S WIE SONDERPROGRAMM
DDR erinnern, vergessen. Film und Buch
Kehraus
DDR/D 1990, R: Gerd Kroske, K: Sebastian Richter, 16’
„Deutschland, einig Vaterland!“ – Nach einer Wahlveranstaltung mit Helmut Kohl kehren Arbeiter der Stadtreinigung im nächtlichen Leipzig den Müll zusammen. Sie erzählen von ihrer Vergangenheit; bei allen Versprechungen zeichnen sich für sie zu Anfang des Jahres 1990 kaum Perspektiven ab. Der Regisseur Kroske nimmt die andere Seite der „Wende“ in den Blick, die Menschen jenseits der Fernsehbilder von jubelnden Massen und Politikerversprechen. Aus den Selbstaussagen seiner Protagonisten montiert er ein Gruppenporträt, das die soziale Lebenswelt in den Blick nimmt. „Autorenkommentar, Fotoeinblendungen, Inserts und andere technische Hilfsmittel werden nur eingesetzt, soweit sie zum Verständnis der Sache unumgänglich sind. (…) Die souveräne Genauigkeit von Fragen und Nachfragen und die fugenlose Verzahnung der Antworten in Großaufnahme mit Originalton und bei Verzicht auf Kommentar und Musik ergeben ein Intarsienbild von großer Authentizität und Spannung“ (Günter Agde). Kroskes Kehraus und der soeben erschienene Sammelband DDR erinnern, vergessen. Das visuelle Gedächtnis des Dokumentarfilms (Schüren, 2009) sind Anlass und Ausgangspunkt für ein Gespräch über die Arbeit der Dokumentarfilmer aus der DDR und über das kollektive Gedächtnis der Wiedervereinigung. An dem Gespräch nehmen die Filmemacher Helke Misselwitz und Gerd Kroske, die Medienwissenschaftlerin und Mitherausgeberin des Bandes Hilde Hoffmann sowie der Filmhistoriker Günter Agde teil. Die Moderation übernimmt Ralf Schenk.
am 28.1.2010 um 20.00 Uhr
Asche und Phoenix: Film und Gespräch
Asche und Phoenix
D 2009, R: Merlyn Solakhan, Manfred Blank, 95’ OmU, DigiBeta
Der Potsdamer Theologe, Publizist und Philanthrop Johannes Lepsius, jüngster Sohn des großen preußischen Ägyptologen Karl Richard Lepsius, hat, unterstützt von bedeutenden Mitarbeitern wie der Dänin Karen Jeppe und dem Schweizer Jakob Künzler, jahrzehntelang für das Überleben des armenischen Volkes gekämpft – schon vor 1900 und über den Genozid hinaus, der während des Ersten Weltkriegs verübt wurde und der der erste europäische Völkermord im 20. Jahrhundert war. Äußerer Anlass für das Dokumentarfilmprojekt Asche und Phoenix, das von der Kulturstiftung des Bundes unterstützt wurde, war Johannes Lepsius’ 150. Geburtstag im Dezember 2008. In seiner einstimmig verabschiedeten sogenannten „Armenien-Resolution“ von 2005 hatte der Deutsche Bundestag die Mitschuld des Deutschen Reiches am Völkermord an den Armeniern konstatiert und bedauert sowie zur Versöhnung zwischen Armeniern, Türken und Deutschen aufgerufen. Asche und Phoenix, der sich in Deutschland und im Nahen Osten auf die Spurensuche nach dem Wirken von Johannes Lepsius begibt und auch die aktuelle Lage der Armenier in der heutigen Türkei beleuchtet, ist eine Antwort auf diesen Aufruf.
In Zusammenarbeit mit dem Lepsiushaus Potsdam e.V.
Im Anschluss Publikumsgespräch mit den Regisseuren Merlyn Solakhan und Manfred Blank sowie mit Hermann Goltz (Johannes-Lepsius-Archiv Halle / Potsdam, Lepsiushaus Potsdam e.V.)
am 10.3.2010 um 20.00 Uhr
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