In der Tradition von 1808
Vom republikanischen Propagandaministerium herausgegebene Postkarten stellten häufig diese politische Situation in der grotesken Tradition der Volkskultur dar.(11) In der Darstellung Olivers (Abb. unten rechts) ruht Mussolinis linkes Bein auf Italien, seinen rechten Fuß hat er bereits auf spanisches Territorium gesetzt. Der "Duce" tritt als ebenso imperialer Machtpolitiker auf wie Napoleon. Die Beischrift läßt an der feindlichen Haltung gegenüber dem italienischen Imperator keinen Zweifel: Genauso erfolgreich wie in der Volkserhebung von 1808 wollte die Spanische Republik den fremden Usurpator außer Gefecht setzen. Deutlicher knüpft eine andere Postkarte des republikanischen Propagandaministeriums an diesen nationalen Freiheitskampf an (Abb. unten links): "Spanien wird die ausländische Invasion ebenso zertreten wie 1808". Gemeint ist wiederum das Eingreifen italienischer Truppen, die 1938 als Hauptfeind der Spanischen Republik angesehen wurden. "Für uns ist es eine Sache der Ehre, daß die Invasoren aus Spanien verschwinden", erklärt Manuel Azaña.(12) Über schemenhafte Umrisse der Iberischen Halbinsel marschiert eine geschlossene Linie von Soldaten hinweg, der italienischen Trikolore folgend. Ihre Reihung zitiert Stilformen des italienischen Futurismus und dessen Verherrlichung von Gewalt und Zerstörung.(13) Über der Szene ist der Ausschnitt eines Propagandadrucks zum Ausbruch des Unabhängigkeitskrieges am 2. Mai 1808 von Tomás López Enguídanos (1773-1814) montiert.(14)
Charakteristisch für jenen historischen Unabhängigkeitskrieg waren eine schlecht ausgerüstete Bevölkerung und die wenig organisierten Kampfhandlungen. Parallelen zu aktuellen Kämpfen sind offensichtlich. Nichteinmischungspolitik und Waffenhilfe aus den "faschistischen Bruderländern" stärkten den Kampfesmut der Republikaner gegen die militärisch überlegenen Besatzer, in der Beschwörung, die Geschichte möge sich wiederholen und dem spanischen Volk in seinem Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung zum Sieg zu verhelfen.