Kino im Zeughaus

 

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  KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN

Eine Filmreihe zum jungen rumänischen Kino hat sich aufgedrängt. Weltweite Festivalerfolge, aufregende ästhetische Visionen, ein Interesse an der rumänischen Vergangenheit einerseits und die Lust, vom postrevolutionären Alltag zu erzählen, andererseits. Darüber hinaus eine lebendige, selbstbewusste Filmszene in einem Land, für dessen 22 Millionen Einwohner kaum mehr als 80 Kinos zur Verfügung stehen. Neugründungen von Produktionsfirmen, Bemühungen um eine neue Sichtbarkeit der rumänischen Filme. Ein Cannes-Gewinner, der mittels mobiler Leinwand durch seine Heimat tourt. Revisionen der Filmförderung. Festivals, die rumänische Cineasten ins Leben rufen. Woher nimmt das junge rumänische Kino seine Kraft und Energie? KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN stellt Ihnen in einer umfangreichen Filmreihe ein Kino vor, das im Jahr 2000, als kein einziger rumänischer Film hergestellt wurde, verschwunden war und das in den letzten Jahren zu den vielfältigsten und aufregendsten Filmkulturen weltweit gehört.
Eine Filmreihe in Zusammenarbeit mit dem Rumänischen Kulturinstitut Titu Maiorescu in Berlin

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
Apartamentul
RO 2004, R: Constantin Popescu, D: Laura Ilica, Dana Nedelcu, Nicodim Ungureanu, 19' OmeU

Valuri
Waves
F/RO 2007, R: Adrian Sitaru, D: Sergiu Costache, Karen Wallet, 16' OmeU

Trafic
Traffic
RO 2004, R: Cǎtǎlin Mitulescu, D: Bogdan Dumitrache, Marina Dinulescu 15' OmeU

Lampa cu căciulă
Die Lampe mit Mütze
RO 2006, R: Radu Jude, D: Gabriel Spahiu, Marian Bratu, Natalia Calin, 23' OmeU

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN startet mit einem Kurzfilmprogramm, das das junge rumänische Kino als ein vielseitiges, facettenreiches und kraftvolles Kino vorstellt. Die ausgewählten Filme wurden auf mehreren Festivals prämiert. In Constantin Popescus Apartamentul pendelt ein Mann im Mietshaus zwischen zwei Wohnungen. In der einen wohnt seine Frau, in der anderen die Geliebte. Gesprochen wird in beiden wenig. Valuri erzählt von einem verheirateten Mann, der mit einer schönen Ausländerin flirtet. Während er sie das Schwimmen lehrt, passt ein Junge auf das Kind der Fremden auf. Doch plötzlich ist die Frau in den Wellen verschwunden... Trafic wurde beim Filmfestival von Cannes 2004 mit der Goldenen Palme für Kurzfilme ausgezeichnet. Es herrscht Verkehrsstau in Bukarest. Ein Mann steckt fest. Der Terminkalender drängt und zu allem Überfluss erzählt am Handy die kleine Tochter etwas von einer Haarnadel, die sie verschluckt habe. Lampa cu căciulă erzählt von einem Jungen, der seinen Vater überredet, den kaputten Fernsehapparat in der Stadt reparieren zu lassen. Gemeinsam brechen sie am frühen Morgen auf und schleppen das schwere, altmodische Gerät über nasse Felder und durch rutschige Gräben. Lampa cu căciulă avancierte auf zahlreichen internationalen Festivals zum Publikumsliebling.

am 3.3.2009 um 20.00 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
Moartea domnului Lăzărescu
Der Tod des Herrn Lăzărescu

RO 2005, R: Cristi Puiu, B: Cristi Puiu, Răzvan Rădulescu, K: Oleg Mutu, D: Ion Fiscuteanu, Luminita Gheorghiu, Monica Dean, Doru Ana, 153' OmeU

Dante Remus Lăzărescu ist 62 Jahre alt, als er Samstag abend in Bukarest den Krankenwagen ruft. Sein Leib wurde siebzehn Jahre zuvor wegen eines Magengeschwürs aufgeschnitten, die Narbe schmerzt den heimlich trinkenden Witwer über Gebühr, Lăzărescus Körper ist bereits gezeichnet, an den Unterschenkeln sind offene Wunden, er klagt über Kopfschmerzen und spuckt Blut. Sein Schutzengel wird Mioara Avram heißen, die 55jährige Krankenschwester teilt sich mit einem jungen Fahrer die Nachtschicht des Rettungsdienstes. In einer Plastiktüte wird Mioara Herrn Lăzărescu ein wenig Wäsche hinterhertragen auf ihrer gemeinsamen Odyssee durch die Spitäler der Hauptstadt. Die Ärzte sind nicht übermäßig gleichgültig, keine Verdinglichungsdebatte, keine Kritik an der Moderne erfaßt das nächtliche Ereignis hinreichend. Lăzărescu stirbt, eine viel weiter ausholende Entsubjektivierung als jene der Hospitalisierung setzt hier ein, von abends um zehn bis in die Morgenstunden und für die Dauer von fulminanten 153 Filmminuten. Dante Remus Lăzărescu fährt zur Hölle bei lebendigem Leib. Und diese Gestalt hat eine Seele und die Textur dieser Seele ist kinematographisch. Unmöglich zu sagen, wann die Zeugenschaft der sehr langen, sehr zurückhaltenden, stativlos gedrehten Einstellungen endgültig in die Distanz der Totenwache übergeht, ob das leichte Beben aus den Bildern weicht oder gar von Lazarus’ Auferstehung kündet. Die Welt dieses Kinos ist eine uferlose, aber nicht seelenlose Moderne. Es ist schlichtweg bislang ungesehenes Kino. Dieser Film ist der erste einer Reihe, die vor allem die bestehende Preisvergabepolitik des Festivals in Cannes in den Stand einer neuen Welle erhob, und er ist ihr gebührendes humanistisches Fanal. Man hat ihn mit der Arbeit Frederick Wisemans verglichen - irritierenderweise auch mit jener Rohmers, daran ist eine Vorgabe Puius schuld, einen Zyklus von sechs Filmen drehen zu wollen, die alle von der Liebe handeln und derer erster Film dieser ist - und mit jener Kieślowskis, deren ästhetische und moralische Wucht seinerzeit an eine Grenze der Wahrnehmung rührte. Aber diese carte blanche des neuen rumänischen Kinos ist erhabener, weil ihre ästhetischen Prämissen um so viel geringer sind, Puiu ist hier in der Tat ein Weggefährte Wisemans, im Blick auf die Institutionen und in der Entwicklung des Materials. Ein perfektes Gleichgewicht beherrscht dabei die Inszenierung - jenes zwischen den individuellen und den institutionellen Bewegungen. In diesem Verhältnis wird eine Gesellschaft nicht gezeichnet, sondern gerichtet.

am 4.3.2009 um 20.00 Uhr
am 8.3.2009 um 18.00 Uhr

 

 

