Kino im Zeughaus

 

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  KUNST DES DOKUMENTS - FOTOGRAFIEREN

 

KUNST DES DOKUMENTS - FOTOGRAFIEREN

Das Fotografieren ist eine Tätigkeit, die dem Filmen nicht unähnlich ist, und so überrascht es nicht, dass das Nachdenken über die Arbeit der Kamera und das Portraitieren von Fotografen vor, während und nach der Arbeit ein beliebtes Sujet von Dokumentarfilmen ist. KUNST DES DOKUMENTS - FOTOGRAFIEREN präsentiert eine Reihe von Filmen, die unterschiedliche Formen der fotografischen Arbeit und unterschiedliche Typen von Fotografen zeigen. Der Wechsel vom stehenden zum bewegten Bild und umgekehrt vom Bewegungs- zum Standbild spielt in diesen Filmen eine Rolle, und so erzählen sie auch etwas von ihrer eigenen Arbeit, der Arbeit des filmenden Operateurs.

 

KUNST DES DOKUMENTS - FOTOGRAFIEREN
War Photographer
CH 2001, R: Christian Frei І OmU, 96’

James Nachtwey (Jahrgang 1948) gilt als einer der erfolgreichsten Fotografen der Gegenwart. Seine Bilder hängen in den namhaften Museen und Galerien der Welt, werden entsprechend hoch gehandelt. Sein Erfolg basiert auf einem einzigen Motiv: dem Krieg und dessen unmittelbare Folgen, ob im Nahen Osten, im Kosovo, in Südafrika, Indonesien oder Tschetschenien. Wo immer auf dem Globus ein schwelender Konflikt in offenen Terror umschlägt, ist Nachtwey wenig später zur Stelle, um das Leiden in ästhetisch wohl durchdachte Ikonografien zu transzendieren. Der Schweizer Filmemacher Christian Frei begleitete den stilbildenden „War Photographer“ bei seinen Reisen rund um den Erdball, heftete sich bis in das Innere der Kampfzonen hinein an seine Fersen. Durch die enge Tuchfühlung werden sowohl die physischen Gefahren, denen sich Nachtwey
bei seiner Arbeit aussetzt, spürbar, als auch der schmale psychische wie moralische Grat, auf dem er sich bewegt. „Zuzusehen, wie sich hier Menschen mehr oder weniger unbewusst für die Bilder eines westlichen Journalisten in Szene setzen, ist etwas beklemmend. Das stärkste Argument für die Arbeiten von James Nachtwey ist aber James Nachtwey selbst. Denn seine alles andere als selbstgefällige Haltung wirkt auf die Bilder zurück.“ (Mathias Heybrok: Freitag 29/2002)

am 04.10.2008 um 20.00 Uhr

 

 

 

KUNST DES DOKUMENTS - FOTOGRAFIEREN
Der Flaneur von Berlin - Eine Erzählung von zwei Städten
D 1999/2005, R: Manfred Wilhelms, 105’

Heinz Ries wurde 1917 in Berlin geboren, 1937 flüchtete er in die USA, wo er sich bald Henry Ries nannte. Im Zweiten Weltkrieg meldete er sich freiwillig, diente zunächst in Asien, kehrte dann als Übersetzer und Fotograf der US-Army nach Deutschland zurück, wo Angehörige seiner Familie als Juden von den Nationalsozialisten ermordet worden waren. Nach seiner Demobilisierung blieb er als Bildjournalist für die „New York Times“ in Europa. Einige seiner Bilder – wie die vom Nürnberger Prozess oder von der Luftbrücke in West-Berlin – gingen in den Bilderkanon des 20. Jahrhunderts ein. Regisseur Manfred Wilhelms (Die Legende vom Potsdamer Platz, 2001) porträtiert den Fotografen vor dem Hintergrund Berlins. Biografische Stationen des 2004 verstorbenen Henry Ries spiegeln sich in den Veränderungen der letzten 60 Jahre, bis hinein in die jüngste Zeit des wiedervereinigten Berlin. „Der Film zeigt den 80-Jährigen mit einem Karton voller alter Fotos auf der Suche nach seinen Erinnerungen und seiner Vergangenheit in seiner Geburtsstadt Berlin und seine Enttäuschung, wenn er immer wieder mit neuen Baustellen und Bildern des Wandels konfrontiert wird. In solchen Momenten verdichtet sich das persönliche Porträt zum Zeitdokument und zur Geschichte eines Suchenden, der seine Heimat verlor.“ (Lexikon des internationalen Films)

am 11.10.2008 um 20.00 Uhr

 

