Kino im Zeughaus

 

Kino im Zeughaus | Programm | Programmarchiv

 


  IN SOWJETISCHER KRIEGSGEFANGENSCHAFT

 

IN SOWJETISCHER KRIEGSGEANGENSCHAFT

Das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin und das Deutsche Historische Museum veranstalten am 18. und 19. Januar 2008 im Auditorium des Pei-Baus das Kolloquium "Deutsche Kriegsgefangene in sowjetischen Lagern. Bilder - Sprache - Gedenken". Zur Diskussion stehen die historischen Bilder der sowjetischen Kriegsgefangenschaft in ihrer Genese und Wirkung. Die Tagung ist interdisziplinär ausgerichtet. Sie berücksichtigt literatur- und filmgeschichtliche Aspekte und stellt die west- und ostdeutschen Zeugnisse in den Kontext der politisch-propagandistischen Auseinandersetzungen der fünfziger bis siebziger Jahre. Das Kolloquium ist öffentlich. Da jedoch ein begrenztes Sitzplatzangebot besteht, ist eine Voranmeldung notwendig. Das Veranstaltungsprogramm ist unter http://www.ifz-muenchen.de einzusehen. Anmeldung werden erbeten bei Frau Georgi, Institut für Zeitgeschichte München-Berlin, Abt. Berlin, Finckensteinallee 85-87, 12205 Berlin, Tel. 030 / 84370511, georgi@ifz-muenchen.de. Im Zeughauskino findet begleitend zur Tagung und in deren Anschluss eine Filmreihe statt, die zentrale Dokumente der filmischen Auseinandersetzung mit der sowjetischen Kriegsgefangenschaft vorstellt.
Eine Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitgeschichte München-Berlin

 

IN SOWJETISCHER KRIEGSGEFANGENSCHAFT
Der Arzt von Stalingrad
BRD 1958, R: Géza von Radvanyi, D: O. E. Hasse, Eva Bartok, Hannes Messemer, Mario Adorf, 110'

Im russischen Kriegsgefangenenlager 5110/47 bei Stalingrad opfert sich Stabsarzt Dr. Fritz Böhler selbstlos für seine gefangenen Landsleute auf. Trotz des ausdrücklichen Verbots operiert er einen todkranken Mitgefangenen, erfüllt seine ärztliche Pflicht aber auch gegenüber dem Sohn des schwerkranken russischen Lagerkommandanten. Und er kämpft um seinen Assistenzarzt, der sich in die russische Lagerärztin verliebt hat, die aber auch von einem sowjetischen Offizier begehrt wird. Schließlich verzichtet Dr. Böhler auf seinen Platz im ersten Transport in die Heimat, denn seine Landsleute im Lager benötigen immer noch seine Hilfe... - "Pseudorealistischer Edelreißer" urteilt die Süddeutsche Zeitung (29.4.1958). Zwar sei der Film "atmosphärisch stark und spannend", er "verhübsche" aber das monotone Lagerleben der Gefangenen. "Warum muß in Deutschland eine so bedeutende Filmaufgabe so unbedeutend gelöst werden?" fragt Der Tag (7.5.1958). Der Film geht auf den gleichnamigen Bestseller von Heinz G. Konsalik zurück. Die DDR-Presse greift ihn als "antisowjetischen Hetzfilm" vehement an; Buch und Film, so die Berliner Zeitung (2.8.1958), seien "revanchistische und militaristische Machwerke."

Einführung am 18.1.: Peter Jahn

am 18.1.2008 um 18.30 Uhr
am 22.1.2008 um 20.00 Uhr

 

 

 

IN SOWJETISCHER KRIEGSGEFANGENSCHAFT
Der Teufel spielte Balalaika
BRD 1961, R: Leopold Lahola, D: Charles Millot, Götz George, Rudolf Forster, Anna Smolik, 122'

1950, russisches Kriegsgefangenenlager in Sibirien. Deutsche und Japaner schuften im Steinbruch, die Gedanken kreisen ums nackte Überleben und um Ausbruchspläne. Während der Kommandant mit Gewalt und eiserner Strenge über das Lager herrscht, begegnet der jüdische Politoffizier, Kommunist aus intellektueller Überzeugung, den Gefangenen mit Toleranz und Verständnis. Unterstützt wird er dabei von seiner Frau, ebenfalls Jüdin und ehemalige KZ-Insassin, die als Dolmetscherin im Lager arbeitet. Ein antifaschistischer Häftling dagegen kollaboriert mit der Lagerleitung... - Der Film fragt nach den Grenzen von Anständigkeit, Korrektheit und Fairness in einem totalitären Staat. Regisseur Leopold Lahola und Produzent Peter Bamberger verbrachten selbst lange Jahre in Kriegsgefangenschaft. "Nie vorher waren die gedrückten, von Menschenschweiß nebligen Baracken so echt, nie die Gefangenen so wirklichkeitsnah", schreibt die Deutsche Zeitung (25.2.1961) über die Dreharbeiten in der Lüneburger Heide. Für die Frankfurter Rundschau (24.7.1961) verliert sich der Film aber im "Nebulosen, Kosmischen"; die Frankfurter Allgemeine Zeitung (22.7.1961) erkennt dagegen einen "ernst zu nehmenden deutschen Beitrag zu unserer jüngsten Geschichte."

