Kino im Zeughaus

 

Kino im Zeughaus | Programm | Programmarchiv

 


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Karl May - Nachtrag
Durch die Wüste, D 1936, R: Johannes Alexander Hübler-Kahla, D: Fred Raupach, Heinz Evelt, Erich Haußmann, Aruth Wartan, 88'

Der männliche Heroismus und Tatendrang, die unbedingte Treue und das tiefe Pflichtbewusstsein sind herausragende Tugenden der Karl May'schen Helden. Sie galten auch in der Ideologie und Erziehungspolitik des Nationalsozialismus als vorbildhaft. Suspekt musste aber sein, dass May und seine Helden zugleich für Völkerverständigung, Toleranz und ein friedliches Nebeneinander eintraten. Durch die Wüste, der einzige Karl May-Film aus der Zeit des "Dritten Reichs", zeichnet sich denn auch durch eine auffällige Unentschlossenheit aus. Auf der Reise durch die Sahara zur heiligen Stadt des Islam kreuzen sich die Wege Kara Ben Nemsis und Hadschi Halef Omars mit denen des gefährlichen Banditen Abu Seif, aus dessen Gefangenschaft die beiden die schöne Tochter des Scheichs befreien. In einem Sumpfgebiet kommt es schließlich zum alles entscheidenden Kampf.
Bei Kritik und Staatsmacht stieß der in Ägypten und Libyen gedrehte Filme auf wenig Gegenliebe. Vorgeworfen wurden ihm der Verzicht auf ein klares weltanschauliches Bekenntnis, vor allem aber seine stilistische Unebenheit, das unbefriedigende Spiel des männlichen Helden und die fehlende Spannung. "Trotz aller offensichtlichen Mängel ist Durch die Wüste eine lohnende Wiederentdeckung... Zwischen touristischem Fotoalbum und Abenteuer-Klebebildchen manifestiert sich hier eine aus den Fugen geratene B-Film-Ästhetik. Auf der einen Seite erzeugt der Film eine Action-Dynamik, die mit Hollywoods Genrekino konkurrieren will, auf der anderen Seite lädt er sich den weltanschaulichen Ballast nicht nur Karl Mays fiebriger Heldenmystik, sondern auch den der zeitgenössischen Ideologie auf." (Tim Bergfelder, in Jörg Schöning [Hg.]: Triviale Tropen, 1997)

am 11.1.2008 um 19.00 Uhr

 

 

 

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Pier Paolo Pasolini - Buchvorstellung und Film
Il Vangelo secondo Matteo
Das Erste Evangelium - Matthäus
I 1964, R: Pier Paolo Pasolini, D: Enrique Irazoqui, Margherita Caruso, Susanna Pasolini, Marcello Morante, Mario Socrate DF, 142'

Keine Arbeit des Dichters, Romanciers und Filmemachers Pier Paolo Pasolini ist unumstrittener als seine Verfilmung des Matthäus-Evangeliums Il Vangelo secondo Matteo von 1964. Vatikan und Genossen, rechte und linke Kunstkritiker waren begeistert, selbst das Publikum strömte seinerzeit so zahlreich in die Kinos, dass man fast von einem italienischen blockbuster sprechen könnte. Und in jüngster Zeit hat sich ausgerechnet Berlusconis Mediaset an eine ebenso aufwändige wie atemberaubende Restaurierung des Films gewagt.
In der gerade erschienenen Monografie des Berliner Verlags Vorwerk 8 Pier Paolo Pasolini. Figurationen des Sprechens stellt der Autor, Bernhard Groß, Pasolinis Film Il Vangelo secondo Matteo als zentrale Zäsur in dessen gesamtem Werk dar. Besteht Pasolinis Figurenkosmos seit seinen ersten Gedichten in den 1940er Jahren bis hin zu den frühen Filmen Accattone oder Mamma Roma Anfang der 60er Jahre aus subproletarischen Figuren, deren Fluchtpunkt und Matrix Jesus Christus ist, so beschäftigt sich Pasolini in seinen folgenden Arbeiten mit allen Facetten des bürgerlichen Lebens. Il Vangelo secondo Matteo ist ein Schlüsselfilm zum Verständnis von Pasolinis Werk. Bernhard Groß wird sein Buch anhand einer kurzen Lektüre des Films vorstellen, ehe anschließend Il Vangelo secondo Matteo zu erleben sein wird.

