit Paprika im Blut." (Wiener Zeitung)
Als die Gutsbesitzertochter Ilona (Gaál) ihre Freundin Otti Schröder besucht und in deren Schwager (Hörbiger) jenen Mann erkennt, in den sie sich auf einem Maskenball Hals über Kopf verliebt hatte, beschließt sie in die Rolle des Dienstmädchens zu schlüpfen, um den frauenscheuen Gelehrten, der als Faktotum einen Stock über der Wohnung der Schröders lebt, für sich zu erobern. Das amüsante Verkleidungs- und Verwechslungsspiel hat dank des Gaálschen Temperaments das Tempo einer echten "screwball comedy".
Die Wiener Musik- und Theaterzeitung "Tonfilm, Theater, Tanz" schrieb begeistert: "Sie kam, man sah - und sie siegte, so könnte man den über Nacht erblühten Filmruhm der jungen Darstellerin skizzieren. Es ist heute selten, dass ein Künstler sich mit der bisher einzigen Filmrolle so siegreich durchsetzt, dass man ihn sofort und widerstandslos als neuen Stern in den Filmhimmel einreihen kann. Meist bedarf es dazu einer zähen Arbeit oder einer entsprechenden Starreklame. Franziska Gaál war bis zu ihrer ersten Filmrolle über die Bühnen ihrer ungarischen Heimat nicht hinausgekommen. Allerdings hatte sie sich dort schon einen Namen gemacht, denn sie hob als Hauptdarstellerin alle wichtigen Stücke Franz Molnars aus der Taufe. An ihrem ersten Drehtag konnte sie noch nicht einmal soviel Deutsch, um ihren Regisseur zu verstehen. Aber sowohl Joe Pasternak von der Deutschen Universal als auch ihr Partner Paul Hörbiger brachten ihr an jedem neuen Aufnahmetag etwas bei."

Einführung: Brigitte Mayr (SYNEMA - Gesellschaft für Film & Medien, Wien)

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit CineGraph Babelsberg und dem Bundesarchiv-Filmarchiv.

am 02.06.2006 um 19.00 Uhr

 

SOME LIKE IT WILDER
The Front Page - Extrablatt
USA 1974, 105' OF

Cast, Credits und Synopsis siehe 08.04.06

am 02.06.2006 um 21.00 Uhr

 

WIEDERENTDECKT
Gruß und Kuss - Veronika!
D 1933, R: Carl Boese, D: Franziska Gaál, Paul Hörbiger, Otto Wallburg, Hilde Hildebrandt, 81'
"Der kleine Akzent auf dem á in dem Namen Gaál scheint auch für das Wesen dieser außerordentlich begabten kleinen Ungarin bedeutungsvoll - auch ihr schauspielerisches Wesen hat so einen besonderen Akzent (ich meine jetzt nicht das Sprachliche) - sie gehört zu den seltenen Ausnahmen die Komik mit Charme verbinden. Wie sie ein Chanson hinlegt, das ist vorbildlich!" (Die Filmwoche)
Die Blumenverkäuferin Veronika (Gaál) ist heimlich in einen Kunden verliebt und sendet ihm tagtäglich ein Sträußchen Veilchen mit einem immer gleich lautenden Kartengruß - nämlich dem Titel des Films. Auf alle Damen eifersüchtig, denen er Blumenspenden schickt, riskiert sie deswegen beinahe ihre Stellung und muss aufgrund eines Missgeschicks zur Tarnung in die Rolle seiner Ehefrau schlüpfen.
"Mit dem von Carl Boese flott inszenierten Film wird die Gaál ihre Beliebtheit noch weiter festigen. Die bezaubernde Frau siegt und bezwingt, wie sie zum ersten Mal auf der Leinwand erscheint, sie ist mädchenhaft, naiv, lustig, komisch und von Gefühl erfüllt, wie die Situation es eben erfordert. Sie lebt ihr kleines verliebtes Blumenmädel (...) mit einer schauspielerischen Intensität, mit einem Nuancenreichtum, der verblüffend ist." (Wiener Zeitung)

Einführung: Brigitte Mayr (SYNEMA - Gesellschaft für Film & Medien, Wien)

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit CineGraph Babelsberg und dem Bundesarchiv-Filmarchiv.

am 03.06.2006 um 19.00 Uhr

 

SOME LIKE IT WILDER
Avanti, Avanti!
USA 1972, 143' OF

Cast, Credits und Synopsis siehe 20.05.06

am 03.06.2006 um 21.00 Uhr

 

DER DISKRETE CHARME - BÜRGERTUM IM FILM
Buddenbrooks
BRD 1959, R: Alfred Weidenmann, D: Liselotte Pulver, Nadja Tiller, Hansjörg Felmy, Lil Dagover, Hanns Lothar, 152'
"Man sieht eine Patrizierfamilie, deren einzelne Mitglieder sehr verschiedenen Charakters sind und sich dementsprechend verhalten. Der würdige Kaufherr, seine weltabseitig versponnene Gemahlin, der älteste Sohn, der in des Vaters Fußstapfen tritt, der andere, der die angenehmeren Seiten des Daseins bevorzugt, die kesse Tochter (.), das um der Familie und des Geschäftes willen am Wege stehen gelassene Liebchen aus dem Blumenladen, die Tochter aus den Buddenbrooks gleichwertigem Hause, der mitgiftgierige Grünlich und die Randfiguren aus den verschiedenartigen Milieus der Bürgerlichkeit und der Arbeiterschaft - sie sind sämtlich recht treffend geschildert." (Die Welt, 5.7.1958)
1953 sollte "Buddenbrooks" sowohl in der DDR als auch in der BRD verfilmt werden. Thomas Mann stellte die Bedingung, er würde nur zustimmen, wenn sein Roman weder vom Osten noch vom Westen allein adaptiert würde, sondern nur als gesamtdeutsches Projekt. Von Zürich aus hoffte er, damit "einen kleinen Beitrag zur kulturellen Wiedervereinigung" leisten zu können. Dieses ursprüngliche Vorhaben, für das Max Ophüls bereits auf ausdrücklichen Wunsch des Dichters als Regisseur verpflichtet wurde, musste aufgrund des Vetos des Bonner Bundesministeriums für gesamtdeutsche Fragen gestoppt werden. In der DDR wurde der Film dann nie gedreht, in der BRD mit einem halben Jahrzehnt Verspätung - nach dem Tod von Thomas Mann und Max Ophüls.

am 04.06.2006 um 19.00 Uhr

 

DIE KUNST DES DOKUMENTS - SCHAFFENDE HÄNDE
Schaffende Hände
D: 1920er Jahre, R: Hans Cürlis, Kurzfilmprogramm

Max Liebermann , 5'

Wassili Kandinsky , 3'

Renée Sintenis , 10'

Lovis Corinth , 6'

Max Pechstein , 10'

Max Slevogt , 3'

George Grosz , 6'

Käthe Kollwitz , 3'

Georg Kolbe , 8'

Otto Dix , 13'

Joseph Thorak , 13'

Heinrich Zille , 5'

"Aus dem Wunsch, die typische Arbeitsweise, die ,Handschrift' eines Künstlers im Film festzuhalten und darzustellen, entstand der Zyklus ,Schaffende Hände', der Maler und Bildhauer bei der Arbeit zeigt. Er begann 1922 mit Aufnahmen von Liebermann und Slevogt und bis heute sind es 87 Künstler, die ich aufgenommen habe. Meine Absicht war es hierbei nicht, eine Geschichte über den Künstler zu machen, wie es z.B. in den Picasso-Filmen geschieht, sondern meist in Großaufnahme die zeichnenden, malenden oder modellierenden Hände des Künstlers aufzunehmen. Und ich glaube, dass es in einer Reihe von Fällen auch geglückt ist, die typische Arbeitsweise und -technik der einzelnen Künstler festzuhalten." (Hans Cürlis, Erfahrungen aus der Kunstfilmarbeit,1966)

Klavierbegleitung: Peter Gotthardt

am 08.06.2006 um 19.00 Uhr

 

DER DISKRETE CHARME - BÜRGERTUM IM FILM
Doktor Faustus
BRD 1982, R: Franz Seitz, D: Jon Finch, André Heller, Hanns Zischler, Margot Hielscher, Gaby Dohm, 137'
Franz Seitz fühlte sich dem literarischen Zauber verwandt; fast alle Romane von Thomas Mann hat er als Regisseur oder Produzent verfilmt. Seine Verbundenheit mit der Literatur Thomas Manns kam nicht von ungefähr: Dessen Konflikt von Künstler und Bürger in Personalunion fand in Seitz eine Entsprechung. Die Kritik reagierte auf die Filme gemischt, das oft verwendete Adjektiv "redlich" charakterisierte auch die Ratlosigkeit der Feuilletons. "So spiegeln sich in seinem Lebenswerk exemplarisch Glanz und Elend des deutschen Nachkriegsfilms", konstatiert Sebastian Feldmann. (www.filmportal.de)
Thomas Manns Roman Dr. Faustus erzählt die fiktive Geschichte des Komponisten Adrian Leverkühn (1885-1940), indem er das Schicksal des sich dem Teufel verschreibenden Künstlers zugleich mit einem weit gespannten Panorama deutscher Geistes- und Kulturgeschichte verknüpft. Seitz' Versuch, diese Gedankenvielfalt in visuelle Bilder umzusetzen, wird zu einem "konventionellen Künstlerschicksal, dessen hochtrabendes Pathos manchmal unfreiwillig komisch wirkt". (Lexikon des Internationalen Films)

am 08.06.2006 um 21.00 Uhr

 

