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„Trari, trara, die Post ist da!“ Bis vor etwa 100 Jahren signalisierte das Horn des Postillions den sicheren Eingang neuer Nachrichtensendungen. Die Länder-Postverwaltungen schrieben die verschiedenen Signale vor – erstmals 1828 in Preußen. Die Postillione übten sie ein. Wer das Postsignal hörte, musste ausweichen.
Zur deutlichen Unterscheidung vom übrigen Reit- und Fuhrverkehr war die Kleidung der Postillione farbenfroh. Diese Farbenpracht entsprang auch dem Geltungsbedürfnis der Landesfürsten in der ersten Hälfte des 19. Jhs und war in ihrer Vielfalt sichtbares Zeichen deutscher Kleinstaaterei.
Die Schnittgestaltung entsprach zumeist der einer militärischen Uniform. Im Sachsen des 19. Jhs trug der Postillion beispielsweise eine Reitjacke (Kollet) in den Hausfarben der Wettiner: Hellgelb mit kornblumenblauem Kragen, aufgeschlagenen Schößen, Schulterklappen und Achselwülsten. Sie war in Farbe und Schnitt den Livreen der sächsischen Hofbediensteten sehr ähnlich.
Mit der Gründung des Deutschen Reiches im Jahre 1871 wurde die Verwaltung der Post zentralisiert und die Kleidung der Mitarbeiter vereinheitlicht. Die Dienstuniform glich im Schnitt dem preußischen Uniformrock und trug die Farben der preußischen Post: Dunkelblau mit orangefarbenen Akzenten. Diese Farbkombination ging auf den preußischen König Friedrich I. zurück. Dessen Uniformvorschrift für Postbeamte – etwa um 1703 erlassen – kleidete die Bediensteten in dunkelblaue Tuchröcke mit orangefarbenem Kragen. Die Wahl der Farbe Orange mag Zufall gewesen sein, könnte mit der Wappenfarbe der Oranier in Zusammenhang gestanden haben oder sollte das Unterscheidungsmerkmal zur preußischen Infanterieuniform (mit roter Auszier) bilden. Um Verwechselungen mit dieser vorzubeugen, betonte die Reichspost in einer Bestimmung von 1879 die Farbe Orange: Sie erschien im dreiteiligen, orange-schwarzblau-orangefarbenen Streifen an Kragen und Mütze.