Wer einmal den Entschluss zur Auswanderung getroffen hat, begibt sich auf eine oft gefährliche Reise ins Ungewisse. Die Malerin Antonie Volkmar (1827-1903) veranschaulichte mit ihrem Gemälde "Abschied der Auswanderer" von 1860 die Endgültigkeit einer solchen Entscheidung. Mehrere Generationen sitzen in einem Boot, während die Ruderer dem startbereiten Segler zustreben, an dessen Heck die US-amerikanische Flagge gehisst ist. Nur das Nötigste konnte von Zuhause mitgenommen werden. Für alle an Bord nimmt das Dasein eine entscheidende Wendung mit ungewissem Ausgang. Der Alte faltet die Hände zum Gebet. Zukunftsangst, Skepsis, Bedenken oder Trauer spiegeln sich in den Gesichtern der Auswanderer wider. Als das Bild entstand, berichteten deutsche Zeitungen regelmäßig über Auswanderer und ihre Erlebnisse in Nordamerika. In Bremerhaven schifften sich 1860 über 30.000 Menschen ein, in Hamburg 13.000. Untergebracht waren die Auswanderer in meist überfüllten Zwischendecks, die nach einer Hamburger Verordnung von 1850 nur 1,72 Meter hoch sein mussten. Jeder Auswanderer hatte Anspruch auf 1,88 x 0,63 Meter, die als Schlaf-, Ess- und Aufenthaltsfläche diente. Die kümmerlichen hygienischen und medizinischen Bedingungen ließen die 40- bis 80-tägige Überfahrt oft zur Qual werden. Erst mit dem vermehrten Einsatz von modernen Dampfschiffen in den 1890er Jahren verkürzte sich die Reisezeit auf 10 bis 14 Tage.
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Alltagsleben
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