DER DISKRETE CHARME - BÜRGERTUM IM FILM
Die freudlose Gasse
1925, R: Georg Wilhelm Pabst, D: Greta Garbo, Jaro Fürth, Loni Nest, Werner Krauss, Asta Nielsen, 145' restaurierte Kopie
In Die freudlose Gasse verknüpfte Pabst melodramatische Elemente mit kühler Beobachtung, folglich galt der Film den einen als Kolportage, während andere in ihm sozialistische Elemente witterten. Pabst erzählt zwei Geschichten in einer: seine beiden Hauptfiguren, eine Bürgertochter (Greta Garbo) und eine Proletarierin (Asta Nielsen) kennen sich kaum, reden nie miteinander und erleiden doch ein ähnliches Schicksal. Im Wien des Jahres 1923 haben Inflation und Hunger die Menschen erniedrigt. Während die Fassaden der Wohlanständigkeit zerbröseln und Bürgertöchter zu Prostituierten werden, steigen Typen wie der Fleischermeister (Werner Krauss) zu reichen Tyrannen der Nachbarschaft auf.
"Es war im Jahr 1923. Damals, als die Menschen in Deutschland nur noch in Billionen dachten, als Bettler zu Generaldirektoren und Generaldirektoren zu Bettlern wurden und der Kampf um ein Pfund Butter wichtiger war als der Kampf um künstlerische Prinzipien, damals kam ein Mensch nach Berlin und drehte einen Film: den Film der deutschen Inflation. Er hieß: Die freudlose Gasse , und was sich an Hunger und Verzweiflung, an Bestialität und Verkommenheit hinter den Fenstern einer einzigen Straße abspielte, das enthüllten diese Bilder mit einem Realismus, der das Publikum erschütterte und den Produzenten auf die Nerven ging." (Hans Sahl, Prager Mittag, 31.7.1933)

Klavierbegleitung: Peter Gotthardt

am 09.06.2006 um 19.00 Uhr

 

SOME LIKE IT WILDER
Sunset Boulevard - Boulevard der Dämmerung
USA 1950, R: Billy Wilder, D: William Holden, Gloria Swanson, Erich von Stroheim, Cecil B. DeMille, Buster Keaton, 110' OF neue restaurierte Kopie
Sunset Boulevard ist ein Drama über das Ende der Stummfilm-Ära und gilt als Schlüssel zum Werk Billy Wilders. "In diesem Werk finden sich erstmals alle filmischen Zeichen seines späteren film-erzählerischen Kosmos, hier verhandelt er erstmals auch das Thema vom seelischen Ausverkauf der Menschen und ihrer Illusionen und Trugbilder. Was in späteren Filmen zunehmend mit Momenten der (späten) Gnade und Versöhnung einhergeht, dementsprechend auch (noch) subtiler, weil nachsichtiger verhandelt wird, ist in Sunset Boulevard von drastischer Bösartigkeit: kaum ein Film noir könnte zynischer und fatalistischer gewesen sein!" (Horst Peter Koll)
"Die Qualitäten dieses Meisterwerks rühmen, hieße offene Türen einrennen und Eulen nach Athen tragen. Es genügt der Hinweis, dass Wilder folgende Unglaublichkeit gelingt: Sunset Boulevard ist ein Film noir, ein nocturnes Melodram, eine düstere Groteske, eine Etüde in schwarzem Humor, ein romantischer Horrorfilm, eine Tragödie, ein Autorenfilm, Hollywoods bestes Schlüsselwerk über Hollywood und in all dem geschlossen, einheitlich, intensiv, bewegend - ein Film voll Witz, Mitleid und Schrecken." (Österreichisches Filmmuseum)

am 09.06.2006 um 21.30 Uhr, am 10.06.2006 und 17.06.2006 um 19.00 Uhr

 

SOME LIKE IT WILDER
Stalag 17
USA 1953, R: Billy Wilder, D: William Holden, Don Taylor, Otto Preminger, Peter Graves, 120' OF
Billy Wilder drehte Stalag 17 nach einem Theaterstück von Donald Bevan und Edmund Trzcinski, das 1951-1952 am Broadway lief.
Ein Trupp amerikanischer GIs, der im berüchtigten deutschen Kriegsgefangenenlager Stalag 17 sitzt, plant die Flucht. Immer wieder schmiedet man neue Pläne, wie man am besten entkommen kann. Doch dann werden zwei von ihnen bei einem Fluchtversuch erschossen - und den anderen wird klar: in ihrer Mitte gibt es einen Verräter. Sergeant Sefton (William Holden) wird verdächtigt, der Verräter zu sein, da er sich mit den deutschen Wachen gut stellt und regen Handel mit ihnen treibt. Schließlich kann Sefton aber den wirklichen Verräter entlarven - einen Deutschen!
Nachdem die Paramount Studios den Film in Deutschland herausbringen wollten, beschloss man, aus dem Deutschen einen Polen zu machen, um das deutsche Publikum nicht zu verletzen. Nach Wilders energischem Protest ließ man die Idee wieder fallen, aber Stalag 17 kam so erst sieben Jahre nach seiner Fertigstellung in die deutschen Kinos.

am 10.06.2006 und am 16.06.2006 um 21.15 Uhr

 

DER DISKRETE CHARME - BÜRGERTUM IM FILM
Fanny og Alexander - Fanny und Alexander
S/BRD/F 1982, R: Ingmar Bergman, D: Bertil Guve, Ewa Fröling, Gunn Wallgren, Allan Edwall, 185' OmeU
Nach dem Tod des Vaters, der als großbürgerlicher Theaterbesitzer sehr phantasievoll und fröhlich war, schaffen die Kinder Fanny und Alexander sich ihre eigene Welt. Die Mutter, die sich zu Ende der Trauerzeit mit dem strengen Bischof Vergerus vermählt, will erst nicht wahrhaben, dass dieser die Kinder zu hart behandelt.
Bergmans Erinnerungen an glückliche und angstvolle Momente der Kindheit, gedreht in schweren, samtigen Bildern, sind in diesem Film zu einem prächtigen, sinnlichen und detailverliebten Schauspiel geronnen. Die eigentliche Geschichte tritt dabei immer wieder zurück und lässt Raum für Dunkelzonen, für Schemen und Phantasien, wie sie sich Kinderaugen und -ohren darstellen: für seltsame Klänge, das Labyrinthische der weitläufigen Häuser, die fremden Sitten der Erwachsenen. Viele Motive und Stile sind miteinander zu einem filmischen Fresko verwoben: Verweise auf Strindberg und Shakespeare, satirische Ansätze wie in Fellinis Amarcord , eine an Buñuel erinnernde Logik des Traums und der Fantasie. "Und immer wieder, hinter den optischen Verführungen, Bergmans alte Leidenschaft für metaphysische und religiöse Sinnfragen." (Variety)
Zum ersten Mal in der Geschichte des OSCAR, erhielt mit Fanny und Alexander ein nicht-englischsprachiger Film vier Auszeichnungen: Sven Nykvist für die beste Kamera, Marik Vos für die besten Kostüme, Anna Asp für das beste Szenenbild und Ingmar Bergman für die beste Regie eines ausländischen Films.

am 11.06.2006 um 19.00 Uhr

 

KUNST DES DOKUMENTS - SCHAFFENDE HÄNDE
Max Ernst - mein Vagabundieren, meine Unruhe
BRD 1991, R: Peter Schamoni, 100'
Der Film entstand zum 100. Geburtstag von Max Ernst. Er soll Zugang zur Person des Künstlers selbst schaffen und authentische Informationen über Geschichte, Lebensumstände, Menschen, Orte und Landschaften, die sein Werk mit geprägt haben, liefern. Schamoni hat dafür die Form der Collage gewählt.
"Es ist ein beeindruckender Film geworden, der ein exemplarisches Leben schildert: Ein Künstler, wie er mit seiner Berufung auf die Romantik nicht deutscher sein könnte, wird durch den Schock des Ersten Weltkrieges zum Kosmopoliten, geht mit geliehenem Pass unbehelligt nach Paris, wird vom deutschen Unheil eingeholt, muss ins Internierungslager, wird von einem französischen Freund befreit, von einem anderen Franzosen verraten, kommt wieder ins Lager, emigriert schließlich nach Amerika und kehrt nach langen Jahren nach Frankreich zurück - und diese Odyssee wird vorgetragen in einem unüberhörbaren rheinischen Dialekt und mit so herrlichen Sentenzen: >Ein Maler, der sich findet, ist verloren.<" (Michael Lentz, WAZ, 13.07.1991)

am 15.06.2006 um 19.00 Uhr

 

