Der Wettbewerb zum Erweiterungsbau des Reichstags und die Neugestaltung des Platzes der Republik 1929

nicht mit einem ersten Preis ausgezeichnet", wie Erwin Gutkind in der "Baugilde" bedauert. "Dieser Entwurf", so Gutkind weiter, "dürfte als einziger von allen das mitreißende Gefühl für die architektonischen Notwendigkeiten haben...". Auch Werner Hegemann erscheint Poelzigs Entwurf "als der überzeugendste". Martin Wagner schließlich erklärte in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift "Das Neue Berlin", der Entwurf von Poelzig sei "der einzige, der für die Gestaltung des Platzes den richtigen ideelichen Maßstab angelegt hat und den deutschen Bürgern zeigt, daß sie in einem Reich leben und eine Reichsregierung...haben". (Hervorhebungen von Martin Wagner). Daß Poelzigs Entwurf, ebenso wie die Entwürfe Härings von 1927, den Abriß eines ganzen Stadtviertels vorsehen, merken nur Erwin Gutkind und Gustav Lampmann, der Poelzigs Entwurf ebenso wie alle anderen Entwürfe ablehnt, an.

Poelzigs Entwurf, in dem neun Hochhäuser und das Erweiterungsgebäude des Reichstags in radialer Anordnung den Bogen der Spree aufnehmen, hat große Ähnlichkeit mit dem Entwurf, mit dem er 1928 den Wettbewerb für das Verwaltungsgebäude der IG-Farben in Frankfurt am Main gewonnen hatte. Als 1946, noch vor der Teilung Berlins, die Frage diskutiert wurde, ob Berlin wieder Hauptstadt werden solle, traten die "Frankfurter Hefte" gegen Berlin und für Frankfurt ein, das mit dem Paulskirchenparlament auf eine demokratische Tradition verweisen konnte; man könnte doch "das Bundesparlament in der wiedererrichteten Paulskirche" unterbringen, "die Bundesregierung, wenn möglich, ins IG-Farben-Gebäude".




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