UEBER MUT
Mit zehn Beiträgen startet UEBER MUT, das 4. Filmfestival der Aktion Mensch, am 4. November im Zeughauskino und wird dann ein Jahr lang durch 100 deutsche Städte touren. Das Thema: die Bereitschaft, Bestehendes nicht einfach hinzunehmen, sondern auch zu verändern. Dies setzt eine kritische Prüfung gesellschaftlicher Verhältnisse voraus. Im Mittelpunkt stehen Menschen, die sich für ihren Traum einsetzen, etwa für würdige Lebensbedingungen von obdachlosen Menschen in Frankreich, gegen den Missbrauch und die Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen in Südafrika oder für die rückhaltlose Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in der Bundesrepublik.
UEBER MUT wird konsequent barrierefrei umgesetzt: Die Filme sind mit Untertiteln für gehörlose und mit Audiodeskription für sehbehinderte Menschen ausgestattet. Das Festival orientiert sich damit am Prinzip der Inklusion, was bedeutet: Die Gesellschaft hat die Aufgabe, sich so zu organisieren, dass jeder Mensch von Geburt an daran teilhaben kann. Und um dieses Ziel zu verwirklichen, braucht eine ganze Gesellschaft Mut.
UEBER MUT
Fritz Bauer – Tod auf Raten
D 2010, R/B: Ilona Ziok, K: Jacek Blawut, 97' Digitale Kopie, Audiodeskription, UT für Gehörlose
„Nichts gehört der Vergangenheit an. Alles ist Gegenwart und kann wieder Zukunft werden“. Dieses Zitat spiegelt am besten wider, was den Juristen Fritz Bauer in den 1950er und 1960er Jahren bei der juristischen Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in Deutschland antreibt. Für ihn spielte die Justiz eine entscheidende Rolle beim Wiederaufbau der Demokratie. Als Staatsanwalt rehabilitierte er die Attentäter vom 20. Juli 1944 und initiierte die Frankfurter Auschwitzprozesse. In der Bundesrepublik löste Bauer damit erstmals eine breite öffentliche Diskussion über den Holocaust aus. Die Dokumentation führt in eine Zeit, in der vor allem die ältere Generation in Deutschland die NS-Vergangenheit verdrängte. 1968 starb Fritz Bauer. Sein überraschender Tod ist bis heute ungeklärt.
Am 4.11. mit einem Grußwort von Martin Georgi (Aktion Mensch)
Berliner Festivalpartner sind Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und die Humanistische Union.
Im Anschluss an die Filmvorführungen findet ein Publikumsgespräch statt. Ilona Ziok wird anwesend sein.
am 4.11.2010 um 20.00 Uhr
am 6.11.2010 um 18.30 Uhr
UEBER MUT
Monica und David Monica and David
USA 2009, R: Alexandra Codina, K: David Fenster, Juan Carlos Zaldivar, Abel Klainbaum, 68' Digitale Kopie, DF (dt. Voiceover bei engl. Originalsprache), Audiodeskription, UT für Gehörlose
Monica und David heiraten. Die Zeremonie ist romantisch, wie aus einem Hochzeitsmagazin. Dass die junge Frau und ihr Freund sich das Jawort geben, ist außergewöhnlich: Beide haben das Down-Syndrom, und Menschen mit dieser Behinderung heiraten selten. Die Cousine der Braut, Alexandra Codina, hat einen Film über das erste Ehejahr der beiden gedreht. Sie begleitet das Paar bei der Jobsuche und beim Umzug, dokumentiert Monicas Ordnungsfimmel und Davids Eifersucht auf ihren Ex. Ein intimes, unverkrampftes Porträt zweier Menschen, die ihr eigenes Leben gestalten – auch wenn sie immer auf fremde Hilfe angewiesen sein werden.
Berliner Festivalpartner sind Lebenshilfe e.V. und Spastikerhilfe Berlin e.V..
Im Anschluss an die Filmvorführungen findet ein Publikumsgespräch statt.
am 5.11.2010 um 21.00 Uhr
am 7.11.2010 um 18.30 Uhr
UEBER MUT
Rainbow Warriors The Rainbow Warriors of Waiheke
NL 2009, R: Suzanne Raes, K: Wiro Felix, 89' Digitale Kopie, OmU, Audiodeskription, UT für Gehörlose
Die „Rainbow Warrior“ nimmt 1978 Kurs auf Island. Es ist die erste von vielen Missionen, auf denen die junge Crew ihr Leben riskieren wird. Bis Mitte der Achtzigerjahre ist das legendäre Schiff von Greenpeace im Einsatz. Die Mannschaft durchkreuzt die Schussbahn von Walfängern, legt sich mit Atommüll-Frachtern an und demonstriert am Mururoa-Atoll gegen Nukleartests. Für ihre Verwegenheit werden die Aktivisten gefeiert wie Rockstars. Und heute? In der Dokumentation blicken die Öko-Idole zurück, stolz und selbstkritisch. Das tragische Ende der „Rainbow Warrior“ lässt sie noch immer nicht los.