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Boogie
RO 2008, R: Radu Muntean, B: Alexandru Baciu, Radu Muntean, Răzvan Rădulescu, D: Dragoş Bucur, Anamaria Marinca, Mimi Brănescu, 80' OmeU, Beta SP

Radu Muntean und sein Kameramann Tudor Lucaciu haben mit Hîrtia va fi albastră den strengsten, den minimalistischsten - und den auch bildlich dunkelsten der neuen rumänischen Filme gedreht, über die Nacht vom 22. auf den 23. Dezember 1989, die erste der Nächte, in der sich das Dunkel, in das Ceauşescu das Land gestürzt hatte, mit dem Dunkel einer unbekannten und vielleicht auch mehr als nur ungewiss empfundenen Geschichte vermischte. Sie sind, in erneuter Zusammenarbeit mit einem Autorenteam, dessen Dialoge Munteans Arbeit in den Stand eines veritablen Naturalismus heben, auch die ersten, die einen programmatischen Film über das postrevolutionäre Rumänien machen: Boogie, die lose und ein wenig verlorene Geschichte des zufälligen Zusammentreffens von Bodgan, genannt Boogie, mit den engsten Freunden seiner Schulzeit, Sorin und Vali. Vom Sozialismus ist ihnen nur der Witz der jungen Gelegenheitsnutte Ramona geblieben, dass sie als Kinder gewürfelte Uniformen getragen hätten. Die Jungs sind jetzt Anfang Dreißig und passen so gut sie können die gute Kinderstube ihrer Kindheit an den Casinokapitalismus an, der ihre spätere Erziehung übernommen hat. Es ist der 1. Mai, der Tag, den Generationen an Jugend traditionell am Schwarzen Meer verbrachten und in einem kollektiven Rausch die bürgerlichen Normen, die sie das Jahr über bestimmten, überwinden durften. Boogie hat seine Freundin geheiratet, einen Sohn gezeugt, seine Frau - Anamaria Marinca, die große Entdeckung aus 4 luni, 3 săptămâni şi 2 zile spielt sie mit perfider Genauigkeit - ist zum zweiten Mal schwanger. Die Freunde bleiben die Nacht über zusammen, redend, trinkend, rauchend, mit einem Mädchen schlafend. Es ist jener Augenblick eines leichten Fiebers oder einer aufkommenden Krise, in dem man sich vergewissern muss, wer man ist, von sich etwas Wahres mitteilen will - und schlichtweg auch wach bleibt, um den ersten Gedanken des Morgengrauens nicht zu verpassen. Es gibt einen Beziehungsstreit im Film, der in seiner Dramaturgie unüberbietbar ist, und der anbrechende Tag bringt eine Szene, die so leicht daherkommt, sich so selbstverständlich ergibt, fast übersehbar ist, aber doch entschieden in etwas mündet, was dieses Kino bislang vermieden hatte: etwas Symbolisches passiert, es ist bizarr, es ist befremdlich schön, und es ist ein Neuanfang

am 6.3.2009 um 21.00 Uhr

 

 

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Război pe calea undelor
Cold Waves
RO/D/L 2007, R, B: Alexandru Solomon, D: Monica Lovinescu, Neculai Constantin Munteanu, Emil Hurezeanu, 115' OmeU

„Wer von den großen Journalisten unserer Tage ging so weit“ fragt ein rumänischer Kritiker der Academia Caţavencu. Ein Filmemacher, Alexandru Solomon, liefert mit einem bestechend schlichten und streng komponierten Dokumentarfilm ein Meisterstück des investigativen Journalismus. Nicht nur die Mittäter, die dem Diktator Ceauşescu den Kontakt zum internationalen Terroristen Carlos und seinen Gehilfen vermittelten, verhöhnen ihre Opfer. Solomon geht mit seinem Film eine ganze Gesellschaft an, die in selbstgewählter moralischer Agonie und Geschichtsvergessenheit der Überwindung des Kalten Krieges ohne den Impuls der Vergangenheitsbewältigung beigewohnt hat. Dass dabei eines der bewegendsten und mutigsten Momente der Nachkriegsgeschichte der rumänischen Zivilgesellschaft ohne ein Erinnern für immer verloren zu gehen droht – davon handelt dieser Film.
Wahrlich ein Kind des Kalten Krieges, wird der Sender Freies Europa zu Beginn vom amerikanischen Geheimdienst finanziert. Die rumänische Redaktion des Hörfunksenders in München übersteht Brand- und Bombenanschläge und verliert gleich zwei ihrer größten Köpfe durch sich höchst aggressiv entwickelnde Krebsleiden. Das ist der eine Krieg, von dem Solomon berichtet, soweit das kriminelle Dunkel von geduldiger und unbestechlicher Recherche erhellt werden kann: ein Kampf zwischen jenen Wellen, die das unzensierte Wort in die rumänischen Haushalte trugen, bis sich das Volk gegen seinen Führer erhoben hatte, und jenen todbringenden radioaktiven Wellen, die mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Journalisten gerichtet wurden. Der andere Krieg dahinter, der Stellungskrieg zwischen der Zivilcourage der Exilrumänen und den Desinformationsstrategien der Regimeträger ist entweder immer schon entschieden worden – oder er hat noch gar nicht stattgefunden. Die Herzen der Rumänen gehörten stets dem Sender Freies Europa. Solomon zeigt die Gesichter der geliebten Stimmen, die über Jahrzehnte die Kultur und die Würde eines rechtelosen Volkes aufrechterhielten – unter ihnen die wunderbare Monica Lovinescu, die in der Zwischenzeit verstorben ist. Werden aber, so Solomons Einsatz, jene nicht öffentlich geächtet, die diese für das Land lebenswichtige Opposition weiterhin diffamieren, so gilt es – auch mit diesem Film – noch einen Kampf zu führen.

am 7.3.2009 um 18.30 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
4 luni, 3 săptămâni şi 2 zile
4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage

RO 2007, R, B: Cristian Mungiu, D: Anamaria Marinca, Laura Vasiliu, Vlad Ivanov, 113' OmU

