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    IM ANDENKEN AN GERHARD FRIEDL

 

IM ANDENKEN AN GERHARD FRIEDL

In seinem Text Landvermesser schreibt Volker Pantenburg über zwei Filme Gerhard Friedls: „In Knittelfeld und Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen? geschieht etwas ganz Unerhörtes mit dem Verhältnis zwischen Bild und gesprochenem Kommentar. (...) Da kommt jemand daher und erfindet das, 70 Jahre nach Einführung des Tonfilms, noch einmal von Grund auf neu. Ich könnte nicht sagen, was genau zwischen dem lakonischen Erzähler und den rigide komponierten Bildern vor sich geht, aber es ist wohl nicht falsch, darin eine Option zu erkennen, die das Kino so vorher noch nicht wahrgenommen hatte. So, als entdecke man nicht nur eine weitere Tür in dem Haus, in dem man seit längerem lebt und das man gut zu kennen glaubt. Nein, hinter dieser Tür ist gleich auch noch ein bislang unbekannter Trakt, in dem aber nur dieser merkwürdige Friedl wohnt“ (new filmkritik). Im Andenken an Gerhard Friedl, der am 2. Juli 2009 im Alter von 41 Jahren gestorben ist, ist der Spielplan des 21. November den Arbeiten dieses österreichischen Filmemachers vorbehalten. Neben Knittelfeld (1997) und Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen? (2004) wird das Programm möglicherweise um Filme ergänzt, die während Friedls Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film München bzw. im Anschluss an einen Aufenthalt in den USA entstanden sind. Zwischen den Filmen sind Pausen für Gespräche und Begegnungen vorgesehen, darüber hinaus sollen Beiträge zu Friedls Arbeit vorgestellt werden.


am 21.11.2009 um 19.00 Uhr

 

 

IM ANDENKEN AN GERHARD FRIEDL
Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen?
D/A 2004, R/B/K/S/P: Gerhard Friedl, 73’

„Ein hypnotisches Vexierspiel an der Schnittstelle zwischen Dokument, Essay und pulp fiction facts. Auf der Tonspur eine in gnadenlos objektivem Sprechduktus vorgetragene Erzählung von den labyrinthischen Genealogien, verbrecherischen Verstrickungen und Gebrechen deutscher Wirtschaftsdynastien im 20. Jahrhundert.“ (Österreichisches Filmmuseum) Im Mittelpunkt steht weniger der einflussreiche Stahlindustrielle Otto Wolff von Amerongen (1918-2007) als vielmehr die gesamte deutsche Wirtschaftselite: Geschichte und Geschichten, die Verstrickungen im „Dritten Reich“, das Wirtschaftswunder, die Verquickung von politischen Ämtern und Vorstandspositionen und immer wieder Spuren, die in die Rüstungsindustrie führen. Wie aber kann man über Managerentscheidungen und Wirtschaftskriminalität in dokumentarischen Bildern erzählen? „Der Film schwindet. Seine Erfahrbarkeit ist sein Argument“, so Gerhard Friedl über seinen Film. Friedls Abschlussarbeit an der Hochschule für Fernsehen und Film in München wird mit dem ARTE-Preis für den Besten Deutschen Dokumentarfilm und mit dem Diagonale-Preis für Innovatives Kino ausgezeichnet.

 

 

IM ANDENKEN AN GERHARD FRIEDL
Knittelfeld – Stadt ohne Geschichte
D 1997, R/B/S: Gerhard Friedl, K: Rudolf Barmettler, 35’

Knittelfeld ist eine typisch österreichische Kleinstadt in der Steiermark, bis sich 1977 hier die Familie Pritz niederlässt, denn kurze Zeit später werden Hugo, Herbert, Dieter, Peter, Hannah und Karl Pritz alle wegen verschiedener Tötungsdelikten verurteilt... „Männer werden erschlagen, weil sie Spielschulden nicht begleichen; Kinder werden mißhandelt und ausgesetzt; Werkzeug wird gestohlen und vergraben; Ehemänner werden in Serie unter die Erde gebracht. Die tatsächlichen Tatbestände und die öffentliche Meinung darüber beginnen sich zu überlagern, faktische Wahrheit und deren Gehalt fallen auseinander, und so verhält es sich mit diesem Film, der nicht die Geschichte der Stadt Knittelfeld schreibt, sondern die Geschichte einer Stadt wie Knittelfeld: Das Historische findet auf den Seiten des Chronik-Ressorts statt.“ (Bert Rebhandl) – Knittelfeld wird 1997 mit dem Förderpreis der deutschen Filmkritik als Bester deutscher Dokumentarfilm ausgezeichnet.

 

 

 
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