Berliner Festivalpartner sind Greenpeace, X-tausendmal quer, Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V..
Im Anschluss an die Filmvorführungen findet ein Publikumsgespräch statt.
am 6.11.2010 um 21.30 Uhr
am 13.11.2010 um 18.00 Uhr
UEBER MUT
Eine flexible Frau
D 2010, R/B: Tatjana Turanskyj, K: Jenny Barth, 85' Digitale Kopie, Audiodeskription, UT für Gehörlose
Auf die Erfolgsspur hat die Architektin Greta (Mira Partecke) nie so recht gefunden. Zu profan und profitorientiert sind für sie die Projekte, die in Berlin realisiert werden. Jetzt, mit 40, verliert die alleinstehende Mutter ihre Arbeit. Die Stellensuche entwickelt sich zu einem Trip durch die neue Leistungsgesellschaft. Beim Jobben im Callcenter, beim Business-Coach, auf Partys ihrer Freunde erfährt die Außenseiterin, wie die Gewinner dieser Arbeitswelt jeden Zweifel wegargumentieren. Selbst die Emanzipation scheint nur Mittel zum Zweck: Flexible Frauen werden gelobt und gleichzeitig ausgenutzt – als billige Arbeitskräfte und dazuverdienende Ehefrauen. In einem Wechsel von Handlung und philosophischer Betrachtung erzählt dieser Spielfilm vom Scheitern einer unangepassten Frau.
Berliner Festivalpartner sind der Paritätische Wohlfahrtsverband und das Netzwerk Grundeinkommen.
Im Anschluss an die Filmvorführungen findet ein Publikumsgespräch statt. Tatjana Turanskyj wird anwesend sein.
am 7.11.2010 um 21.30 Uhr
UEBER MUT
Die Zeit ihres Lebens The Time of Their Lives
GB 2008, R: Jocelyn Cammack, K: Michael O'Halloran, 70' Digitale Kopie, DF (dt. Voiceover bei engl. Originalsprache), Audiodeskription, UT für Gehörlose
Wenn britische Intellektuelle im Altersheim leben, tun sie das mit Stil. In der Residenz Mary Feilding Guild im Norden Londons erscheint man zum Essen in Kostüm und Anzug. Das Seniorenheim ist bekannt dafür, alte Menschen körperlich und geistig besonders zu fördern. Hier leben auch Alison, Hetty und Rose, zusammen 290 Jahre alt. Die eine ist Autorin, die andere Journalistin, die dritte Friedensaktivistin. Die drei verbindet eine selbstironische Art und die Freude daran, ihre Erfahrungen weiterzugeben. In einer Lebensphase, die in unserer Gesellschaft als unproduktiv gilt, mischen sie sich ein in öffentliche Debatten – mit Zeitungsartikeln und bei Demonstrationen. Ein respektvoller Blick auf das hohe Alter, wie es sich jeder wünschen würde.
Berliner Festivalpartner sind Zeitzeugenbörse e.V. und "Treffpunkt Erfahrung".
Im Anschluss an die Filmvorführungen findet ein Publikumsgespräch statt.
am 8.11.2010 um 20.00 Uhr
UEBER MUT
Teenage Response
D 2009, R: Eleni Ampelakiotou, K: Siri Klug, 160' Digitale Kopie, Audiodeskription, UT für Gehörlose
„Alles in Plastik gepackt, alles abwaschbar“, so sieht Anton das kontrollierte Leben der Erwachsenen. Er ist einer von 13 Berliner Jugendlichen, die der Kritik an ihrer Generation ihre eigenen Geschichten und Gedanken entgegensetzen. In Teenage Response zeichnet die Regisseurin Eleni Ampelakiotou unverfälschte Porträts von Heranwachsenden. Sanft, angriffslustig, ernst und poetisch schildern die Jugendlichen ihre Erlebnisse in der Familie, unter Freunden, in der Schule und in der Liebe. Fakten wie Alter, Abschluss oder Ausbildung interessieren nicht, es geht um das Innere der jungen Menschen. Der Film durchwebt ihre Erzählungen mit eindringlicher Musik, Licht- und Rauminstallationen, die ihre starken Charaktere widerspiegeln.
Berliner Festivalpartner sind Deutsches Jugendrotkreuz und AWO Bundesverband e.V..
Im Anschluss an die Filmvorführungen findet ein Publikumsgespräch statt. Eleni Ampelakiotou wird anwesend sein.
am 9.11.2010 um 19.00 Uhr
UEBER MUT
Die Kinder von Don Quijote Les Enfants de Don Quichotte
F 2008, R: Ronan Dénécé, Augustin Legrand, Jean-Baptiste Legrand, 75' Digitale Kopie, OmU, Audiodeskription, UT für Gehörlose
Für die Kandidaten um die französische Präsidentschaft ist es ein unbequemes Szenario: Im Herbst 2006 schlagen zahlreiche Obdachlose im Zentrum von Paris ihre Zelte auf. Eine Demonstration, initiiert von zwei engagierten Bürgern, den Brüdern Augustin und Jean-Baptiste Legrand. Selbst nicht wohnsitzlos, fordern sie Solidarität mit den rund 100.000 Menschen, die in Frankreich auf der Straße leben. Über das Internet rufen die Legrands die Pariser auf, einige Nächte bei den Obdachlosen zu verbringen. Die Aktion der Gruppe, die sich "Kinder von Don Quijote" nennt, hat ein konkretes Ziel. Der Staat soll jedem Bürger dauerhaften Wohnraum zusichern. Unter dem öffentlichen Druck verspricht der Kandidat Nicolas Sarkozy Tausende neuer Wohnprojekte. Die Geschichte ist ein Beispiel dafür, was Wahlversprechen sein können.
