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Ausstellung: Teil 4 von 10
Schrebergärtner am Reichstag
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Warm gekleidet für den nächsten Winter
 
Eine Großfamilie wohnt und lebt auf engstem Raum
 
Familienleben auf kleinem Raum
 
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"Von der Welt isoliert, dumm gehalten und mit Vorurteilen beladen, waren wir als williges Kanonenfutter aufgewachsen; aber fanatische Nazis waren wir wider Erwarten nicht geworden . ....... ".

 

Trotz aller Ausschaltung von Alternativen und rücksichtslosem Einsatz der nationalsozialistischen Verfügungsgewalt über Kinder und Jugendliche gelang es nicht, eine "Generation im Gleichschritt" heranzuziehen. Die aus der "HitlerJugend" bekannt gewordenen Beispiele gelungener Fanatisierung - Denunziation von Familienangehörigen oder eine todessüchtige Einlösung der Treueverpflichtung gegenüber dem "Führer" können nicht die Tatsache verdecken, daß es viel mißmutiges Mitmachen, pfiffige oder auch aufsässige Verweigerung und teilweise sogar organisierte Opposition unter den Jugendlichen gegeben hat. Dabei waren verständlicherweise das Desinteresse am "stumpfsinnigen Dienst" und ein bockiges "Widerstreben, im allgemeinen Trott mitzulaufen", die verbreitetsten Formen der Distanzierung.

Der Trend, im schwer zu kontrollierenden Abseits nach eigenen Wegen zu suchen, verstärkte sich seit 1941, als die Kriegsbelastungen innerhalb des Reichs deutlicher spürbar wurden und die NS-Propaganda sich mit ihren Siegesmeldungen immer schwerer tat. Besonders in den Städten wurden nun die Auswirkungen des Luftkrieges, die zunehmenden Versorgungsmängel, die häufigen Ausnahmeregelungen in Schulen und Ausbildungsstätten und die wachsende Beanspruchung durch Dienstverpflichtungen von immer mehr Jugendlichen als lästige Beeinträchtigung wahrgenommen - aber auch als Herausforderung, sich in Eigeninitiative Gegenmilieus zu schaffen, in denen man auf ideologische Konformität und zuweilen auch auf Legalität keinen besonderen Wert legte.

Interne Analysen stellten als Ursachen sicher zutreffend fest, daß die "häusliche Zucht" nachlasse, "da viele Väter und erwachsene Erzieher an der Front stehen und viele Frauen wieder berufstätig sind. Das steigerte das "Selbstgefühl" der Jugendlichen und entfremdete sie in eben dem Maße der Gemeinschaftserziehung der HitlerJugend." Man ergriff Gegenmaßnahmen, etwa den Erlaß einer "Polizeiverordnung zum Schutze der Jugend" vom 9. 3. 1940, die Einführung von "Jugendarrest" und verschärfte Vorschriften zur Aufrechterhaltung der Arbeitsdisziplin. Aber man konnte nicht verhindern, daß die Cliquenbildung unter den Jugendlichen anhielt und diese sich teilweise in "wilden" Gruppen "Swing-Jugend", "Edelweißpiraten" u. a.) formierten. Dort gingen Mädchen und Jungen gemeinsam auf unerlaubte Fahrt, sangen aufmüpfige Lieder oder hörten die verpönte "Negermusik" und ließen sich gelegentlich auch auf eine Schlägerei mit dem "Streifendienst" der HJ ein.

Wenn man zu jener vorwiegend von Nonkonformismus und Dienstverweigerung geprägten Jugendoppositon noch solche Jugendliche hinzurechnet, die aufgrund ihrer Elternhäuser oder anderer politischer und religiöser Beeinflussungen in subversiver Gegnerschaft zum NS-Regime standen, und wenn man zudem, weil die Reichshauptstadt seit 1940 immer mehr zum Ziel alliierter Luftangriffe wurde, die wachsende Strapazierung der Großstadtbevölkerung veranschlagt, so kann man sich eine nicht ganz unerhebliche Menge von Unzufriedenen zusammenaddieren. Allerdings waren deren Verhaltensweisen entschieden mehr von defaitistischer Resignation als von politisch bewußtem Widerstandswillen bestimmt. Wie immer das auch genauer einzuschätzen wäre, spätestens an dieser Stelle ließe sich einwenden, jedwede Distanzierung vom Nationalsozialismus habe ebenso wenig wie jede engagierte Identifikation mit Führerprinzip und "Volksgemeinschaft" irgendetwas mit den Kindern zu tun, die auf den hier gezeigten Photographien abgebildet sind.

Gemach, gemach! - es ist sicher zutreffend, daß nahezu alles, was hier bisher aufgeführt wurde, nur die älteren Geschwister der seit 1930 geborenen Kinder betreffen konnte. Aber zum einen sollte niemand verkennen, daß ältere Geschwister immer schon eine durchaus einflußreiche Sozialisationsinstanz waren, zum anderen zeigt sich an den Erfahrungen, die gewissermaßen im Vorgang - ältere Schwestern und Brüder sowie in deren Probleme verstrickte Eltern mit dem NS-Regime machten, daß die Indoktrinationsmechanismen und Anpassungszwänge, denen dann auch die nachwachsenden Geschwister ausgesetzt wurden, nicht mehr ganz reibungslos und widerspruchsfrei funktionierten. Nicht, daß nun allerorten in der Stadt - am Abendbrottisch, im Luftschutzkeller, auf dem Schulhof - darüber geredet und getuschelt wurde, wie man unangemessene oder gar unsinnige Forderungen und Gebote des NS-Regimes am besten umgehen könnte. So viel trauten sich gewiß nur die wenigsten. Aber es muß doch eine sich verschlechternde Stimmung, einen zuweilen spürbaren Ärger und Mißmut gegeben haben, der sich sehr wahrscheinlich auch jüngeren Kindern mitteilte.

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