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    FLIEGERTRÄUME UND SPANISCHE ERDE

 

FLIEGERTRÄUME UND SPANISCHE ERDE

DER SPANISCHE BÜRGERKRIEG IM FILM

Am 1. April 1939 endete der Spanische Bürgerkrieg mit dem Sieg der Militärs um General Franco über die Spanische Republik. Der Kampf zahlreicher linker, sozialistischer und kommunistischer Filmschaffender war damit ebenfalls verloren. Nach Ausbruch des Kriegs hatten sie sich dazu entschlossen, der republikanischen Sache zu Hilfe zu eilen und mit der Herstellung von Filmen das öffentliche Interesse am Kampf der Republikaner gegen die Putschisten zu wecken. Auch wenn ihre Filme den Sieg Francos nicht verhindern konnten, trugen sie doch dazu bei, vor dem Zweiten Weltkrieg ein antifaschistisches Bewusstsein zu erzeugen. 70 Jahre nach dem Ende des Spanischen Bürgerkriegs präsentieren das Instituto Cervantes Berlin und das Zeughauskino Filme unterschiedlicher Herkunft und Haltung. Zum Abschluss der Reihe werden am 1. Dezember im Instituto Cervantes eine Buchpräsentation und Podiumsdiskussion stattfinden.

In Zusammenarbeit mit dem Instituto Cervantes Berlin

 

FLIEGERTRÄUME UND SPANISCHE ERDE
L'Espoir / Sierra de Teruel
E/F 1939, R: André Malraux, Boris Peskine, B: Max Aub, André Malraux, D: José Sempere, Andrés Mejuto, Julio Peña, Pedro Codina, 88’  OmU

Der Spielfilm L’Espoir / Sierra de Teruel nach dem gleichnamigen Roman von André Malraux war das ehrgeizigste und letzte Filmprojekt der spanischen Republik. Der französische Autor hatte eine Fliegerstaffel mit internationalen Freiwilligen zusam­mengestellt und die Maschinen trotz des Waffenembargos von Frankreich nach Spanien geschmuggelt. Malraux’ Roman erschien Ende 1937. Der Film beruht auf dessen dritten Teil. Eine Fliegerstaffel internationaler Freiwilliger will einen Luftstützpunkt der Faschisten angreifen. Bei den Gefechten stürzt ein Flug­zeug im Gebirge ab. Die Dorfbewohner retten den Piloten und bringen ihn ins Tal zurück. L’Espoir / Sierra de Teruel beschwört die internationale Solidarität mit der Republik und macht die westliche Nichtinterventionspolitik für den Mangel an Waffen, Lebensmitteln und Medikamenten verantwortlich. Die Außenszenen wurden in den Bergen Kataloniens gedreht, die Innenaufnahmen in den Studios in Barcelona. Beim Einmarsch der Francotruppen in Barcelona fehlte noch ein Drittel des Films. Das gesamte Team ging ins Exil und die fehlenden Szenen wurden in Paris fertig gestellt. Durch den Aus­bruch des Zweiten Weltkriegs kommt L’Espoir erst nach 1945 zur Uraufführung.

Einführung: Wolfgang Martin Hamdorf

am 3.11.2009 um 20.00 Uhr

 

 

FLIEGERTRÄUME UND SPANISCHE ERDE
Ispanija
UdSSR 1939, R: Esfir Schub, B: Wsewolod Wischnewski, 85’ OF, deutsch eingesprochen

Die Sache der spanischen Republik war schon verloren, als die Sowjetunion mit Ispanija eine filmische Bilanz des Spanischen Bürgerkriegs erstellte. Das Projekt wird von der innenpolitischen Entwicklung der Sowjetunion über­schattet. Michail Kolzow, der den Text schreiben soll, fällt der Stalin-Repression zum Opfer. Er wird verhaftet, deportiert und vermutlich 1942 er­schossen. Roman Karmen, der mit Esfir Schub das Bild­material zu­sammenstellen soll, geht nach China und filmt den Kampf gegen die japanischen Invasionstruppen. An Stelle Kolzows soll der sowjetische Schriftsteller Wsewolod Wischnewski den Kommentar schreiben. Er hatte bereits das Drehbuch zu Wir aus Kronstadt verfasst. Die Arbeit zu Ispanija ist eine ideologische Gradwanderung. Die spa­nische Republik hat den Krieg verloren, der Film muss einen Schluss finden, der dieser Niederlage gerecht wird, ohne defätistisch zu wirken. So wird das Ende der Republik als Dolchstoßlegende geschildert. Der Putsch für einen Verhand­lungsfrieden wird zur trotzkistischen Verschwörung: "Verräter Miaja be­reitet mit der Fünften Kolonne und den Trotzkisten einen schweren Dolch­stoß gegen das Volk vor", deklamiert der Kommentar. Auch die Dar­stellung der Kriegsursachen ist problematisch. Vor dem Hintergrund des deutsch-sowjetischen Nicht­angriffspaktes unterlässt der Kommentar die direkte Erwähnung deutscher Waffenhilfe an Franco. Esfir Schub verwendet neben den Aufnahmen Karmens und Makassejews Aufnahmen spanischer Kameraleute und Propagandabilder der Franco-Seite. Sie verdichtet das ganz unterschiedliche Material in der Montage zu einer dramaturgischen Geschlossen­heit, in der die Logik und Spannung der Episoden im Mittelpunkt stehen.

Einführung: Wolfgang Martin Hamdorf

am 10.11.2009 um 20.00 Uhr

 

 

FLIEGERTRÄUME UND SPANISCHE ERDE
Unbändiges Spanien
DDR 1962, R/B: Kurt Stern, Jeanne Stern, 87’

Für das geteilte Deutschland, für die beiden deutschen Staaten besaß der Krieg in Spanien eine besondere Bedeutung, hatten Deutsche doch auf beiden Seiten der Front gekämpft: Fliegeroffiziere Hitlers in der „Legion Condor“ und deutsche Antifaschisten und Hitlergegner in den Internationalen Brigaden. In der DDR wurden der Spanienkrieg und die Internationalen Brigaden zu einem Gründungsmythos: sie bilden ein Kapitel im langen Klassenkampf, den die internationale und die deutsche Arbeiterklasse begonnen haben. In diesem Sinne steht der DDR-Kompilationsfilm Unbändiges Spanien ganz im Zeichen des Kalten Krieges.
Mit Collagen von John Heartfield und Liedern von Ernst Busch wird der Spanienkrieg als ein internationaler Konflikt und als eine Etappe auf dem Weg zum Zweiten Weltkrieg und Kalten Krieg gezeigt. Das „Spanien, wie es nicht im Baedeker steht“ ist ein Land, das Jahrhunderte lang durch Kirche, Kapital und Militär unterdrückt worden ist. Interessant ist auch die Struktur des Films. Nach einem Prolog integriert Unbändiges Spanien die vollständige Fassung von Joris Ivens’ Spanish Earth, um dann in einem Epilog auf die Entwicklung der Weltlage nach dem Ende des Spanienkriegs hinzuweisen.

Einführung: Wolfgang Martin Hamdorf

am 17.11.2009 um 20.00 Uhr

 

 

 

 
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