"Er filmt" - schreibt Andreas Kilb in der F.A.Z. über Cristian Mungiu - "wie ein Tacitus erzählt, mit der Klarsicht und der Nüchternheit des Hasses, ruhig, mit unbarmherziger Geduld." Weil die Geschichte selbst so markerschütternd, weil der Cannes-Gewinner von 2007 mit solcher Präzision inszeniert ist, schreiben nur wenige darüber, daß Cristian Mungiu darüber hinaus auch ein großartiger Erzähler ist. Wie Florian Henckel von Donnersmarck in Das Leben der Anderen - auch diesen Vergleich macht Kilb - treffen auch Mungiu und sein Team nicht nur den Ton, den Geruch und den Geschmack einer Welt, die man, während man sie zu vergessen begann, auch verdrängte, und die, kaum findet man eines ihrer seltenen Bilder, einen mit ungeahnter Wucht trifft. Wie Donnersmarck sein Melodram aus einer Figurenkonstellation gewinnt, die die DDR selbst geboren hatte, schneidert Mungiu aus dem Stoff der Zeit ein kaltes Drama - mit den subtilen Details eines Thrillers. Gǎbiţas, eine junge Studentin, ist ungewollt schwanger - im Rumänien des Jahres 1987 unter Ceauşescu ein Schwarzmarktfall der übelsten Sorte, wenn eine Abtreibung vonnöten ist. Otilia, Gǎbiţas Studienkollegin und Freundin, muss das Hotelzimmer, die Zigaretten für die Bestechung der Rezeptionistin, den Engelmacher und das Geld für seine Bezahlung organisieren. Die Mädchen sind diesem Herrn Bebe ohnehin ausgeliefert – als dieser jedoch erkennt, dass Gǎbiţa nicht im dritten, sondern bereits im fünften Monat schwanger ist, - eine damalige juristische Grenze vom Totschlag zum Mord wurde da überschritten – treibt er den Preis in die Höhe im vollen Bewußtsein, dass nunmehr auch Otilia ein Leben lang von seinen Ansprüchen gezeichnet bleiben wird. Eine rohe Gesellschaft bricht hervor unter der dünnen Eisschicht der Erzählung dieses Filmes. Ein Effekt, gewiss. Aber einer - und darin der Plansequenz gleich, in der Otilia geschlagene zehn Filmminuten an einer Geburtstagstafel sitzt, ohne zu wissen, ob ihre Freundin nicht gerade im Hotelzimmer verblutet - der so gesättigt ist mit Realität, dass Mungiu tatsächlich auch Geschichte "aus dem goldenen Zeitalter" Ceauşescus schreibt: aus eigener Erinnerung und Augenzeugenberichten, aus Erfahrenem, Begriffenem und Wissen, aus dem Material, aus dem die Geschichtsschreibung entstanden ist.

am 7.3.2009 um 21.00 Uhr
am 11.3.2009 um 20.00 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
Apartamentul
RO 2004, R: Constantin Popescu, D: Laura Ilica, Dana Nedelcu, Nicodim Ungureanu, 19' OmeU

Canton
RO 2005, R: Constantin Popescu, D: Mihai Constantin, Nicodim Ungureanu, 30' OmeU

Faţa galbenă care râde
The Yellow Smiley Face

RO 2008, R: Constantin Popescu, D: Luminiţa Gheorghiu, Teodor Corban, 15' OmeU, Digi Beta

Unter den jungen rumänischen Regisseuren ist Constantin Popescu, Jahrgang 1973, einer der wenigen, die nicht die Ausbildung der Bukarester Filmakademie durchlaufen haben. Der promovierte Philologe war an der Produktion von sechs Filmen von Lucian Pintilie beteiligt, 2009 sollen gleich zwei lange Spielfilme in eigener Regie fertiggestellt werden. Apartamentul war mit seiner lapidaren Geschichte um einen Mann in den besten Jahren, der im selben Apartmenthaus eine Ehe führt als auch eine Geliebte hat, ein Liebling der Festivals. Canton, nach einem Drehbuch von Cristian Mungiu, verwandelt den großen Moment menschlicher Lächerlicherkeit, den Apartamentul hatte, in ein melancholisches Kabinettstück menschlichen Versagens. Im Donaudelta leben zwei Männer als Streckenwärter, die an einem Gleis, an dem kein Zug mehr hält, nie mehr einer Arbeit nachgehen müssen. Als ein Fremder, eines Wikingers würdig, im angrenzenden Maisfeld schnarcht, arbeitet sich Constantin Popescu mit der Bedächtigkeit des passionierten Filmbetrachters zu dem Augenblick vor, in dem die Gastgeber den wachgewordenen Gast bewirten: das Schauspiel ihrer Gesichter hat großes komödiantisches Format. Popescu scheint ein Faible für die Störanfälligkeit von Routinen zu haben. The Yellow Smiley Face schickt ein älteres Ehepaar auf Entdeckungsreise. Mithilfe einer schriftlichen Anleitung ihres Sohnes aus dem Ausland erkunden die beiden, zum ersten Mal am heimischen Rechner, ein Kommunikationsprogramm.

Mit freundlicher Unterstützung von Saga Film, Bukarest.

am 8.3.2009 um 21.00 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
California Dreamin' (nesfârşit)
California Dreamin' (Endless)

RO 2007, R: Cristian Nemescu, B: Cristian Nemescu, Tudor Voican, D: Armand Assante, Răzvan Radulescu, Jamie Elman, 155' OmeU

Die Eltern hatten eine Fabrik und flohen vor den Russen, weil sie für die Deutschen produzieren mussten. Den Sohn ließen sie im Dorf Capalnita zurück und sagten ihm, dass die Amerikaner bald eintreffen würden. Die Eltern kehrten nicht zurück, der Sohn ist im Dorf geblieben, er hat eine schöne Tochter gezeugt und ist Bahnhofsvorsteher geworden, er bereichert sich auch zehn Jahre nach der Revolution mächtig auf Kosten der einst verstaatlichten Fabrik. Doiaru ist ein Bojar der Nachkriegszeit, ein Schacherer von Mangelwaren, der die Fabrik im Ort ruiniert sehen will, um sie sich unter den Nagel zu reißen. 45 Jahre nach jener Abschiedsszene nähern sich die Amerikaner auf den Gleisen Doiarus Bahnhof, sie transportieren Informationstechnologie in den Kosovo. Doiaru hält kraft seines Amtes den Zug an und rächt sich in dieser satirischen Komödie bitterlich an Captain Jones, den ersten Amerikaner, der seiner würdig ist, weil dieser mit einer so mächtigen Verspätung in sein Leben tritt.
Fünf Tage bleiben die amerikanischen Soldaten in Căpalniţa hängen und der Schnaps, die schönen Mädchen im heiratsfähigen Alter, das fette Essen, die Nutten und die Tänzerinnen des nächstgelegenen Balletts demoralisieren zusehends die Truppe. Cristian Nemescu, der Regisseur, verstarb tragisch, bevor er seinem Film den letzten Schliff geben konnte, und man entschied, ihn so zu lassen wie er war, ein wenig rauh noch, ein wenig lang, aber Căpalniţa, dieses Dorf im Nirgendwo ist selbst rauh von der Armut und vom Schnaps. Fünf abenteuerliche Tage unter rumänischen Dörflern sind ein langer Fronturlaub und Zeit genug, um sich zu verlieben, um eine Konfrontation auszutragen, um sich vom Bürgermeister, der von Investitionen und Städtepartnerschaften träumt, zum eigens ausgerichteten völkerfreundschaftlichen Fest einladen zu lassen. California Dreamin' ist ein hintersinniges Volksstück, es setzt, schreibt epd film, "den Beharrungskräften rumänischen Eigensinns ein schönes Denkmal", es lauert einem an diesem verlassenen Bahnhof auf mit einem Kasperletheater und vergießt auch ein wenig Blut zwischen dem Lametta.

