Silberne und kupferne Spottmedaillen nehmen einen vorderen Platz in
Christian Wermuths Medaillenschaffen ein. Sein Spätwerk soll sogar
zu mehr als 43 Prozent aus satirischen Geprägen bestehen. Als 1693
eine große Heuschreckenplage hereingebrochen war und 1694 in Schlesien
die Hungersnot ausbrach, war für die Medailleure Wermuth und Buchheim
die Zielscheibe des Spottes im sogenannten Kornjuden schnell gefunden.
Der neu geschaffene Medaillentyp zeigt ein Scheffelmaß, das in
der Wandung die Bibel zitiert: "wer korn inhält dem fluchen
die leuthe, aber segen kommt über den so es verkauft". Auf
der Hauptseite ist ein Jude dargestellt, der einen Sack Getreide hinwegschleppt.
Ein Teufel schlitzt den Sack auf, und das Korn rieselt unnütz zu
Boden. Diese Szene bediente die Schadenfreude derjenigen Volksschichten,
die in der Judenschaft sowieso den Hauptschuldigen für alle negativen
Geschehnisse sahen. Große Beliebtheit, Nachgüsse in Blei
und Zinn führten bei abermaligen Teuerungen zu Neuauflagen der
Kornjudenmedaillen. 1923 fand sich das Wuchermotiv letztmals auf einer
weit verbreiteten Medaille.