 

 

KUNST DES DOKUMENTS - FOTOGRAFIEREN
I’ll Be Your Mirror
GB 1995, R: Nan Goldin, Edmund Coulthard І OmU, 50’
Eye To Eye
USA 1991, R: Isabel Hegner І OF, 20’

Doppelprogramm über zwei der wichtigsten fotografierenden Künstler des späten 20. Jahrhunderts, die ästhetisch höchst unterschiedlich arbeiten, jedoch einem verwandten kulturellen Hintergrund entstammen. In ihrem filmischen Selbstporträt I’ll Be Your Mirror zeichnet Nan Goldin (Jahrgang 1953) ihr Leben nach: „Ich ging früh von zu Hause weg, um mir meine eigene Familie von Freunden zu suchen. Indem sich der Film auf fünf meiner Freunde konzentriert, denen ich über 25 Jahre lang sehr nahe stand, wird das Porträt einer einzelnen Person zum Gruppenporträt. Durch die intimen Interviews wird die Kamera zum Spiegel.“ (Nan Goldin: Internationales Forum des jungen Films Berlin 1996). Goldins Leben und Arbeit wurden nicht zuletzt von den Folgen von AIDS geprägt. Durch die Immunschwächekrankheit verlor sie einige ihrer engsten Freunde.
In Eye To Eye erinnert Isabel Hegner an Robert Mapplethorpe (Jahrgang 1946), der 1989 an AIDS verstarb. Seine hoch ästhetisierten Bilder von Körpern und auch Pflanzen beeinflussten das Erscheinungsbild von Mode- und Werbefotografie nachhaltig. Die Regisseurin macht im Gespräch mit Mapplethorpes Liebhaber Jack Wallis den Menschen und Künstler auf persönliche Weise begreifbar.

am 18.10.2008 um 20.00 Uhr

 

 

 

KUNST DES DOKUMENTS - FOTOGRAFIEREN
Ein Bild
BRD 1983, R: Harun Farocki, 25’
Industrie und Fotografie
BRD 1979, R: Harun Farocki, 44’

Harun Farocki (Jahrgang 1944) ist der wichtigste Essayfilmer Deutschlands. Sein Œuvre als Regisseur umfasst heute mehr als 80 Filme, daneben verfasst er Texte, entwirft Installationen für Ausstellungen, kuratiert Programme, unterrichtet an Universitäten, arbeitet als Dramaturg und Schauspieler. Immer wieder hat er sich mit den ambivalenten Wirkungen von Bildern und ihrer technischen Reproduktion beschäftigt.
In Ein Bild untersucht Farocki die Entstehung eines Mittelseitenfotos für den „Playboy“, reflektiert dabei über den komplexen Apparat von Ursachen und Wirkungen, die mit diesem Prozess in Zusammenhang stehen. Mit Industrie und Fotografie denkt Farocki über den Gebrauchswert von privaten und gewerblichen Bildern nach. „Die meisten Bilder sind private Photos, Reklame-Bilder, Bilder, die wie gemalte Stillleben aussehen. Der Film liest diese Bilder, um über Arbeit und Photographie zu sprechen, zum Beispiel darüber, wie Zeichen zugleich nützliche Konstruktionen und architektonische Kunstwerke sind, zugleich Arbeitsanlagen und Zeichen, die betrachtet werden wollen.“ (Harun Farocki auf www.farocki-film.de)

am 25.10.2008 um 20.00 Uhr

 

 

 

 

 
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