Mit freundlicher Unterstützung von Media Pro, Bukarest.

am 10.3.2009 um 20.00 Uhr
am 13.3.2009 um 21.00 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
Poveste la scara C
C Block Story
RO 2003, R: Cristian Nemescu, D: Alex Mărginean, Catalina Mustata, 14' OmeU

Marilena de la P7
Marilena von P7
RO 2006, R: Cristian Nemescu, D: Gabriel Huian, Mădălina Ghiţescu, Catalin Paraschiv, 46' OmeU

Cristian Nemescu ist 29 Jahre alt, als er und sein Tonmann Andrei Toncu am 24. August 2006 tödlich verunglücken. Der Verkehrsunfall ist tragisch: Das Taxi des rumänischen Autoherstellers Dacia, in dem die beiden von Superman Returns zurückkehren, hat keine Chance gegen einen Porsche Cayenne, der eine rote Ampel ignoriert und mit 113 km/h auf die Kreuzung in der Bukarester Innenstadt rast. 25 Preise hatte Nemescu für seine Filme erhalten, er war wenige Schnitte von der Endfassung seines ersten Langspielfilms entfernt, er war glücklich verliebt und wollte am nächsten Abend in der Wohnung seiner Eltern eine Party feiern.
Seinen Filmen ist eine unbändige Erzähllust eigen, und es sind die Orte, die Nemescu sehr genau erfasst, die seine Fabulierkunst retten wie ein Stück Holz den Ertrinkenden: an den Handlungsorten ist nichts überreizt. In Poveste la scara C (2003) kleidet er zwischen der Plattenbauwohnung einer Kleinstfamilie, einem Treppenhaus, einem Aufzug und einem Stück sonnenbeschienenen Asphalt die sexuellen Phantasien eines pubertierenden Bürgersöhnchens aus. 2006 geht er für Marilena de la P7 an den Stadtrand, dorthin, wo sich der Staub der Armut und der Schweiß der Arbeit mit dem Dreck der Kleinkriminalität und den Ausdünstungen des Rausches vermengen, die Rumänen nennen diese Viertel "mahala". Sein Held ist jünger, seine Angebetene eine junge Prostituierte, die Eingangssequenz eine überwältigende Inszenierungsarbeit. Manche Motive werden in California Dreamin' wieder auftauchen, es ist offensichtlich, dass Nemescu Erzählfiguren einstudiert, mit denen er Größeres vorhat. Dabei erzählt er seine Geschichten aber so gründlich zu Ende, dass die späteren bemerkenswert frei von den Obsessionen der vorhergegangenen sind: es sind Befreiungsbewegungen, in denen sich Nemescus Arbeit entwickelt hat.

Einführung: Ingrid Baltag

am 13.3.2009 um 19.30 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
Ryna
RO/CH 2005, R: Ruxandra Zenide, D: Dorotheea Petre, Valentin Popescu, Radu Romaniuc, Matthieu Rozé, 92' OmU

Jahrhundertelang gab es für die Katholiken den limbus puerorum, der nur mühsam denkbare, weil gottesferne und zugleich fast schmerzlose Ort, die Vorhölle ungetauft gestorbener Kinder. Ryna – Coming-of-Age-Film und Debüt der 1975 geborenen Regisseurin Ruxandra Zenide – spielt vielfach in Zwischenwelten wie dieser. Da wäre der Ort selbst, an dem die Geschichte spielt, das Donaudelta, das kühle und dennoch flirrende Licht: nicht Erde, nicht Himmel, sondern Sumpf und Wasser dahinter. Da wäre Rynas Geschichte, sie hat eine Initiation zum Abschluss, einer Taufe würdig, wenn das Leben eine Religion wäre, eines Todes aber auch, der einem die letzte Hoffnung auf ein unbeschädigtes Leben nimmt. Und da ist Ryna selbst, von Dorotheea Petre mit der wilden Präsenz, mit der stumpfen, unberechenbaren Körperlichkeit gespielt, die die Figuren dieses großen Talentes ausmachen. Das sechzehnjährige Mädchen, das von einem weichen und zugleich despotischen Vater mit aller Gewalt dazu angehalten wird, sich als Junge auszugeben, und das kahlgeschoren im formlosen Overall für den ärmlichen familieneigenen KFZ-Betrieb Autos repariert. Sie ist das reinste Zwischenwesen, viel mehr, als ein Geschlecht je sein könnte, und doch begehrt sie nur eines: Frau zu sein, Ohrringe zu tragen... Ein Franzose kommt ins Donaudelta und Ryna revoltiert.
Der Film selbst ist ein Zwischenwesen, changierend, ohne Risse. Die Regisseurin Ruxandra Zenide verlässt 14jährig, kurz vor der Revolution, Rumänien und folgt ihrem Vater, einem politischen Flüchtling, in die französische Schweiz. Das Drehbuch des tschechischen Autors Marek Epstein entsteht im Umfeld der Prager FAMU. In Ryna finden sich Details, die eine intime Kenntnis der rumänischen Kultur verraten, neben Splittern wie der rumänische Tango, die erst im Exil zu schimmern beginnen. Der Franzose, der ins Donaudelta kommt, betreibt ethnographische Studien. Er will nichts weniger als den Mythos belegen, aus dem die Rumänen ihren Nationalstolz beziehen: Nachfahren der Römer zu sein. Auch das ist die Vorhölle: Verlassen worden zu sein von der Geschichte und doch ganz bei sich.

Einführung am: Ingrid Baltag

am 14.3.2009 um 19.00 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
Elevator
RO 2008, R: George Dorobanţu, D: Cristi Petrescu, Iulia Verdeş, 85' OmeU, Beta SP

Zwei Teenager, gefangen in einem Fahrstuhl. Eigentlich wollten sich die 17- und der 18jährige in einer verfallenen Fabrik auf ein erotisches Abenteuer treffen, doch dieses Treffen wir zu einem Überlebenskampf im huit clos des Fahrstuhls. Versuche der Befreiung scheitern zwischen jugendlicher Unreife und althergebrachten Rollenklischees, durchaus Rückschlüsse auf die Gesellschaft als Ganzes zulassend. Doch wird aus anfänglicher gegenseitiger Schuldzuweisung und Verheimlichung wachsende Solidarität angesichts einer zunehmend aussichtslos werdenden Lage. Besonders am Filmende findet George Dorobanţu in seinem Debütfilm überzeugende filmische Lösungen: extreme Großaufnahmen, verwaschene Bilder in slow motion, sich eindringlich steigernde Musik kennzeichnen die Agonie der Protagonisten. Dennoch ist Elevator niemals düster oder bitter, sondern stets auch ironisch gebrochen. Mit minimalem Budget produziert, war der Film ein großer Erfolg beim diesjährigen Transilvania International Filmfestival, wo er den Preis als Bester Debütfilm erhielt sowie beim Fresh Film Fest in Karlový Vary, wo er den Fresh Generation Award gewann. „Elevator is commendable for attempting to dare conventional filmmaking and yet achieving to construct an amazingly claustrophobic atmosphere to imprison the audience in a similar situation as the film’s protagonists.“ (Brad Fuss, Cinewest, September 2009).