Einführung: Günther Agdey
Nach der Vorführung Publikumsgespräch mit dem Hauptdarsteller Götz George

am 18.1.2008 um 20.30 Uhr

 

 

 

IN SOWJETISCHER KRIEGSGEFANGENSCHAFT
Meine Stunde Null
DDR 1970, R: Joachim Hasler, B: Jurek Becker, D: Manfred Krug, Anatoli Kusnezow, Kurt Jung-Alsen, 99'

Belorussische Front, 1943. Der gefreite Kurt Hartung (Manfred Krug) gerät in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Im Lager erlebt der Berliner Arbeiterjunge seine "Stunde Null": Unter dem Einfluss sowjetischer Offiziere sowie Mitgliedern des Nationalkomitees Freies Deutschland wandelt er sich zu einem aktiven Antifaschisten. Mutig beteiligt er sich an einem sowjetischen Kommandounternehmen hinter den deutschen Linien... - Bewusst setzt der Film sowohl auf abenteuerliche als auch auf betont heitere Episoden. Manfred Krug, so Hans-Dieter Tok (Wochenpost, 29.5.1970), "meidet weitgehend vordergründige Situationskomik, ist vielmehr bestrebt, den inneren Prozeß des Anderswerden seines Helden zu erfassen, für den Zuschauer zu einem geistigen Vergnügen werden zu lassen, wie einer aus der Hörigkeit zur Vernunft findet. Krug spielt den Hartung als einen Berliner Arbeiter mit Herz und Schnauze, mit Mutterwitz, ziemlich unbekümmert, geradezu, furchtlos. [...] Eine echte Krugsche Leistung!"

Einführung am 19.1.: Ralf Schenk

am 19.1.2008 um 18.00 Uhr
am 23.1.2008 um 20.00 Uhr

 

 

 

IN SOWJETISCHER KRIEGSGEFANGENSCHAFT
Heimkehr in ein fremdes Land
DDR 1976, R: Manfred Mosblech, D: Peter Reusse, Gerd Blahuschek, Angelika Waller, Kurt Böwe, Lissy Tempelhof, Dieter Wien, Fred Düren, 1. Teil: 82' / 2. Teil: 81' / 3. Teil: 87'