DER DISKRETE CHARME - BÜRGERTUM IM FILM
Merci pour le chocolat / Süßes Gift
F/CH 2000, R: Claude Chabrol, D: Isabelle Huppert, Jacques Dutronc, Anna Mouglalis, Rodolphe Pauly, 99' OmU
Merci pour le chocolat ist ein echter Chabrol, das schmeckt man gleich. Im Universum des Altmeisters geht es stets um das Mörderische, Maskenhafte und Deformierte, den Zwang zur Wiederholungstat und die Ausweglosigkeit aus dem selbst gestrickten Netz der Täter - das alles übrigens gerne im Fokus auf die weiblich-delinquente Seele und mit Seitenhieben auf den "diskreten Charme der Bourgeoisie".
In Merci pour le chocolat ist die Mordwaffe der traumatisch eifersüchtigen Mika (Isabelle Huppert) sehr subtil: in den Kaffee wird nach und nach ein Schlafmittel gemischt, dass auf langsame, aber sichere Weise zum Tode von Jeanne (Anna Mouglalis) führen soll. Denn diese droht das sorgsam gesponnene familiäre Netz zu zerstören, und das schon ein zweites Mal in Mikas Leben.
"Diese Täterin ist vom Typ, der Chabrol schon in anderen Filmen interessiert hat: hinter der bourgeoisen Höflichkeitsfratze und permanent bekundeten Gastfreundschaft lauert ein klaffender Abgrund von Eifersucht, Missgunst und Habgier." (www.filmtext.com)

am 15.06.2006 um 21.00 Uhr, am 16.06.2006 um 19.00 Uhr

 

SOME LIKE IT WILDER
The Seven Year Itch - Das verflixte siebente Jahr
USA 1955, R: Billy Wilder, D: Marilyn Monroe, Tom Ewell, Oscar Homolka, Sonny Tufts, 105' OF
Richard Sherman schickt seine Familie in den Sommerurlaub, während er im schwülheißen New York zurück bleibt. Entschlossen, sein Strohwitwer-Dasein gerade im siebenten Ehejahr nicht auszunutzen, zieht er sich in seine Wohnung zurück - bis ihm in Gestalt der neuen Nachbarin (Marilyn Monroe) die personifizierte Seitensprung-Versuchung begegnet. Bald entwickelt sich ein erotisches Geplänkel zwischen den beiden.
Ein Bild aus diesem Film ist zur Legende und später von anderen Filmemachern auch immer wieder gern verwandt worden: Die von Hitze geplagte Marilyn Monroe kühlt sich in ihrem schwingenden weißen Kleid über einem Luftschacht ab - und gewährt dabei freizügige Einblicke. Hellmuth Karasek hält diese Szene für eine der beiden kürzesten und berühmtesten Filmszenen der 50er Jahre: zum einen, "der über dem Luftschacht der New Yorker U-Bahn hochgewehte Rock der Monroe. Und Deborah Kerr und Burt Lancaster in einer einsamen Bucht auf Hawaii, wie sie sich liebend in der Gischt der anrollenden Brandung umarmen" ( From Here to Eternity, R: Fred Zinnemann, 1953). Sehr kurz sind beide Szenen. "Und doch haben sie Filmgeschichte gemacht, der laszive Windstoß, der die Oberschenkel der MM für einen Augenblick den lüsternen Blicken preisgab; und die ehebrecherische Umarmung, symbolisiert in der Naturgewalt des Pazifiks: Sie haben einen Film-Augenblick lang den Schleier der biederen 50er Jahre vor der sexuellen Wahrheit gelüftet."

am 17.06.2006 und 24.06.2006 um 21.00 Uhr, am 01.07.2006 um 19.00 Uhr

 

SCHAUPLATZ MUSEUM
Paul Cézanne im Gespräch mit Joachim Gasquet
D/F 1989, R: Jean-Marie Straub, Danièle Huillet, 63' dt. Fassung

Une visite au Louvre
F/D 2004, R: Jean-Marie Straub, Danièle Huillet, 47' OmU
Der alte Maler Paul Cézanne im Gespräch mit dem damals jungen Literaten Joachim Gasquet. Der Titel dieser fiktiven Dokumentation lockt mit dem Unmöglichen, beinhaltet eine Fälschung. Er impliziert eine Anmaßung und ein Geheimnis. Er offeriert eine Begegnung mit einem Mann, der schon Jahrzehnte nicht mehr lebt, ein gefilmtes Interview aus einer Zeit vor dem Kino. Doch tatsächlich ist alles ganz anders. Straub/Huillet haben das Unmögliche in erstarrte Momente gefasst, zu langen Einstellungen auf Bild und Fotos konzentriert. Wie der Maler sich "gegen die mindeste Ablenkung vom Gegenstand bei dessen Darstellung durch den Künstler" ausspricht, wie er von dessen Werk verlangt, "ein vollkommenes Echo zu sein", wie er "das gewissenhafte Bild der Dinge" erreichen will: all das lässt sich auch als Theorie für die Arbeit von Straub/Huillet lesen. Mit denen ist er sich einig im Hass gegen das Erfinderische.
Der zweite Film des Programms lehrt sehen, "gibt zu sehen, macht hören, nährt Ohr, Geist, Herz - Alles auf einmal, und alles ist eins. Und falls Sie darauf beharren wollen - ja, doch: es wird auch etwas erzählt. Es wird erzählt, wie glücklich es macht, zu schauen. Und, davon ausgehend, wie glücklich es macht zu leben - wenn man nur zu schauen wüsste. Ja, nichts Geringeres als die Lust, auf der Welt zu sein vermittelt sich hier. (Jean-Charles Fitoussi, la lettre du cinéma, Nr. 26/2004)

am 18.06.2006 um 19.00 Uhr, am 02.07.2006 um 21.00 Uhr

 

SCHAUPLATZ MUSEUM
Bande à part - Die Außenseiterbande
F 1964, R: Jean-Luc Godard, D: Anna Karina, Sami Frey, Claude Brasseur, Louisa Colpeyn, 94' OF
Godard selbst nannte seinen Film einmal einen Vorstadt-Western. Andere wollten in ihm einen romantischen Gangsterfilm sehen. Die Handlung könnte sowohl einem amerikanischen Western als auch einem beliebigen Gangsterfilm entstammen. Die Außenseiterbande ist reinste Nouvelle Vague, eine spielerische Hommage an den Film noir und die übermütige Feier der kleinen Außenseiter mit den großen Gesten: Odile arbeitet als Au-Pair-Mädchen in Paris. Franz, ein Bekannter aus ihrem Englischkurs, macht sie mit seinem Freund Arthur bekannt, um sie in einen Coup zu verwickeln, den die beiden Freunde planen.
"Bande à part besteht zu gleichen Teilen aus Geschichte und Abschweifung." (Bert Rebhandl) In den Sequenzen, in denen sich der Film nicht um die kriminellen Handlungen der Möchtegerngangster kümmert, legen Franz, Artur und Odile in einem Café zum Beispiel eine Schweigeminute ein, bei der Godard den kompletten Ton abdreht, es dann aber doch nicht länger als 36 Sekunden aushält und an anderer Stelle im Film erfährt man, dass Jimmy Johnson aus San Francisco bis 1964 den Rekord für die schnellste Besichtigung des Louvre innehatte. Dann aber kam Die Außenseiterbande , und die schaffte es zwei Sekunden schneller, in 9:43 Minuten. Im Museum, so Godard, geht es nicht um Kunst, es geht um Freiheit, und es geht nicht um Anbetung der Originale, sondern um den besten Sound einer "Imitation of Life".

am 18.06.2006 um 21.00 Uhr, am 23.06.2006 um 19.00 Uhr

 

DIE KUNST DES DOKUMENTS - SCHAFFENDE HÄNDE
Jackson Pollock
USA 1951, R: Hans Namuth, Paul Falkenberg, 10' OF
Hans Namuth und Paul Falkenberg haben in ihrem 10-Minuten-Werk mit originellen Mitteln versucht, die spezifische Dynamik von Pollocks Malerei einzufangen.
Der Tagesspiegel schrieb über Jackson Pollock : "Der Film mit dem heftig sich bewegenden Maler prägte den Begriff des action painting. Wie nie zuvor verschmolzen der Akt des Malens und der Gehalt des Gemäldes ineinander."

Painters Painting
USA 1972, R: Emile de Antonio, 117' OF
Die Idee zum Film kam von Terry Moore, die eine enge Freundin von Malern wie Frank Stella war. Sie gehörte zur Avantgarde-Szene New Yorks und schlug de Antonio vor, einen Film über Malerei zu drehen. Sie war der Meinung, dass kaum ein anderer Filmemacher zu diesem Zeitpunkt das Hintergrundwissen und die nötigen Verbindungen hatte, um einen ernsthaften und persönlichen Film über die New Yorker Kunstszene der 60er Jahre zu machen. De Antonio gefiel die Idee, er wollte jedoch nicht nur Künstler vor der Kamera, sondern auch Sammler, Händler und Kritiker interviewen. Bei der Umsetzung seines Vorhabens bestand er darauf, die Interviews mit den Beteiligten auf 16mm schwarzweiß zu drehen, er wollte keine Menschen in Farbe sehen. Die Aufnahmen im Museum wurden aber auf 35mm Farbfilm gedreht.

am 22.06.2006 um 18.30 Uhr

 

SCHAUPLATZ MUSEUM
Manhattan
USA 1979, R: Woody Allen, D: Woody Allen, Diane Keaton, Michael Murphy, Mariel Hemingway, Meryl Streep, 96' OF
Manhattan ist eine melancholische Liebeserklärung an Allens Heimatstadt New York, die durch die Schwarzweiß-Fotografie im Breitwandformat und den Gershwin-Sound, der den heiter-wehmütigen Unterton vermittelt, auffällt.
Woody Allen selbst spielt Isaac, der seinen Fernsehregie-Job hinschmeißt, um an einem Buch zu schreiben, das seine Liebe zu Manhattan spiegelt. Mit den Frauen hat er kein Glück: er hat zwei gescheiterte Beziehungen hinter sich, ist jetzt mit einer 17-Jährigen liiert und begehrt die Geliebte seines besten Freundes Yale. Aus Allens Sicht entsprechen die chaotischen Liebesverhältnisse dem Lebensgefühl der New Yorker Intellektuellen in den Endsiebzigern: Kulturzerfall, Einsamkeit, Kommunikationsprobleme und Neurosen bestimmen die Situation.
Bei einer Ausstellung im Guggenheim-Museum treffen Isaac und seine Freundin Tracy auf Yale und dessen Flamme Mary (Diane Keaton). Alle, besonders Mary, schwafeln über Kunst und Kultur, "pseudointellektueller Mist" wird abgelassen, wie Isaac später säuerlich zu Tracy meint und sich so von Mary distanzieren will. Später, auf einem Empfang im Museum of Modern Art trifft Isaac wieder auf Mary und das Geschwätz über Filme, Artikel in der "Times" oder Orgasmusschwierigkeiten geht weiter. Jetzt will Isaac Mary doch näher kennen lernen.