Mit freundlicher Unterstützung von George Dorobanţu/Keep Movieng, Bukarest.

am 14.3.2009 um 21.00 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
Balkán Bajnok
Balkan Champion
D 2006, R: Réka Kincses, 86' OmeU, Beta SP

Die eine ging, die andere blieb. Vielleicht war es entscheidend, dass Réka älter war, als ihr Vater über Nacht nach Budapest fliehen musste. Der jüngeren Tochter, Imola Kincses, steht der lähmende Schrecken über jene Flucht und der Schmerz über die langjährige Abwesenheit des Vaters immer noch oder immer wieder ins Gesicht geschrieben. Réka, 1972 geboren, war älter, als ihr Vater wenige Monate nach der Revolution für sechs Jahre, heimlich, alleine und mittellos aus seinem rumänischen Vaterland in sein muttersprachliches Exil nach Ungarn ging. Sie bereist die Welt, studiert Filmregie in Berlin. Die ältere der Kincses-Töchter ist erwachsen geworden und erzählmächtig. Sie benutzt die Filmtechnik wie ein Schriftsteller seinen Schreibstift. Für die Dauer dieses Films kehrt sie ins Elternhaus ins siebenbürgische Târgu Mureş zurück.
Die Kincses sind Ungarn, der Vater verteidigte politisch Verfolgte gegen Ceauşescus Regime, nach dessen Sturz wurde er der erste frei gewählte Bürgermeister von Târgu Mureş. Réka filmt mit ungezügeltem Humor ihre Familie und später mit ebenso aufrechter Schonungslosigkeit einige der früheren Weggefährten ihres Vaters – und dieses Brennglas fängt alles ein, was überhaupt erzählbar ist. Was ein Haus ist und ein Leben draußen im Garten. Was die Ungarn und die Rumänen, was 1848 und der Zweite Weltkrieg in Siebenbürgen sind. Die Revolution wird im März 1990 zwar nicht mehr mit Waffen ausgetragen, entschieden ist sie dafür noch lange nicht. Konsolidierung und Restitution verkeilen sich ineinander wie Kampfhunde, als das postrevolutionäre Rumänien seine ersten pogromartigen Auseinandersetzungen erlebt: März 1990 in Târgu Mureş, ausgetragen zwischen Rumänen und Ungarn. Für Réka Kincses ist diese lokale, aber höchst bedeutsame Zeitgeschichte zugleich Familiengeschichte. Sie wagt den Kampf um die Deutungshoheit. Gegen die, die ihren Vater als Bürgermeister stürzten und außer Landes trieben. Und gegen ihren Vater, von dem sie sich augenzwinkernd, die Kamera nichtsdestotrotz zum Schutzschild erhoben, emanzipiert.

am 15.3.2009 um 19.00 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
Podul de flori
The Flower Bridge
RO/D 2008, R: Thomas Ciulei, 87' OmeU

Thomas Ciulei verzichtet auf die Regisseursbezeichnung im Abspann. Der Regisseur des Dokumentarfilms gibt an, das Drehbuch geschrieben, die Kamera geführt und als ausführender Produzent gearbeitet zu haben. In den Hauptrollen – so heißt es tatsächlich – Costică Arhir, Maria Arhir, Alexandra Arhir, Alexie Arhir. Tarzan, Ursu und Turbatu, die Hunde, liegen angekettet im staubigen Hof und kratzen zirkelhaft Kreise um ihre Hütten.
Jemand sehr wichtiges fehlt, im Film fällt nicht einmal ihr Name. Galea, Costicăs Frau und die Mutter der drei Kinder arbeitet seit über drei Jahren in Italien. Ciuleis Erzählweise ist elliptisch, er frisst sich durch seinen Film wie der Winterfrost, den er zeigt, bis in den Frühling hinein, in dem der Film aufhört. Costică ist Bauer, er spricht manchmal in die Kamera, als würde er Tagebuch schreiben. Die Kinder schreiben der Mutter die formelhaftesten Glückswünsche. Es ist wahrlich der Film der Arhirs, sie gestalten ihn mit den Gesten ihres Alltags und ihrer Sprache. Die Mutter fehlt bis in die Sätze hinein, die gesagt werden. Wenn dies die Binnenperspektive auf den globalisierten Arbeitsmarkt von jenseits der Grenze der Schengener Staaten ist, dann ist sie gänzlich unvermittelt, zu nichts und niemandem in Beziehung zu setzen. Die Mutter fehlt. Diese Abwesenheit organisiert den Film und das Leben der Arhirs. Das ist alles.
Für den rumänischen Film ist der Name Ciulei Adel. Thomas Ciuleis Vater Liviu gewann 1965 die Goldene Palme in Cannes für Pădurea Spînzuraţilor nach dem Roman von Liviu Rebreanu. Der Sohn kommt 1979 13jährig nach New York, studiert Anfang der 90er Jahre an der Filmhochschule in München, lebt seit fast einem Jahrzent wieder in Bukarest. The Flower Bridge ist jenseits der Grenze, in der Republik Moldau, entstanden. Ciulei schreibt über Costică: „Es gelingt ihm, die Wunde, die die Abwesenheit der Mutter bei den Kindern hinterlassen hat, zu verdecken, ohne sie gänzlich zu schließen, sozusagen als Maßnahme gegen das Vergessen.“ Die Landschaft, sagt Ciulei, erinnere ihn manchmal an England.

am 15.3.2009 um 21.00 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
Lost and Found - Six Glances at a Generation
D/RO/EST/BIH/SRB/BG/H 2005, R: Nadejda Koseva, Cristian Mungiu, Jasmila Žbanić, Kornél Mundruczó, Stefan Arsenijević, Mait Laas, D: Svetlana Yancheva, Krasimir Dokov, Ana Ularu, Valentin Popescu, Dunja Obradović, Ines Cule, Orsolya Tóth, Zsolt Trill, Milena Dravić, Radivoj Knežević, Kroot Juurak, Lii Unt, 99'OmU

