Kino im Zeughaus

 

Kino im Zeughaus | Programm | Programmarchiv

 


 

S WIE SONDERPROGRAMM


 

S WIE SONDERPROGRAMM

Das Deutsche Historische Museum begeht im Juni und Juli wieder „Tage der deutschen Geschichte“. Am Nationalen Gedenktag des 17. Juni erinnert das DHM an den Volksaufstand von 1953. Der Erinnerung an Stauffenbergs Attentatsversuch auf Hitler sind die Veranstaltungen des 20. Juli gewidmet. Das Zeughauskino bietet jeweils ein thematisch entsprechendes Sonderprogramm.

 

S WIE SONDERPROGRAMM
Auf der Suche nach Gatt
DDR 1976, R / B: Helmut Schiemann, D: Dieter Mann, Barbara Dittus, Horst Drinda, Teil 1: 94’, Teil 2: 76’

Ausgehend vom Arbeiterprotest gegen anvisierte Normerhöhungen in der DDR, der zu Arbeitsniederlegungen am 16. und 17. Juni 1953 führte, entwickelte sich ein verschiedene gesellschaftliche Gruppen übergreifender Protest, der unter anderem freie Wahlen in der DDR forderte. Von den sowjetischen Behörden wurde der Ausnahmezustand verhängt und der Aufstand mit Panzern blutig niedergeschlagen. Die Ereignisse des 17. Juni 1953 in Berlin wurden von Westberlin aus gefilmt, soweit die Vorgänge von der Sektorengrenze aus einsehbar waren, offizielles Filmmaterial der DEFA existiert nicht.
In dem zweiteiligen Fernsehfilm Auf der Suche nach Gatt, der auf einem kontrovers diskutierten Roman von Erik Neutsch basiert, wird unter anderem in einer Szene gezeigt, wie der Protagonist des Films, der Bergarbeiter Eberhard Gatt, die Ereignisse vom 17. Juni 1953 beobachtet. Diese Erfahrungen zählen zu den persönlichen und politischen Konflikten, die die Hauptfigur auf ihrem eigenen Weg für den Aufbau des sozialistischen Staates durchlebt. Die Vielgestaltigkeit und Widersprüchlichkeit des Helden, der in der Tradition anderer Figuren von Neutsch steht, ermöglicht einen mitunter anderen, differenzierteren Blick auf den DDR-Alltag.

Teil 1 am 17.06.2007 um 19.00 Uhr
Teil 2 am 17.06.2007 um 21.00 Uhr

 

 

 

S WIE SONDERPROGRAMM
Geheime Reichssache
BRD 1979, R: Jochen Bauer, 104’

Am 7., 8., 10. und 15. August 1944 fanden unter dem Vorsitz von Roland Freisler vor dem Volksgerichtshof die Prozesse gegen jene deutschen Offiziere statt, denen die Beteiligung am Umsturzversuch durch das Attentat, das Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944 in der Wolfschanze gegen Hitler verübte, vorgeworfen wurde. Im Auftrag von Goebbels wurden die Prozesse mitgeschnitten. Mit versteckten Kameras, die hinter Hakenkreuzfahnen und Büsten im Gerichtssaal positioniert waren, wurden die Angeklagten gefilmt. Sie mussten ohne Hosenträger, ohne Gürtel und Krawatte vor das Gericht treten. Dort wurden sie von Freisler niedergeschrieen. Eine befriedigende Aussteuerung des Tons war kaum möglich, und erst die Rekonstruktion der Dokumente mit neuer Technik machte die Aussagen der Angeklagten hörbar. Das Filmmaterial wurde während des „Dritten Reiches“ nicht öffentlich gezeigt. Die Inszenierung des Schauprozesses ließ die Angeklagten weniger als verräterische Umstürzler denn als Opfer des fanatischen Hasses Freislers erscheinen. Eine der wenigen überlieferten Kopien diente Jochen Bauer als Grundlage zur Montage von Geheime Reichssache, der sich 1979 bemühte, die Geschichte des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus insbesondere einer jungen Generation zu vermitteln.

am 20.07.2007 um 19.00 Uhr

 

 

 

S WIE SONDERPROGRAMM
Der 20. Juli
BRD 1955, R: Falk Harnack, D: Wolfgang Preiss, Annemarie Düringer, Werner Hinz, 97’

1955, elf Jahre nach dem Attentatsversuch auf Hitler, gelangten gleich zwei deutsche Filme über die Geschehnisse am 20. Juli 1944 auf die deutschen Kinoleinwände. G. W. Pabst präsentierte Es geschah am 20. Juli, und Falk Harnack hatte für Artur Brauners CCC-Film Der 20. Juli fertiggestellt. Ein Jahr zuvor, zum zehnten Jahrestag des Attentates wäre ein solcher „Erinnerungsboom“ kaum denkbar gewesen. Die Mehrheit der bundesrepublikanischen Bevölkerung hielt auch in den fünfziger Jahren die Männer um Graf Stauffenberg und Generaloberst Beck für Vaterlandsverräter. Noch 1952 sprachen sich rund fünfzig Prozent der Deutschen gegen die Benennung einer Schule nach Stauffenberg aus.
Der 20. Juli war für den Produzenten Artur Brauner, der selbst als Jude die nationalsozialistische Verfolgung überlebt und viele seiner Angehörigen verloren hatte, ein Prestigeprojekt. Mit dem Widerstandskämpfer Rudolf-Christoph Freiherr von Gersdorff und dem eher sozialistisch gesinnten Günther Weisenborn wurde ein Drehbuch entwickelt, das die Attentatsbemühungen in einen größeren Kontext stellt. So geht der Film auch auf die Arbeit kommunistischer Widerstandsgruppen ein und thematisiert die Verfolgung der Juden. Im Zentrum steht aber die Erfahrung des Krieges und der Zerstörung. Damit und mit der Integration der Debatte über die Eidproblematik, die in den fünfziger Jahren für öffentliche Diskussion sorgte, sollte die Identifikation mit dem Widerstand erleichtert werden. Hitler erscheint in Harnacks Film völlig gesichtslos. Dass der Film darauf verzichtet, ihn als Gegenspieler Stauffenbergs aufzubauen, liegt vielleicht auch daran, dass das verlorene „Ich-Ideal“, um das zu trauern die Deutschen in den Worten der Psychoanalytiker Alexander und Margarete Mitscherlich unfähig gewesen seien, noch nicht im Film dargestellt werden konnte. Der Film wurde am 21. Juni 1955 in Frankfurt uraufgeführt, erreichte aber lediglich 1,88 Millionen Zuschauer.

am 20.07.2007 um 21.00 Uhr

 

 

 

 

 
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