8. Kornjudenmedaille, 1694

7. 9.

Medailleur:
[Christian Wermuth (1661-1739)]
3,8 cm; Blei (jüngerer Nachguß)
Inv.-Nr.: N 93/169

Literatur: Wohlfahrt 95035; Kirschner Nr. 18, auch: S. 51-64


Silberne und kupferne Spottmedaillen nehmen einen vorderen Platz in Christian Wermuths Medaillenschaffen ein. Sein Spätwerk soll sogar zu mehr als 43 Prozent aus satirischen Geprägen bestehen. Als 1693 eine große Heuschreckenplage hereingebrochen war und 1694 in Schlesien die Hungersnot ausbrach, war für die Medailleure Wermuth und Buchheim die Zielscheibe des Spottes im sogenannten Kornjuden schnell gefunden. Der neu geschaffene Medaillentyp zeigt ein Scheffelmaß, das in der Wandung die Bibel zitiert: "wer korn inhält dem fluchen die leuthe, aber segen kommt über den so es verkauft". Auf der Hauptseite ist ein Jude dargestellt, der einen Sack Getreide hinwegschleppt. Ein Teufel schlitzt den Sack auf, und das Korn rieselt unnütz zu Boden. Diese Szene bediente die Schadenfreude derjenigen Volksschichten, die in der Judenschaft sowieso den Hauptschuldigen für alle negativen Geschehnisse sahen. Große Beliebtheit, Nachgüsse in Blei und Zinn führten bei abermaligen Teuerungen zu Neuauflagen der Kornjudenmedaillen. 1923 fand sich das Wuchermotiv letztmals auf einer weit verbreiteten Medaille.


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