Die bürgerlich-demokratischen Bewegungen im sogenannten Vormärz forderten mehr Beteiligung an politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entscheidungen. Dem Bedürfnis nach mehr Information über diese Bereiche kamen zahlreiche neugegründete Zeitungen nach. Sie wurden, trotz der Behinderungen durch die staatliche Zensur, Sprachrohr liberaler und demokratischer Gruppen. Aus der Tradition der Salons und Lesegesellschaften der Aufklärung entstanden nach 1830 die Leserunden, die - je nach sozialem Umfeld - meist in Wirtshäusern, Cafés oder auch privaten Salons zusammenfanden, um gemeinsam die politische Lage zu diskutieren. Im Unterschied zu ständischen Verbänden war eine Mitgliedschaft in diesen Vereinen freiwillig und nicht vom gesellschaftlichen Stand abhängig. Schon um 1800 gab es im Deutschen Reich 500 Lesegesellschaften. Das Gemälde des in Dresden tätigen Heinrich Lukas Arnold zeigt eine Gruppe eifrig lesender Männer, die sich in einer Stube getroffen haben. Der Hausherr- als Einziger ist er, links im Bild, mit Hausrock bekleidet - ist ebenso in die Lektüre vertieft wie seine zahlreichen Gäste. Der Lesestoff scheint vielfältig zu sein. Doch erweckt die Herrenrunde nicht den Eindruck, politisch aktiv werden zu wollen. Sie erscheint hier mehr wie eine Karikatur von Vertretern der Maxime "Ruhe und Ordnung" aus der Biedermeierzeit, als dass man von ihr Protest oder gar Revolte erwarten könnte. Arnold war von 1827 bis 1836 Student an der Akademie in Dresden, wo er ab 1831 stets auf Ausstellungen vertreten war. Auch sein "Lesekabinett" wurde dort 1844 gezeigt.
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Vormärz und Revolution 1815-1849
Der Deutsche Bund
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