am 22.06.2006 um 21.00 Uhr, am 25.06.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

SOME LIKE IT WILDER
Witness for the Prosecution - Zeugin der Anklage
USA 1957 , R: Billy Wilder, D: Charles Laughton, Marlene Dietrich, Tyrone Power, John Williams, 116', OF
"Agatha Christies erfolgreicher Bühnenkrimi war, so findet nicht nur der Filmhistoriker Ronald Bergan, eigentlich kein Stoff für den Regisseur funkelnder ,bitter-and-sour'-Komödien, wie sie Wilder in seinem erfolgreichsten Jahrzehnt, den 50er Jahren, berühmt machten: In der Tat, Wilder wildert hier mit dem Gerichtssaal-Thriller eigentlich im ureigensten Terrain Alfred Hitchcocks - aber Wilder tut es auf seine souverän-unverwechselbare Weise." (Hellmuth Karasek)
Eigentlich ist Starverteidiger Sir Wilfried Robarts (Charles Laughton) gesundheitlich zu angeschlagen, um einen neuen Fall zu übernehmen. Doch die vertrackte Geschichte um den Mord an einer alten Frau reizt ihn zu sehr. Der Prozess bekommt einige unerwartete Wendungen, als die ebenso attraktive wie undurchsichtige Frau des Angeklagten (Marlene Dietrich) ihren Mann belastet.
"Aus diesen überraschenden Wendungen hat Wilder, wie der Zuschauer rückblickend versteht, dem Krimi die Tiefe einer Welt voller menschlicher Täuschungen und Schwächen gegeben - nichts ist so wie es den Anschein hat, alles verändert sich unter dem Blickwinkel der Liebe oder der Habgier, der Gerechtigkeit oder der tieferen Wahrheit." (Hellmuth Karasek)

Mit freundlicher Unterstützung von UCLA Film and Television Archive, USA.

Die Restaurierung wurde durch The Film Foundation ermöglicht.

am 23.06.2006 um 21.00 Uhr, am 24.06.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

SCHAUPLATZ MUSEUM
Russian Ark - Russkij kowtscheg
D/Russland 2002, R: Alexander Sokurow, D: Sergej Dreiden, Maria Kuznetsova, Leonid Mozgovoy, Mikhail Piotrovsky, 96' dt. OF
Ein Film, der das Museum als Arche (und als Archiv) der Kunst und Kultur inszeniert, ist Russian Ark . Es ist eine Vision der 300jährigen Geschichte Petersburgs, eingefangen im steten Fluss einer Kamerabewegung. Ein Film, der weltweit Aufsehen erregt, weil er auf Montage verzichtet und in Echtzeit in einer einzigen Einstellung gedreht ist.
Auf wundersame Weise findet sich ein zeitgenössischer russischer Filmemacher in der Eremitage des 18. Jahrhunderts wieder. Er trifft einen zynischen französischen Diplomaten aus dem 19. Jahrhundert, mit dem zusammen er den Palast und die turbulente Geschichte Russlands durchquert. Während der Marquis und der Filmemacher die prachtvollen Korridore und Salons der Eremitage erkunden, sind sie Zeugen erstaunlicher Szenen: Peter der Große schlägt einen Höfling zu Boden; Katharina die Große hetzt während der Proben zu ihrem eigenen Theaterstück umher; die Familie des letzten Zaren sitzt unbeirrt von der drohenden Revolution gemeinsam am Tisch und diniert; Hunderte von Gästen tanzen beim letzten großen königlichen Ball von 1913... "Für mich ist das alles ein einziger Zeit-Raum. Ich lebe in diesen Zeiten. Für mich hat keine dieser Zeiten je aufgehört zu existieren. Historische Zeit kann nicht verschwinden, nicht zusammenbrechen." (Alexander Sokurow)

25.06.2006 um 21.00 Uhr

 

 

DIE KUNST DES DOKUMENTS - SCHAFFENDE HÄNDE
Rivers and Tides
Andy Goldsworthy Working with Time

D/Fin/GB 2001 , R: Thomas Riedelsheimer, 90' OmU
Andy Goldsworthy ist weltweit bekannt durch seine faszinierenden Arbeiten mit Naturmaterialien wie Eis, Stein, Blätter, Zweige oder Wasser. Der Filmemacher Thomas Riedelsheimer konnte als erster Andy Goldsworthy über einen längeren Zeitraum bei seiner Arbeit beobachten. Mehr als ein Jahr und über die vier Jahreszeiten begleitete er ihn nach Kanada, in die USA, nach Frankreich und Schottland. "Riedelsheimer dokumentiert das Unvorhersehbare, das Überraschende, das permanente Risiko, das in Goldsworthys Arbeit steckt; das nie vergebliche Scheitern und den Neubeginn, die leidenschaftliche Geduld und den unbändigen Willen zu verstehen." (Produktionsnotizen des Verleihs)
"Riedelsheimer begleitet den Künstler auf seinen Streifzügen und dokumentiert minutiös und geduldig den Prozess des Entstehens und Verschwindens. Die Kamera verdichtet solche Momente zu Artefakten von hoher Komplexität, die frei sind von jeglicher mysteriöser Spiritualität. Denn bei allem faszinierten Staunen und meditativen Verweilen, das über den Bildern Riedelsheimers liegt, folgt der Film wie die Arbeit Goldsworthys dem Pragmatismus der Natur und reproduziert ihre Schönheit als Kunstwerk. Ist dies das heimliche Werk der Elfen?" (Schnitt Filmmagazin)

am 29.06.2006 um 19.00 Uhr

 

SCHAUPLATZ MUSEUM
Im Pergamonmuseum
DDR 1962, R: Jürgen Böttcher, 19'

Im Zwinger
BRD 1964, R: Peter Schamoni, 13'

Germanija
D 2003, R: Mirjam Kubescha, D: Monika Bleibtreu, Maria Kordoni, Martin Glade, Rolf Illig, 48'

Das Zeughauskino zeigt in diesem Programm zwei kurze dokumentarische Filme aus den 1960ern und einen kürzeren Hochschulabschussfilm der HFF München von 2003, in dem der Schauplatz ein Museum ist. In den beiden ersteren werden Bilder und ihre Betrachtungsweise in zwei Museen auf dem Boden der ehemaligen DDR gezeigt - einmal von dem ostdeutschen Filmemacher Jürgen Böttcher, einmal von dem Westdeutschen Peter Schamoni.

Schamonis Film über die Gemäldegalerie im Zwinger beobachtet ihr Schicksal anhand der staunenden, wundernden und urteilenden Besucher. "Mag der Film damals vor allem die ideologisch überfrachteten Deutungen der Museumsführer fokussiert haben wollen, wirkt er heute wie ein zeitloses Dokument der Kunstbetrachtung - befreit von Stereotypen. Die rasanten Szenen der wechselseitigen Blicke zwischen Objekt und den Gesichtern der Beobachter sind ein spannendes Beispiel für Schamonis Nähe zum Kunstwerk und Schaffung neuer Freiräume." (Jörn Seidel)

Germanija ist ein Film über die Zeit und das Warten. Maria (Monika Bleibtreu) ist Museumswärterin, steht freundlich, mit einem undurchdringlichen Lächeln in den Ausstellungsräumen und beobachtet die Menschen, die an den Bildern vorüber ziehen. Immer, wenn sie die letzten Besucher hinaus gebeten hat, verweilt sie allein noch ein bisschen vor ihrem Lieblingsbild, der "Madonna von Vlatodon". Man sieht, sie hängt Erinnerungen nach. Was verbindet Maria mit diesem Bild?

am 29.06.2006 um 21.00 Uhr, am 02.07.2006 um 19.00 Uhr

 

 

SCHAUPLATZ MUSEUM
Das Wachsfigurenkabinett
D 1924, R: Paul Leni, D: Emil Jannings, Conrad Veidt, Werner Krauss, William Dieterle, 65' frz. ZT, deutsche Übersetzung wird eingesprochen restaurierte Kopie
Der Besitzer eines Wachsfigurenkabinetts engagiert einen Poeten, der für ihn Geschichten erfinden soll, in deren Mittelpunkt die ausgestellten Personen stehen. In der ersten Episode verliebt sich Sultan Harun al Raschid in eine Bäckersfrau. Die Liebesgeschichte nimmt einen glücklichen Ausgang, da der eifersüchtige Bäcker statt des Sultans eine nach dessen Ebenbild gestaltete Wachsfigur ersticht.
Die zweite Episode schildert, wie Zar Iwan der Schreckliche in den Wahnsinn getrieben wird. Zunächst entgeht er einem Mordversuch, und ein anderer muss an seiner Stelle sterben. Anschließend verstricken ihn seine Ratgeber in eine unentwirrbare Intrige.
Hauptfigur der dritten Episode ist der Frauenmörder Jack the Ripper. Er verfolgt den Poeten und die Tochter des Wachsfigurenkabinettbesitzers.
Die Hauptdarsteller sind in allen Episoden dieselben. Aus den ständigen Rollenwechseln bezieht der Film seinen Reiz.
Ursprünglich war noch eine vierte Episode geplant, die aber aus finanziellen Gründen während der Inflation nicht gedreht werden konnte.
"Ein deutscher Stummfilmklassiker unter der Regie des Malers und Filmarchitekten Paul Leni, dessen spielerische Verbindung von komischen und unheimlichen Effekten stilbildend für das amerikanische Horror-Comedy-Genre wirkte." (Lexikon des Internationalen Films)