In Nadejda Kosevas The Ritual beginnen die Vorbereitungen zu einer traditionellen bulgarischen Hochzeit, in Cristian Mungius Turkey Girl macht sich ein Mädchen vom Lande auf nach Bukarest, um den Chirurgen, der ihre Mutter operiert, nach alter Sitte zu entlohnen: nicht nur Geld, sondern auch Geschenke werden ihr abverlangt, darunter ein von ihr geliebter Truthahn. Jasmila Žbanić filmt im dokumentarischen The Birthday zwei zehnjährige Mädchen, Dunja und Ines: Mostarer Kinder, die bislang ohne die Brücke gelebt haben, die für Jahrhunderte den bosniakisch geprägten Stadtteil mit dem kroatischen verband – den muslimischen mit dem katholischen, den katholischen auch mit dem orthodoxen, von dem noch Spuren zeugen, nachdem die Serben Mostar verlassen haben. Im Sommer des Jahres 2004 wird die Wiedererrichtung der Brücke gefeiert. In Shortlasting Silence des Ungarn Kornél Mundruczó finden Geschwister beim Begräbnis ihrer Mutter wieder zueinander, in Fabulous Vera des serbischen Regisseurs Arsenijević wagt eine Straßenbahnkontrolleurin den Ausbruch: sie kapert die Straßenbahn und fährt damit einem Polizisten entgegen, dessen Autorität auf den Gleisen in Zweifel gezogen werden darf. Vom Animationsfilm Gene+Ratio des Esten Mait Laas eingefasst, der einen Architekten vorstellt, dessen erstes Kind zur Welt kommt, trägt das Projekt Lost and Found Statements zur filmischen Lage Osteuropas zusammen. Einen "latenten Surrealismus" sieht die Frankfurter Allgemeine Zeitung in dem Omnibusfilm, der das Forum-Programm der Berlinale im Jahr 2005 eröffnete. Lost and Found ist ohnehin ein Ziehkind der Berlinale: Die Regisseure waren zuvor allesamt Teilnehmer des Berlinale Campus.

am 20.3.2009 um 19.00 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
A fost sau n-a fost?
12:08 östlich von Bukarest

RO 2006, R, B: Corneliu Porumboiu, D: Ion Sapdaru, Mircea Andreescu, Teodor Corban, Luminiţa Gheorghiu, 89' OmeU

Ein Jahr, nachdem Moartea domnului Lăzărescu in Cannes vorgestellt wurde, geht selbenorts die einem Debüt vorbehaltene Caméra d'Or an A fost sau n-a fost?. Genauer, zärtlicher, wilder hätte keine Antwort auf Cristi Puius Einsatz ausfallen können als Corneliu Porumboius Film. Es ist die Antwort einer ästhetischen Guerilla, Porumboiu ist neun Jahre und eine ganze Generation jünger als Puiu, er kommt aus der moldauischen Provinz, er war 14, als die Revolution stattfand. Er war draußen, sagt er, und hat Ping-Pong gespielt. A fost sau n-a fost? schreibt und produziert er selbst für den Preis eines mittleren Werbespots, vor seinem inneren Auge Bresson und Cassavetes, die Schutzheiligen der Autoren unter den Filmern.
Auch Porumboiu wahrt eine recht strenge Einheit von Ort und Zeit. "War es oder war es nicht", so die wörtliche Übersetzung des rumänischen Titels, beginnt in einem kleinstädtischen Morgengrauen und endet in der Dämmerung mit der Erleuchtung durch das elektrische Licht. Auch Porumboiu lässt Filmzeit und Realzeit ein ganzes Stück Film lang zusammenfallen, auch seine Kamera zittert. Aber es ist ein ganz anderes Zittern, auf das Porumboiu die Ästhetik, der sich Puiu bediente, zurückführt. Porumboiu zitiert das Stottern des Bildes, an dem die Bukarester begriffen, dass es ein Signal zum Aufstand sei, das eine Wackeln der Rundfunkaufnahme Ceauşescus, das die Menschen auf die Straße brachte, die Fernseher in die Fenster, die Menschen vor das Fernsehgebäude und schließlich ins Radio. In Porumboius beglückend ironischer, grausam scharfsinniger und befreiend kluger Komödie ist es 16 Jahre später in ungenannter Provinz. Es sind wieder Weihnachtsvorbereitungen im Gange, es ist der 22. Dezember und Jderescu, der einen schäbigen Lokalsender betreibt, lässt den saufenden Geschichtslehrer Mănescu und den ein wenig verwahrlosten Rentner Pişcoci ins Studio kommen, um mit ihnen und zugeschalteten Bürgern der Frage nachzugehen, ob es eine Revolution gegeben habe in ihrer Stadt. 12:08 sind die Koordinaten dieses Aktes. Zu diesem Zeitpunkt hob Ceauşescus Hubschrauber ab. Nach 12:08 auf der Straße gewesen zu sein, war kein Kunststück. Mănescu will davor auf dem Platz vor dem Rathaus demonstriert haben, alleine mit zwei Freunden, aber die sind tot und keiner in der Stadt will ihn gesehen haben, es gibt keine Zeugen. Der Rest ist Mentalitätsgeschichte, "ein Meisterwerk an sorgfältig orchestriertem Chaos", schreibt die New York Times.

am 20.3.2009 um 21.00 Uhr
am 22.3.2009 um 19.00 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
Nu te supăra, dar...
Don't Get Me Wrong

RO 2007, R: Adina Elena Pintilie, 50' OmeU, Beta SP

Der fünfzigminütige Gewinner des internationalen Wettbewerbs des Leipziger Dokumentarfilmfestivals 2007 ist während eines achttägigen Arte-Workshops in der Psychiatrie von Călugăreni entstanden. Adina Elena Pintilie sucht jene Mischung aus Erhabenheit und Kreatürlichkeit, für die sich die Künste schon vor den bewegten Bildern interessierten: sie findet sie, im Warten auf den Regen, in der Beschwörung dieses Regens, in der Einübung der Techniken zu seiner Beschwichtigung. Als der Regen zum Schluss des kurzen Films endlich fällt, ahnt man den Duft der Weiden und die Lichtzeichen am Himmel.
Es ist der Disput des Zauberbergs, den die zwei wichtigsten Charaktere dieses absurden, weil immerwährenden, unabänderlichen und dennoch nicht heiligen, sondern hinfälligen Schaupiels führen. Der eine, Ocsy, glaubt an Gott, mit der Überzeugungskraft und dem Sendungsbewusstsein eines Jesuiten. Der andere, Alexandru, tendiert zu den Naturwissenschaften; vielleicht hat er aber auch mehr mit Giordano Bruno gemein, als er seinem falschen Wissen nach annimmt. Der Disput dauert lange, genährt von der Einsicht, dass nicht beide zugleich das Ende des Regens verantworten können. Der Regen trennt sie, sein Nachlassen wird sie wieder zusammenführen.

am 21.3.2009 um 19.30 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
Niki Ardelean, colonel în rezervă
Niki and Flo

RO 2003, R: Lucian Pintilie, D: Victor Rebengiuc, Razvan Vasilescu, Coca Bloos, 99' OmeU

