English Summary | Résumé en français |
Hindenburg-Ehrung
im Erdgeschoß des
Zeughauses. Das Bildnis
Hindenburgs
wurde vor einem der Schinkel-Schränke
aufgestellt. Aufnahme nach
1935.
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Hindenburg- und Ludendorff-Ehrung. Bronzebüsten von Ludwig Manzel (1858-1936), mit russischen Beutefahnen aus dem I. Weltkrieg im Obergeschoß des Zeughauses aufgestellt am 21. Mai 1939. Aufnahme 1939. |
1933, nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten, setzten militärische Aufmärsche und Gedenkfeiern im Lichthof des Zeughauses wieder verstärkt ein. Der Rückgriff auf Preußentum und dessen militärische Tradition erfolgte ungebrochen. Bereits 1932 eröffnete man eine Weltkriegsabteilung. Ihre Erweiterung 1936 mit den zahlreichen Ausstellungen, die den Ersten Weltkrieg thematisierten, zielte darauf ab, das Bild vom verlorenen Weltkrieg zu revidieren. Dem Besucher wurde eine Heerschau von Waffen unter dem Blickwinkel gezeigt, »wie das deutsche Volk sich gegen die Angriffe der ganzen Welt zur Wehr zu setzen hatte«, so der Amtliche Führer von 1941. Von Heldenmut, Frontgeist und einer Welt von Feinden war dabei die Rede.
Weltkriegsausstellung im Obergeschoß des Zeughauses, Aufnahme nach 1934. |
Seit 1935 war Deutschland zur offenen Aufrüstung übergegangen. Im Zeughaus wurde 1936 ein »Lehr- und Studienkabinett« eröffnet, in dem anhand von Modellen, alten und neuen Waffen »Kriegspielen« geübt werden konnte. Seit Januar 1935 hatte die Originaltotenmaske des Reichspräsidenten Generalfeldmarschall von Hindenburg (1847-1934) im Zentrum der Ruhmeshalle auf einem Postament aus dunklem Fichtelgebirgsmarmor, gleich einer Reliquie, Aufstellung gefunden. Der Erste Weltkrieg nahm 1941 räumlich ein Drittel der gesamten Schausammlungsfläche ein. Während des Krieges degradierte die Ausstellungstätigkeit zur bloßen Beuteschau.
Am 21. Juni 1939 ordnete Adolf Hitler die Übernahme der Heeresmuseen in Berlin, Dresden und München durch die Wehrmacht an. Sie erfolgte, durch den Ausbruch des Krieges verzögert, am 23. März 1940. Mit dem Ausbruch des Krieges hielt Hitler ab 1940 alljährlich am Heldengedenktag (16. März) vom Balkon der Freitreppe - von dem auch Wilhelm II. seine Ansprachen gehalten hatte - eine Rede, in der er deutsches Heldentum beschwor.
Beuteausstellung
vom Polen- und Frankreichfeldzug
im Lichthof, Aufnahme 1940.
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1941 wurde im Zuge der nationalsozialistischen Stadtplanung für Berlin auch ein neues monumentales Zeughaus geplant, zu dem der Architekt Wilhelm Kreis (1873-1955) erste Entwürfe fertigte. Der Plan sah einen freiliegenden Erweiterungsbau am Kupfergraben vor, dessen langgestreckter Baukörper in kurzen Querflügeln endete. Die Entwürfe wurden jedoch nicht realisiert.
Oberst Rudolf von Gersdorf plante am 21. März 1943 ein Attentat auf Hitler im Zeughaus. Bei der Eröffnung einer Ausstellung über den Krieg gegen die Sowjetunion trug er in seiner Manteltasche eine Zeitbombe, deren Laufzeit 15 Minuten betrug. Da Hitler die Ausstellung bereits nach 8 Minuten verließ und nicht, wie geplant, nach 30 Minuten, blieb das Attentat erfolglos.
Trauerfeier
für Generalfeldmarschall
W. v. Reichenau am 18.2.1942
in Anwesenheit von Hermann
Göring (links)
im Lichthof, Aufnahme 1942.
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Während einige Museen bereits mit Kriegsausbruch geschlossen wurden, war das Zeughaus als Teil der nationalsozialistischen Kriegspropaganda bis September 1944 geöffnet. Sofort nach Ausbruch des Krieges begann man mit der Auslagerung wertvoller Sammlungsobjekte. Der Flakturm am Zoo - einer der Bergungsorte - nahm die Andenken Napoleons I. aus der Schlacht von Belle-Alliance auf. Im Juni 1943 kamen die Fahnen und Standarten, darunter auch französische, nach Graudenz (Grudziadz/Polen). Daneben war Deutsch-Krone (Watcz Radun) Hauptbergungsort der Sammlungsbestände und der Zeughausbibliothek. Im Berliner Zeughaus verblieben - mit Ausnahme einiger leichter Geschütze - die Artillerieabteilung einschließlich der Modelle und Restbestände der Bibliothek.
Blick
in die zerstörte Herrscherhalle
nach einem Bombenangriff,
Aufnahme Ende 1944.
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Im August 1944 erfolgte aufgrund der Verschiebung der Ostfront eine erneute Verlagerung der Bestände. Das Bergungsgut aus Deutsch-Krone gelangte nach Freyburg an der Unstrut. Von den sieben Waggons, die im November 1944 Graudenz verließen, erreichten im Januar 1945 nur zwei ihren Bestimmungsort Golzow/Mark und Gebersdorf bei Dahme. Als das Schloß Golzow im April 1945 bei Kampfhandlungen in Flammen aufging, verbrannten die dort untergebrachten ca.1300 Fahnen zum überwiegenden Teil.
Nur einige Kisten konnten im Ort geborgen werden. Im April 1945 kam es zu einer erneuten Verlagerung der Fahnen aus Gebersdorf bei Dahme nach Weidmannsheil in Thüringen. Im März 1945 erfolgte die Auslagerung von Geschützmodellen und Beständen der Bibliothek nach Schönebeck an der Elbe. Zur gleichen Zeit wurden Teile aus dem Flakturm Zoo im Rahmen einer allgemeinen Aktion der Staatlichen Museen nach Merkers (in der Rhön) gebracht. Nach Beendigung der Kampfhandlungen gelangten diese Objekte nach Wiesbaden. Verluste und Zerstreuung waren die Folge, damit teilte die Zeughaussammlung das Schicksal vieler Berliner Sammlungen während und nach dem Zweiten Weltkrieg.
1944/45 beschädigten Bomben- und Granateinschläge das Zeughaus schwer, besonders den West- und Ostflügel. Die Fassaden waren mehrfach durch Einschüsse aufgebrochen und die Gewölbe im Innern stark erschüttert. Das Dachgeschoß brannte völlig aus. Das Feuer zerstörte zu einem großen Teil die Skulpturen der Balustrade. Damit hatten die Folgen des Krieges auch das Ruhmesdenkmal der Kriege nicht verschont.
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