Dreiteiliger aktionsreicher Fernsehfilm über das Schicksal eines jungen deutschen Soldaten, der sich über die Stationen Kriegsgefangenschaft, Neubeginn in der Sowjetischen Besatzungszone sowie Kalter Krieg zu einem bewussten Bürger der DDR entwickelt. Der siebzehnjährige Martin Stein aus Breslau wird kurz vor Kriegsende noch Flakhelfer und gerät in sowjetische Kriegsgefangenschaft, wo er zwei Jahre lang härteste Arbeit in einem Steinkohlebergwerk verrichten muss. "Der Krieg ist aus. Ich habe nichts verbrochen. Ich war 17. Ich habe das Gewehr kaum in der Hand gehabt." Ein verzweifelter Selbstmordversuch scheitert. "In der Zwangssituation der Kriegsgefangenschaft zerstören Hoffnungslosigkeit und Stumpfsinn, ohnmächtige Wut und Haß den Mythos von der Frontkameradschaft. (...) Erzählt wird die Geschichte eines Mitläufers, der von Situation zu Situation stolpert, ohne sich über die Folgen seines Handelns immer im Klaren zu sein, und der dabei immer mehr auf den ,richtigen Weg' gelangt..." (Christian Friedrich Hunold, Sonntag, 3.10.1976) Über die Freundschaft mit dem Antifaschisten Werner Morenz und die Auseinandersetzung mit dem sowjetischen Polit-Offizier Kuprin beginnt er nachzudenken... "Er muß aber auch einsehen, daß sein neues Dasein nicht widerspruchslos verlaufen kann. Martin Stein ist einer, der prüft und wägt, bis er sich zu einer Sache durchringt. Dann aber läßt er sich durch keine Gewalt und Schikanen von seinem Weg abbringen." (Pressetext DDR-Fernsehen).
Im zweiten Teil kehrt Martin Stein nach Deutschland zurück. In einer kleinen Berliner Hinterhofwohnung findet er seine Familie wieder. Die verwitwete Mutter lebt jetzt mit einem robusten Schieber zusammen, der vom Währungsgefälle in der geteilten Stadt profitiert. Zu seinem Erstaunen ist sein Freund Werner Morenz bei der Volkspolizei, obschon sie sich geschworen hatten, nie wieder Uniform tragen zu wollen. Auch bei dem starrsinnigen Antifaschisten Hüttenrauch stößt Martin auf zahlreiche Widersprüche. Am 7. Oktober 1949, dem Gründungstag der DDR, glaubt Martin die Zukunft des jungen Staates gesichert. Als er das Arbeitermädchen Margot trifft, ist auch sein persönliches Glück gemacht.
Im dritten Teil hat sich Martin Stein in der neuen Heimat eingelebt. Es ist die Zeit des Kalten Krieges. Es gibt Sabotagen, der alte Antifaschist Hüttenrauch wird ermordet. Martin entscheidet sich, Volkspolizist zu werden. Sein Liebesglück droht zu zerbrechen, er verliert die Bindung zu seiner Mutter und auch die Freundschaft zu Werner Morenz erkaltet. Martin scheint allein zu bleiben...
Ein Film des Fernsehens der DDR nach dem gleichnamigen Roman von Günter Görlich aus dem Jahr 1974. Der erste Teil wurde überwiegend mit sowjetischen Schauspielern in Sibirien gedreht. "Es gibt kein strahlendes Happy-End, keine propagandistischen Schlussfanfaren. Der Film offenbart viele Wahrheiten, die bislang mit größerer ,Vorsicht' und Umschweife gesagt worden sind. Er besticht durch eine Fülle realistischer Details." (Jürgen Beckelmann, Frankfurter Rundschau, 21.9.1976).

Einführung am 19.1.: Günter Agde
Nach der Vorführung am 19.1. Publikumsgespräch mit dem Hauptdarsteller Peter Reusse

am 19.1.2008 um 20.30 Uhr (1. Teil)
am 20.1.2008 um 19.00 Uhr (2. Teil)
am 20.1.2008 um 21.00 Uhr (3. Teil)

 

 

 

IN SOWJETISCHER KRIEGSGEFANGENSCHAFT
Mama, ich lebe
DDR 1976 R: Konrad Wolf, B: Wolfgang Kohlhaase, D: Peter Prager, Uwe Zerbe, Eberhard Kirchberg, Detlef Gieß, 103'

Russland 1944. In einem sowjetischen Lager für deutsche Kriegsgefangene melden sich vier Soldaten freiwillig zum Dienst in der Roten Armee: ein Zimmermann, ein Paketfahrer der Post, ein Gymnasiast und ein Theologiestudent. Sie fahren an die Front, um gegen ihre Landsleute zu kämpfen. Aber werden sie auch auf sie schießen, wenn es nötig ist? Drei sagen "Ja" - aber ein Mensch kommt ums Leben, weil sie versagen. In der Liebe zwischen einem der Deutschen und einer Russin wehrt sich das Leben gegen Gewalt und Tod, aber die Liebe hat noch keine Chance. Nur einer der vier Deutschen überlebt... - Konrad Wolf (Regie) und Wolfgang Kohlhaase (Drehbuch) "wählten eine episodische Erzählstruktur mit langen Anläufen für einzelne Höhepunkte der gedanklichen Auseinandersetzung. Und sie lassen diese ausklingen oder umkippen in Handlungsvorgänge oder in heiter auftragende Episoden. Sie geben dem Zuschauer Zeit, die Differenzierung der Charaktere, die Auseinandersetzungen mit ihren Erinnerungen weiterzudenken." (Lutz Haucke, Filmspiegel, Nr. 6/1977)


am 29.1.2008 um 20.00 Uhr
am 3.2.2008 um 19.00 Uhr

 

 

 

IN SOWJETISCHER KRIEGSGEFANGENSCHAFT
Hunde, wollt ihr ewig leben
BRD 1959, R: Frank Wysbar, D: Joachim Hansen, Wilhelm Borchert, Peter Carsten, Armin Dahlen, Horst Frank, 98'