Klavierbegleitung: Peter Gotthardt

am 30.06.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

SOME LIKE IT WILDER
The Major and the Minor
USA 1942, R: Billy Wilder, D: Ginger Rogers, Ray Milland, Ria Johnson, Robert Benchley, 100' OF neue restaurierte Kopie
Bis 1942 war Billy Wilder hauptsächlich als Drehbuchautor tätig und erfolgreich. Er schrieb Stoffe, die beispielsweise von Howard Hawks ( Ball of Fire , 1941) oder Ernst Lubitsch ( Ninotchka , 1939) verfilmt wurden. Aber nicht immer war er mit der Verfilmung seines Drehbuchs dann auch zufrieden. Ironisch bemerkte er 1941 zu dem Film Hold Back the Dawn (R: Mitchell Leisen): "Ein Regisseur braucht nichts vom Schreiben zu verstehen, aber lesen sollte er können." Von da ab verfilmte er seine Bücher selbst. Für seine erste Regiearbeit, The Major and the Minor , ließ sich Wilder von dem Bühnenstück "Connie Goes Home" von Edward Childs Carpenter anregen. Es ist die Geschichte um eine junge Frau (Ginger Rogers), die sich als Kind verkleidet und dann als 12jährige ausgibt, weil sie sich für eine Zugfahrt nur eine Kinderfahrkarte leisten kann. Als ihr zwei Kontrolleure auf die Schliche kommen, flüchtet sie sich in das Schlafwagenabteil eines Lehrers.

Mit freundlicher Unterstützung von UCLA Film and Television Archive, USA

am 30.06.2006 und 01.07.2006 um 21.00 Uhr

 

 

 

Filminhalte Juli 2006

 

SOME LIKE IT WILDER
The Major and the Minor
USA 1942, R: Billy Wilder, D: Ginger Rogers, Ray Milland, Ria Johnson, Robert Benchley, 100' OF neue restaurierte Kopie

Text siehe 30.06.

am 01.07.2006 um 21.00 Uhr

 

 

 

DIE KUNST DES DOKUMENTS - EXPEDITIONEN
Mit Sven Hedin durch Asiens Wüsten
D 1929, R: Rudolf Bierbrach, Paul Lieberenz, 76'
"Paul Lieberenz war nach dem Erfolg von Hans Schomburgks in Liberia gedrehtem Film Mensch und Tier im Urwald (1924) ein gefragter Tropenkameramann. Nach mehreren Expeditionen für die Ufa begleitete er 1927/28 den schwedischen Forscher Sven Hedin auf eine der großen wissenschaftlichen Reisen durch Zentralasien, begleitet von einigen hundert Kamelen, Lastenträgern und 27 Wissenschaftlern. Der von Lieberenz produzierte Film Mit Sven Hedin durch Asiens Wüsten( 1929) wurde von der Lufthansa wegen einer geplanten Fluglinie Berlin-Peking mitfinanziert. Lieberenz ist mit seiner Debrie-Kamera hautnah an den Forschern, wie sie mit ,faustischem Drang' (Siegfried Kracauer, 1929) durch endlose Stein- und Sandwüsten, Schnee und Eis ziehen." (Gerlinde Waz, Auszug aus: Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland, Bd. 2, 2005)

Einführung: Gerlinde Waz

Klavierbegleitung: Peter Gotthardt

am 06.07.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

SCHAUPLATZ MUSEUM
Vertigo - Aus dem Reich der Toten
USA 1958, R: Alfred Hitchcock, D: James Stewart, Kim Novak, Barbara Bel Geddes, Tom Helmore, 112' OF
"Vertigo (engl. Schwindel) funktioniert als mysteriöser Thriller, doch in erster Linie ist er eine visuell grandios gestaltete Meditation über die Wünschbarkeit und gleichzeitige Unmöglichkeit eines romantischen Traums, über das unsterbliche Ideal der Liebe und deren gleichzeitigen Tod, über die Gewalt einer unauslöschbaren Vergangenheit über die Gegenwart." (Johann N. Schmidt)
Der Polizist Ferguson (James Stewart), der wegen seiner Höhenangst den Dienst quittieren musste, soll nun Madeleine (Kim Novak), die suizidgefährdete Frau eines Freundes überwachen. Er folgt der Frau überall hin und beobachtet sie in einem Museum, wie sie sich in das Bild ihrer Urgroßmutter verliert. Als sich Madeleine von einem Turm stürzt, kann Ferguson ihr aufgrund eines Schwindelanfalles, der ihn schon beim Anblick des hohen Turmes befällt, nicht helfen. Mit Schuldgefühlen belastet, sieht er Madeleine eines Tages wieder.
"Zur visuellen Umsetzung des Schwindels wurde von Hitchcock hier das erste Mal ein Effekt eingesetzt, der als >Vertigo-Effekt< in die Filmgeschichte einging und der heute noch eingesetzt wird. Hierbei fährt die Kamera von einem Objekt weg, während gleichzeitig auf das Objekt zugezoomt wird (oder andersherum). Der mittlere Bildbereich scheint sich nun viel schneller von uns wegzubewegen als die Randbereiche. Dadurch entsteht eine seltsame Verschiebung, die, wird der Vertigo-Effekt schnell ausgeführt, die Illusion des Schwindels erzeugt." (http://wikipedia.org)

am 06.07.2006 um 21.00 Uhr, am 09.07.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

SCHAUPLATZ MUSEUM
Viaggio in Italia - Voyage to Italy
I 1953, R: Roberto Rossellini, D: Ingrid Bergman, George Sanders, Marie Mauban, Anna Proclemer, 85' engl. OF
Während eines Aufenthaltes in Neapel, wo sie für ein geerbtes Landhaus einen Käufer suchen, wird einem seit längerem verheirateten kinderlosen englischen Ehepaar bewusst, wie fremd einer dem anderen geworden ist. Sie reden von Scheidung und quälen sich gegenseitig. Eine entsetzliche Müdigkeit ist auf ihren Gesichtern, in ihren Bewegungen, ein tiefes Unbehagen über ihre Situation. Eine Entfremdung, die Rossellini allein dadurch sichtbar macht, dass er zwei Profis des amerikanischen Kinos, Ingrid Bergman und George Sanders, seiner eigenen Arbeitsmethode aussetzt: ihnen im letzten Moment erst die Dialoge gibt und nicht mit ihnen probt, sich mit Anweisungen zurück hält und auf Improvisation spekuliert. Also darauf, dass die beiden unsicher und zerbrechlich werden; ein Suspense also, der nichts der üblichen Dramaturgie, alles der Unerbittlichkeit der Beobachtung verdankt. "Solche Unsicherheit und Erschütterung überträgt sich auch auf uns Zuschauer. Man mag den Film so oft gesehen haben, wie man will, und verspürt doch immer wieder aufs Neue den gleichen ahnungsvollen Schauder, wenn man mit Ingrid Bergman die antiken Statuen des Museums in Neapel schaut, wenn Sanders und Bergman in Pompeji beobachten, wie Archäologen ein in sich verschlungenes Liebespaar finden." (Fritz Göttler)


am 07.07.2006 um 19.00 Uhr, am 09.07.2006 um 21.00 Uhr

 

 

 

SOME LIKE IT WILDER
Fedora
F/BRD 1978, R: Billy Wilder, D: William Holden, Marthe Keller, José Ferrer, Hildegard Knef, 113' OF
Mit internationalen Stars drehte Billy Wilder auf Korfu sein Melodram über die Vergänglichkeit der Schönheit und deren Konsequenzen. Der Produzent Detweiler will die legendäre Filmgöttin Fedora (Marthe Keller) zu einem Comeback überreden, um den Konkurs seiner Gesellschaft abzuwenden. Er bekommt die einstige Leinwanddiva aber kaum zu Gesicht, weil sie von einem Heer von "Beschützern" rund um die Uhr bewacht und kontrolliert wird. Nach einem Fluchtversuch wird sie in eine Privatklinik gebracht und begeht dort Selbstmord. Bei ihrer Beerdigung erfährt der Produzent die Wahrheit...
Der ganze Film handelt "von Schatten, Spiegelbildern und Doppelgängern - von der Spannung zwischen Wahrheit und Illusion, Jugend und Alter; zwischen Detweiler, wie er war, und Detweiler, wie er ist; und ganz besonders zwischen Fedora I und Fedora II und wie eine zum Spiegelbild der anderen wird." (Neil Sinyard, Adrian Turner) Billy Wilder sagte sehr passend dazu: "Fortsetzungen sind ja sehr beliebt heutzutage. Fedora , den Film, den ich gerade vorbereite, hätte ich eigentlich - wie ich mir ernstlich überlegt habe - Fedora II nennen müssen, damit es modischer klingt."

