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          DIE TAGEBUCHFILME
VON DAVID PERLOV

 

DIE TAGEBUCHFILME VON DAVID PERLOV

DIE TAGEBUCHFILME VON DAVID PERLOV
Yoman
Diary

IL 1973-1983, R: David Perlov, 6 Teile, jeweils 55’   Beta SP, engl. und hebr. OF mit engl. UT
Kapitel 1: 1973-1977
Kapitel 2: 1978-1980
Kapitel 3: 1981-1982
Kapitel 4: 1982-1983
Kapitel 5: 1983
Kapitel 6: 1983

Von nun an werde ich stets entscheiden müssen, ob ich die Suppe filmen oder essen will.“, heißt es zu Beginn des Yoman im Voice-over-Kommentar des Regisseurs. Zehn lange Jahre sollte das so bleiben. Dass am Ende ein Film stehen würde, mit dem David Perlovs Name verbunden ist wie mit keinem anderen, war für Israels wichtigsten und zugleich ungewöhnlichsten Dokumentarfilmer kaum absehbar.
Die ersten Bilder des Yoman wirken sehr privat. Vorsichtig tastet sich die neue 16mm-Kamera durch die Wohnung, erfasst Perlovs Töchter, seine Frau, Freunde, Besucher – Menschen, denen seine Liebe gilt, Menschen, denen er nahe ist und denen er die stete Beobachtung zumutet wie sich selbst. Zögernd wagt die Kamera den Blick nach draußen: zu der großen Straßenkreuzung unter dem Fenster wird sie – wie um sich immer wieder neu zu justieren – oft zurückkehren. Bis die Kamera das Haus verlässt, soll es lange dauern. Am wohlsten scheint sie sich dann zu fühlen, wenn sie mit Perlov auf Reisen geht: nach Paris, wo er eine Zeit lang studiert hat und wohin es nun auch seine Töchter zieht, nach Brasilien, wo er aufgewachsen ist. Die spielerische Leichtigkeit, mit der sie ein Ballett von Schuhen in Szene setzen kann, die Freiheit und Souveränität, die sie nach zehn Jahren und Hunderten Filmminuten haben wird, traut man ihr am Anfang unmöglich zu.
Perlovs filmisches Tagebuch ist aus der Not heraus entstanden. Der Regisseur, 1958 als junger Mann nach Israel gekommen, fühlt sich in der dortigen, bescheidenen Filmindustrie nicht heimisch. Kommerzielle Spielfilme interessieren ihn ebenso wenig wie die gängigen Dokumentationen – durchweg Auftragsarbeiten und eher verfilmte Ideologie als dokumentarisches Kino. So beginnt er im Alleingang und ganz privat seine Suche nach einer filmischen Ausdrucksform jenseits der existierenden Strukturen. Aber Perlov unternimmt diese Suche in einer Zeit, in der das kollektive Selbstverständnis Israels schwer erschüttert wird: erschüttert vom Yom-Kippur-Krieg, bei dem die Existenz des Staates in Frage steht, erschüttert vom ersten Wahlsieg der Konservativen seit der Staatsgründung, nach jahrzehntelanger Dominanz der Linken, schließlich vom Beginn der umstrittenen Libanon-Offensive. All das spielt im Yoman unvermeidlich eine – jedoch ganz subtile – Rolle. Es bricht sich leise Bahn über Gespräche, dringt ein durch den Fernseher, das Fenster zur Welt, und endlich, als die Friedensdemonstranten direkt an Perlovs Haus vorbeiziehen, kann die Kamera nirgendwo anders als mitten im Geschehen sein.

Die Mischung aus politischen, künstlerischen und privaten Reflektionen, aus an Home Movies erinnernden Familienaufnahmen, Reisetagebuch und Fernsehbildern, begleitet von Perlovs tiefer, hypnotisierender Stimme mit dem deutlichen portugiesischen Akzent, wurde zu einem der interessantesten Dokumente eines krisenhaften Jahrzehnts. Und wie nebenbei erwächst aus dem ruhigen Fluss der Bilder zugleich das poetische Porträt einer Generation von Immigranten, die, obgleich in Israel und nirgendwo sonst zu Hause, doch nie ganz angekommen sind in ihrer neuen Heimat. (rd)

Am 25., 26. und 27.11. jeweils in Anwesenheit von Yael Perlov
Mit freundlicher Unterstützung der Botschaft des Staates Israel. Dank an Ralf Dittrich.

am 25.11.2010 um 20.00 Uhr: Kapitel I & II
am 26.11.2010 um 18.30 Uhr: Kapitel III & IV
am 27.11.2010 um 18.30 Uhr: Kapitel V & VI
am 28.11.2010 ab 11.00 Uhr: Kapitel I-VI



 

 

 
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