Niki Ardelean, colonel în rezervă ist eine tiefschwarze Tragikomödie über den Konflikt verschiedener Werteordnungen im postkommunistischen Rumänien. Alles beginnt mit einer Beerdigung. Niki und Pouşas Sohn Mihai ist verstorben, die ganze Familie reist zur Trauerfeier an. Mit leichter Hand skizziert Lucian Pintilie die grundverschiedenen Lebensstile der Protagonisten. Niki ist als Oberst im Ruhestand den alten Werten verhaftet und hält seine frühere Dienstuniform und andere Erinnerungsstücke in Ehren. Der Rest der Familie ist hingegen den gesellschaftlichen Veränderungen gegenüber aufgeschlossener. Insbesondere der Schwiegervater seiner frisch verheirateten Tochter Angela stürzt sich mit Begeisterung auf alles Westliche. Er kleidet sich nach der neuesten Mode, ist bekennender Vegetarier, fährt Renault und besitzt sogar einen Computer. Er ist es auch, der Angela dazu ermutigt, das Elternhaus zu verlassen und mit ihrem Mann in die USA zu emigrieren. Während seine schwächliche Frau Pouşa der Altersdemenz verfällt, verliert Niki, auf sich allein gestellt, mehr und mehr den Halt. Ausgerechnet am „Nationalen Tag der Armee“ brechen die latenten Konflikte auf, und es kommt zum offenen Eklat.

am 21.3.2009 um 21.00 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
O foarte scurtă trilogie despre singurătate
Eine sehr kurze Trilogie der Einsamkeit

RO 2006, R: Bogdan George Apetri, 7' OF, Digi Beta

Un cartuş de Kent şi un pachet de cafea
Cigarettes and Coffee

RO 2004, R: Cristi Puiu, D: Mimi Brănescu, Mihai Brătilă, Victor Rebengiuc, 13' OmeU

Călătorie la oraş
A Trip to the City

RO 2003, R: Corneliu Porumboiu, D: Constantin Diţă, Ion Sapdaru, 19' OmeU

Târziu
Late

RO 2008, R: Paul Negoescu, D: Andrei Mateiu, Tudor Istodor, 19' OmeU

Bucureşti – Berlin
D/RO 2005, R: Anca Lăzărescu, D: Ana Ularu, Luminiţa Gheorghiu, 23' OmU, Digi Beta

Die Vielfalt des jungen rumänischen Films in einem Kurzfilmprogramm.
O foarte scurtă trilogie despre singurătate – 2007 für den Studenten-Oscar nominiert – gleicht einer meditativen Momentaufnahmen aus dem postindustriellen Zeitalter. Corneliu Porumboius Călătorie la oraş erinnert in seiner Skurrilität an die Filme Emir Kusturicas. Ein Lehrer und der Chauffeur des Bürgermeisters brechen aus ihrem Heimatdorf auf zu einer ungewöhnlichen Reise in die nächste größere Stadt. In Un cartuş de Kent şi un pachet de cafea treffen sich Vater und Sohn in einem Restaurant in Bukarest. Doch der Anlass ihrer Zusammenkunft ist nicht familiärer, sondern geschäftlicher Natur.
Bucureşti – Berlin erzählt von der jungen Rumänin Ioana, die hofft, in Berlin ihr Glück zu finden. Mit nicht mehr als 230 Euro, zwei schweren Taschen und einem Rucksack kommt sie in der deutschen Hauptstadt an. Und gleich zu Beginn geht alles schief. Tomescu, der versprochen hatte, sie abzuholen, lässt auf sich warten. Gemeinsam mit dem türkischstämmigen Taxifahrer Kürün begiebt sich Ioana auf die Suche nach ihrem Bekannten.

am 22.3.2009 um 21.00 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
Restul e tăcere
The Rest is Silence

RO 2007, R: Nae Caranfil, D: Marius Florea Vizante, Ovidiu Niculescu, Sandu Mihai Gruia, 145' OmeU, Digi Beta

Nae Caranfils fünfter Film blickt zurück auf die Anfänge des rumänischen Kinos und die Entstehungsgeschichte des ersten Spielfilms des Landes, eines Historienstreifens. Im Mittelpunkt von Restul e tăcere steht Grigore Ursache, der von den Möglichkeiten des noch jungen „Kinematographen“ begeistert ist. Er beschließt, einen Film über die Unabhängigkeitskämpfe seines Heimatlandes zu drehen, in denen sich Rumänien 1877 gegen Russland und das osmanische Reich behauptete. Nichts geringeres als der „längste je produzierte Film der Welt“ schwebt dem jugendlichen Idealisten vor und für diese Vision führt er einen aufreibenden Kampf.

am 24.3.2009 um 20.00 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
Cum mi-am petrecut sfârşitul lumii
Wie ich das Ende der Welt erlebte

RO/F 2006, R: Cătălin Mitulescu, D: Dorotheea Petre, Timotei Petre, Carmen Ungureanu, 106' OmU

Bukarest im Jahr 1989, am Vorabend der Revolution: Die junge Eva lebt mit ihren Eltern und ihrem siebenjährigen Bruder Lalalilu in einem heruntergekommenen Stadtviertel der rumänischen Hauptstadt. Als sie aus Versehen eine Ceauşescu-Büste zerschlägt, landet Eva in einer Besserungsanstalt für Jugendliche. Dort lernt sie Andrei kennen, einen Dissidentensohn, der noch wilder und ungestümer ist als sie selbst. Währenddessen kommt Lalalilu auf ganz andere Ideen: Während Eva nur dessen Büste zerstörte, plant ihr Bruder einen Mordanschlag auf niemand geringeren als Ceauşescu selbst. „In seinem ersten Spielfilm greift der Rumäne Cătălin Mitulescu auf eigene Erfahrungen zurück und gestaltet aus diesen ein wunderbar stimmiges Zeitbild. [...] Der Filmemacher hütet sich davor, die bekannten Bilder zu wiederholen oder das zu zeigen, was wir aus den Nachrichtensendungen in Erinnerung haben mögen. Im Gegenteil: Er blickt dahinter und setzt ein Stück Alltag um eine Schülerin und ihren Bruder liebevoll in Szene. So wird die noch junge Vergangenheit gegenwärtig, lebendig in kleinsten Details, die den Alltag prägten, in Liedern, die gesungen wurden, in Mechanismen, die die Gesellschaft auf Dauer lähmten. Das Wohltuende an diesem Abgesang auf eine sterbende Epoche und ihre Politik: Die Menschen hatten eine Lebenslust, die ihnen Kraft gab – und Träume.“ (Walter Ruggle)

am 25.3.2009 um 20.00 Uhr
am 29.3.2009 um 18.30 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
Hîrtia va fi albastră
The Paper Will Be Blue

RO 2006, R: Radu Muntean, K: Tudor Lucaciu, D: Paul Ipate, Adi Carauleanu, Dragoş Bucur, 95' OmeU

Die Nacht vom 22. auf den 23. Dezember 1989: Ceauşescu ist mit einem Helikopter aus Bukarest geflohen, der Leutnant Neagu soll mit seinen Milizionären die öffentliche Ordnung aufrechterhalten. Hîrtia va fi albastră „versucht, die Emotionen dieser Tage aus der Sicht der einfachen Menschen, Beteiligter wie Unbeteiligter, zu rekonstruieren. Es ist die Geschichte des Verlusts der Unschuld einer ganzen Generation und der Rebellion, die das Beste und das Schlimmste in uns hervorgebracht hat. Neben der Solidarität gab es da auch den Eigennutz und die Niedertracht, die sich jahrzehntelang aus der Frustration genährt hatten. Der Film ist, wie die Revolution, eine Tragikomödie.« (Radu Muntean)

am 27.3.2009 um 19.00 Uhr
am 28.3.2009 um 21.00 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
Wenn ich weine, schlägt mein Herz
D/RO 2008, R: Annett Schütze, K: Andreas Banz, Aleksandr Grebnevs, 97' Digi Beta

