Kino im Zeughaus

 

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WERKSCHAU ANDRES VEIEL


 

WERKSCHAU ANDRES VEIEL

Der Berliner Film- und Theaterregisseur Andres Veiel zählt mittlerweile zu den profiliertesten Vertretern einer politisch engagierten Kunst. Dabei geht sein Interesse für Tiefenbohrungen in der Gegenwart und jüngsten Vergangenheit mit ästhetischen Grenzgängen einher. Oft die etablierten Verfahrensweisen missachtend, schrecken Veiels Dokumentarfilme vor inszenatorischen Momenten ebenso wenig zurück, wie sich dessen Theaterinszenierungen filmischer Mittel bedienen. Das Zeughauskino widmet Veiels Filmen eine kleine Werkschau.  In deren Zentrum bietet sich die besondere Gelegenheit eines Medienvergleichs, denn in Zusammenarbeit mit dem Maxim Gorki Theater wird am 28. Januar Veiels letzte Produktion Der Kick sowohl als Film wie auch als Theaterinszenierung zu erleben sein. Und im Anschluss stehen Ihnen Filmemacher, Schauspieler und Fachwissenschaftler Rede und Antwort!

 

WERKSCHAU ANDRES VEIEL
Balagan
D/F 1993, R: Andres Veiel, 96’

Balagan – dieses hebräische Wort umschreibt das Chaos in Kopf und Bauch. Veiels  Balagan ist ein Dokumentarfilm über und mit der Schauspieltruppe „Akko“, deren jüdische und palästinensische Mitglieder ein solches Chaos erleben. Gemeinsam führen sie das provokative Theaterstück „Arbeit macht frei“ auf und lösen heftige Kontroversen aus. Balagan verbindet Ausschnitte aus der Theaterinszenierung mit Interviews mit den Schauspielern, und es entsteht ein faszinierendes filmisches Gewebe, in dem sowohl die Hintergründe des Palästina-Konflikts zum Tragen kommen als auch ein intensives Portrait der zweiten Generation der Holocaust-Opfer sichtbar wird.
Balagan wurde 1993 als der „aufregendste Film“ des Internationalen Leipziger Dokumentarfilm-Festivals gefeiert und dort mit zwei Preisen ausgezeichnet. Auf der Berlinale erhielt Balagan den Friedensfilmpreis, zu dessen Verleihung Walter Jens eine Laudatio hielt: „Das ist das Großartige an dem Film, dass er keine Tabus scheut und deshalb allen Fundamentalisten – welcher Art auch immer – Paroli bietet.“ (www.neuevisionen.de)

am 23.01.2007 um 20.00 Uhr, am 30.01.2007 um 20.00 Uhr

 

 

 

WERKSCHAU ANDRES VEIEL
Black Box BRD
D 2001, R: Andres Veiel, 102’

Zwei unterschiedliche, geradezu entgegengesetzte Biografien führt Black Box BRD parallel. Der eine, Alfred Herrhausen, ist in den 80er Jahren Top-Manager der Deutschen Bank. Der Spiegel bezeichnet ihn als „Der Herr des Geldes“. Herrhausen fällt 1989 einem Attentat zum Opfer. Der andere, Wolfgang Grams, rebelliert gegen Elternhaus und Konsumismus. Er schließt sich der Roten Armee Fraktion an, lebt seit Mitte der 80er Jahre im Untergrund und stirbt 1993 bei einem Schusswechsel mit der Polizei. Black Box BRD verbindet die Erinnerungen von Verwandten, Freunden und Kollegen und entwirft mit den Lebensläufen der beiden ungleichen Männer das Bild einer Bundesrepublik, die im Innersten polarisiert und zerrissen ist.
Andres Veiel äußert sich in einem Gespräch mit Annette Schäfer über den Filmtitel: „Der Ausdruck Black Box hat für mich mehrere Bedeutungsebenen. Das ist im wörtlichen Sinn der schwarze Kasten, in den kein Licht kommt und die Geschehnisse aufhellen kann. Zum Beispiel bei Wolfgang Grams: Was ist wirklich in Bad Kleinen passiert? Wie ist er zu Tode gekommen? Wer weiß, vielleicht beichtet ja eines Tages ein GSG 9-Beamter auf dem Sterbebett. Black Box ist aber auch der schwarze Kasten im Sinn der Projektionsbox, in den wir alles hinein projizieren können, was wir kennen und glauben. Den Tod von Alfred Herrhausen könnte man z.B. deuten, indem man sich vorstellt, die RAF war von Geheimdiensten unterwandert.“ (www.black-box-brd.de)   

am 24.01.2007 um 20.00 Uhr, am 31.01.2007 um 20.00 Uhr

 

 

 

WERKSCHAU ANDRES VEIEL
Der Kick
D 2006, R: Andres Veiel, 82’

Während einer Sommernacht des Jahres 2002 misshandeln die Brüder Marco und Marcel Schönfeld und ihr Bekannter Sebastian Fink den 16jährigen Marinus Schöberl, den sie aus Potzlow, einem Dorf nördlich von Berlin, kennen. Die Täter schlagen über Stunden hinweg immer wieder auf ihr Opfer ein. Schließlich muss Marinus Schöberl auf die Kante eines Schweinetrogs beißen. Durch einen Sprung auf den Hinterkopf wird er getötet.
Andres Veiel hat den „Mordfall Potzlow“, ein Verbrechen und seine Rekonstruktion, zuerst für das Theater, danach filmisch bearbeitet. Die besondere Gelegenheit zu einem Vergleich der unterschiedlichen Darstellungs- und Rezeptionsweisen bietet das Kick-Projekt, an dem sich das Maxim Gorki Theater und das Zeughauskino beteiligen. Zum Auftakt der Kooperation läuft am Nachmittag der Film, nach einer halbstündigen Pause ist die Inszenierung am Maxim Gorki Theater zu erleben. Im Anschluss findet das KICK COLLOQUIUM statt. Es diskutieren der Regisseur Andres Veiel, die Autorin Gesine Schmidt, die beiden Schauspieler Susanne-Marie Wrage und Markus Lerch sowie die Film- und Fernsehwissenschaftlerin Judith Keilbach und die Theaterwissenschaftlerin Christel Weiler. Die Moderation hat Jörg Frieß, Leiter der Kinemathek im Deutschen Historischen Museum.

am 28.01.2007

Filmvorführung im Zeughauskino um 16.00 Uhr
Theatervorstellung im Maxim Gorki Theater um 18.00 Uhr
KICK COLLOQUIUM im Maxim Gorki Theater um 20.00 Uhr

 

 

 

 

 
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