Ein im realistischen Stil aufgenommener harter Antikriegsfilm über das Inferno von Stalingrad. "Der Film ist ein deutsches Requiem. Er gibt in einer Synthese aus altem Wochenschaumaterial und von Helmut Ashley virtuos im Stil der präzisen Reportage neu belichteten Zelluloids eine minuziöse Schilderung vom Untergang der 6. deutschen Armee unter der Führung von General Paulus." (Telegraf, 7.5.1959) Unter Auswertung aller damals erreichbaren Unterlagen strebt der Film ein wirklichkeitsgetreues Bild der Tragödie von Stalingrad an. Frank Wysbar, 1938 in die USA emigriert, kehrt 1956 in die Bundesrepublik zurück, wo er mit Kriegsdramen erfolgreich ist. In Hunde, wollt ihr ewig leben will er "vor allem die entsetzliche Erkenntnis vermitteln, daß jeder, der Wind sät, Sturm ernten wird, daß es aber immer die Unschuldigen sind, die in diesem Sturm untergehen." Die Evangelische Filmgilde wertet den Film als einen "redlichen Versuch, am Beispiel Stalingrad das Verbrechen des Hitlerkriegs zu demaskieren."


am 1.2.2008 um 21.00 Uhr
am 5.2.2008 um 20.00 Uhr

 

 

 

IN SOWJETISCHER KRIEGSGEFANGENSCHAFT
Berliner Ballade
D (West) 1948 R: Robert A. Stemmle, D: Gert Fröbe, Aribert Wäscher, Tatjana Sais, Ute Sielisch, O. E. Hasse, 91'

Filmische Kabarett-Revue. Rückblick aus dem Jahre 2048 auf das "tragikomische Zeitbild" der wirren Nachkriegsjahre. Der Wehrmachtssoldat Otto Normalverbraucher, ein echter Berliner, wird aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und strandet 1948 in Bayern. Sein neues Leben wird von neuen Wörtern und Regeln bestimmt: Arbeitsnachweis, Zuzugsgenehmigung, Lebensmittelkarte. Eingestuft als "Normalverbraucher", kann er bei der Zuteilung von Lebensmittelrationen keine Vergünstigungen in Anspruch nehmen. Durch einen Fuchsbau arbeitet er sich unter der Zonengrenze durch, bis er endlich seine Heimatstadt erreicht: "Und es kam ein Mann nach Berlin zurück / im zerrissenen Soldatenrocke. / Und er sah, von der Stadt fehlte manches Stück / und was er erhofft hatte - ocke!" (Günter Neumann). Zwischen Schiebern, Kupplern, Schwarzhändlern, deutschen Bürokraten und alliierten Besatzungssoldaten versucht er, sein Leben neu einzurichten. Unverdrossen behauptet er sich gegen Trümmer und Tristesse. "Eine glänzende Zeitreportage, den Menschen auf der Straße wurde hier wirklich ins Maul geguckt."(Berliner Filmblätter, 18.1.1949)

am 2.2.2008 um 19.00 Uhr
am 3.2.2008 um 21.00 Uhr

 

 

 

IN SOWJETISCHER KRIEGSGEFANGENSCHAFT
Das Wunder von Bern
D 2003 R: Sönke Wortmann, D: Peter Lohmeyer, Louis Klamroth, Lucas Gregorowicz, Katharina Wackernagel, 117'

1954, Frühling im Ruhrgebiet. In einer Bergarbeitersiedlung in Essen lebt Familie Lubanski: Da ihr Mann immer noch in sowjetischer Kriegsgefangenschaft ist, hält die Mutter sich und ihre drei Kinder mit einer Gastwirtschaft über Wasser. Der elfjährige Matthias hat seinen Vater noch nie gesehen. In Helmut Rahn, Stürmer bei Rot-Weiss-Essen und Nationalspieler, findet der schüchterne Junge einen väterlichen Freund. Das Wunder geschieht: Sein Vater kehrt aus der Gefangenschaft zurück. Aber der Spätheimkehrer ist entkräftet und verschlossen, sein Selbstmitleid entlädt sich in Aggressionen gegenüber der Familie... Matthias ist von seinem Vater enttäuscht. Bis dieser ihn zum Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft nach Bern mitnimmt. Rahn schießt das 3:2 und auf der Rückreise söhnen sich Vater und Sohn aus... - "Wir haben verstanden" kommentiert Dietrich Huhlbrodt in der taz (15.10.2003): "Der Soldat ist Opfer geworden. Wir müssen mit Opfern solidarisch sein. Deutschland führt wieder, und im Ausland wird das Deutschlandlied gesungen."
Der unerwartete Gewinn der Fußballweltmeisterschaft 1954 in Bern spielt auf ein anderes Wunder an. Durch die Aufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen mit der Sowjetunion nach der Moskau-Reise Konrad Adenauers im September 1955 können zahlreiche deutsche Kriegsgefangene aus der UdSSR heimkehren.

am 2.2.2008 um 21.00 Uhr
am 6.2.2008 um 20.00 Uhr

 

 

 

 

 
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