S WIE SONDERPROGRAMM
Anfang der 1960er Jahre in Lateinamerika ein Teenageridol, lebt der US-amerikanische Schauspieler und Sänger Dean Reed von 1972 bis zu seinem Tod 1986 als bekennender Sozialist vor allem in der DDR, wo er zunächst bei Publikum und Politik gleichermaßen beliebt ist, allmählich jedoch in künstlerische und private Krisen gerät. Das Zeughauskino widmet Dean Reed, der am 22. September 70 Jahre alt werden würde und der wegen seines politischen Engagements den Spitznamen „Roter Elvis“ erhielt, ein kleines Sonderprogramm: zwei Filmvorführungen und eine Podiums- und Publikumsdiskussion, an der unter anderem die Regisseure Leopold Grün und Celino Bleiweiß teilnehmen.
S WIE SONDERPROGRAMM
Aus dem Leben eines Taugenichts
DDR 1973, R: Celino Bleiweiß, D: Dean Reed, Anna Dziadyk, Hannelore Elsner, 96’
DEFA-Debüt des amerikanischen Schauspielers und Protestsängers Dean Reed. Der Film orientiert sich an der gleichnamigen Novelle (1826) von Joseph von Eichendorff. Ein junger Mann, arm, aber den Kopf voller Lieder, die Violine im Arm, streift durch die Lande: Farbenprächtige Naturaufnahmen beschwören die Atmosphäre der deutschen Romantik. Als Gärtnerbursche auf einem Schloss verliebt sich der „Taugenichts“ unglücklich in eine der Schlossdamen. Die Arbeit als Zolleintreiber deprimiert ihn und seine Lieder verstummen. In Italien schließt er sich der Räuberbande von Rinaldo Rinaldini an. Nach einer weiteren unglücklichen Liebe wird am Ende doch alles gut und er kann die Schönste in seine Arme schließen.
Die Werbung des Progreß-Filmverleihs zielte auf ein jugendliches Publikum und dessen Bedürfnis nach Romantik und Abenteuer. Auch die von Dean Reed interpretierte „modern gestaltete Musik“ sollte die Jugend ins Kino locken. Die mit starkem Akzent gesungenen Lieder „unterfordern den amerikanischen Sänger und seine Fähigkeiten“, notierte Hans-Dieter Tok in der Wochenpost (1.6.1973). In den Sprechpassagen wird Reed von Peter Reusse synchronisiert. Der Eulenspiegel (3.6.1973) kritisierte: „Diese Mixtur aus Romantik und Oktoberklub zündete an keiner Stelle.“ Die BZ am Abend (16.5.1973) empfahl den Film „für Natur- und Dean-Reed-Freunde.“
am 19.9.2008 um 19.00 Uhr
S WIE SONDERPROGRAMM
Der rote Elvis
D 2007, R: Leopold Grün, K: Thomas Janze, 94’
Wegen seines politischen Engagements erhält der amerikanische Sänger und Filmschauspieler Dean Reed (1938-1986) den Spitznamen „Roter Elvis“. Sein Kampf für eine gerechtere Welt, gegen den Vietnam-Krieg und für die Allende-Regierung in Chile machen ihn zu einem „gefeierten Star des Sozialismus“. 1971 lernt er auf der Leipziger Dokumentarfilmwoche seine spätere Frau Wiebke kennen und zieht 1972 in die DDR. Auskunft über Dean Reed geben unter anderem die Schriftstellerin Maria Isabel Allende Bussi; die DEFA-Künstler Celino Bleiweiß, Günter Reisch und Armin Mueller-Stahl; Egon Krenz, der als Sekretär des Zentralrates der FDJ Reeds Karriere in der DDR beförderte; und die mit Reed befreundete Fernsehmoderatorin Maria Moese. – „Dean Reed hatte alles, was ein Held braucht: er sah gut aus, machte Musik, war Schauspieler und konnte gut reiten. Er kehrte seiner US-amerikanischen Heimat den Rücken, kritisierte deren Politik, lebte und arbeitete in Chile, der Sowjetunion, Italien und schließlich in der DDR. Doch der rote Elvis legte im Lauf seine Lebens Seiten bloß, die nicht zu jenem Bild eines Helden passen. Dieser Film zeigt die Visionen einer Utopie gesellschaftlichen Lebens, aber auch die Widersprüche zwischen äußerer Haltung und privatem Handeln.“ (Leopold Grün)
Im Anschluss an die Filmvorführung findet eine Podiums- und Publikumsdiskussion statt, an der unter anderem Leopold Grün und Celino Bleiweiß teilnehmen. Die Veranstaltung moderiert der Filmjournalist und Filmhistoriker Ralf Schenk.
am 20.9.2008 um 20.00 Uhr
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