am 30.1.2008 um 20.00 Uhr

 

 

 

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Wiederentdeckt Sonderprogramm
Der Fürst von Pappenheim
The Masked Mannequin, D 1927, R: Richard Eichberg, D: Curt Bois, Mona Maris, Dina Gralla, Lydia Potechina, Hans Junkermann engl. ZT, ca. 90'

Über ein Vierteljahrhundert gehörte der vor 120 Jahren geborene Richard Eichberg (1888-1952) zu den zentralen Figuren des deutschsprachigen Genrekinos. Die Palette des als Berliner Original bekannten Regisseurs und Produzenten erstreckte sich von Sensations-Melodramen über Kriminalfilme, Historien- und Abenteuerspektakel bis hin zu musikalisch beschwingten Operetten- und Varietéfilmen. Der Name Eichberg war synonym für ein modernes, international ausgerichtetes Kino der bewegten Massen und exzessiven Emotionen: "Kennen Sie den Zustand, wenn man sehr gut gegessen, einen sehr guten Wein getrunken hat und jetzt, nachher, eine Havanna raucht - ein Zustand, wo der andere den größten Kohl reden kann und man findet es doch lustig, anregend? Das ist der Zustand ,Richard Eichberg'" (Willy Haas, 1926). - Unter dem Titel EICHBERG WIEDERENTDECKT kredenzte die Reihe WIEDERENTDECKT im letzten Juli eine charakteristische Auswahl von 12 Eichberg-Filmen. Als Nachschlag serviert CineGraph Babelsberg nun als deutsche Erstaufführung die vom Bundesarchiv-Filmarchiv kürzlich gesicherte englische Fassung seines 1927 entstandenen Stummfilms Der Fürst von Pappenheim. Es ist die einzig erhaltene Kopie dieses Lustspiels aus dem Konfektionsmilieu: Ein typischer Richard Eichberg-Film mit einem Curt Bois von "quecksilbriger Beweglichkeit" (BZ am Mittag) - "grotesk und dennoch liebenswürdig" (Kinematograph).
Egon Fürst (Curt Bois) ist erster Verkäufer im Modehaus Pappenheim, daher Fürst Egon von Pappenheim genannt. Eine junge Prinzessin (Mona Maris) flüchtet vor einer Zwangsheirat nach Berlin, wo sie unerkannt als Mannequin in der Firma Pappenheim Stellung findet... Die Verwicklungen nehmen ihren Lauf und klären sich erst bei einer großen Modenschau in Baden-Baden. - Der Fürst von Pappenheim folgt der viel gespielten gleichnamigen Operette von 1922. "Er ist ein richtiger Eichberg-Film geworden, ohne besondere Ambition, außer der einen: zu unterhalten. Diese Absicht hat Eichberg wieder einmal voll erreicht. Sein Sinn für gesunden Humor, dem man auch eine gelegentliche Derbheit verzeiht, und sein Gefühl für würzige Pikanterie lassen ihn bald den Kontakt mit dem Publikum finden, das in fröhlicher Laune willig mitgeht." (BZ am Mittag). Dieses Lustspiel heißt Curt Bois, begeistert sich die Vossische Zeitung, denn erst Curt Bois verwandele dieses Stück in einen Film: Wo er auftrete, herrsche "echtester Chaplin. Am rührendsten da, wo er seine traurigen Bois-Augen in ein jähes Nichts richtet, am tollsten aber, wenn er, als Mannequin verkleidet, die wilden Zärtlichkeiten seines Verfolgers in süßer Aufgelöstheit erleiden muß."
Die Filmvorführung wird von der Filmwissenschaftlerin Claudia Preschl, die an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien lehrt, eingeführt. Claudia Preschl beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Frühen Kino, der Stummfilmgeschichte und mit Filmgeschichtsschreibung.
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit CineGraph Babelsberg und dem Bundesarchiv-Filmarchiv

Klavierbegleitung: Peter Gotthardt
Einführung: Claudia Preschl

am 7.2.2008 um 20.00 Uhr

 

 

 

 

 
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