am 07.07.2006 und am 15.07.2006 um 21.00 Uhr, am 08.07.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

SOME LIKE IT WILDER
A Foreign Affair
USA 1948, R: Billy Wilder, D: Marlene Dietrich, Jean Arthur, John Lund, Millard Mitchel, 116' OF
Die Abgeordnete Phoebe fährt ins besetzte Berlin, um sich ein Bild von der Moral der US-Soldaten zu machen. In einem Nachtclub trifft sie auf die Sängerin Erika, die im Dritten Reich zu den Spitzen der Gesellschaft zählte und die ein Verhältnis mit einem US-Offizier hat. Phoebe ist entsetzt darüber und verlangt von ihrem Bekannten John, dass dieser sie bei der Suche nach diesem Offizier unterstützt, ohne zu wissen, dass der Gesuchte bereits vor ihr steht. Während sie an dem Fall arbeiten, verliebt sich Phoebe in John. Dieser sagt ihr schließlich die Wahrheit und gibt seine Beziehung zu Erika als Tarnung preis, da er deren Gestapo-Freund überführen will...
"Ein filmisches Déjà-vu für Marlene Dietrich, die von 1943 bis 1945 für die United Service Organisation (USO) an mehreren Front-Abschnitten zur Hebung der Soldatenmoral als Entertainerin auftrat. In den Trümmern von Berlin drehte Wilder eine Komödie voller makabrer politischer Anspielungen, was dazu führte, dass die amerikanischen Zensurbehörden ihn für Deutschland sperrten. Erst 1977 wurde der Film in der BRD aufgeführt." (Filmarchiv Austria)
Nicht nur wegen der Qualität seiner Dialoge verdient der Film Beachtung, sondern wegen seiner authentischen Atmosphäre. Die Aufnahmen von Berlin - dokumentarische Bilder, keine Studiobauten oder Modelle - wirken in ihrer Unmittelbarkeit wie alliierte Wochenschauen aus dem besiegten Deutschland.

am 08.07.2006 und 14.07.2006 um 21.00 Uhr, am 15.07.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

DIE KUNST DES DOKUMENTS - EXPEDITIONEN
Menschen im Busch
D 1930, R: Gulla Pfeffer, Friedrich Dalsheim, 69'
"Neben Lola Kreutzberg ( Wunderland Bali, 1927) waren die Rennfahrerin Clärenore Stinnes ( Im Auto durch zwei Welten , 1931) und die Ethnologin Gulla Pfeffer ( Menschen im Busch , 1930) die einzigen Frauen, die sich in der ,Bubikopf-Ära' der Weimarer Republik dem männerdominierten Genre des Expeditionsfilms widmeten. Gulla Pfeffer, Expeditionsleiterin und Regisseurin, war Fotografin und Studentin der Ethnologie, ihr Kameramann und Co-Regisseur Friedrich Dalsheim hatte lediglich eine sechswöchige Kameraausbildung absolviert, bevor er mit einer Debrie-Kamera 11 000 m Film in Togo aufnahm. Menschen im Busch , der ,poetischste seit vielen Filmen' (Leo Hirsch 1930), ist vermutlich der erste deutsche Film über fremde Kulturen, der konsequent die Perspektive der Gefilmten einnimmt. Zum ersten Mal erhalten Schwarze eine Stimme, das ist eine kleine Revolution. Lediglich der Anfang des Films wirkt mit dem starren einführenden Vortrag des ehemaligen Gouverneurs von Togo, Adolf Friedrich zu Mecklenburg, wie ein Fremdkörper. Kontrapunktisch zum einführenden Vortrag erzählt ein togolesischer Ewe (lippensynchron!) über sein Leben im Dorf Chelekpe und die damit verbundenen Freuden und Probleme. Konsequent haben die Autoren von Menschen im Busch auf ihre Selbstinszenierung im Film verzichtet." (Gerlinde Waz, Auszug aus: Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland, Bd. 2, 2005)


am 13.07.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

SCHAUPLATZ MUSEUM
Urlaub auf Ehrenwort
D 1937, R: Karl Ritter, D: Carl Raddatz, René Deltgen, Berta Drews, Fritz Kampers, Beppo Brem, 90'
Im Herbst 1918 fährt ein Zug voller Soldaten von der West- an die Ostfront. In Berlin soll er sechs Stunden Aufenthalt haben, und die Berliner Soldaten, die lange keinen Urlaub hatten, überreden den 19-jährigen Leutnant, ihnen doch sechs Stunden "auf Ehrenwort" frei zu geben. Er tut es, denn er glaubt, er kenne seine Leute. Nun erzählt der Film in Episoden Geschichten von Soldaten und ihren Frauen oder Freundinnen. Im Stil der Arbeiterfilme führt das Geschehen in Kneipen, Artistenhotels, Schlafzimmer und elegante Boudoirs - ein Museum der 1930er Jahre. Werden sie alle zur rechten Zeit zurückkommen, wenn der Zug wieder weiterfährt? Bei einigen wird es sehr knapp. Aber am Ende siegt doch "dieses verdammte Pflichtgefühl." Zu der Zeit war Hitler schon eifrig dabei, auf einen Krieg vorzubereiten. Da kam so ein Film gerade recht, um die Soldatentugenden unter den jungen Leuten zu propagieren...
"Ritters schöpferische Methode könnte man als einen Versuch bezeichnen, soziale Querschnitte zu geben. Seine Filme haben keine durchgehende Geschichte, keine Haupthandlung und keine Haupthelden, sondern sind ineinander greifende Fragmente, Stückchen Leben verschiedener Milieus und Bilder verschiedener Menschengestalten. Ritter vermeidet Theaterschemata und bemüht sich, in den Kategorien beweglicher Bilder zu denken. Hier gibt sich seine Vergangenheit, als bildender Künstler zu erkennen, besonders in seinem Film Urlaub auf Ehrenwort ." (Jerzy Toeplitz)


am 13.07.2006 um 21.00 Uhr, am 16.07.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

WIEDERENTDECKT
Love Waltz - Liebeswalzer
D 1929/30, R: Wilhelm Thiele, D: Lilian Harvey, John Batten, Georg Alexander, Hans Junkermann, Karl Ludiwg Diehl, 69' engl. Version neue restaurierte Kopie
Im Mittelpunkt von Wilhelm Thieles sagenumwobenen Tonfilm-Debüt steht eine charmant arrangierte Verwechslungskomödie: Nach einem Streit mit seinem Vater begegnet Bobby Fould (John Batten) auf der Straße zufällig dem Erzherzog Peter Ferdinand (Georg Alexander). Der Erzherzog nimmt den charmanten jungen Mann sogleich mit nach Europa. Dort angekommen, lässt sich der Erzherzog von Bobby vertreten, um gesellschaftlichen Verpflichtungen und Verkupplungen zu entgehen. So trifft dieser die dem Erzherzog versprochene, ebenso hübsche wie eigenwillige Prinzessin Eva (Lilian Harvey)...
Der Film stellt den Beginn der Ufa-Tonfilmoperette dar, die in kürzester Zeit zum erfolgreichsten Genreformat der ersten Tonfilmjahre in Deutschland avancierte.
Wilhelm Thiele stellte 1930 mit Bezug auf Liebeswalzer fest, dass "niemand bei einer Operette fragen" wird, "wo die Musik herkommt, wenn zwei Menschen in einem Auto plötzlich zu einer ausgezeichneten Orchestermusik zu singen beginnen", und perfektionierte diese Konvention noch im gleichen Jahr in Die Drei von der Tankstelle . In der englischen Fassung, die als einzige erhalten ist, tritt neben die genrehistorische Bedeutung und den musikalischen Unterhaltungswert zusätzlich der besondere Reiz, Zeuge einer für die frühen Sprachversionen ebenso typischen wie heute skurril anmutenden Sprachmixtur zu werden und Lilian Harvey in ihrer Muttersprache zu hören.

Eine Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit CineGraph Babelsberg und dem Bundesarchiv-Filmarchiv.