Mustafa ist elf Jahre alt. Als Straßenkind in Bukarest führt er ein trauriges und gefährliches Leben, inmitten von Drogen, Prostitution und Gewalt. Wäre da nicht der Zirkus Parada. Er bietet ihm und zwanzig anderen Straßenkindern eine Heimat. Hier werden sie tagsüber zu Artisten ausgebildet, bekommen eine warme Mahlzeit, Kleider und Schulunterricht.
Der Dokumentarfilm Wenn ich weine, schlägt mein Herz war 2008 für den deutschen Nachwuchspreis FIRST STEPS nominiert. Die Jury wies auf die besondere Arbeitsweise des Filmteams und die sinnliche Qualität des Films hin: „Einem Thema zu dienen gehört zu den schwersten Aufgaben, die ein Filmemacher lernen muss. Annett Schütze hat diese Herausforderung mit beeindruckender Souveränität gemeistert und zusammen mit rumänischen Straßenkindern einen Film von bedrückender Authentizität gedreht, der dem Zuschauer die unfassbare Härte des Alltags dieser Kinder sinnlich nachvollziehbar macht. In seiner Direktheit, die durch die selbst gedrehten Aufnahmen der Kinder entsteht, erlangt der Film in Momenten eine fast schmerzhafte Weisheit“ (FIRST STEPS Jury 2008).

am 27.3.2009 um 21.00 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
Legături bolnăvicioase
Love Sick

RO 2006, R: Tudor Giurgiu, K: Alex Sterian, D: Maria Popistaşu Ioana Barbu, Tudor Chirilă, 85' OmeU

Die Geschichte einer ungewöhnlichen Dreiecksbeziehung erzählt Tudor Giurgiu in einem Film, dessen Originaltitel mit dem Titel von Choderlos de Laclos’ berühmtem Briefroman Les Liaisons dangereuses spielt. Alex liebt Kiki liebt Sandu. Alex und Kiki – die beiden Hauptfiguren in Legături bolnăvicioase – sind zwei junge Frauen, während Sandu Kikis Bruder ist. Die Geschichte beginnt damit, dass die Philosophiestudentin Alex in das Haus einzieht, in dem auch Kiki wohnt. Die beiden ungleichen Frauen – die eine still und ruhig, die andere eher extrovertiert – lernen sich kennen und verlieben sich. Als Kikis Bruder immer eifersüchtiger wird und Kiki mit Alex zu deren Eltern aufs Land fährt, beschließt er, Kiki zurückzuholen...

am 28.3.2009 um 19.00 Uhr

 

 

KINEMATOGRAPHIE HEUTE: RUMÄNIEN
Tertium non datur
RO/F 2005, R: Lucian Pintilie, D: Victor Rebengiuc, Sorin Leoveanu, Tudor Istodor, 39' OmeU

Visul lui Liviu
Livius Traum

RO 2004, R: Corneliu Porumboiu, D: Dragoş Bucur, Luiza Cocora, Constantin Diţă, 39' OmeU

"Auch ich bin ein Kind des Dekrets 770" bekennt Cristian Mungiu im Jahr 2007, als er in Cannes für sein Abtreibungsdrama 4 luni, 3 săptămâni şi 2 zile die Goldene Palme entgegennimmt. Filmjournalisten geben in den Tagen danach die offizielle Bezeichnung eines Gesetzes kund, das 1966 erlassen wurde und das mit den Verhütungsmitteln die gesellschaftlich anerkannteste Geburtenkontrolle, die Abtreibung, streng reglementierte und Verstöße gegen das Gesetz hart sanktionierte. Wie zweifelhaft dieses Bekenntnis sein könnte, darauf käme man nicht ohne die zufällige und wiederholte Zusammenführung dieser beiden mittellangen Filme.
Corneliu Porumboiu dreht 2004 mit Visul lui Liviu einen Film, den er dezidiert Mungius Generation widmet. Das Gesetz war eines der verhasstesten und eines der ersten, die nach der Hinrichtung Ceauşescus annuliert wurden. Es betraf Generationen von Frauen und erniedrigte insbesondere jene, die Mitte der 80er Jahre gebährfähig waren: im Ausland kursieren zu dieser Zeit Meldungen, dass in industrielle Produktionsprozesse eingebundene Frauen systematisch, zwanghaft und monatlich auf ihren reproduktionstechnischen Zustand hin untersucht werden. Als erste Opfer sind jene behinderten Kinder zu nennen, die die illegalen Abtreibungen überlebten, Schaden nahmen und in Heimen verwahrt wurden. Es ist dennoch eine andere Generation, die sich nach diesem Dekret benennt: es sind die geburtenstarken Jahrgänge Rumäniens Ende der 60er Jahre, die sich unter dem pluralen Diminutiv des Dekrets, decretei – Dekretchen – versammeln. Eine ganze Generation verflucht kollektiv, geboren worden zu sein, weil ein Diktator ihren Eltern die Abtreibung, zu der sie sich entschlossen hatten, untersagte. Porumboiu dreht Visul lui Liviu als diesen „phantasierenden“ inneren Film, der für ihn nichts als Regression ist.
„Vom Nachteil, geboren zu sein“ ist eines von Emil Ciorans Büchern. Lucian Pintilie flicht in seine Adaption einer Kurzgeschichte des bürgerlichen und daher lange verfemten Vasile Voiculescu einen der frühen Sätze Ciorans aus einem anderen Buch ein: „Ich träume ein Rumänien mit der Bevölkerung Chinas und dem Schicksal Frankreichs“. Tertium non datur - Ein Drittes ist nicht gegeben. Pintilie liest Voiculescu ironisch, Cioran zitiert er als vollendete Groteske, ein Drittes ist nicht gegeben. In einem Raum, in der Zeit einer Kurzgeschichte, präsentiert Pintilie, der Altmeister des rumänischen Kinos, die Architektur eines Gedankens in seiner ganzen Schönheit und seiner ganzen Schärfe. In der Leere der ukrainischen Steppe bekennen in einem verlorenen Zweiten Weltkrieg ein deutscher Major und ein moldauischer Offizier anhand einer wertvollen Briefmarke ihre Zugehörigkeit zu jeweils unterschiedlich strukturierten Nationalismen. Der Film ist vollendet zweigeteilt, weil Pintilie die Bekenntnisse selbst aufspaltet: der, der spricht, ist mit dem, wodurch er bezeichnet werden will, nicht einmal um den Preis des Todes in Deckung zu bringen.

am 29.3.2009 um 21.00 Uhr
am 31.3.2009 um 20.00 Uhr

 

 
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