I. Zur deutschen Medaille zwischen Kunst, Historiographie und Museum |
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Beim Sammlungsaufbau des Deutschen Historischen Museums waren von Anfang an numismatische Objekte zu erwerben. Ein selbständiges Münz- und Medaillenkabinett sollte nicht entstehen, wohl aber eine reichhaltige Sammlung, die numismatische Objekte in Nexus zu anderen Ausstellungsstücken der Themen- und Vertiefungsräume setzt. Nach der Zusammenführung der eigenen Sammlungen mit denen des aufgelösten "Museums für Deutsche Geschichte" der DDR beläuft sich der verfügbare Medaillen- und Plakettenbestand auf derzeit etwa 5.000 Objekte vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Das vorliegende Heft will mit der Medaillen- und Plakettenauswahl einen Blick in das breite Sammlungsspektrum des Deutschen Historischen Museums gewähren. Nicht alle Themenbereiche sind schon gleichermaßen gut vertreten. Das ist kein Wunder, denn das "Deutsche Historische Museum, Berlin" sammelt erst seit 1987, konnte aber bereits wichtige Medaillen erwerben. Darüber hinaus sind einige Themengruppen durch den numismatischen Fundus des ehemaligen "Museums für Deutsche Geschichte" der DDR gut belegt. Hervorzuheben sind die Bereiche "Deutsche Arbeiterbewegung" und DDR-Medaillen. Diese Schwerpunkte liegen in der Konzeption der numismatischen Sammlung des "Museums für Deutsche Geschichte" begründet, die 1977 aus den zuvor verstreut zugeordneten einschlägigen Beständen gebildet wurde. Sie war Bestandteil der Gesamtkonzeption des zentralen DDR-Geschichtsmuseums, die sich ihrerseits in völliger Abhängigkeit vom offiziellen Geschichtsbild der SED-Führung befand. Dieses berücksichtigte auch eine "vormarxsche Periode", die von der Ur- und Frühgeschichte über das Mittelalter zur "Geburtsurkunde des wissenschaftlichen Kommunismus", dem Kommunistischen Manifest von 1848, reichte. Der Schwerpunkt lag jedoch in der Zeit danach, in der Geschichte der Arbeiterbewegung, und hier, als Legitimation der Herrschenden, vorzüglich bei der Geschichte der KPD.(1) Eine "Entwicklungskonzeption Bestand Numismatik"
von1983 bewertete Geschichtsmedaillen im "Museum für Deutsche
Geschichte" so: Weiterhin ist die Medaille als Propagandamittel und damit als Mittel zur Geschichtsklitterung und als Mittel zur Verherrlichung reaktionärer Herrscher und Politiker zu dokumentieren, sowie Stücke, die am konkreten Beispiel besonders dazu geeignet sind, den Feudalismus und den Kapitalismus als Ausbeutergesellschaftsordnungen zu entlarven, zu sammeln."(2) Hinter diesen Formulierungen verbarg sich eindeutig der Wunsch der numismatischen Sammlung, am "Museum für Deutsche Geschichte" eine nahezu thematisch unbeschränkte Kollektion deutscher Geschichtsmedaillen zusammenzubringen. Innerhalb der numismatischen Sammlung des Deutschen Historischen Museums bilden die Medaillen aus dem ehemaligen DDR-Museum einen wertvollen Kernbestand. Es ist vorgesehen, die Sammlung von Geschichtsmedaillen kontinuierlich zu erweitern, so daß letztlich sowohl den Ausstellungen als auch der historischen Forschung ein interessanter und vielfältiger Fundus zur Verfügung steht. |
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(1)Pfundt, Karen: Die Gründung des
Museums für Deutsche Geschichte 1952 in der DDR, Diplomarbeit FU Berlin,
Berlin 1994, S. 14 ff. (2)Wörtlich aus: Museum für Deutsche Geschichte, Entwicklungskonzeption Bestand Numismatik (Entwurf) vom 15. Juli 1983, S. 2. |
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