Einführung: Michael Wedel

am 14.07.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

SCHAUPLATZ MUSEUM
Ocean`s Twelve
USA/ Australien 2004, R: Steven Soderbergh, D: Brad Pitt, Catherine Zeta-Jones, George Clooney, Ed Kross, Julia Roberts, 125’, dt. Fass.
Der Film Ocean’s Twelve wurde 2004 gedreht und ist die Fortsetzung des Films Ocean’s Eleven aus dem Jahr 2001. Eine Fortsetzung unter dem Titel Ocean’s Thirteen ist in Planung, bei dem alle bekannten Schauspieler außer Julia Roberts erneut mit von der Partie sein werden.
Einige Zeit ist seit dem Casinoraub im ersten Teil vergangen. Danny und Tess Ocean ziehen gerade in ein neues, großes Haus ein, als Terry Benedict auftaucht. Er hat herausgefunden, wer sein Casino ausgeraubt hat und will sein Geld mit Zinsen und Zinseszinsen zurück, was eine stattliche Summe von 190 Millionen US-Dollar ausmacht. Er gibt Ocean und dessen Team zwei Wochen Zeit, um das Geld wieder zu beschaffen. Danny geht dazu mit seinem Team von Spezialisten nach Europa, weil ihm der Boden in den USA zu heiß geworden ist. In Amsterdam wollen sie die älteste Aktie der Welt stehlen, aber anscheinend ist ihnen schon jemand zuvorgekommen: François Toulour, ein französischer Meisterdieb. Er zwingt Danny Ocean zu einer Wette: Wenn Ocean und sein Team es schaffen, aus einem Museum in Rom ein Fabergé-Ei zu stehlen, bezahlt er die Schulden bei Benedict. Das Ei soll für wenige Wochen aus einem Pariser Museum ausgeliehen werden...

am 16.07.2006 um 21.00 Uhr

 

 

 

DIE KUNST DES DOKUMENTS - EXPEDITIONEN
Land ohne Schatten. Durch Nordafrikas Steppenländer
D 1930, R: Martin Rikli, K: Bernhard Wentzel, P: Ufa, Kulturfilm, 69'
"Die Finanzierung von Expeditionen war äußerst schwierig und gelang nur durch Unterstützung mehrerer Firmen. Um die Rentabilität zu gewährleisten, wurden entweder mehrere Themen gleichzeitig realisiert, die in unterschiedlichen Fassungen in die Kinos kamen, oder zusätzlich Spielfilme gedreht, wie Schrecken der Westküste (1925, Carl Heinz Boese, Joseph Stein) in Liberia. Martin Rikli bearbeitete bei einer Nordafrika-Expedition 1929 gleich zwölf verschiedene Themen. Die einzelnen Sequenzen verwendete er sowohl in seinen abendfüllenden Expeditionsfilmen Am Rande der Sahara (1930) und Land ohne Schatten (1930) als auch in verschiedenen Beiprogramm-Filmen. [...] Der Erfolgsdruck solcher kostenintensiven Expeditionen war groß. Auch Martin Rikli berichtet über seine Nordafrika-Reise, dass er zwar alles ,im Kasten' habe, aber immer noch die Sensation fehle, die er dann schließlich in den Kamelkämpfen in Kairuan fand. Als Sensation galt ebenfalls das Ereignis der ersten Berührung mit der fremden Kultur, der ersten Präsenz am fremden Ort. Deren bildliche oder textuelle Darstellung (als Zwischentitel oder Off-Kommentar) war zentraler Bestandteil der Expeditionsfilme und gehört bis heute zum Standard in Fernsehfilmen über fremde Kulturen."(Gerlinde Waz, Auszug aus: Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland, Bd. 2, 2005)

am 20.07.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

SCHAUPLATZ MUSEUM
Bringing Up Baby - Leoparden küsst man nicht
USA 1938, R: Howard Hawks, D: Cary Grant, Katharine Hepburn, May Robson, Charles Ruggles, 102' OF
Bringing Up Baby zählt zu den Screwballcomedies, die in den 1930er und 1940er Jahren in den USA sehr populär waren. Laut Anke Sterneborg verdanken die Screwballcomedies ihren Namen einem bestimmten Ballwurf: "Durch eine Drehung aus dem Handgelenk verändert der Ball seine Flugbahn. Wenn man den verwirrten Lauf des Balles auf den menschlichen Geist überträgt, dann lässt sich das getrost mit >eine Schraube locker haben< übersetzen."
Vollkommen zu Recht schrieb Enno Patalas in der Filmkritik 1966, dass es unmöglich sei, die Handlung von Bringing Up Baby wiederzugeben, "weil der Film überhaupt nur aus Handlung bestehe". Frieda Grafe versucht es in einer Kurzkritik folgendermaßen: "Komisch, böse und hemmungslos irre. Über einen Fachidioten, der von einer Frau gejagt wird. Er seinerseits hetzt einem Knochen nach, den der Hund der Frau ihm geklaut hat. Grant ist Paläontologe. Nur für Leute mit starken Nerven, die Karikaturen verkraften" "Hawks zeigt action in der Karikatur. Katharine Hepburns Beine bewegen sich im gleichen Tempo wie ihr Mund." (Frieda Grafe)

am 20.07.2006 um 21.00 Uhr, am 23.07.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

SCHAUPLATZ MUSEUM
Blackmail - Erpressung
GB 1929, R: Alfred Hitchcock, D: Anny Ondra, John Longden, Sara Allgood, Charles Paton, Donald Cathrop, 85' OF
Hitchcocks zehnter Film. Nach The Lodger , der zweite, der sich als Thriller gibt. Zugleich sein erster Tonfilm. Hitchcock nutzte die akustischen Mittel aber noch sehr sparsam. Dennoch ist sein Film wegweisend für den dramaturgischen Einsatz des Tons. Nur die letzten Sequenzen sind als Tonfilm gedreht, das übrige Material wurde im Studio synchronisiert. Da damals noch nicht alle Kinos mit Projektoren ausgerüstet waren, die Tonwidergabe ermöglichten, brachte die Produktionsgesellschaft eine "stumme" und eine Ton-Fassung heraus.
Die leichtsinnige Braut eines Scotland-Yard-Beamten tötet einen zudringlichen Maler in Notwehr, worauf sich ein Erpresser einstellt, den der kaltblütige Verlobte in die Flucht jagt. Eigentlich sollte Blackmail damit enden, dass Anny Ondra, die Darstellerin der Braut, überführt und verhaftet wird. Aber die Produzenten fanden das zu deprimierend. So schafft hier der Sturz des Erpressers durch die Glaskuppel des British Museum alle Probleme aus der Welt. "Gedreht wurde die Szene zur Gänze im Atelier, mit Hilfe des von Eugen Schüfftan in Berlin entwickelten Spiegeltrickverfahrens. Diapositive von neun Fotos, im Museum mit langer Belichtungszeit aufgenommen, wurden schräg auf Spiegel projiziert, in denen an bestimmten Stellen das Quecksilber entfernt worden war, so dass sie Durchblicke frei ließen auf realitätsgetreu nachgebaute Dekorstücke, in denen die Schauspieler agierten." (Enno Patalas)

am 21.07.2006 um 19.00 Uhr, am 23.07.2006 um 21.00 Uhr

 

 

 

SCHAUPLATZ MUSEUM
Fünf Tage - fünf Nächte - Pjat dnej - pjat notschej
DDR/SU 1960, R: Lew Arnstam, Heinz Thiel, Anatoli Golowanow, D: Heinz-Dieter Knaup, Barbara Dittus, Wsewolod Sanajew, Annekathrin Bürger, 107'
Kriegsende in Dresden - alles ist zerstört. Sowjetische Soldaten fordern den ansässigen Maler Paul Naumann auf, sie zur Gemäldegalerie zu bringen. Hauptmann Leonow bekam den Auftrag, von den weltberühmten Kunstwerken zu retten, was zu retten ist. Der von den Kriegswirren seelisch zerstörte Paul aber kann keinen Elan aufbringen, an die Kunst zu denken. Genauso geht es der zwischen den Trümmern sitzenden, deprimierten Museumsangestellten Luise Rank. Der Einsatz der Soldaten aber aktiviert die beiden, sich an der Suche nach den ausgelagerten Gemälden zu beteiligen. In einem Bergschacht finden sie die Kunstschätze, nicht ahnend, dass der Zugang vermint ist. Ein Soldat verliert dabei sein Leben. Aus der Sowjetunion angereiste Spezialisten beginnen mit der Restauration . Naumann und Luise Rank stellen ihre Kenntnisse zur Verfügung. Und als Paul seine längst tot geglaubte Freundin Katrin, die in einem KZ war, wieder findet, wird auch für ihn das Ende zu einem neuen Anfang. (Quelle: "Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg)
Tendenziöser "künstlerisch uneinheitlicher Film", wertet das Katholische Institut für Medien, "voller historischer Ungenauigkeiten" schreibt das Internationale Lexikon des Films.

am 21.07.2006 um 21.00 Uhr, am 22.07.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

SCHAUPLATZ MUSEUM
Geschichten jener Nacht (Episodenfilm)
DDR 1967, 109'

I. Phönix
R: Karlheinz Carpentier, D: Hans Hardt-Hardtloff, Peter Reusse, Peter Sindermann, Renate Bahn

II. Die Prüfung
R: Ulrich Thein, D: Dieter Mann, Jenny Gröllmann, Horst Schulze, Inge Keller

III. Materna
R: Frank Vogel, D: Ulrich Thein, Angelika Waller, Johannes Wieke, Werner Dissel

IV. Der große und der kleine Willi
R: Gerhard Klein, D: Erwin Geschonneck, Jaecki Schwarz, Christoph Engel, Rudolf Ulrich

Die Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 - die Nacht des Mauerbaus in Berlin. Vier Episoden, die unterschiedliche Menschen in Entscheidungssituationen in jener Nacht zeigen. Alle Episoden münden in einer rationalen, emotionalen und historischen Begründung für den Schutz der DDR, den Bau der Mauer und die persönliche Beteiligung daran.
Nur eine der vier Episoden kann dem weltpolitischen Moment auch eine komische Seite abgewinnen: Der große und der kleine Willi. "Der >kleine Willi< (Jaecki Schwarz) will sich in Kampfgruppenuniform ein und >rüber<schleichen, wird vom proletarischen und klassenkämpferisch langzeitig vorbelasteten >großen Willi< (Erwin Geschonneck) erwischt und nicht nur festgesetzt, sondern vor Ort >umerzogen<." (Klaus Wischnewski)


am 22.07.2006 um 21.00 Uhr

 

 

 

 