Berliner Festivalpartner ist der Deutsche Caritasverband, die Zentrale Beratungsstelle für Menschen in Wohnungsnot und mob e.V. / strassen|feger. Im Anschluss an die Filmvorführungen findet ein Publikumsgespräch statt.
am 10.11.2010 um 20.00 Uhr am 12.11.2010 um 18.00 Uhr
UEBER MUT
Antoine
CND 2008, R/B/K: Laura Bari, 82' Digitale Kopie, DF (dt. Voiceover bei franz. Originalsprache), Audiodeskription, UT für Gehörlose
Antoine malt, übt Korbwürfe und fährt Schlittschuh. Ob eine Bewegung sitzt, muss der Sechsjährige fühlen oder hören. Er ist von Geburt an blind, aber er besucht eine normale Schule, wo ihn Lehrer und Mitschüler unterstützen. Auch die Regisseurin Laura Bari fordert Antoine heraus. Sie macht ihn zum Co-Autor ihres Films. Gemeinsam treiben sie die Idee auf die Spitze, dass ein blinder Junge das Gleiche tun kann wie ein Sehender. Privatdetektiv Antoine braust mit dem Auto über die Landstraße, auf der Suche nach der mysteriösen Madame Rouski, die sich beim Duschen in tausend Tropfen aufgelöst hat. Die Botschaft des verspielten Abenteuers: Was die Sinne nicht wahrnehmen, ersetzt die Fantasie.
Berliner Festivalpartner sind UNICEF und das Blindenhilfswerk e.V..
Im Anschluss an die Filmvorführungen findet ein Publikumsgespräch statt.
am 11.11.2010 um 20.00 Uhr am 14.11.2010 um 21.00 Uhr
UEBER MUT
Rough Aunties
GB/RSA 2008, R/K: Kim Longinotto, 103' Digitale Kopie, OmU, Audiodeskription, UT für Gehörlose
Wenn Kinder Opfer von Missbrauch werden, verstummen sie oft aus Scham und Angst. Diese Mädchen und Jungen zum Reden zu bringen, ist Ziel der Hilfsorganisation Bobbi Bear im südafrikanischen Durban. Ihre Mitarbeiterinnen betreuen missbrauchte Kinder und setzen sich dafür ein, dass die Schuldigen vor Gericht kommen. Gegner der engagierten Frauen sind nicht nur korrupte Beamte, die Täter wieder laufen lassen. Auch die patriarchalische Zulu-Kultur ist oft ein Hindernis: Probleme werden totgeschwiegen, Sexualität ist Tabu. Mit Wut und Herzlichkeit appellieren die "Tanten" von Bobbi Bear vor allem an die Frauen, für die Rechte ihrer Kinder einzustehen.
Berliner Festivalpartner ist Wildwasser, Afrika Haus Berlin / Farafina und das Deutsch Afrikanische Frauennetzwerk DAFNEP.
Im Anschluss an die Filmvorführungen findet ein Publikumsgespräch statt.
am 12.11.2010 um 21.00 Uhr
UEBER MUT
Budrus
USA 2010, R/B: Julia Bacha, 97' Digitale Kopie, OmU, Audiodeskription, UT für Gehörlose
Gewaltfreier Widerstand in Palästina – in den Nachrichten über den Nahost-Konflikt geht dieser Teil der Geschichte meist unter. "Wir haben keine Zeit für Krieg, wir wollen unsere Kinder großziehen", sagt der Palästinenser Ayed Morrar, Anführer eines friedlichen Protests. Als Israels Regierung 2003 einen Schutzwall zum Westjordanland errichtet, soll dieser auch auf palästinensischem Boden gebaut werden. Dadurch würden einige Dörfer große Teile ihrer Felder verlieren. Die Bewohner von Budrus begehren auf. 55 Mal werden sich Männer und Frauen aus dem Dorf unbewaffnet der israelischen Grenzpolizei entgegenstellen. Politisch ausgewogen verfolgt der Film Budrus das Geschehen, zeigt die Wut der Demonstranten ebenso wie das Dilemma der israelischen Soldaten.
Berliner Festivalpartner ist medico international.
Im Anschluss an die Filmvorführungen findet ein Publikumsgespräch statt. Einat Podjamy (Aktivistin aus Budrus) wird anwesend sein.
am 13.11.2010 um 20.00 Uhr am 14.11.2010 um 18.00 Uhr
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