DIE KUNST DES DOKUMENTS - EXPEDITIONEN
Bei den Deutschen Kolonisten in Südwest-Afrika
Bei den Deutschen Kolonisten in Südwest-Afrika
Im Auto durch zwei Welten
1931, R: Clärenore Stinnes, ca. 58’
Beinhorn und Stinnes, zwei Frauen, die um 1930 ihre abenteuerlichen Reisen mit der Filmkamera dokumentierten: Clärenore Stinnes war Europas erfolgreichste Rennfahrerin, Elly Beinhorn eine der weltbesten Sportliegerinnen, die 1930 als erste Frau allein über die Alpen flog. Von ihrem Afrika-Flug 1933 brachte sie den Film Bei den Deutschen Kolonisten in Südwest-Afrika mit, u.a. mit Aufnahmen einer Sonnwendfeier deutscher Pfadfinder in Windhuk. Der Film sollte den Zuschauern zeigen, "dass deutscher Geist dort unten in Afrika weiterlebt, und dass die alte Anhänglichkeit zur Heimat in unseren ehemaligen Kolonien nicht erloschen ist."
1927 brach die 26jährige Clärenore Stinnes zu einer aufsehenerregenden Auto-Weltreise auf – die erste Autofahrt einer Frau um die Welt. Der schwedische Kameramann (und ihr späterer Mann) Carl Axel Söderström dokumentierte die zweijährige Expedition über den Balkan, die Sowjetunion, die Mongolei, China, Japan sowie durch Süd- und Nordamerika. Der einstündige Filmbericht Im Auto durch zwei Welten kam 1931 als >dokumentarischer Idealbeweis vollbrachter Leistungen und eroberter Fernen< in die Kinos. Die Begleitmusik von Wolfgang Zeller passt sich kongenial jeder noch so exotischen Situation an. Sowohl Elly Beinhorn als auch Clärenore Stinnes stellen sich vor die Kamera und, dem Publikum zugewandt, erzählen sie in einer Art Begleitvortrag von ihren Erlebnissen. Beide Filme offenbaren aber auch ein ausgeprägt europazentriertes und kolonialistisches Denken.“ (Jeanpaul Goergen)

am 27.07.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

SCHAUPLATZ MUSEUM
Torn Curtain - Der zerrissene Vorhang
USA 1966, R: Alfred Hitchcock, D: Paul Newman, Julie Andrews, Günter Strack, Hansjörg Felmy, 126' OF
Die Grundidee für diesen Film war Alfred Hitchcock bereits im Jahr 1951 gekommen, als zwei britische Diplomaten, Guy Burgess und Donald MacLean, sich unter großem Pressewirbel in den Ostblock abgesetzt hatten. Was den Filmemacher an dieser Geschichte am meisten gefesselt hatte, war das, was in der damaligen Berichterstattung am wenigsten Beachtung fand: Mrs. MacLean. Was hatte sie, wenn überhaupt gewusst, was hatte sie vermutet? Oder anders: Wenn auch sie von dem Geschehen überrascht worden war - wie wurde sie dann damit fertig? Diese Fragen waren für Hitchcock der Ausgangspunkt einer Überläufergeschichte, die aus der Sicht der zurückgebliebenen Frau erzählt werden sollte. Der Hitchcock-Biograph John Russell Taylor gibt allerdings zu bedenken, dass das im Film selbst nicht mehr deutlich herauskommt - "offenbar ist da unterwegs etwas verloren gegangen".
Um einem Professor in Leipzig eine wissenschaftliche Formel zu entreißen, gibt ein amerikanischer Atomwissenschaftler (Paul Newman) vor, sein Land verraten zu wollen und geht nach Ost-Berlin. Erste überraschende Komplikation: seine unwissende Verlobte (Julie Andrews) ist ihm gefolgt. Als die Staatssicherheit nach und nach die Pläne des Physikers aufdeckt, werden der Mann und seine Geliebte gnadenlos verfolgt. Bei einem Versuch, die Stasi abzuhängen, flüchtet der Verfolgte in ein Museum (Alte Nationalgalerie) und kann durch die verschiedenen Ausstellungsräume zu einem Seitenausgang gelangen und entfliehen.

am 27.07.2006 um 21.00 Uhr, am 29.07.2006 um 19.00 Uhr

 

 

 

I Know the Way to the Hofbräuhaus
D 1991, R: Herbert Achternbusch, D: Herbert Achternbusch, Bettina Hauenschild, 85'
Eine bayerische Ägyptiade - stumm und in Farbe. Vielleicht aber auch so: ein Super 8-Homemovie (aufgeblasen auf 35 mm ) im milden Herbstlicht des künstlerischen Schaffens von Herbert Achternbusch. Die semi-fiktionale Phantasie hat auf der Parkbank Platz genommen und lässt die Welt vorbeiziehen: Hick, das Alter Ego des Regisseurs - man erinnere sich an Hick's Last Stand (1990) - ist wieder in seiner Münchener Heimat. Als Museumsdiener in der ägyptischen Abteilung der Staatlichen Museen wird er vom Leiden und Sehnen einer Mumie verfolgt, die sich seit 3000 Jahren für falsch gewickelt hält. Ehe Hick das Geheimnis lösen kann, rafft ihn ein Schlangenbiss dahin. Doch Hick wäre nicht Hick, wäre Hick so schnell totzukriegen. Als Untoter durchstreift er fortan München. Unverkennbar das graue Haupt des Meisters, sein schwarzer Anzug, die geliebten weißen Stiefel. Doch nur ein Stiefel ist es diesmal, und der wird von ihm an einem Bambusstab über der Schulter getragen. Neben dem Stiefel flattert ein schwarzer Flor. Bestaunt und bedauert, bekommt er hie und da ein Geldstück in die Hand gedrückt, und immer wieder wird auch die Frage an ihn gerichtet: "Where is the way to the Hofbrauhaus?" Als der Film 1992 seine Tour durch die Kommunalen Kinos antrat - ein regulärer Verleiher hatte sich nicht gefunden - schrieb die Stuttgarter Zeitung: "Daran werden sich die Geister scheiden. Ob man es für eine tiefgründige cineastische Innovation oder einfach für ausgemachten Blödsinn hält, darf - wie bei Achternbusch immer - jeder selbst entscheiden."

am 28.07.2006 um 19.00 Uhr, am 29.07.2006 um 21.15 Uhr

 

 

 

The Mummy - Die Mumie
USA 1932, R: Karl Freund, D: Boris Karloff, Zita Johann, David Manners, Edward Van Sloan, 72' OF
Karl Freund gehörte zu den bedeutendsten Kameramännern der Stummfilmzeit (u.a. Fritz Langs Metropolis ), der den deutschen Expressionismus entscheidend mitprägte. 1930 holte ihn Carl Laemmle zu den Universal Pictures nach Hollywood, wo er als seine erste Regiearbeit The Mummy realisierte.
Boris Karloff spielt in diesem Film eine Mumie, die nach 3.700 Jahren durch eine Gruppe britischer Archäologen versehentlich wieder zum Leben erweckt wird. Eine Rückblende zeigt, dass er einst ein Hohepriester war, der lebendig einbalsamiert wurde. Damals hatte er versucht, seine große Liebe wieder zum Leben zu erwecken, nachdem sie als Jungfrau geopfert worden war. Nun, zu neuem Leben erweckt, glaubt die Mumie in Helen Grosvenor die verlorene Liebe wieder gefunden zu haben.
Heute gilt dieser alptraumartige Film als ein Meisterstück des Horrors. Die New York Times schrieb: "Der Film spottet jeder Beschreibung... einer der ungewöhnlichsten Tonfilme, die je gemacht wurden."
1999 gab es von Stephen Sommers eine Neuverfilmung des Stoffes, dessen Fortsetzung von 2001 im Zeughauskino zu sehen ist.

am 28.07.2006 um 21.00 Uhr, am 30.07.2006 um 19.00 Uhr


 

 

 

SCHAUPLATZ MUSEUM
The Mummy Returns
USA 2001, R: Stephen Sommers, D: Brendan Fraser, Rachel Weisz, John Hannah, Freddie Boath, Arnold Vosloo, 129' OF
The Mummy Returns vereint exotische Schauplätze, teure Showeffekte, kühne Helden und zerfledderte Übelwichte, dass einem das Blut gefriert.
Die ins Leben zurück gekehrte Mumie des Hohepriesters Imhotep, die im ersten Teil ( Die Mumie , 1999) das Geschäft des Gruselns und Schockens allein zu verrichten hatte, bekommt im zweiten Teil Verstärkung: Scorpion King. Der ist ein Wesen, halb Mensch, halb Skorpion, das vor 6000 Jahren vom großen Gott Anubis für immer verdammt wurde. Doch es steht geschrieben, dass der Scorpion King wieder auferstehen wird, um die Zivilisation mit einer Armee der Finsternis auszulöschen. Nun wird Imhoteps mumifizierter Leichnam, der im Britischen Museum eigentlich ewige Heimstatt und Ruhe gefunden haben sollte, vom Glücksritter Rick O'Connell (Brandan Fraser) und der Ägyptologin Evelyn (Rachel Weisz) gestohlen und erneut wieder belebt, damit er seinem Kollegen aus grauer Vorzeit den Garaus macht - ein folgenschwerer Irrtum, denn Imhotep hat nichts anderes im Sinn, als sich der Kräfte des Scorpion King zu bemächtigen, um selbst noch stärker zu werden.
"Dramaturgisch im Stil eines B-Movies, technisch auf dem neuesten Stand computeranimierter Effekte. Eine temporeiche filmische Geisterbahnfahrt." (Lexikon des internationalen Films)

am 30.07.2006 um 21.00 Uhr


 

 

 

 

 

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